Um die Hand der Braut beim Brautvater / den Eltern anhalten

Ich musste schon schmunzeln, als der Freund meiner Cousine zu meinem Onkel gegangen ist und ihn gefragt hat, ob er damit einverstanden wäre, wenn er seiner Tochter einen Heiratsantrag macht. Meine Cousine wusste nichts davon. Der Freund meiner Cousine geht schon seit Jahren in der Familie ein und aus und jeder hat eigentlich nur darauf gewartet, dass die beiden mal heiraten.

Wie findet ihr es, wenn der Bräutigam um die Hand der Braut bei dem Brautvater anhält? Ist es für euch zu altmodisch oder findet ihr es romantisch und schön? Hat euer Partner um eure Hand bei euren Eltern angehalten oder habt ihr darauf verzichtet?

Meines Wissens stammt dieser Brauch noch aus der Zeit, als Frauen jeden Alters die gleichen Rechte hatten wie heutzutage minderjährige Kinder. Bis zur Hochzeit waren sie ihrem Vater unterstellt, danach übernahm der Ehemann die Aufgabe der Ernährung, Kleidung und sonstigen Versorgung seiner Angetrauten. Diese wiederum durfte immer Kinder kriegen bis zum Geht Nicht Mehr und je nach sozialer Stellung zwischendurch auf dem Feld arbeiten wie eine Sklavin oder im Salon die Hausangestellten beaufsichtigen und nebenzu Tischwäsche besticken. Nur als Witwen konnten sie manchmal eine gewisse Freiheit genießen, aber nur solange sie keine erwachsenen Söhne hatten, die ihre Betreuung übernommen haben.

Da ich von dieser Vorstellung von Romantik Brechreiz und Ausschlag bekomme, halte ich absolut nichts davon, dass der Bräutigam bei den Brauteltern vorstellig wird und am Ende noch die Mitgift aushandelt, während die Braut froh sein darf, einen Versorger gefunden zu haben. Ich bin in der privilegierten Lage, eigene Entscheidungen treffen zu können und brauche weder die Zustimmung noch die Erlaubnis von Dritten, wenn es ans Heiraten geht. Wo kämen wir denn da hin?

Ich finde das lächerlich. Sicherlich war es früher mal Brauch und da musste man es so machen, aber in modernen Zeiten muss so eine Frage an den Brautvater einfach nicht mehr sein. Mein Partner hat das auch nicht gemacht und meine Eltern wurden dann einfach nach der Verlobung davon informiert und haben nun die Einladung bekommen. Ob mein Partner damals auch so gut bei meinem Vater angekommen wäre mit der Frage bin ich mir auch nicht so sicher, weil wir erst ein Jahr zusammen waren.

Es ist ja ganz nett, wenn man genau weiß, dass der Vater nichts dagegen hat. Es ist ja sowieso nur eine symbolische Geste. In dem Fall hier hat die ganze Familie auf die Verlobung gewartet. Also war auch kein Nein vom Vater zu erwarten. Was hätte der junge Mann aber gemacht, wenn der Vater doch was dagegen hätte oder wenn er sich mit dem Vater seiner Freundin generell nicht gut verstanden hätte? Es ist wirklich nur eine Geste ohne jede Bedeutung. Also wozu das Ganze?

Ich weiß auch nicht, was daran romantisch sein soll. Romantik findet zwischen zwei Liebenden statt. Wenn da zwei Männer erst mal ein Bier aufmachen und hinter dem Rücken der Frau ihr Leben besprechen, sehe ich da kein Romantik. Da finde ich den Moment, in dem die beiden Verlobten der Familie ihre Verlobung gemeinsam bekannt geben und sich dann alle gemeinsam freuen, sehr viel schöner.

Ich sehe das wie meine Vorrednerin. Das ist ein Ritual aus längst vergangenen Zeiten und die ursprüngliche Bedeutung ist nicht romantisch, sondern diskriminierend. Ich verstehe nicht ganz, wie man das dann so verklären kann und mit in diese Prinzessinnenkleid-Blumenmädchen-Hochzeitsfantasie einbaut.

Was hätte der junge Mann aber gemacht, wenn der Vater doch was dagegen hätte oder wenn er sich mit dem Vater seiner Freundin generell nicht gut verstanden hätte? Es ist wirklich nur eine Geste ohne jede Bedeutung. Also wozu das Ganze?

Als ich diese Textstelle von dir gelesen habe, musste ich an diesen Song denken, der zur Zeit hin und wieder im Radio gespielt wird. Dort geht es genau um diese Thematik, dass ein Mann sich in Schale wirft, zu seinem potentiellen Schwiegervater fährt und um die Hand dessen Tochter anhält. Er bekommt aber eine Absage und sagt dann im Endeffekt zu seinem Schwiegervater, dass er die Tochter so oder so heiraten wird, egal was der Brautvater sagt.

Für mich ist das ganze auch nur eine Geste ohne jede Bedeutung. Es hat eher was von Heuchelei, wenn ich an den Songtext von dem Interpreten denke. Man tut so als würde man sich für die Antwort des Vaters interessieren und macht dann doch was man will. Ich beispielsweise weiß, dass meine Mutter auch nicht wirklich mit meinem Freund einverstanden ist und mein Vater wird durch ihre Manipulation mittlerweile genauso denken.

Also selbst wenn mein Freund auf die total beknackte Idee käme bei denen um meine Hand anzuhalten würde er höchstwahrscheinlich eine Absage bekommen und ich würde ihn höchstwahrscheinlich trotzdem heiraten. Ich finde, dass man sich diesen Zwischenschritt durchaus sparen kann. Wir Frauen wissen mittlerweile selbst, was wir wollen, was wir brauchen und was uns glücklich macht. Dafür brauchen wir kein Einverständnis eines Mannes. Wir entscheiden selbst.

Ich persönlich empfinde und empfand diesen Brauch auch in vergangenen Tagen schon als lächerlich. Heiraten muss am Ende das Paar und dies geht sowohl mit als auch ohne familiären Segen. Man kann es im Grunde ohnehin niemanden recht machen, aber hat sich doch aus solchen Dingen herauszuhalten, wie ich persönlich finde.

Ich würde es nicht begrüßen, wenn mein Partner sich vorher mit meinen Eltern oder wem auch immer abspricht, ob er/sie mein Mann/Frau werden kann. Ist mir zu doof, muss ich ehrlich gesagt gestehen. Ich denke ganz einfach, dass ich die Einzige bin, die ja oder nein zu sagen hat. Deswegen muss ich mich nicht vorstellen bei seinen Eltern oder er bei meinen und um meine Hand anhalten.

Der Brauch stammt aus alten Tagen, wo Frauen soweit ich weiß, noch unter den Vätern/Onkeln & Co standen. Da wurde solch ein Verhalten halt öfters praktiziert. Mir persönlich wirklich zu doof und ohne Verständnis.