Umziehen, wenn nur negative Erinnerungen an eine Stadt?

Eine Bekannte erzählte mir heute, dass sie in eine andere Stadt ziehen würde. Sie hätte bereits eine andere Wohnung und eine andere Arbeit gefunden, so dass dem Umzug nun nichts mehr im Weg stehen würde. Allerdings verwunderte es mich dennoch, da meine Bekannte eigentlich immer recht zufrieden mit ihrer bisherigen Wohnung und Arbeit war und ich gar nicht wusste, dass sie vorhatte, umzuziehen.

Meine Bekannte erzählte mir dann, dass sie sich aber in der Stadt einfach nicht mehr wohlfühlen könnte, da sie zu viele negative Erinnerungen daran hätte. Die Stadt würde sie an ihren Exfreund und an zerbrochene Freundschaften erinnern. Ebenso sei sie in der Stadt damals in der Berufsschule gemobbt worden und eine ehemalige Freundin von ihr sei in dieser Stadt gestorben. An all diese Erinnerungen müsste sie dabei immer denken, so dass sie sich nun davon lösen wollen würde.

Ich kann meine Bekannte gut verstehen. Gerade dann, wenn sie sich wirklich nicht mehr wohl fühlt und schon eine Arbeit in einer anderen Stadt gefunden hat, dann lohnt es sich wirklich, einen Neuanfang zu wagen. Seid ihr schon einmal umgezogen, weil ihr zu viele negative Erinnerungen an eure Stadt hattet?

Also ich bin bis jetzt nur 2x mit meinen Eltern umgezogen und dann 1x mit meinem Freund zusammen. Aber mit meinen Eltern war das 1x weil mein Vater woanders ein Jobangebot bekommen hatte & 1x weil wir uns da mit den Nachbarn nicht verstanden haben und es da nur Theater gab. Da wo wir jetzt wohnen leben wir seit 15 Jahren.

Mein Freund kommt aus einem Nachbarort und da leben wir jetzt zusammen. Ich habe auch schon negative Erfahrungen gemacht aber deswegen würde ich hier jetzt niemals wegziehen, denn genauso schöne Erfahrungen gab es hier. Außerdem habe ich hier alle meine Freunde, meine Familie und meine Arbeit.

Ich finde das offen gesagt ein wenig befremdlich. Ich halte nichts davon immer wegzulaufen nur weil irgendetwas passiert ist, was einem nicht passt. Was kommt als nächstes? Für mich hört sich das so an als würde deine Freundin zu der Sorte Menschen gehören, die dann bei negativen Erfahrungen im Winter direkt in die Tropen ziehen würden, wo es gar keinen Winter gibt. Ich finde das einfach nur kindisch. Alles hat seine guten und schlechten Seiten und ich finde, dass man nicht nur ausschließlich negative Dinge sehen sollte. Dann ist das Leben doch gar nicht mehr lebenswert und irgendwann rutscht man in die Depression ab.

Es mag zwar vielleicht wirklich kindisch wirken, aber ich kann die Entscheidung deiner Freundin nachvollziehen. Als ich mit knapp 18 Jahren in ein Heim gekommen bin, war es anfangs besser wie zuhause. Ich habe mich wohl gefühlt und alle schienen nett zu sein. Nach ein paar Monaten sind dann einige für mich heftige Sachen geschehen, was mich psychisch sehr fertig gemacht hat. Ich bin dann zum Glück aus dem Heim in meine eigene Wohnung gezogen, da ich 18 wurde.

Ich habe nicht mehr in der Stadt gelebt und bin dort einige Zeit auch nicht mehr hingefahren, weil es für mich seelisch noch zu viel war und zu viele Erinnerungen wieder kamen. Mittlerweile ist viel Zeit vergangen und ich fahre ab und an noch in die Stadt, weil es dort auch bessere Einkaufsmöglichkeiten gibt und ich fühle mich auch nicht mehr unwohl. Ich habe mit der Vergangenheit abgeschlossen und sehe keinen Grund mehr, dieser Stadt fern zu bleiben.

Ob ich in so eine Situation noch einmal kommen werde, bzw. ob ich solch eine Entscheidung nochmal treffen würde, kann ich nicht sagen. Ich denke, es kommt immer auf die Situation an und die Geschehnisse, aber wie meine Vorrednerin schon sagte, ist weglaufen nicht die wahre Lösung und ich denke, sie hat auch Recht damit.