Überheblich, Geburtstag zu feiern, weil keine Leistung?
In einem Buch, das ich kürzlich gelesen habe, hat der Hauptcharakter gemeint, dass es ziemlich überheblich sei, den eigenen Geburtstag zu feiern, denn es ist ja keine besondere eigene Leistung, dass man eben an dem Tag geboren wurde. So ist eben kein Grund vorhanden, diesen Tag jedes Jahr erneut zu feiern.
Auch wenn ich sagen muss, dass ich nicht unbedingt ein Fan von Geburtstagsfeiern bin, bin ich doch nicht dieser Meinung. Sicher hat man selber keinen wirklichen Anteil daran, dass man eben an dem Tag geboren wurde. Aber trotzdem ist es doch etwas, was man schon feiern kann, weil man ja wieder ein Jahr älter wird.
Findet ihr es überheblich, den eigenen Geburtstag zu feiern, weil man ja keine besondere Leistung erbracht hat, die es eben zu feiern gilt? Oder meint ihr auch, dass es doch ein Grund zum Feiern ist? Immerhin gibt es ja viele Feste, an denen man selber gar keinen Anteil hat. Wenn man zum Beispiel eine Halloween-Party veranstaltet, ist dem ja auch keine besondere Leistung vorausgegangen.
Man könnte den alljährlichen Geburtstag ja auch zum Anlass nehmen, um die Leistungen des vergangenen Jahres zu feiern. Also man feiert nicht, dass man vor beispielsweise 27 Jahren geboren wurde, sondern was man seit dem 26. Geburtstag alles erreicht hat. Wenn man denn unbedingt Leistungen feiern will.
Meiner Meinung nach feiert man aber eher, dass man eben am Leben ist. Das mag an sich keine Leistung sein, aber es ist etwas Schönes. Die Freunde und Familie feiern mit, weil sie sich auch darüber freuen, dass es diese Person gibt.
Meine Mutter findet es auch immer komisch, wenn man ihr zum Geburtstag gratuliert, weil dieses Wörtchen ja schon eine Leistung voraussetzen würde. Aber wenn man bedenkt, dass man jeden Tag vom Bus überfahren werden könnte, ist es vielleicht auch eine Leistung wieder 365 Tage überlebt zu haben. "Herzlichen Glückwunsch" fand sie auch komisch, dabei sind das ja wirklich nur Wünsche des Glücks für die Zukunft, wenn man es wörtlich nimmt.
Also ich versteh den ganzen Aufriss nicht. Es ist halt ein Jubiläum. Und es ist doch immer wieder eine schöne Gelegenheit, um liebe Menschen um sich zu versammeln. Wenn man einfach an einem x-beliebigen Tag einfach so feiert, kommen sicherlich weniger Leute, weil es dann leider oft Wichtigeres gibt.
Ich sehe den Geburtstag eher als eine Art "Ausrede" an, damit man wieder Grund dazu hat, Gäste einzuladen und im Kreise seiner Freunde und Angehörigen zu verweilen. Meine Großeltern von einer Seite beispielsweise sind beide katholisch und die feiern jedes Jahr ihren Namenstag. Ich habe meinen Großvater auch schon gefragt, warum denn der Namenstag überhaupt gefeiert wird, denn man kann ja selbst nichts dafür, dass man den Namen von diesem oder jenem Heiligen erhalten hat. Also eigentlich ist das ja so gesehen sinnlos, den Namenstag trotzdem zu feiern.
Mein Großvater stimmte mir absolut zu. Er meinte aber, dass das eine willkommene Ausrede wäre, wieder Gäste einzuladen und im Kreise seiner Angehörigen zu sein. Er ist ein sehr geselliger Mensch, wobei ich aber befremdlich finde, dass man überhaupt einen Anlass braucht um sich zu treffen. Ich meine, man kann doch auch einfach so zum Kaffee einladen, wenn einem danach ist. Warum muss unbedingt ein Geburtstag, Namenstag oder was auch immer dafür herhalten?
Wenn man es so sieht, dann braucht man ja gar keine Feiertage. Ich kann diese pessimistische Grundhaltung zwar absolut nachvollziehen, da ich selbst eher pessimistisch veranlagt bin, wobei man so gesehen auch keinen Mutter- oder Vatertag bräuchte. Denn mal ehrlich: Sich schwängern zu lassen oder eine Frau zu schwängern ist nun auch keine besondere Leistung, die nun irgendwie besonders schwer zu meistern wäre.
Aber genau wie beim Geburtstag feiert man ja nicht nur die Tatsache an sich, dass man sich schwängern lassen hat, sondern noch vieles drum herum. Dazu zählen die Erfolge und Erfahrungen, die man gemacht hat, Rückschläge, die man gemeistert hat und vieles mehr. Unter Umständen feiert man auch neue Möglichkeiten, die sich einem dann eröffnen, wie es gerade bei Jugendlichen der Fall ist.
Ich persönlich bin auch absolut kein Fan davon, meinen Geburtstag zu feiern und mag es auch gar nicht, diesbezüglich im Mittelpunkt zu stehen. Für mich ist das auch absolut kein Anlass, den ich unbedingt feiern müsste. Allerdings akzeptiere ich es, wenn andere das eben anders sehen und ihren Geburtstag gerne feiern. Das ergibt für mich ja schließlich auch keine Nachteile.
Ich halte es für sinnlos, derlei Traditionen kritisch zu hinterfragen. Entweder man macht mit, weil es "alle" so machen, oder weil es "immer" schon so war oder am besten gleich, weil die "Nachbarn" sonst reden könnten, oder man lässt den Kram schlicht bleiben. Das ist ja das Schöne daran, in einer modernen, aufgeklärten Gesellschaft zu leben, wo man theoretisch auch mal ausscheren kann und sich nicht ängstlich an die Spielregeln der bürgerlichen Mittelschicht klammern muss, die sich im 19. Jahrhundert allmählich ausgebreitet haben.
Ich finde es genauso absurd zu glauben, dass man nur feiern darf, wenn man etwas geleistet hat. Ich weiß zwar schon auch, dass der Kapitalismus und die Leistungsgesellschaft für viele quasi zur Religion geworden sind, aber mir erscheint es eher noch absurder und egozentrischer, an seinem Wiegenfest gesondert hervorzuheben, was man für ein toller Hecht sei und was man im letzten Jahr alles "geleistet" habe. Wahrscheinlich würde ich eher laut loslachen als dem Geburtstagskind dafür zu applaudieren, dass es, was weiß ich, sich fortgepflanzt hat oder brav viel Geld ausgegeben oder eine Fortbildung gemacht, die keinen Menschen interessiert.
Können wir uns statt dessen nicht einfach locker machen und die Leute, die es wollen, kommen gesellig zusammen? So braucht sich echt niemand zu wundern, wenn die Leute immer miesepetriger sind und ständig auf der Suche nach Dingen, die ihnen nicht passen, wenn selbst Geburtstagsglückwünsche kritisch hinterfragt und empört zurückgewiesen werden.
Ich habe eine Geburtstagsfeier noch nie als Feier für eine "Leistung" interpretiert und habe noch nie mitbekommen, dass jemand das so sieht. Man feiert doch auch genug andere Tage ohne selber irgendeine Leistung erbracht zu haben. Ich habe zum Beispiel nicht zur deutschen Einheit beigetragen, bekomme den Tag aber trotzdem frei.
Ich fände es eher "überheblich" wenn man eine Feier ansetzt um seine eigene Leistung feiern zu lassen. Ich habe so etwas bisher immer auf die öffentlichen Feierlichkeiten beschränkt oder im kleinen Kreis gefeiert. Sprich, mit der Familie essen gehen und gut ist.
Ich glaube auch nicht, dass mich jemand in meinem Umfeld wirklich ernst nehmen würde wenn ich eine "Dicke Gehaltserhöhung Feier" ansetzen würde. Bzw. es würde wahrscheinlich niemand glauben, dass ich tatsächlich die Gehaltserhöhung feiern möchte.
Was ist denn schon eine eigen erbrachte Leistung, die man feiert? Einen Abschluss vielleicht, aber sonst fällt mir da nichts ein, dabei feiert man doch recht viel im Jahr. Sämtliche Feiertage sind doch keine eigen erbrachte Leistung, sondern nur Leistung anderer oder Erfindungen anderer Menschen. Der eigene Geburtstag ist natürlich nichts, was man selber gemacht hat, aber man kann ja auch die eigene Mutter ehren und das vergangene Jahr, man kann aber auch einfach mal eine Party schmeißen. Es muss ja nicht immer alles einen sinnvollen Grund haben.
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