Unhöflich finden, wenn man auf Diät angesprochen wird?
Ich selbst versuche auch schon seit einigen Jahren Gewicht zu verlieren und bin jetzt, da meine Krankheit diagnostiziert wurde, endlich erfolgreich, dank der richtigen Medikamente. Die Pfunde purzeln nur grade so runter und ich freue mich jedes Mal, wenn eine alte Hose wieder passt. Vor allem aber freut es mich, wenn es anderen Leuten auffällt, dass schon wieder ein paar Kilogramm verschwunden sind und sie mich fragen, ob ich abgenommen habe. Dann wachse ich innerlich mehrere Zentimeter, weil ich weiß, dass es die Mühe wert ist und man die Erfolge sieht.
Eine Freundin von mir sprach mich jetzt aber darauf an, dass sie es teilweise unhöflich findet, wenn sie, die auch auf Diät ist, angesprochen wird, ob sie abgenommen hat. Sie fühlt sich dann immer ein wenig so, als wenn die Leute sie rückwirkend als dick oder hässlich bezeichnen, grade dann, wenn die Leute noch dran hängen, dass sie jetzt richtig gut aussehen würde und auf dem richtigen Weg ist. Sie fühlt sich dann immer auf den Schlips getreten und hätte es am liebsten, wenn niemand sie darauf ansprechen würde, sondern es einfach nur still und leise hinnehmen.
Ich finde, dass sie da ganz schön übertreibt. Die Leute meinen es in der Regel ja nur gut und wollen sie durch das Lob weiter anspornen und motivieren. Ich glaube, dass niemand da schlechte Absichten hat. Was meint ihr? Ist es euch unangenehm, wenn Leute euch darauf ansprechen? Oder freut ihr euch dann auch, dass man den Gewichtsverlust sieht?
Warum macht sie eine Diät? Weil sie sich früher mit dem alten Gewicht super schlank und attraktiv gefunden hat? Wahrscheinlich nicht. Wenn sie sich aber mit ihrem alten Gewicht nicht gut fand, warum ist es dann ein Problem wenn sie vermutet, das andere ihr zustimmen könnten? Wäre es nicht viel demotivierender wenn man eine Diät macht und niemand merkt es und die Leute, die es merken, finden, dass man früher genauso gut aussah?
Ich finde es auch eher unhöflich, wenn man auf eine Diät angesprochen wird. Da geht es mir aber gar nicht darum, ob man mich vorher hässlich oder unattraktiv fand, sondern ich verstehe den Sinn dahinter nicht. Ich habe mir auch einige Sachen anhören dürfen, auch wenn ich das gar nicht möchte und auch nicht großartig über mein Gewicht sprechen möchte. Immerhin gibt es dazu auch nicht besonders viel zu sagen, wie ich finde.
Aber manchmal muss ich mir anhören, dass mein Gewichtsverlust viel zu schnell war, dass der Jojo-Effekt kommen wird, dass ich krank aussehe oder mehr essen soll. Dabei bin ich noch nicht einmal untergewichtig. Ich habe mir auch anhören müssen, dass Männer es weiblich haben wollen und auch etwas zum Greifen haben wollen. Das mag vielleicht stimmen, allerdings war ich wirklich übergewichtig gewesen. Außerdem gehen mir die Begierden der Männerwelt auch am Allerwertesten vorbei.
Mir wurde auch unterstellt, dass ich von der "Fresssucht" in die Magersucht rutsche. Nein, ich möchte wirklich nicht mehr auf meine Diät angesprochen werden. Wenn man vorher übergewichtig war und ins Normalgewicht kommt, dann wirkt man für das Umfeld dünner, als man nicht. Das man sich um seine Gesundheit kümmern möchte, das will dann auch keiner hören. "Es reicht aber langsam, oder?" ist auch eine Frage, die nur noch nervt. "Nicht jeder muss gleich aussehen" oder "manche Menschen sind nicht fürs Dünnsein geschaffen".
Mittlerweile finde ich es unhöflich, wenn ich auf meine "Diät" angesprochen werde. Ich mag es einfach nicht, wenn ich die Nase von anderen in meinen Angelegenheiten finde. Ich bin nun wirklich nicht untergewichtig, weswegen ich mittlerweile einfach nur noch auf Durchzug schalte oder Gespräche beende. Irgendwann hat man es auch leid, wenn man sich für seine eigene Existenz rechtfertigen muss.
Ich habe auch schon abgenommen, wobei ich das aber nie als unhöflich oder respektlos empfunden habe, wenn ich darauf angesprochen worden bin. Denn seien wir ehrlich: es ist ja so gesehen nur eine Feststellung von Tatsachen und das Aussprechen von Fakten, wenn ich Komplimente über meine (jetzige) Figur bekomme. Wenn ich mich mit dem Ursprungsgewicht wohl gefühlt hätte, hätte ich doch nichts ändern müssen. Ich verstehe diese Logik nicht wirklich.
Es ist schwierig, wie man als Diätler auf die Diät angesprochen wird, dann zu reagieren. Da gibt es nämlich sehr unterschiedliche Typen von Mensch. Da gibt es die, denen das sogar gut tut, wenn man sie auf die Diät anspricht, weil das in ihren Augen ein Zeichen ist, dass man schon eine Veränderung rein optisch sieht. Eben weil schon 1-2 Kilo oder mehr runter sind. Manch einer braucht genau diesen Spruch so nach dem Motto „ey machst Du Diät?“ um sich selber zu motivieren.
Dann wiederum gibt es die Sorte Mensch, die das total unhöflich findet, jemanden überhaupt auf Gewichtszunahme oder Gewichtsabnahme anzusprechen. Zu der gehöre ich nicht direkt, aber ich möchte auch niemanden sagen, ey bist du aber fett geworden. Geht natürlich auch freundlicher, aber letzten Endes ist es immer dieselbe Kernaussage, dass derjenige dicker geworden ist und das finden viele eben nicht so super. Einige fühlen sich auch in ihrem Selbstbewusstsein, welches vielleicht ohnehin niedrig ist, derart gekränkt. Möchte ich denen auch nicht antun.
Manch einem ist es eben egal und manch einem nicht. Es kommt auf den Typ Charakter an und vor allem auch darauf, wie man sich selber sieht und akzeptiert. Ob ich fett war ( ich war es ) hat mich persönlich immer gestört. Mich konnte aber mit Sprüchen wie „Fette Sau“ bei Leuten, die mich nicht leiden konnten oder von Bekannten „hast Du zugenommen?“ niemand aus der Fassung bringen. Liegt aber daran, dass ich ein starkes Selbstbewusstsein entwickelt habe und was andere von mir denken, selbst wenn ich dem zustimmen würde, ist mir herzlich egal.
Dann gibt es aber genau die Sorte Mensch, die das nicht kann und dann kann ein falscher Satz zur Diät oder zum Thema Abnehmen und Zunehmen wirklich echt das Selbstbewusstsein ankratzen. Ich finde es also nicht direkt unhöflich, jemanden auf die Diät anzusprechen. Man sollte eben schauen, dass man die Person entsprechend kennt, um zu wissen, was man ansprechen kann oder nicht, um niemanden jetzt zu verletzten.
Ich selber bin durchaus empfindlich, was Ansprachen auf mein Gewicht oder meine Ernährung angeht, und habe das einfach nicht gerne. Ich will mich für das, was ich esse oder nicht esse, nicht vor anderen rechtfertigen müssen. Zudem bin ich der Ansicht, dass die eigene Ernährung einem selbst überlassen sein und nicht von außen ungefragt altklug oder vordergründig freundlich-beratend kommentiert werden sollte. Man mischt sich nun mal in Privatangelegenheiten anderer nicht einfach so ein, und dieser Themenbereich zählt für mich schon als privat.
Allerdings gehen Menschen auch ganz unterschiedlich mit Diäten um. Genug Leute tragen ihre Ernährungsumstellung wie ein Aushängeschild vor sich her, reiben jedem Bekannten und Kollegen bei der erstbesten Gelegenheit ihre bisherigen Erfolge und ihre "verbotenen Lebensmittel" unter die Nase, äußern sich herablassend über jedes Stück Schokolade, das ein anderer zu sich nimmt, und machen ein riesiges Drama aus ihrem Essverhalten.
Bei solchen Leuten kann man eigentlich gar nicht ignorieren, dass sie auf Diät sind und ich habe sogar oft den Eindruck, dass sie damit regelrecht nach Aufmerksamkeit streben und am liebsten über gar nichts anderes reden wollen. Wenn man auch nur eine Andeutung in Richtung Ernährung macht, folgt nicht selten ein zweistündiger Vortrag über die optimale Zusammensetzung der Nahrung, den täglichen Kalorienbedarf und seine Schwankungen im Laufe der Zeit sowie die besten Tipps und Tricks zum Einsparen von Fett und Zucker.
Manche wiederum handhaben das ganze eher diskret, kapseln sich beim Essen in der Mittagspause oder beim gemeinsamen Frühstück auch eher ab und erwecken den Eindruck, sich unbehaglich zu fühlen, wann immer das Thema Essen auf den Tisch kommt. Solche Menschen würde ich aus Taktgefühl auch nicht darauf ansprechen, weil sie wohl ihre Gründe dafür haben und sich anders verhalten würden, wenn dies nicht so wäre. Da nachzubohren finde ich einfach unhöflich.
Ich war bislang noch nicht in der Situation, dass ich selber abgenommen hätte, aber ich muss sagen, dass ich auch schon unterschiedliche Meinungen gehört habe, ob man andere Menschen darauf ansprechen soll, wenn man es bemerkt, dass sie abgenommen haben. Nicht immer steht ja auch der Wunsch dahinter, dass man abnimmt, sondern es können auch Krankheiten oder Medikamente der Grund dafür sein und daran möchten die Personen sicher nicht erinnert werden.
Gerade dann, wenn man direkt sagt, dass die Person nun aber gut aussieht, da sie einige Pfunde weniger auf den Rippen hat, kann ich mir schon vorstellen, dass sich das komisch anfühlt. Aber ich denke auch, dass sie das selber doch auch so empfindet und daher würde ich so einen Kommentar auch eher als Ansporn werten und denke nicht, dass jemand das böse meint, wenn er deine Freundin darauf anspricht. Trotzdem bin ich selber mit solchen Kommentaren lieber vorsichtig.
Ich finde es eher normal, dass manchen Menschen eben auffällt, wenn jemand abgenommen hat und diese auch danach fragen. Das ist doch fast schon Standard. Außerdem sind doch auch viele stolz darauf, wenn sie an Gewicht verloren haben und freuen sich sogar, wenn das anderen Menschen auffällt. Ich finde das nicht schlimm und denke, dass die Person lieber darauf angesprochen wird, ob sie eben abgenommen hat, statt danach gefragt zu werden, ob sie zugenommen hat.
Unhöflich ist vielleicht nicht ganz das richtige Wort. Ich finde es in den allermeisten Fällen taktlos und krude, jemanden auf die Körperform anzusprechen. Es betrifft mich ja selber überhaupt nicht, und ich finde auch nicht, dass Speck oder der Mangel desselben am Körper ein angenehmes und unterhaltsames Small-Talk-Thema abgibt.
Für mich ist es, von den üblichen Ausnahmen abgesehen, fast schon übergriffig, wenn es sich nicht gerade um beste Kumpel oder Familienmitglieder handelt, bei denen man weiß: Die machen ständig Diät oder rennen ins "Fitti" und freuen sich, wenn man so tut, als würde man sich dafür interessieren, ob ihr Hintern noch die Ausmaße einer Mülltonne hat oder nicht mehr.
Und vor allem: Was macht man, wenn man gerade zum überschwänglichen Lob angesetzt ("Hast du abgenommen? Du siehst toll aus! Lass dich anschauen! Was ist dein Geheimnis?!") hat, und die lange nicht gesehene Schulfreundin bemerkt mit einem schmerzlichen Lächeln: "Danke, der Tumor tut, was er kann!" oder "Schon ganz erstaunlich, was zwei Meter Dünndarm weniger bewirken, nicht wahr?" Dann schaust du blöd und verfluchst dich dafür, ausgerechnet das buchstäblich allerplumpeste Kompliment überhaupt herausgekramt zu haben.
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