Unselbstständige Studenten im Labor - was tun?
Ich arbeite seit einer Weile in einem biochemischen Labor, bin aber in das Arbeiten in einem chemischen Labor gewöhnt. Die Umstellung war aber kein großer Aufwand, denn es gibt in einem biochemischen Labor deutlich weniger Gefahren und weniger zu lernen. Neu sind im Grunde nur die genetisch veränderten Organismen.
Nun habe ich seit einer Weile aber eine menschliche ''Klette''. Eine Studentin die ebenfalls aus der Chemie kommt klebt quasi rund um die Uhr an mir. Sie kommt im biochemischen Labor nicht klar und macht dort derzeit ihre Bachelorarbeit. Sie fragt mich bei jedem Arbeitsschritt um meine Meinung und möchte angeleitet werden.
Es reicht auch nicht, dass ich ihr sage sie soll nach Skript vorgehen. Sie kommt dann nach zwei Minuten wieder und fragt wo sie denn X reinschmeißen soll, weil im Skript ein leicht abgeänderter Begriff für X genutzt wurde. Ob sie denn wirklich 4 ul nutzen soll, wie im Skript steht? Ob in meiner Pipette 0,3 ul auch so wenig aussehen würden? Wie hätte ich denn meine Nährböden beschriftet?
Mir fehlen wirklich die Worte, wie kann man als Bachelorstudent so unselbstständig sein? Ich würde auch gerne dem Professor etwas sagen, der sie betreut. Dann würde er aber sicherlich ein Auge auf sie haben und damit hätte ich sie bloß gestellt. Wie würdet ihr euch an meiner Stelle verhalten? Würdet ihr die menschliche Klette einfach ertragen? Ihrem Betreuer Bescheid sagen, auch wenn es negative Konsequenzen hat?
Wenn mir jemand auf den Geist geht, dann kriegt er das in der Regel sehr schnell mit. Ich kann Kletten überhaupt nicht vertragen und werde dann recht schnell verhaltensflexibel. Was eigentlich der richtige Weg wäre, ihr direkt zu sagen, dass sie mit ihrem Gerümpel allein zusehen soll, wie sie fertig wird und dass du nicht ihre Mama bist. Das jetzt allerdings mit rosa Schleifchen und Zuckerguss.
Ich meine, die Studentin schreibt doch gerade ihre Bachelorarbeit. Es ist schon längst überfällig, dass sie Selbstständigkeit gelernt hat. Ich würde hier auch die Bremse ziehen und ihr versuchen, freundlich aber bestimmt klarzumachen, dass sie lernen muss, alleine klarzukommen und ihre Probleme selbst zu lösen. Es kann schließlich nicht immer jemand da sein und ihr alles vorkauen. Wenn sie so dermaßen unselbstständig ist, ist ein Studium vielleicht auch nicht das richtige für sie. Wie lernt sie denn dann für Klausuren? Lässt sie sich da auch alles vorkauen?
Es gibt ja nicht nur das Ertragen der "Klette" oder das Bescheidsagen beim Prof. Wie wäre es denn mit einer Lösung dazwischen? Sage ihr doch, dass du ihr nicht helfen willst und sie dich nicht immer fragen soll. Oder hast du das schon gemacht? Zum Prof. würde ich nicht gehen. Das ist Petzen und außerdem finde ich das zu gemein.
Ich würde ihr an deiner Stelle sagen, dass sie so eben nichts lernen kann und ihrem Bildungsgrad entsprechend schon auch weiter sein müsste. Das ist ehrlich und du hast sie nicht verpfiffen. Sie wird dir nach so einer Ansage sicherlich erst mal ein bisschen aus dem Weg gehen. Sollte sie dies nicht tun, musst du eben noch mal mit ihr reden und noch deutlicher werden. Wenn sie es dann immer noch nicht merkt, kannst du sie immer noch anschwärzen.
Ich würde in dem Moment nicht den betreuenden Professor ansprechen, weil ich das auch nicht gut fände, die andere Studentin quasi zu verpfeifen. Aber ich verstehe es trotzdem sehr gut, dass es dich nervt, wenn jemand so unselbstständig ist und ständig die einfachsten Dinge fragt. Ich würde ihr auch einfach sagen, dass es so nicht geht und dass du dich ja auch auf deine Arbeit konzentrieren musst, was nicht so geht, wenn du immer wieder von ihr abgelenkt wirst.
Ehrlich gesagt habe ich da schon ein wenig Verständnis für deine Kollegin. Auch wenn sie bereits bei ihrer Bachelorarbeit ist, finde ich, dass in Unis einfach keine Selbstständigkeit gelehrt wird. Das Meiste ist doch nur stupides Pauken und auswendig lernen. Das reicht in der Regel, um zumindest durchzukommen. Falls man sich nicht rechtzeitig um einen Nebenjob kümmert, bekommt man kein selbstständiges Arbeiten gelernt.
Über dieses Problem klagen übrigens zahlreiche Arbeitgeber. Sie beschweren sich, dass viele Bachelor Absolventen nicht selbstständig genug sind und nicht das nötige Fachwissen mitbringen. Danke Bologna, würde ich sagen.
Du hast ja schon Arbeitserfahrung mitgebracht, bevor du in dem Labor angefangen hast, deswegen ist es für dich vielleicht nicht so nachvollziehbar. Aber du kannst ihr ja einfach auf nette Weise mitteilen, dass du es für besser hältst, wenn sie den Rest alleine macht. Oft lernt man ja mehr, wen man ins kalte Wasser geschmissen wird. Das wird sie wahrscheinlich verstehen.
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