Umzug in Region wegen dortiger Mentalität ablehnen?

vom 11.12.2018, 22:29 Uhr

Jede Region hat ihre eigene Mentalität und die Menschen dort sind dadurch bedingt ja auch anders. Würdet ihr persönlich in eine Region ziehen, bei der ihr von vorne herein wüsstet, dass ihr die Mentalität der Menschen dort eher ablehnt und so gar nicht damit klar kommt? Oder wäre das für euch kein Hindernis? Wäre die Mentalität für euch ein Kriterium oder wären euch andere Faktoren wie bezahlbarer Wohnraum, Jobaussichten, Infrastruktur etc. viel wichtiger?

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» Täubchen » Beiträge: 33305 » Talkpoints: -1,02 » Auszeichnung für 33000 Beiträge



Vielleicht solltest du dir erst mal über deine Vorurteile Gedanken machen bevor du irgendeine Region und ihre Bewohner von vorne herein abschreibst?

Ich hätte sicher Probleme mit dem Klischee von Bayern, ich kann mit deren Religion nichts anfangen, finde die Traditionen merkwürdig, der Klischeebayer ist eher ein kauziger Charakter und dann sprechen die auch eine ganz andere Sprache als ich. Aber ich glaube nicht, dass die Klischees der Realität entsprechen. Wir haben 2018 und Bayern ist nicht isoliert vom Rest der Welt. Gerade Leute in meinem Alter werden von den Klischees sehr weit entfernt sein und etwa die gleiche Mentalität haben wie ich.

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» Cloudy24 » Beiträge: 27476 » Talkpoints: 0,60 » Auszeichnung für 27000 Beiträge


Ich finde die Bayern gar nicht so schlimm. :wink: Bei ihren Bräuchen und religiösen Traditionen sind sie sowieso nicht immer erpicht darauf, wenn "Zuagroaste" (Nicht-Bayern, die in Bayern toleriert werden) mitspielen wollen und über das Pittoresk-Ländliche kichern und im "Leben und Leben lassen" sind sie gar nicht so schlecht. Mich nerven eher der protestantische Arbeitsethos und die soziale Kontrolle, die über Scheibengardinen und Kehrwoche wacht und entscheidet, und die in meinen Augen eher die Schwaben verkörpern. Soviel also zu meinen Vorurteilen.

Aber wenn mir etwa ein Job in einer sächsischen oder mecklenburgischen Provinzstadt angeboten würde, würde ich auch ablehnen. Mein Lebensgefährte hat zwar einen deutschen Pass, aber braune Haut, und bei manchen "Vorurteilen" möchte ich lieber nicht am eigenen Leib erfahren, ob sie zutreffen oder nur üble Nachrede darstellen.

Da habe ich lieber Vorurteile und komme dafür ungeschoren davon. Ganz nutzlos ist das Schubladendenken bekanntlich auch nicht, und die Leute, die immer behaupten, völlig unvoreingenommen an alles heranzugehen, lügen sich auch nur in die eigene Tasche.

» Gerbera » Beiträge: 11332 » Talkpoints: 52,90 » Auszeichnung für 11000 Beiträge



Gerbera hat geschrieben:Aber wenn mir etwa ein Job in einer sächsischen oder mecklenburgischen Provinzstadt angeboten würde, würde ich auch ablehnen. Mein Lebensgefährte hat zwar einen deutschen Pass, aber braune Haut, und bei manchen "Vorurteilen" möchte ich lieber nicht am eigenen Leib erfahren, ob sie zutreffen oder nur üble Nachrede darstellen.

In punkto Mentalität wäre bei mir die Grenze erreicht, sobald sie sich in Form von ausgeprägtem Fremdenhass und Rassismus äußert. Aber ich denke, in diesem Fall wäre die Abneigung wechselseitig, weil man in solchen Gegenden ja auch als Zugezogener oft kein Bein auf den Boden bekommt. Da reicht oft schon das Nichtbeherrschen des lokalen Dialekts, um ausgegrenzt zu werden.

Solange in einer Region keine ausgeprägte Fremdenfeindlichkeit vorherrscht, habe ich mit den verschiedenen Mentalitäten eigentlich keine Probleme. Ich könnte mir durchaus ein Leben in den meisten Teilen Deutschlands vorstellen, wobei ich aufgrund persönlicher Vorlieben bevorzugt in einer Großstadt leben würde. Ich habe ja inzwischen sowieso fast alle Regionen Deutschlands bereist und fühle mich fast überall recht wohl, wobei ich insbesondere eine Vorliebe für den Norden entwickelt habe.

Was Bayern betrifft ist es übrigens so, dass das Bundesland ja immerhin größer als die Schweiz ist und es aus mehreren recht unterschiedlichen Regionen besteht, die unterschiedliche Dialekte und Traditionen pflegen. Den "kauzigen Urbayer" trifft man höchstens in Ober- oder Niederbayern an, eventuell auch noch im Allgäu. Im nördlichen Schwaben und in Franken haben die Menschen eine ganz andere Mentalität, sprechen andere Dialekte, sind zum Teil sogar Protestanten und es gibt Regionen mit Weinanbau statt Bierkultur.

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» lascar » Beiträge: 4482 » Talkpoints: 792,20 » Auszeichnung für 4000 Beiträge



Ich würde Rassismus jetzt nicht als Mentalität bezeichnen. Das Wort ist mir dafür einerseits zu harmlos und außerdem ist Rassismus doch selbst in den AfD Hochburgen nicht die vorherrschende Verhaltensweise. Für eine Mentalität wäre aber eine Mehrheit nötig und wahrscheinlich müsste die auch über einen längeren Zeitraum hinweg etabliert sein.

Trotzdem kann ich es natürlich sehr gut verstehen, wenn man sich als potentielles Opfer von Rassismus von Gegenden fern hält, in denen die Wahrscheinlichkeit größer ist, dass man zum tatsächlichen Opfer wird.

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» Cloudy24 » Beiträge: 27476 » Talkpoints: 0,60 » Auszeichnung für 27000 Beiträge


Ich bin vor fast 18 Jahren von dem niederrheinischen kleinen Städtchen in die ostwestfälische Provinz gezogen. Die Mentalität ist, obwohl es das gleiche Bundesland ist, so verschieden wie Feuer und Wasser. Während man am Niederrhein (bis auf wenige Ausnahmen) sehr aufgeschlossen ist, sind die "Ureinwohner" eher verschlossen und man sagt ihnen die westfälische Sturheit nach.

Und das habe ich auch schon selbst hier erlebt. Die Ostwestfalen sind stur und zurückhaltend. Sie bekommen, wenn sie einen nicht gut kennen den Mund nicht mal auf um "Guten Tag" zu sagen. Das macht mir hier bis heute noch zu schaffen, aber ich dulde diese Mentalität genauso, wie sie meine (hoffentlich) dulden.

Viele können aber nicht verstehen, dass eine Rheinländerin wie ich es bin, mit einem Sachsen verheiratet sein kann. Eine Freundin von mit ist Ostwestfälin und ebenfalls mit einem Sachsen verheiratet und das würde angeblich besser passen. Aber da ich und auch mein mann anpassungsfähig sind, hat das wohl kaum was zu sagen.

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» Diamante » Beiträge: 41749 » Talkpoints: -4,74 » Auszeichnung für 41000 Beiträge


Cloudy24 hat geschrieben:Vielleicht solltest du dir erst mal über deine Vorurteile Gedanken machen bevor du irgendeine Region und ihre Bewohner von vorne herein abschreibst?

Also wenn hier jemand Vorurteile hat, dann bist du das. Ich habe doch nie behauptet, dass ich in keine Gegend ziehen würde, wo ich eben vorher und ohne jede Erfahrung wüsste, dass ich mit der Mentalität nicht klar komme. Das hast du da nur reininterpretiert.

Für mich steht fest, dass ich nie wieder in Regionen ziehen würde, wo ich mal zwangsläufig vorübergehend leben musste und wo ich eben ganz genau weiß, dass die Mentalität inkompatibel ist mit mir. Das hat mit Vorurteilen nix zu tun. Überinterpretierst du schon aus Langeweile Worte, die so nie gesagt worden sind?

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» Täubchen » Beiträge: 33305 » Talkpoints: -1,02 » Auszeichnung für 33000 Beiträge



Diamante hat geschrieben:Die Mentalität ist, obwohl es das gleiche Bundesland ist, so verschieden wie Feuer und Wasser.

Mir persönlich geht es beispielsweise so, dass ich ausgerechnet mit der Mentalität meiner Herkunftsregion Niederbayern recht schlecht zurecht komme. Viele der Leute dort sind sehr ortsverbunden und haben eine zum Teil recht wortknappe Art zu sprechen. Lob und Komplimente werden sparsam verteilt, und es scheint oft die Regel zu gelten "Nicht geschimpft ist genug gelobt."

Selbst höchste Begeisterung wird oft nur durch ein zurückhaltendes "Passt schon" oder "war schon ganz gut" ausgedrückt. Auch Zuneigung unter guten Freunden wird oft nicht gezeigt. Wenn sich gute Kumpels begegnen, signalisiert man bei der Begrüßung gern coole Distanz, indem man eher aneinander vorbei schaut und dabei ein kurzes "Servus" murmelt (das lateinische Wort "Servus" ist ein beliebtes Grußwort in Bayern).

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» lascar » Beiträge: 4482 » Talkpoints: 792,20 » Auszeichnung für 4000 Beiträge


Täubchen hat geschrieben:Überinterpretierst du schon aus Langeweile Worte, die so nie gesagt worden sind?

Ich habe mich auf den ersten Satz von dir bezogen. Dort behauptest du, dass jede Region ihre eigene Mentalität hätte. Du sagst nicht, dass du jede Region Deutschlands kennst und, dass das deine ganz persönliche Erfahrung ist. Nein. So wie du das schreibst klingt das, als wäre das Fakt. Genauso als würde ich schreiben "jedes Land hat seine eigene Flagge". Du verstehst schon den Unterschied zwischen Fakten und persönlicher Meinung, oder?

Davon abgesehen - du verbringst hier Stunden damit ein neues Thema nach dem anderen zu eröffnen, aber ich habe angeblich Langeweile? Ist klar. :lol:

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» Cloudy24 » Beiträge: 27476 » Talkpoints: 0,60 » Auszeichnung für 27000 Beiträge


Ich würde einmal zuerst definiert haben wollen, ob die Mentalität spürbar und fühlbar ist, wenn ich mich nicht unbedingt sehr eng mit den dortigen Nachbarn beschäftigen muss. Also wenn in einer Region die Mentalität herrscht, dass Party bis in die Nacht gemacht wird und ich vom Lärm betroffen bin, dann kann mir der Job oder die Umgebung gar nicht so wichtig sein, da würde ich ablehnen.

So lange es aber mich nicht tangiert, also ich nicht belästigt werde, würde mich das auch nicht belasten, wenn die Leute dort eine andere Mentalität haben. Freundlich anderen gegenüber war ich schon immer, werde ich auch immer sein. Ich muss ja nicht mit allem und jedem gleich eine enge Beziehung aufbauen und kann dann so meine Ruhe und meinen Freiraum haben. Ich sähe da gar kein Problem darin.

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