Ungern zum Schneider gehen, wegen Körperkontakt?

vom 09.09.2016, 18:04 Uhr

Ich muss sagen, dass ich kein besonders offenherziger Mensch bin, was Kleidung angeht. Auch finde ich es eher unangenehm, wenn ich mich vor Fremden umziehen soll. Ich hatte bisher meist Glück und hatte nette Verkäuferinnen bei den Gelegenheiten, zu denen ich ein besonderes Kleid brauchte, was nur mit solche Einzelberatung möglich war.

Ich habe bisher meist eine Bekannte gefragt, ob sie mir Kleidung enger oder um nähen kann, wenn dies nötig war. Ich hatte da zwar auch Hemmungen, aber nicht so viele wie woanders. Ich finde es dann auch unangenehm, wenn jemand Fremdes die Kleidung an mir absteckt oder zurecht zupft. Da war ich immer froh, dass ich meine Bekannte hatte. Nun zieht diese aber weg und ich denke, dass ich mir dann zukünftig einen anderen Schneider suchen muss. Mich graut es ehrlich gesagt davor, da ich mich da wirklich doch eher schwer tue.

Habt ihr es auch nicht gerne, wenn ihr zum Schneider müsst und dort dann so enger Körperkontakt besteht? Oder macht euch das gar nichts aus? Was meint ihr, woher dieses unwohle Gefühl kommt, wenn jemand dann die Kleidung absteckt und ähnliches?

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» Nelchen » Beiträge: 32238 » Talkpoints: -0,25 » Auszeichnung für 32000 Beiträge



Ich habe keine Probleme mich auszuziehen wenn Fremde dabei sind. Was soll auch passieren, meistens sind es ohnehin Frauen und die haben selbst nichts was ich nicht auch habe. Bei Männern mache ich auch keinen Unterschied aber das mag daher kommen, dass ich Jahrelang in einer Männerumkleide neben den Kollegen stand und mich dort zweimal am Tag umgezogen habe. Das Enthemmt doch ein wenig und die meisten meiner alten Kolleginnen hatten damit ebenfalls kein Problem.

Schneider bin ich sogar sehr häufig, da ich nur selten etwas im Laden kaufen kann was mir am Ende auch passt. Durch meine muskulösen Beine brauche ich die Hosen eine Nummer größer, die dann aber am Bund und an den Beinen unten zu weit sind. Entsprechend muss das dann geändert werden und auch mit meinem breiten Kreuz passe ich einfach nicht in jedes Kleidungsstück hinein, damit es hinterher noch Vorteilhaft aussieht. Gerade Blusen erinnern dann doch eher an einen Hulk oder einen nassen Sack wenn es zu groß gekauft worden ist. Auch dort habe ich keine Hemmungen.

Das Anfassen und berühren dabei ist nicht das Problem, da ich darauf eingestellt bin, dass es dort eben passiert. Das ist auch nichts unsittliches sondern hängt einfach mit dem Job zusammen den die Schneider machen. Das geht halt nicht ohne Körperkontakt wenn man hinterher gut sitzende Kleidung haben möchte und dafür habe ich auch Verständnis. Die meisten sind ohnehin bemüht, den direkten Körperkontakt doch so gering wie möglich zu halten und noch nie hat mir eine Schneiderin ihren Ausschnitt ins Gesicht gedrückt oder ein männlicher Schneider sich so dicht hinter mich gestellt, dass ich seinen Penis schon im Rücken spüren konnte.

Ich muss aber auch dazu sagen, dass ich ein nicht gerade kleines Selbstbewusstsein habe und ich auch mit meinem Körper zufrieden bin so wie er ist. Wenn man das nicht ist oder auch eher weniger Selbstbewusstsein hat, dann sind die Hemmungen vermutlich deutlich größer und man sieht viele Probleme an den Stellen an denen eigentlich keine sind und macht sich einfach unnötig Gedanken. Niemand ist perfekt und wenn der Schneider meine Dellen auf der Haut sieht dann ist das halt so, er ist sicherlich auch nicht ohne Makel.

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» Sorae » Beiträge: 19435 » Talkpoints: 1,29 » Auszeichnung für 19000 Beiträge


Wenn man generell verklemmt ist, was wahrscheinlich vor allem an der Erziehung und einer religiöser Indoktrination liegt, wird man dagegen wenig machen können oder es wird jedenfalls sehr schwer sein sich von dieser Denkweise zu befreien. Es bringt auch absolut nichts einem verklemmten Menschen zum Beispiel zu sagen, dass der Hautarzt jeden Tag nackte Menschen sieht und durch die Lupe betrachtet, er wird sich bei der Untersuchung trotzdem nicht wohl fühlen.

Wenn jemand anders an mir Kleidung absteckt habe ich aber immer Angst gestochen zu werden, wahrscheinlich weil ich mich selber schon oft genug mit Stecknadeln gestochen habe. Nur ist es natürlich völlig kontraproduktiv wenn man unruhig wird wenn jemand mit einer Nadeln nah am Körper arbeitet, deshalb muss ich mich dann schon mal selber ermahnen ruhig stehen zu bleiben.

Als "engen Körperkontakt" würde ich es übrigens nicht bezeichnen wenn mir jemand einen Saum absteckt oder hinten an der Bluse zwei Abnäher markiert. Schließlich bin ich dabei angezogen und habe in meinem Leben auch schon viele deutliche engere Körperkontakte gehabt.

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» Cloudy24 » Beiträge: 27476 » Talkpoints: 0,60 » Auszeichnung für 27000 Beiträge



Ich glaube das hängt ein wenig mit der Routine zusammen. Vor meiner Gynäkologin habe ich mittlerweile keine Probleme mehr, mich auszuziehen, schließlich habe ich ja nichts, was ich nicht habe und ich bin schon seit Jahren bei ihr. Das macht die Untersuchung natürlich nicht angenehmer, aber ich schäme mich nackt nicht vor ihr und wenn ich da schon keine Probleme habe, wüsste ich nicht, warum ich mich bei einem Schneider schämen sollte.

Bei meinem Schneider ist es so, dass es eine kleine Umkleidekabine gibt, sodass man sich dort umziehen könnte, wenn etwas abgesteckt werden muss. Die Kabine ist extra da, damit nicht jeder alles sehen kann. Denn die Schneiderstube ist offen gestaltet mit einer Glastür mitten in der Innenstadt und es kommen oft Kunden mit Änderungswünschen herein, sodass man sich in der Umkleidekabine einfach ungestört umziehen kann, wenn man nicht möchte, dass der ganzen Welt der halbnackte Hintern präsentiert wird.

Vielleicht liegt es auch an meiner Prägung seit der Teenagerzeit, dass ich da keine Probleme mit habe. Meine Mutter näht sehr gerne und da wir dieselbe Größe haben und eine ähnliche Figur trotz mehrerer Jahrzehnte Altersunterschied, habe ich oft für die Anprobe bereit gestanden und sie hat oft den Stoff an mir abgesteckt und dergleichen. Sie hat mir ab und an auch mal was genäht und dass sie mich da braucht, ist ja logisch. Die Kleidung soll ja auch sitzen. In dieser Hinsicht bin ich also recht abgehärtet und mich würde das auch nicht stören, wenn ein männlicher, vollkommen fremder Schneider an meiner Brust herumwerkeln würde, um da Stoff abzustecken. Das gehört schließlich zu seinem Job und anders kann er die Arbeit ja auch nicht machen.

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» Täubchen » Beiträge: 33305 » Talkpoints: -1,02 » Auszeichnung für 33000 Beiträge



Geht es denn hier überhaupt um Scham oder eher um das Eindringen eines fremden Menschen in die eigene persönliche bzw. intime Zone? Ich kann den Unwillen mit dem Gang zum Schneider nachvollziehen, zum Glück war das auch noch nie nötig für mich, abgesehen vom Einnähen eines neuen Reißverschlusses. Aber die Vorstellung, dass jemand so nah bzw. direkt an mir rumfummelt, mag ich auch nicht sonderlich.

Ich gehe aber auch nicht gerne zum Frisör und würde auch niemals freiwillig zur Fußpflege oder ähnlichem gehen. Mit Scham hat das überhaupt nichts zu tun, an meinen Körper sieht alles durchschnittlich okay aus, keine Auffälligkeiten zu vermelden, ungeachtet dessen mag ich es trotzdem nicht. Außerdem bin ich manchmal ein ungeduldiger Mensch, diese Notwendigkeit zum längeren Stillstehen könnte mich stressen, aber darum geht es ja hier nicht.

Vermutlich würde ich meine Entscheidung für oder gegen einen Besuch beim Schneider davon abhängig machen, wie wichtig mir das umzunähende Kleidungsstück ist und auch wie sympathisch mir der Schneider oder eben die Schneiderin ist, wobei ich vermutlich auch eher eine Frau präferieren würde. Sehr unangenehm wäre es mir, wenn ich den Menschen irgendwie komisch, seltsam oder latent unfreundlich fände, dann könnte das Ganze regelrecht in Stress ausarten.

» Verbena » Beiträge: 4982 » Talkpoints: 0,00 » Auszeichnung für 4000 Beiträge


Der fremde Mensch kommt einem in dieser Situation natürlich sehr nahe. Wenn man dann nicht ganz mit sich zufrieden ist oder wenig Selbstbewusstsein hat, dann kann das eine sehr unangenehme Sache sein, was ich auch nachvollziehen kann.

Dennoch ist es ja nur eine Dienstleistung und gerade als Schneider hat man den ganzen Tag mit Menschen zu tun und deswegen wird man auch niemanden bewerten oder sich das Ganze auf eine sexuelle Art und Weise ansehen.

Ich habe damit absolut kein Problem. Wenn etwas geändert werden muss, dann ist es so und dann lasse ich es machen. Wozu sollte ich mich auch schämen? Ich bin ich und ich stehe zu mir, weswegen mir der Körperkontakt zu einem Schneider auch nicht unangenehm ist. Man weiß ja auch wofür man das macht und so schlimm ist es ja auch nicht. Im Schwimmbad würden die Leute ja auch nicht mehr oder weniger von einem sehen.

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» Ramones » Beiträge: 47746 » Talkpoints: 6,02 » Auszeichnung für 47000 Beiträge


Ich finde jede Form von professionellem Körperkontakt wie bei Ärzten, Friseuren, Hand- oder Fußpflegern und Schneidern nicht unangenehm. Das stört mich nicht. Dagegen mag ich volle Aufzüge oder überfüllte Busse und Bahnen nicht sehr. Selbst wenn alle Hände da bleiben, wo sie hin gehören und sich niemand an einem reibt, ist es doof, rundherum Ganzkörperkontakt zu haben.

» cooper75 » Beiträge: 13429 » Talkpoints: 519,52 » Auszeichnung für 13000 Beiträge



Ich war bisher nur bei Schneiderinnen und da hatte ich überhaupt keine Probleme, wenn mir diese die Kleidung abgesteckt hatten und mir dabei natürlich auch recht nahe kamen. Ich finde das nicht schlimm, weil die Leute eben einfach nur ihren Job machen. Ich denke mal, dass man sich daran auch gewöhnt, wenn man vielleicht öfter zu der gleichen Schneiderin geht und sich dann auch unterhält und es vielleicht gar nicht mehr so mitbekommt, dass da gerade etwas abgesteckt wird.

» Barbara Ann » Beiträge: 28945 » Talkpoints: 58,57 » Auszeichnung für 28000 Beiträge


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