Uhrzeit bei jugendlichen Straftätern relevant für Euch

Tragischerweise ist in meiner Nähe ein 14-Jähriger Opfer eines Messerangriffs geworden. Der Jugendliche erlag, wie auch hier zu lesen, seinen Verletzungen. Der Täter war ein 17-Jähriger, der offenbar auch alkoholisiert gewesen war.

Sowohl auf Facebook als auch den Kommentaren in dem Portal wird immer wieder deutlich, dass sich die Frage gestellt wird, wieso man in dem Alter überhaupt um 02.50 Uhr noch draußen ist, und wo denn bitte die elterliche Verantwortung hier sei.

Generell mag die Frage berechtigt sein, aber es verändert weder die Tat im Nachhinein noch verändert es, dass dort ein 17-Jähriger eben auf einen 14-Jährigen eingestochen hat, welcher verstorben ist. Daher finde ich derartige Aussagen immer etwas fragwürdig.

Doch seid Ihr der Meinung, dass diese Relevanz der Uhrzeit von Bedeutung ist oder für Euch von Bedeutung ist? Oder nehmt ihr diese jetzt bei der Tat dann als solches gar nicht mehr wahr?

Ganz ehrlich habe ich mir schon öfter bei Gewaltverbrechen bzw. kriminalistischen Vorfällen gefragt wo und wie es überhaupt dazu kommen konnte. Bei uns in der Gegend wurde zum Beispiel letzten Sommer eine 14-jährige nachts in einem Park vergewaltigt und in den letzten Jahren ist auch schon ein 13-jähriger beim nächtlichen Schwimmen im Baggersee ertrunken . Das wirft in mir als Vater schon die Frage auf wie es zu solchen Vorfällen kommen konnte, ob sich die Erziehungsberechtigten überhaupt keine Gedanken darüber machen wo sich ihre Kinder nachts rumtreiben.

Ich habe auch eine 13-jährige Tochter und ich habe das Glück das wir ein sehr gutes Vertrauensverhältnis haben. Natürlich mache ich mir nichts vor und glaube durchaus dass meine Tochter früher oder später hin und wieder auch mal an Orten ist von denen ich nichts weiß oder Dinge tut die nicht ganz im Bereich des legalen sind ( wie zum Beispiel mal eine Zigarette zu rauchen oder einen Schluck Schnaps zu trinken). Trotzdem nehme ich meine Aufsichtspflicht sehr ernst und möchte auf jeden Fall wissen wo sich meine Tochter nachts aufhält. Meine Tochter darf derzeit nur bei Freundinnen übernachten deren Eltern wir auch kennen und bei denen wir wissen dass sie bezüglich der Aufsichtspflicht ähnlich denken wie wir.

Natürlich kann der nachträgliche Vorwurf an die Eltern die Tat nicht mehr rückgängig machen und ist sicher auch unangebracht, aber verwundern tut mich diese lockere Erziehungsstil dennoch. Mag aber auch sein, dass man darauf auch oft gar keinen Einfluss mehr hat wenn die Kinder mal in den falschen Freundeskreis geraten sind. Da sind den Kindern vermutlich elterliche Erziehungsregeln auch egal bzw. umgehen sie diese.

Ich weiß nicht ob es am mangelnden Interesse der Eltern liegt, wenn die Kinder tun und lassen was sie wollen und sich die Nächte um die Ohren schlagen oder ob es den Eltern einfach nicht mehr gelingt erzieherisch durchzugreifen und das unter Kontrolle zu halten. Rückgängig machen kann man solche Vorfälle so oder so nicht mehr. Vorwürfe werden sich die Eltern auch so machen, da muss man diesen als Außenstehender nicht auch noch mit dem erhobenen Zeigefinger begegnen.

Ich schreibe ja regelmäßig Kriminalberichte die sich mit Fällen beschäftigen in denen Jugendliche beteiligt sind. Viele dieser Fälle ereignen sich tatsächlich auch spät abends bzw. nachts. Da ich selbst auch eine 13-jährige Tochter habe war ich anfangs tatsächlich auch erschrocken, wie viele Jugendliche nachts unbeobachtet bzw. unbeaufsichtigt sind. In manchen Fällen gehen die Eltern zwar von einer Fremdbeaufsichtigung durch andere Eltern oder ältere Geschwister aus, aber es gibt durchaus auch einige Erziehungsberechtigte die ihren Kindern da schon sehr viel freie Hand lassen.

Von Alkohol- und Drogenkonsum bis hin zu angeblichen Vergewaltigungen ist da schon einiges dabei im Altersbereich von 12-16 Jahre. Ab einem gewissen Alter lassen sich ja die wenigsten Jugendlichen noch viele Vorschriften von ihren Eltern machen aber gerade mit 12-14 Jahre finde ich das schon fragwürdig, wenn die Eltern da gar keinen Einfluss mehr auf die Machenschaften ihrer Kinder haben. Woran es liegt, kann ich aber schwer beurteilen oder nachvollziehen,

Natürlich hat auch meine Tochter ihre Privatsphäre aber ich möchte trotzdem von ihr wissen wo sie sich aufhält und wie ich sie erreichen kann. Wenn sie über Nacht weg möchte, dann darf sie das nur bei Freunden die ich auch kenne bzw. deren Eltern. Meist treten wir als Eltern dann vorher auch noch einmal kurz in Kontakt sodass ich sie auch wirklich gut beaufsichtigt weiß. Ich hoffe auch wirklich, dass ich das noch sehr lange unter Kontrolle habe und meine Tochter von solchen Vorfällen aus meinen geschriebenen Berichten verschont bleibt. Letztendlich kann ich aber auch nur an ihre Vernunft appellieren und darauf hoffen dass sie sich meine Ratschläge zu Herzen nimmt und uns immer eine gute Vertrauensbasis erhalten bleibt.

Ich halte es für naiv zu glauben, dass es in Deutschland nur die gutbürgerlich-biederen Elternhäuser wie bei "Forsthaus Falkenau" gibt, wo es heißt: Du bist nach der Ballettstunde aber pünktlich um sieben zu Hause! Und wenn der Sprössling sich verspätet, wird er auf sein Zimmer geschickt, was er mit einem beleidigten "Och menno!" kommentiert, sich aber brav verzieht.

Ich würde hier auch nicht von "laxer Erziehung" sprechen. Manche Jugendliche, auch und gerade aus biederen Elternhäusern, rebellieren hart, und an den Bettpfosten ketten kannst du sie auch nicht. Und - in meinen Augen der Hauptgrund - viele Eltern sind schlicht Versager und hätten besser keinen Nachwuchs in die Welt setzen sollen.

Wir wissen also gar nicht, ob junge Leute, die sich nachts auf der Straße herumtreiben, dies aus jugendlichem Leichtsinn tun (Und wir waren alle mal jugendlich und leichtsinnig) oder ob daheim sowieso kaum mal ein Erwachsener zu finden ist, der aufpasst. Oder ob Mutti schon seit nachmittags hackedicht auf dem Sofa liegt und vorher noch ordentlich Schläge ausgeteilt hat.

Von daher würde ich nicht mit dem moralisch erhobenen Zeigefinger deuten, sondern mir erst mal die Lebenswirklichkeit vieler Jugendlicher und derer, die sie in die Welt gesetzt haben, ansehen. Dass der Bursch ums Leben gekommen ist, ist natürlich eine Tragödie, und für mich spielt es keine Rolle, ob es dabei abends um sieben war oder mitten in der Nacht.

Ich denke man muss hier auch mal sehen, dass beide Eltern zum Opfer geworden sind, also sowohl die Eltern des Täters, weil sie einen Täter herangezogen haben als auch die des Opfers, denn es ist sicherlich nicht angenehm zu wissen, dass das Kind zum Opfer wurde, weil man sich selber nicht durchgesetzt hat.

Natürlich rebellieren Teenager und nehmen ein Ausgangsverbot nicht so einfach hin, aber ganz ehrlich da muss man sich durchsetzen. Ein Kind in dem Alter hat einfach nichts auf der Straße zu suchen und da kann man sich nun argumentativ gerne auf die Seite der Eltern schlagen und erklären wie schwer es ist sich durchzusetzen, aber sind wir mal ehrlich, Eltern müssen sich immer durchsetzen. Kleinen Kindern muss man ebenso Sachen verbieten wie großen Kindern, allerdings nimmt der Widerstand zu und damit muss man umgehen lernen.

Ich finde die Eltern sind nun bestraft genug und nun muss man auch keine Vorwürfe mehr machen, aber ehrlich gesagt kann ich so ein Verhalten von Eltern nicht verstehen. Freiheiten lassen ist gut und schön, aber man sollte auch verstehen, dass man einen erzieherischen Auftrag mit dem Kind bekommt.

Nun ist beim Strafmaß sicherlich nicht entscheidend wann da wer auf der Straße war und das sollte eine Rolle spielen. Gesellschaftlich ist es aber durchaus als verwerflich anzusehen und das kann man dann auch bemängeln, auch wenn es unpassend ist das nun den Eltern an den Kopf zu werfen.