Unbegründet ein schlechtes Gewissen haben?

Meiner Freundin ist irgendwie nicht mehr zu helfen. Sie sagt das selber so, daher sage ich den Satz mal genauso wie sie. Sie sagt immer, dass sie sich fühlt, als habe sie ein schlechtes Gewissen, aber sie findet keine Begründung dafür. Sie fühlt sich seltsam, der Körper etwas down und das Gefühl im Herzen sagt sie ist immer so, als wenn sie etwas getan hat, was sie jetzt bereuen müsste.

Letzten Endes gibt es so etwas eigentlich nicht. Sie hat nichts zu bereuen und weiß daher auch nicht, wieso sie sich ständig das Gefühl körperlich einredet, ein schlechtes Gewissen zu haben. Auch nach einer durchzechten Nacht ist es besonders schlimm. Sie weiß eigentlich noch alles von gestern, aber hat ein schlechtes Gewissen bis zum Ultimo. Ich kann ihr da natürlich nicht helfen, wie auch?

Nun wüsste ich mal gerne, ob es das wirklich sein kann, dass Menschen ein schlechtes Gewissen haben, obwohl sie nichts getan haben? Wie soll man dann denn sein Gewissen beruhigen, wenn es ja eigentlich nichts gibt, was einen beruhigen müsste? Man hat ja nichts getan.

Kennt ihr das? Wie würdet ihr reagieren oder was würdet ihr tun, dass dieses Gefühl eines schlechtem Gewissen endet?

Das ist ja mal ein kurioses Problem. Wenn das wirklich so besteht, weiß ich auch keine Lösung. Ich könnte mir aber denken, dass sie das Problem falsch interpretiert. Also dass sie kein schlechtes Gewissen hat, sondern ein anderes negatives Gefühl.

Wenn sie nämlich "einfach" depressiv ist, fühlt sie sich ja auch nicht gut. Vielleicht konnte sie es anfangs nicht benennen, inwiefern sie sich nicht gut fühlt und dann hat sie es eben mit einem schlechten Gewissen verglichen. Und daran hält sie jetzt fest, weil es immerhin ein bisschen konkreter ist als "nicht gut".

Ich würde ihr eigentlich dazu raten das mal mit einem Fachmann zu besprechen, normal finde ich das nämlich nicht. Mag sein, dass sie depressiv ist oder sonst irgendwie psychisch erkrankt, aber wegen einer durchzechten Nacht oder ohne Grund braucht man sicherlich kein schlechtes Gewissen zu haben. Ich kenne es aber durchaus von depressiven Menschen, dass das dann alles negativ bewertet wird und die meinen dann teilweise auch, dass sie es nicht wert sind Spaß zu haben.

Wieso sollte das nicht normal sein und direkt den Besuch bei einem Fachmann notwendig machen? Es gibt einfach Menschen die fühlen sich wegen allem und jedem direkt schuldig. In China fällt der Sack Reis um und hier sehen sich manche direkt als persönlich verantwortlich dafür und reden sich dann das schlechte Gewissen ein. Der Sack Reis könnte ja auch wegen ihren schlechten Gedanken und dem schlechten Gewissen umgefallen sein.

Insgesamt sieht es eher für mich aus, als wenn deine Freundin ein geringes Selbstbewusstsein hat und auch nur ein geringes Selbstbewusstsein. Gerade ein schlechtes Gewissen nach einer durchgemachten Nacht spricht doch dafür, dass jemand anderes damit nicht einverstanden wäre und nun das schlechte Gewissen sich meldet weil man es dennoch gemacht hat. Typisch ist so etwas eine Vorgabe der Eltern und vielleicht richtet sie sich unterbewusst doch mehr an diese Regel aus der Kindheit und die ganzen schlechten Gewissensbisse kommen daher.

Ich denke auch, dass man da nicht gleich zu eine Psychologen gehen muss. Ich denke, deine Freundin ist einfach ein Mensch, der sich viele Gedanken macht und es scheint einfach ihre Eigenart zu sein, das sie unbegründet ein schlechtes Gewissen hat oder sich wegen etwas schlecht fühlt.

Manche Menschen fühlen sich eben auch gleich schlecht, wenn sie sich denn mal etwas gönnen. Ich überlege auch oft, ob dieses oder jenes richtig war, was ich eben getan habe oder wenn ich mir mal etwas geleistet habe. Wenn das deine Freundin belastet, dann sollte sie vielleicht doch darüber nachdenken, ob ihr vielleicht jemand helfen könnte, sich eben besser zu fühlen. Aber wenn sie eben einfach so gestrickt ist und damit gut lebt, sehe ich da auch keine Notwenigkeit.