Unfreundlichen Behinderten nicht so gerne helfen wollen?
Ich war heute einkaufen und habe im Laden eine sehr unfreundliche Frau im Rollstuhl getroffen. Diese hat zunächst den Weg zwischen zwei Gängen versperrt und macht auch keine Anstalten die Leute durchzulassen. Ein älterer Herr wurde sogar von ihr angemotzt. Später habe ich sie dann bei der Kühltheke gefunden, wo sie einen Käse haben wollte, der etwas höher im Regal lag. Sie hat dann einen jungen Mann dazu angewiesen, ihr diesen zu holen. Sie tat das in einem sehr herrischen und unfreundlichen Ton und schimpfte sogar, als der junge Mann nicht direkt wusste, welcher Käse gemeint war.
Ich muss zugeben, dass meine Hilfsbereitschaft vermutlich nicht so groß wäre, wenn eine behinderte Person mich derart unfreundlich um etwas bitten würde. Behindert zu sein ist keine Rechtfertigung andere Menschen anzumotzen und unfreundlich zu behandeln. Wie seht ihr das? Würdet ihr unfreundlichen Behinderten dennoch helfen oder auch mal nein sagen, wenn man euch so anschnauzen würde?
So ein Tonfall ist sicherlich nicht die feine Art, wenn man Hilfe von einem anderen Menschen möchte. Ich glaube aber, dass ich der Frau dennoch geholfen hätte und besonders freundlich zu ihr gewesen wäre. Ich finde es aber ansonsten unangebracht, wenn jemand um Hilfe bittet und dann so unfreundlich ist und sogar noch motzt und schimpft. Da macht es für mich auch keinen Unterschied, ob die Person ein Handicap hat oder nicht.
Eine Behinderung ist keine Entschuldigung für asoziales und unfreundliches Verhalten. Wenn ich etwas von jemandem möchte, dann bitte ich ihn freundlich darum und genau so erwarte ich das auch von jemandem, der etwas von mir möchte.
Wenn mich jemand respektlos, unfreundlich oder herrisch behandelt und mich anmotzt, kann er nicht mit meiner Hilfe rechnen. Und dabei ist es völlig egal, ob derjenige jung oder alt, groß oder klein, dick oder dünn, gesund oder behindert ist.
Wie woanders schon erwähnt lege ich an Menschen mit oder ohne körperliche Einschränkungen an sich die gleichen Maßstäbe an, was sozial angepasstes Verhalten angeht. Aber an sich bin ich je nach Tagesform schon relativ gutmütig und muss mich schon sehr über eine Person ärgern, um sie wirklich eiskalt stehenzulassen. Das ist zwar schon vorgekommen, aber wenn mich jemand anraunzt und ich ihm dennoch helfe, kann ich mich auf das moralisch hohe Ross setzen und mir gleich noch ein bisschen toller vorkommen.
Wenn ich halbwegs gut gelaunt bin, würde ich einer unfreundlichen Person, die dennoch offensichtlich auf meine Hilfe angewiesen ist, also betont überfreundlich und herablassend ihren Käse oder was auch immer reichen und ihr am besten noch weiterhin einen schönen Tag wünschen. Schließlich kann ich mich immer noch in dem Gedanken sonnen, dass ich nicht schon mit einem Bein im Grab stehe oder dass eine Kühltheke kein unüberwindliches Hindernis für mich darstellt. Sprich, mit allgemeiner Menschenfreundlichkeit und Hilfsbereitschaft hat das bei mir dann auch nicht mehr viel zu tun, aber im Endeffekt haben wir so alle etwas davon.
Ich denke, es kommt auf den Kontext an. Sicherlich ist es nicht schön, wenn man unfreundlich behandelt wird, wenn man nur versucht zu helfen. Aber man kann als Betroffener ja selbst meist gut erkennen, ob sich die Unfreundlichkeit gezielt gegen einen selbst richtet und ob das der Charakter ist, fehlende Erziehung oder ob die Ursachen woanders liegen.
Oftmals ist es ja so, dass Menschen dünnhäutiger reagieren, wenn sie gestresst sind, frustriert, wenn sie Schmerzen haben oder wenn andere Grundbedürfnisse nicht erfüllt worden sind. Das könnte ich als Helfer schon unterscheiden, ob sich dann gewisser Unmut gezielt gegen mich richtet, oder ob jemand nur ganz allgemein Dampf ablassen muss, weil es woanders nicht rund läuft. Ich kann da schon sehr gut feststellen, ob ich jetzt die Zielscheibe bin und reagiere entsprechend.
Wenn ich die Zielscheibe bin und jemand meint, sich an mir direkt abreagieren zu lassen, dann kontere ich entsprechend und verweigere die Hlife. Wenn ich jedoch merke, dass jemand nur mal irgendwo Dampf ablassen muss, bleibe ich freundlich und lächle und warte, bis der Anfall vorbei ist. So etwas dauert ja nie ewig und drei Tage, sondern hat irgendwann ein Ende.
Eine solche Frau hatten wir mal als Kundin bei uns im Betrieb und da bleibt einem ja nichts anderes übrig, als freundlich und hilfsbereit zu reagieren. Aber diese Frau habe ich auch mal im Supermarkt gesehen, wo sie ganz genauso war, wie du es hier beschrieben hast. Ich fand es schon erstaunlich, dass da niemand etwas gesagt hat und alle ihr geholfen haben.
Wenn sie mir befohlen hätte, ihr etwas zu geben, dann hätte ich wohl gesagt, dass ich das prinzipiell gerne machen würde, aber nicht in diesem Tonfall. Dann wäre ich gegangen. Wenn solche Menschen nicht auch mal Gegenwind bekommen, denken sie noch, dass das ja ihr gutes Recht ist, sich so zu benehmen. Das finde ich aber nicht, dass man als Behinderter automatisch unfreundlich sein darf.
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