Ungerecht, wenn jemand Abschlüsse durch Fernstudium bekommt?

vom 10.07.2015, 14:56 Uhr

Eine Bekannte von mir holt nun ihr Abitur nach, wobei sie das per Fernstudium von zu Hause aus macht. Wir haben uns ein wenig darüber unterhalten, wobei sie meinem Freund und mir das System erklärte. Sie meinte, dass sie alle Bücher und Unterlagen nach Hause geschickt bekommen würde und dort dann eben lernen müsste. Auch die Klausuren müsste sie zu Hause schreiben. Nur zu den Abiturprüfungen müsste sie dann eben irgendwohin reisen. Ansonsten könnte sie sich mit dem Abschluss recht lange Zeit lassen und sich ihr Lernpensum immer selbst einteilen.

Mein Freund war dann richtig entsetzt, da er meinte, dass er das ungerecht fände. Immerhin könne sie sich bei den Klausuren ja jederzeit helfen lassen und auch währenddessen in den Unterlagen nachschauen. Referate würde es nicht geben, genauso wenig wie mündliche Noten und auch keinen Sportunterricht. Mein Freund meinte, dass es einfach ungerecht den "richtigen" Abiturienten gegenüber wäre.

Findet ihr es auch ungerecht, wenn jemand seinen Schulabschluss einfach per Fernstudium macht, während ihr dafür die Schulbank drücken musstet? Ist das Fernstudium überhaupt so leicht, wie mein Freund sich das vorstellt?

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» Prinzessin_90 » Beiträge: 35273 » Talkpoints: -0,01 » Auszeichnung für 35000 Beiträge



Man kann sein Abitur auch ganz ohne irgendwelche Referate schreiben. Man kann an jedem Gymnasium eine Nichtschülerprüfung machen und damit sein Abitur schreiben. Wobei man dann in mehr Fächern geprüft wird, ich glaube in 8 Fächern.

Unfair finde ich das nicht, weil man beim Abitur an einer Schule den klaren Vorteil hat, dass man noch mal nachfragen kann und man sich das zu Hause eben alles mühevoll selber erklären muss. Zudem hat man dadurch sicherlich auch nicht mehr Zeit, weil man sich mehr Dinge selber beibringen muss und das einfach Zeit kostet.

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» Ramones » Beiträge: 47746 » Talkpoints: 6,02 » Auszeichnung für 47000 Beiträge


Ich gehe davon aus, dass die Klausuren dann schon so gestellt sind, dass sie sich nicht einfach helfen lassen kann. Wie auch immer das dann aussieht. Aber ungerecht finde ich das nicht. Schließlich muss sie alles zu Hause erarbeiten und unglaublich viel Zeit dafür aufwenden. Wer sein Abitur auf normalem Wege absolviert, bekommt den Stoff doch von den Lehrern aufbereitet erklärt.

» GoroVI » Beiträge: 3187 » Talkpoints: 2,66 » Auszeichnung für 3000 Beiträge



Was soll daran unfair sein? Keine der daheim geschriebenen Klausuren fließt in die Prüfung ein. Bei diesen Fernlehrgängen zählt wie bei der von Ramones beschriebenen Prüfung für Nichtschüler nur die Leistung in der letzten Prüfung.

Ich habe genau diese Prüfung gemacht, allerdings habe ich mich allein vorbereitet. Es ist nicht simpel, vier Klausuren und vier mündliche Prüfungen über den gesamten Stoff der Oberstufe in 8 Fächern mit guten Ergebnissen abzuschließen. Du hast nur diese Chance, es gibt keine Vornoten. Und anders als bei seinen Lehrern sieht man die Prüfer in den mündlichen Prüfungen das erste Mal.

Bei den Klausuren kannst du in eine mündliche Nachprüfung. Bei den mündlichen Prüfungen steht die Note nach 30 Minuten Vorbereitung, wo man das Thema zu ersten mal sieht und 30 Minuten Prüfung. Versemmelt ist dann versemmelt. Und natürlich hat man nur 2 Versuche, wie beim Abitur üblich.

» cooper75 » Beiträge: 13423 » Talkpoints: 517,99 » Auszeichnung für 13000 Beiträge



Irgendwie finde ich das schon komisch, wenn jemand keine reguläre Schule durchläuft, nicht den Zeitdruck von regelmäßigen Klausuren hat, keine Referate halten muss, keine Hausaufgaben machen muss, sich nicht mit seinen Mitschülern herumärgern muss. Wer all das auslassen kann, hat der dann wirklich ein vollwertiges Abitur? Unfair finde ich das schon, man mogelt sich um vieles herum, was normale Schüler erdulden müssen.

» Zitronengras » Beiträge: » Talkpoints: Gesperrt »


Ich hole das Abitur per Fernstudium nach, zumindest teilweise. Ich muss alle acht Wochen zu den Prüfungen fahren und diese in der Schule selbst ablegen. Die Zulassungen zur Prüfung kann ich zu Hause absolvieren. Den Stoff muss ich mir größtenteils alleine erarbeiten, die Lehrer sind so fair und bieten während den Zyklen immer zwei Kurse an, die man besuchen kann.

Ich weiß nicht, was unfair gegenüber anderen Abiturienten sein soll? Ich hole mein Abitur neben meinem Vollzeitjob nach, sprich ich pauke den Stoff am Abend durch. Das ist schon harter Tobak und ich bin teilweise echt fix und alle, wenn ich meinen Tag hinter mir habe. Ihr müsst auch bedenken, dass man sich den Stoff größtenteils ohne fremde Hilfe aneignen muss und nicht alles nachfragen kann.

Am Ende schreibt man die reguläre Prüfung und man kann sich zwar durch die Aufgaben mogeln, aber das funktioniert in der regulären Schule ebenfalls. In der Endprüfung kann man nicht mehr mogeln und da muss der Stoff genau wie bei den normalen Abiturienten sitzen. Ich muss am Ende auch in acht Fächern ablegen, es könnten sogar mehr sein.

Bei meinem Kurs gehen übrigens die Noten der Hausaufgaben und der abgelegten Prüfungen in die Endnote mit ein, sprich sie bilden ein Abschlusszeugnis. Das Prinzip ist etwas anders wie bei den Fernkursen der SGD oder Ähnlichem, was daran liegt, dass ich im Ausland ablegen werde. Ich muss bei meinem Kurs übrigens auch Referate abliefern, die über das Bestehen oder Nicht-Bestehen eines Moduls entscheiden können.

Ich verstehe nicht, wie man sowas als unfair bezeichnen kann. Viele, die das Abitur in dieser Form ablegen, lassen es neben dem Job laufen und lernen in ihrer Freizeit. Ich kann nur sagen, dass mein Kurs nicht leicht ist, gerade weil ich ihn komplett in französischer Sprache absolviere. Und die Anstrengung, die dahinter steckt, ist nicht zu verachten. Natürlich kann man sich Zeit lassen, aber man muss auch bedenken, wie wenig Zeit viele Menschen haben, die solch ein Pensum absolvieren und die können nicht einfach aufhören zu arbeiten.

Deine Freundin hat es zu einfach erklärt. Wahrscheinlich hat sie auch tagsüber recht viel Zeit und kann in Ruhe lernen, jedenfalls kommt dies so rüber. Ich habe auch einige Menschen in meinem Kurs, die den ganzen Tag zu Hause sitzen und so wahrscheinlich bedeutend mehr lernen können. Aber die Arbeit wird dadurch ja auch nicht weniger, die Leistungen müssen trotzdem erbracht werden und in meinem Fernstudium entscheiden die Modul-Abschlussarbeiten über ein Weiterkommen.

» Wibbeldribbel » Beiträge: 12593 » Talkpoints: 12,89 » Auszeichnung für 12000 Beiträge


Diese ganze Diskussion von fair und unfair im Bezug auf Bildungsabschlüsse ist eigentlich ziemlich sinnlos. Selbst wenn einige Leute den Abschluss geschenkt bekommen haben, wieso sollte man selbst das als ungerecht empfinden? Es geht ja schließlich nicht nur um das Papier, sondern darum, etwas gelernt zu haben. Falls ein Abschluss nicht ausreichend würde, würde man das im Studium oder spätestens im Beruf merken.

Inzwischen ist es aber ja an vielen Stellen auch schon normal, dass man völlig ohne Hochschulreife studieren kann. Man braucht dafür teilweise nur noch eine Ausbildung und genügend Berufserfahrung. Das könnte man auch als ungerecht empfinden, aber wenn die das Studium trotzdem schaffen, dann kann man sich für die Leute doch nur freuen, oder?

Inzwischen gibt es sogar Studiengänge, in denen zum Beispiel Meister direkt in ein Masterstudiengang einsteigen können. Sie können also das komplette Bachelorstudium überspringen. Das könnte man auch sehr als ungerecht empfinden. Wenn man aber mit seiner vollen Ausbildung im Beruf nicht mehr auf die Reihe kriegt als der "Turbostudent", dann hat das nichts mit der Ungerechtigkeit der Abschlüsse zu tun, sondern nur, dass man mit seiner besseren Ausbildung nicht umzugehen weiß. Oder man real im Studium weniger mitgenommen hat, als man gedacht hat.

Ich weiß außerdem aus eigener Erfahrung, dass ein Fernstudium sehr anstrengend sein kann. Ich habe großen Respekt vor jedem, der so etwas durchzieht. Das ist viel härter als sich einfach jeden Tag ein paar Stunden in die Schule zu setzen und gemütlich das Wissen aufnehmen zu können.

» Weasel_ » Beiträge: » Talkpoints: Gesperrt »



Ich habe noch nie darüber nachgedacht, ob es fair oder unfair ist, wenn jemand einen Abschluss im Fernstudium macht, anstatt zur Schule oder zur Uni zu gehen. Letzten Endes sind die Abschlussprüfungen am Ende doch die selben, und wie man nun dahin kommt, den entsprechenden Stoff zu lernen, interessiert mich nicht wirklich.

Bei den meisten, die beispielsweise das Abi per Fernstudium machen, handelt es sich ja nicht um 18-jährige, die den ganzen Tag nichts zu tun haben und dann auch zur Schule gehen könnten, sondern um Leute, die andere Voraussetzungen haben als ein üblicher Gymnasiast. Deswegen kam ich noch nie auf die Idee, den Standardschüler mit Ablegern des Fernabis zu vergleichen und mich irgendwie benachteiligt zu fühlen, weil ich normal zur Schule gegangen bin.

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» CCB86 » Beiträge: 2025 » Talkpoints: 2,88 » Auszeichnung für 2000 Beiträge


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