Übersehenwerden an der Bushaltestelle melden oder nicht?
Anfang der Woche wollte ich im Landhaus erstmals den Bus in die Arbeit nehmen. Ich stand um 5:30 an der Haltestelle. Der Bus näherte sich mit überhöhter Geschwindigkeit und ich stieg sogar noch auf die Fahrbahn, damit er mich besser sieht. Das Resultat war, dass der Bus flott weiterfuhr, ich 40 Minuten zu Fuß auf schlecht beleuchteter Landstraße in die Nachbarortschaft marschieren durfte, um dort eine andere Buslinie nehmen zu können. Der nächste Bus wäre erst bei uns im zwei Stunden gefahren. Ich nehme an, dass der Busfahrer wieder mal mit seinem Smartphone spielte, wie es bei uns leider viele Busfahrer machen.
Sollte man ein Übersehenwerden an der Bushaltestelle melden oder nicht? Hättet ihr hier Verständnis oder eher nicht? Soll man dem Busfahrer auf diese Art schaden oder einfach lieber als einmalige Unachtsamkeit abtun?
Also, wenn es sich um einen selten verkehrenden Bus in einem ländlichen Gebiet handelt, würde ich das schon melden, denn es hat ja doch erhebliche Nachteile, wenn man an einer abgelegenen Haltestelle stehengelassen wird. Ich denke, das kann nicht schaden, den bzw. die Busfahrer darauf hinzuweisen dass auch an weniger stark frequentierten Haltestellen Fahrgäste stehen können und man darauf achten sollte, niemanden zu übersehen.
Anders schaut es in der Großstadt aus, wo alle paar Minuten ein Bus fährt. Ich bin neulich auch stehen gelassen worden, weil der Bus an der Haltestelle nicht angehalten hat und vorbeigefahren ist. Aber laut Anzeige sollte in 5 Minuten schon der nächste Bus kommen, da habe ich dann halt weiter gewartet.
Kenne das zur Genüge. Möchte hier noch auf einen ganz anderen Fall hinweisen, der mir passierte. Der Frühbus hielt ein paar Meter vor der eigentlichen Haltestelle, der Fahrer stieg aus, um sich eine Zeitung aus dem dortigen Automatenständer zu holen. Diese Gelegenheit benutzte ich, um an der Fahrertüre direkt hinter dem Fahrer einzusteigen. Daraufhin wurde ich vom Fahrer beschimpft mit den Worten, dass er noch gar nicht an der Haltestelle angekommen sei. Ich antwortete, dass ich nicht riskieren wollte, dass mir der Bus vor der Nase wegfährt, weil er, wenn ich stehengeblieben wäre, wohl gedacht haben könnte, dass ich gar nicht mitfahren wollte.
Ich habe sofort per Handy die Leitstelle angerufen, die meldete sich unverzüglich beim Fahrer per Funk, was ich auch mithören konnte. Von der Leitstelle bekam er einen Rüffel: "Anhalten außerhalb der offiziellen Haltestellen zu vermeiden, und den Fahrersitz zu verlassen bei laufendem Motor verstoße gegen die Vorschriften." Daraufhin entschuldigte sich der Fahrer bei mir. Und das nächste Mal hat er nicht am Zeitungsautomaten gehalten, erst an der offiziellen Haltestelle und ist dann nach abgeschalteten Motor in Richtung Toilettenhäuschen gegangen, nebenbei ein paar Schritte weiter zum Zeitungsständer und kam zurück. Habe so lange gewartet, bis ich direkt nach dem Fahrer einsteigen konnte, damit er unmittelbar meinen Fahrausweis überprüfen konnte.
In den Niederlanden habe ich auch schon ein paarmal erlebt, dass Linienbusse einfach Haltestellen nicht anfahren. Das ist laut deren Vorschriften auch zulässig, wenn einzelne Busse zu viel Verspätung, bedingt durch "Klapbanden" (Reifendruckverlust), Unfall oder Stau haben. Einige Busse halten dann nur noch auf expliziten Fahrgastwunsch hin zum Aussteigen, nehmen auch da keine neuen Fahrgäste mehr auf. Das nennt man dann " aangepaste dienstregeling". Das Buszielschild wird elektronisch entsprechend umgestellt, oder es läuft durch, damit die Fahrgäste an der Bushaltestelle, die warten, wissen, dass er nicht anhalten wird.
Und man sollte die Sache auch von Seiten des Fahrgastes nicht zu tolerant sehen. Es besteht Beförderungspflicht für öffentlichen Nahverkehr. Es ist keine Spaßveranstaltung, die jeder so oder so mal enger mal lockerer sehen könnte. Gerade die gesetzlichen Bestimmungen, die das Risiko des pünktlichen Erscheinens am Arbeitsplatz auf den Arbeitnehmer abwälzen, machen mich geradezu wütend, wenn ich wegen Betonkopf-Streikführern nicht meine 48 Stunden auf dem Stundenzettel hinbekomme, sondern nur 40.
Und ohne Streik schon einfach so Haltestellen überfahren, würde ich mit schriftlicher Anzeige beim Verkehrsunternehmen mit Schadenersatzanspruch geltend machen. In der Tat hat mir die Düsseldorfer Rheinbahn bei einem Streik die Fahrtkosten für eine einfache Busfahrt erstattet. Man muss nur knallig genug auftreten.
Wenn andererseits die Verkehrsunternehmen gegen Schwarzfahrer mit äußerster Rigorosität vorgehen, sollte man das auch im umgekehrten Falle als Fahrgast für sich in Anspruch nehmen können. Und Mitleid mit dem Fahrer habe ich da nicht. Das ist eben sein Berufsrisiko. Wenn er sich Fehler leistet, muss er dafür eine plausible Erklärung auftischen oder die sich daraus ergebenden Konsequenzen tragen.
Gorgen, bei uns kommen die Busse immer zu spät. Es ist egal, ob es der alte Anbieter war oder der neue, wo teils die Busfahrer nicht einmal die Fahrstrecke kennen und die Schüler sagen müssen, wo der Streckenverlauf ist. Mein Fahrer muss abgelenkt gewesen sein, denn ich war mitten im Scheinwerferlicht und trat sogar etwas auf die Straße, dennoch ist der leer weitergesaust. Dass die Fahrer auch auf Rastplätzen stehenbleiben, um zu essen oder beim BILLA schnell etwas kaufen, kenne ich auch. Vor meinem Haus ist auch schon einer stehengeblieben, um zu fragen, ob ich ihm fünf Äpfel verkaufen würde. Dabei ist er auch gleich aufs Grundstück gekommen und die Fahrgäste haben im Bus gewartet.
Natürlich sollte man das melden. Denn wenn es niemand macht, dann können es die entsprechenden Betriebe nicht wissen, wo es Probleme gibt. Ich selbst bin hier Ende 2019 nach Ewigkeiten wieder mal Bus gefahren. Was ich zu dem Zeitpunkt nicht wusste, dass man nur noch mit kleinen Scheinen beim Busfahrer seinen Fahrschein kaufen dürfte. Automaten gibt es bei uns nicht an jeder Haltestelle. Der Busfahrer maulte mich entsprechend an, weil ich halt nur einen 10 Euro Schein hatte, statt der geforderten 5 Euro Scheine.
Ich habe dann auch am nächsten Tag bei der Leitstelle angerufen und nachgefragt, ob das nun üblich ist, dass man zahlende Kunden anmault. Immerhin erfährt man erst im Bus von dieser Forderung. Ein Hinweis an der Haltestelle wäre da hilfreich, da man dann oft noch die Möglichkeit hat vorher sein Geld zu wechseln.
celles hat geschrieben:Dass die Fahrer auch auf Rastplätzen stehenbleiben, um zu essen oder beim BILLA schnell etwas kaufen, kenne ich auch. Vor meinem Haus ist auch schon einer stehengeblieben, um zu fragen, ob ich ihm fünf Äpfel verkaufen würde. Dabei ist er auch gleich aufs Grundstück gekommen und die Fahrgäste haben im Bus gewartet.
Das zeigt einmal wieder mehr, dass die Arbeitsbedingungen für Fahrer bei bestimmten Verkehrsunternehmen und von denen bestellten Subunternehmern derart miserabel sind, dass die Fahrer sogar auf ihre regulären Pausen verzichten müssen. Dabei ist diese Feststellung keine aus den Fingern gesogene Behauptung, nein, diese ließe sich sogar auf Eisenbahnunternehmen erweitern. Ein Eurobahn-Fahrzeugführer sagte mir einmal, er könne am Düsseldorfer Hauptbahnhof noch nicht einmal einen für das Personal eingerichteten Schlafraum bekommen, müsse erst nach Hause zum Schlafen und dann mit dem Taxi zu "seiner" Bahn fahren, um pünktlich morgens seinen Dienst antreten zu können. Die so entstandenen Taxikosten würden ihm nicht erstattet.
Kein Wunder, dass es für die Verkehrsunternehmen schwer ist, geeignetes und motiviertes Personal zu rekrutieren und auch bei der Stange zu halten. Häufiger Fahrerwechsel bedingt auch Verspätungen. So müssen oft Fahrzeugführer von der Fahrbereitschaft einspringen. Allerdings kennen diese sich oft nicht genau mit den Besonderheiten der Strecken und der zum Teil veralteten Lokomotiven aus. Zum Beispiel: Die S6 fährt in Köln Hauptbahnhof nach "Plan" ab und kommt in Düsseldorf mit 20 Minuten, also fast einen Takt später an. Das liegt daran, dass pro Haltestelle Brems- und Wiederanfahrbesonderheiten nur von den alten Füchsen bei der 153-er Lok mit Bravour behrrrscht werden.
Der Ersatzfahrzeugführer hatte einfach nicht den Bogen raus, einerseits nicht die S-Bahn zum Teil außerhalb des Bahnsteigbereiches zum Halten zu bringen, was ich auch oft gesehen habe, die Bahn fuhr dann weiter, ohne die Türen zu öffnen, oder eben zu früh den Bremsvorgang einzuleiten. Dann die Probleme mit den druckluftgesteuerten Türen. Die gehen oft nicht auf. Und der Fahrgast fährt schwarz eine Haltestelle weiter und schwarz wieder zurück. Die Kontolleure, verstärkt im Übergangsbereich zwischen VRS und VRR tätig, kennen da absolut kein Pardon. Solcherlei Dinge müssen einfach einmal zur Sprache gebracht werden, auch wenn die Verkehrsunternehmen das nicht gerne hören. Hier will niemand aus Boshaftigkeit etwas unterstellen, was nicht bewiesen werden kann.
Habe selber erlebt, wie ein Rollstuhlfahrer in der halb geschlossenen Tür hängen geblieben ist. Da habe ich die Notbremse gezogen, weil die Bahn schon anruckte, der Fahrer die Türblockierung vom Schaltpult aus aufheben konnte. Der Fahrer brüllte nur noch rum. Dann habe ich schon einmal gesehen, wie Busfahrer mit offenen Türen gefahren sind. Es wird höchste Zeit, dass diese Dinge an der richtigen Stelle ankommen und auch entsprechende Maßnahmen ergriffen werden. Und dazu sollten sich die Fahrgäste geradezu verpflichtet fühlen. Denn, werden Dinge nicht bekannt, wird auch kein Anlass gesehen, irgendetwas zu ändern oder zu verbessern.
Da ich in einer Großstadt wohne und nicht lange auf den nächsten Bus warten müsste, würde ich das nicht melden, außer es würde sich ständig wiederholen. Wenn ich nur einmal Übersehen werde, kann ich darüber hinwegsehen. Ich würde es auch nicht persönlich nehmen. Meistens gehe ich davon aus, dass meine Mitmenschen einen guten Willen haben und Fehler können halt mal passieren. Das ist nichts, worüber ich mich ärgern würde, aber nur von meiner Position aus.
Wenn man auf dem Land ist und zwei Stunden auf den nächsten Bus warten muss, würde ich es durchaus melden und mich beschweren. Das ist auch sehr ärgerlich, wie ich finde. Wenn ich diese Erfahrung auch mehr als einmal mitmachen würde, dann ist es auf jeden Fall nötig diese Vorfälle zu melden, damit sich auch etwas verändern kann.
Grundsätzlich finde ich es ärgerlich, wenn man an einer Haltestelle wartet, die sowieso nur selten von einem Bus oder einer Bahn bedient wird, und wenn dann die Fahrt ausfällt, egal aus welchen Gründen. Ob man übersehen wurde, oder ob der Fahrer aus irgendwelchen Gründen eine Abkürzung genommen und dabei die Haltestelle übersprungen hat, oder weil die Fahrt wegen des Fahrermangels ganz ausgefallen ist: das Resultat ist dasselbe, man kommt nicht weiter und bleibt an einer (wahrscheinlich einsamen) Haltestelle hängen.
In vielen Fällen melde ich solche Vorfälle beim Verkehrsunternehmen auch deswegen, damit dort registriert wird, dass die Haltestelle tatsächlich genutzt wird. Manchmal ist nämlich mein Eindruck, dass es dem Verkehrsunternehmen relativ gleichgültig ist, ob die Haltestelle bedient wurde oder nicht (weil man wohl insgeheim denkt, dass dort normalerweise sowieso niemand einsteigen würde).
Das Verhalten des Busfahrers ist inakzeptabel und gefährlich. Es ist seine Pflicht, auf die Verkehrssituation und auf die Fahrgäste zu achten. Dass er überhöhte Geschwindigkeit hatte und Sie übersehen hat, ist ein schwerwiegender Fehler. Du hatten Glück, dass nichts Schlimmeres passiert ist, als dass du den Bus verpasst haben und eine lange Wanderung auf dich nehmen musstest.
In solchen Fällen ist es wichtig, das Unternehmen zu informieren. Durch das Melden des Vorfalls kann man dazu beitragen, dass der Busfahrer zur Rechenschaft gezogen wird und in Zukunft besser auf seine Fahrgäste achtet. Auch andere Passagiere könnten von diesem Verhalten betroffen sein, und es ist wichtig, dass das Unternehmen Kenntnis davon hat, um zu handeln.
Das bedeutet nicht, dass man dem Busfahrer Schaden zufügen möchte, sondern dass man als Bürgerin oder Bürger seine Pflicht tut, um die Sicherheit zu gewährleisten. Natürlich kann man davon ausgehen, dass jeder Mensch Fehler machen kann. Aber wenn es zu einer ernsthaften Gefährdung kommt, muss gehandelt werden. Im besten Fall hat das Melden des Vorfalls auch einen präventiven Effekt auf den Busfahrer und er wird in Zukunft sorgfältiger handeln.
Insgesamt ist es wichtig, dass jeder Verkehrsteilnehmer Verantwortung übernimmt, um Unfälle zu vermeiden. Busfahrer müssen besonders darauf achten, da sie die Sicherheit der Fahrgäste in der Hand haben. Auch Fahrgäste sollten sich bewusst sein, dass sie Teil des Verkehrs sind und ihre eigene Sicherheit und die der anderen Verkehrsteilnehmer fördern sollten.
Es gibt noch viel unangenehmere Vorfälle. Zu nennen sei hier nur das Überfahren von Haltestellen, bei denen Fahrgäste aussteigen wollen, aber daran gehindert werden. Entweder öffnen sich die Türen aufgrund von Druckluftabfall oder sonstigem Defekt nicht (besonders bei den Talent-Zügen), obwohl ein Fahrgastwunsch per Knopfdruck erfolgte, und das Fahrzeug stoppte, oder die Haltestelle wird einfach überfahren.
Als da zu nennen wäre Eschweiler. Dort passiert das regelmäßig. Sogenannte "Bedarfshaltepunkte" sind ein ständiges Ärgernis. Man hat den Eindruck, der Fahrer überfährt diese Haltestellen ganz bewusst, vor allem dann, wenn er sich vorher bereits eine Verspätung eingehandelt hatte. Und oft ist es so, dass für die Benutzung anderer Verkehrsmittel zum Erreichen des Fahrtzieles der Fahrgast zusätzlich zahlen muss, obwohl er für die gesamte Strecke bereits ein Ticket gekauft hatte.
Die Kontrolleure kennen kein Pardon. Die behaupten sogar allen Ernstes, man hätte eine unzulässige Umwegfahrt gemacht oder sei zu weit, über das eigentliche Fahrtziel hinaus gefahren, und kassieren 60 Euro. Und für die Fahrt zurück bis zur gewünschten Haltestelle ist dann nochmal der volle Fahrpreis fällig. Reklamationen zwecklos. Die Beweislast bleibt beim Fahrgast hängen.
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