Überraschend, wenn ältere Menschen Fremdsprachen beherrschen

Ich habe nun im Fernsehen ein älteres Ehepaar gesehen, die sicherlich um die 70 Jahre alt waren. Beide sprachen recht gut englisch bzw. konnten Beschreibungen und Texte auf Englisch recht gut lesen und auch die Aussprache klang sehr gut. Eine Freundin die das zusammen mit mir gesehen hatte, war doch sehr überrascht und meinte, dass es sicherlich selten vorkäme, dass ältere Menschen eine Fremdsprache so gut beherrschen würden.

Bei ihren Großeltern und auch Eltern wäre es schon so, dass diese kaum Englisch könnten geschweige denn dies lesen könnten und die Aussprache gut beherrschen würden. Ich denke, dass es eben darauf ankommt, wie häufig man die Fremdsprache gebraucht und anwenden muss oder eben damit zu tun hat.

Meint ihr auch, dass es doch überraschend ist, wenn ältere Generationen eine Fremdsprache gut beherrschen? Sprechen eure Großeltern eine Fremdsprache oder können diese gut lesen? Meint ihr, dass so etwas bei den älteren Generationen noch nicht so gefragt war oder gefordert wurde?

Es ist heute einfach leichter eine Sprache zu lernen. Oftmals hatte man früher einfach nicht unbedingt die Gelegenheit oder das Geld dazu eine Sprache zu lernen, dennoch finde ich es sehr lobenswert und sehe es durchaus nicht als überraschend an. Immerhin hat man heutzutage ja auch alle Möglichkeiten und kann sich einfach mal in einem Kurs anmelden und eine Sprache lernen. Immerhin kann man ja auch überall hinreisen und da lohnt es sich auch im Alter nochmal eine Sprache zu lernen.

Es kommt wohl an, aus was für einer Familie man stammt. Schließlich besuchten früher die meisten die Volksschule und da gab es keine Fremdsprachen. Allerdings ist meine Meine Ur-Großmutter mütterlicherseits ist im 18 Jahrhundert geboren und sprach Französisch, ihre Tochter hat das auch gelernt.

Meine Mutter ist ein Vorkriegskind und hat nur die Volksschule besucht. Aber sie hat später Englisch gelernt. Mein Vater wurde in der Kaiserzeit geboren und konnte Latein, Alt-Griechisch und Französisch. ich bin in einem Umfeld aufgewachsen, in dem die meisten, auch schon damals älteren Erwachsenen, mindestens eine Fremdsprache beherrscht haben. Aber es gab auch ungewöhnliche Erscheinungen.Der frühere Chef meiner Mutter konnte gleich sieben Fremdsprachen fließend, selbst Chinesisch hatte der drauf. Der war im Krieg alt genug, um Hitlerjunge zu sein.

Manche Leute scheint es sogar zu überraschen, wenn jemand jenseits der 40 noch eine E-Mail versenden kann, und wer jenseits der 70 ist, erregt in den Augen mancher sogar Aufsehen, wenn er oder sie gerne Pizza isst. Die Vorurteile gegenüber Älteren sind teilweise wirklich frappierend.

Es stimmt zwar, dass die Generation unserer Großeltern oft nicht die Schulbildung erfahren hat, die sich erst in den folgenden Jahrzehnten entwickelt hat. Und im Erwachsenenalter noch Fremdsprachen richtig gut zu lernen, ist leider für viele nicht so einfach. Besonders die Aussprache wird schwieriger, das weiß ich aus eigener Erfahrung. Aber nicht jeder Mensch, der jetzt "um die 70 ist", hat nur die damals üblichen acht Jahre Volksschule hinter sich, war maximal im Urlaub in Italien, hat keinen qualifizierten Beruf gelernt und nie eine Hochschule von innen gesehen.

Die Senioren hatten alle ein Leben vor der Rente! Die Wahrscheinlichkeit ist sogar relativ hoch, dass die gesetzten älteren Damen und Herren von heute als Teil der 68er-Bewegung die Gesellschaft aufgemischt, in Goa den Weltfrieden gesucht und unter Drogeneinfluss irgendwo auf Musikfestivals im Schlamm gebumst haben. Daher finde ich es an sich nicht überraschend, wenn selbst bei älteren Menschen auch Spuren einer umfassenden Bildung erkennbar sind.