Übergewichtigem Menschen in den Einkauf reinreden?
Eine Freundin ist übergewichtig. Sie lebt aber eben damit und jammert auch nicht ständig, dass sie zu dick wäre oder ähnliches. Nun war sie mit ihrer Schwiegermutter gemeinsam in einem Supermarkt, um ein paar Lebensmittel zu kaufen. Zuvor hatte sie die Schwiegermutter zu einem Arzttermin gefahren und so bot sich das dann eben an.
Als meine Freundin sich dann etwas Süßes ausgesucht hat, meinte ihre Schwiegermutter dann wohl zu ihr, dass sie das besser nicht kaufen sollte, denn dann würde sie ja nur noch dicker werden. Meine Freundin war wohl völlig perplex und wusste in dem Moment gar nicht, wie sie reagieren sollte. Sie fand es doch sehr anmaßend und frech, dass ihre Schwiegermutter so eine Belehrung vom Stapel gelassen hat.
Findet ihr es durchaus angemessen, dass man einem übergewichtigen Menschen in den Einkauf hinein redet und ihm sagt, was er besser nicht kaufen soll? Muss das nicht jeder selbst wissen? Wie hättet ihr an Stelle meiner Freundin reagiert? Hättet ihr das mit einer passenden Antwort abgeschmettert und dann die Süßigkeit einfach trotzdem gekauft?
Nelchen hat geschrieben:Sie lebt aber eben damit und jammert auch nicht ständig, dass sie zu dick wäre oder ähnliches.
Das halte ich ehrlich gesagt für gelogen. Ich denke eher, dass du das bewusst und gezielt manipulativ so darstellst, damit man als Leser automatisch Sympathie mit der Freundin empfindet und Antipathie mit der Schwiegermutter. Bist du immer dabei, wenn es um deine Freundin geht oder was? Überwachst du sie, dass du die ganze Zeit weißt, was sie wann sagt oder tut?
Vielleicht reißt sie sich nur vor dir zusammen und lässt die Jammerei woanders heraus. Das kannst du nicht wissen. Abgesehen davon gibt es auch die verzerrte Wahrnehmung und es wäre nicht das erste Mal, dass ein Mensch nicht bewusst registriert, wie viel er jammert und welche lästigen Gewohnheiten er noch so hat.
Für mich sieht es eher danach aus, als würde Freundin nonstop über das Gewicht und ihre Figur jammern, aber gleichzeitig sich mit Süßigkeiten vollstopfen, aus Frustfraß quasi. Dass das ein Teufelskreis ist und man dadurch noch dicker wird, sollte logisch sein. Da würde mir auch irgendwann der Kragen platzen und ich würde mich in den Einkauf einmischen, weil ich keine Lust hätte, dass meine armen Ohren hinterher wieder vollgejammert werden, nur weil jemand inkonsequent ist und sich nicht im Griff hat.
Nein, ich habe es nicht extra so dargestellt. Meine Freundin ist schon immer übergewichtig gewesen. Sie hat auch durchaus schon mal abgenommen, aber sie jammert weder in meiner Gegenwart noch in der unserer gemeinsamen Freunde. Sie nimmt es so hin und meint selbst, dass sie eben gerne isst. Ich muss auch sagen, dass sie schon wirklich enormes Übergewicht hat und nicht einfach so mal Kleidung in einem normalen Geschäft kaufen kann. Dennoch hat sie ja nicht um die Meinung ihrer Schwiegermutter gebeten. Und es ist doch ihre Entscheidung, was sie kaufen und essen möchte.
Ich finde so ein Verhalten auch ziemlich anmaßend, wenn man jemandem in den Einkauf hineinredet. Vielleicht meinte die Schwiegermutter es ja nur gut, aber trotzdem ist so eine Bemerkung für mich fehl am Platz und ihre Schwiegertochter ist doch schon erwachsen und weiß es logischerweise auch selber, dass sie übergewichtig ist.
Wie ich in der Situation reagieren würde, weiß ich ehrlich gesagt gar nicht. Ich kann mir aber schon vorstellen, dass ich die Süßigkeiten trotzdem gekauft hätte und dann eben auch den guten Rat als solchen anerkennen würde, aber trotzdem würde ich eben selber entscheiden wollen, was ich esse. Dann muss man ja nicht patzig werden oder so, aber eben schon klarstellen, dass man das selber entscheiden möchte, was man kauft.
Ich finde es generell unangebracht, sich ungefragt in die Angelegenheiten anderer einzumischen, sei es jetzt beim Einkauf, bei der Tagesgestaltung oder bei der Berufswahl. Jeder Mensch hat andere Bedürfnisse und Vorstellungen, und solange dadurch niemand anders zu Schaden kommt, sollte es einem auch freigestellt sein, diese zu verfolgen. Nur, weil das vielleicht nicht mit dem Ideal einer anderen fremden Person vereinbar ist, wertet das den Lebensstil des anderen nicht ab oder macht ihn automatisch falsch. Leider gibt es aber immer notorische Besserwisser, die schlichtweg daran interessiert sind, allem und jedem ihre Weltanschauung aufzuzwingen oder herumzupöbeln, wo auch immer dagegen verstoßen wird.
Etwas anderes ist es natürlich, wenn man aus gutem Willen und ernst gemeinter Sorge Ratschläge gibt - aber in solchen Fällen gehört es sich meiner Meinung nach, mit dem Betroffenen das Gespräch zu suchen, ob und in welchem Maße dieser überhaupt daran interessiert ist, solche zu hören und aufzunehmen. Lautet die Antwort darauf, ob Kritik oder Verbesserungsvorschläge erwünscht sind, nämlich "Nein", dann sollte man das auch akzeptieren können. Klar hört niemand gerne, was er falsch macht und verbessern könnte, und ein Stück weit ist die mangelnde Selbsteinsicht auch eine Vermeidungsstrategie, aber letztendlich muss auch diese Entscheidung jeder für sich treffen.
Noch dazu glaube ich, dass ein forciertes Einmischen ohne intrinsische Motivation der Person, um die es geht, auf nichts als Trotz und Ablehnung stoßen wird. Würde mir jemand im Supermarkt einfach so einreden, dass ich den Inhalt meines Einkaufswagens umtauschen soll, wäre meine erste Reaktion auch nicht schiere Begeisterung, sondern eher eine defensive Haltung. Hätte ich hingegen mit dem Ziel, meine Ernährung umzustellen, eine Beratung aufgesucht und wäre mit dieser nun beim Einkauf, dann würde ich das Feedback sehr viel eher annehmen, weil es ja auch mein eigener Wunsch ist, mich zu verändern. Daher finde ich es wichtig, dass solche Ratschläge nicht einseitig abgegeben werden, sondern dass irgendwo eine gemeinsame Abstimmung darüber passiert. So lassen sich verletzende Missverständnisse besser vorbeugen und langfristig auch mehr Erfolge erzielen.
Ich finde es ebenfalls generell anmaßend, wenn man, obwohl man selber nicht betroffen, ist, anderen Leuten gut gemeinte Tipps und Ratschläge gibt, wie sie zu leben haben. Bei den allermeisten übergewichtigen Leuten, oder auch Rauchern oder Menschen, die dem Alkohol nur allzu gern zusprechen, gehe ich davon aus, dass sie durchaus wissen und auch intelligent genug sind zu verstehen, dass ihre Lebensweise "ungesund" ist. Niemand braucht ausgerechnet mich und meine Kommentare, um endlich die Erkenntnis zu gewinnen, dass Chips und Fanta nur leere Kalorien darstellen. Das Problembewusstsein ist hier sicher auch ungleich verteilt, aber zumindest eine grobe Ahnung, von welchen Lebensmitteln man eher dick wird, sollte ein geistig gesunder Erwachsener hierzulande schon haben.
Von daher finde ich, dass man auf diese Art garantiert niemand zum Abnehmen bewegt, aber die Intelligenz der Leute noch eher beleidigt als ihr Äußeres. Die meisten Dicken wissen, dass sie dick sind, und brauchen niemanden, der es ihnen unter die Nase reibt. Andererseits kann ich zwar schon auch verstehen, dass man sich als Angehörige Sorgen macht, wenn jemand gar zu ungesund lebt, aber es bringt ja auch nichts, demjenigen exakt den einen Schokoriegel madig zu machen, weil sich die Person dann wahrscheinlich schon aus purem Trotz das nächste Mal zwei kauft. Letzten Endes ist im Guten wie im Schlechten jeder selber dafür verantwortlich, was er sich in den Mund steckt.
Sicherlich ist es anmaßend, wenn man einer anderen Person in den Einkauf reinredet und diese vielleicht auch bevormunden möchte. Aber in diesem Fall haben wir eine Mutter, die hoffnungslos zusehen kann, wie sich ein "Kind" ins Grab frisst. Und hier handelt es sich nicht um eine fremde Person, sondern um die Schwiegertochter.
Die übergewichtige Freundin hat ja keinen Babyspeck, sondern ein extrem starkes Übergewicht, also Adipositas, so dass sie nicht mehr ihre Kleidung in einem normalen Bekleidungsgeschäft kaufen kann. Wer die Schwiegertochter schon zu einem Arzt fährt und sie auch beim Einkaufen begleitet, dem ist die Freundin des Sohnes vielleicht auch ein bisschen wichtig, oder etwa nicht?
Wenn man sich Sorgen um jemanden macht, dann lässt man so einen Spruch auch mal los. Ich habe auch schon zu meiner Mutter gesagt, dass sie sich nicht so viel Alkohol und Zigaretten kaufen soll. Meinen Vater habe ich schon verloren, meine Mutter möchte ich auch nicht verlieren und ich muss kein Waise sein bevor ich die Mitte zwanzig erreiche.
Wir wissen auch nicht, aus welchem Grund die übergewichtige Frau beim Arzt war. Kommen ihre gesundheitlichen Probleme durch das Übergewicht zustande? Hat er Arzt ihr geraten, dass sie unbedingt abnehmen soll, damit sie sich nicht die Gelenke kaputt macht? Es geht in diesem Fall doch einfach nur um die Gesundheit.
Was hat das mit Übergewicht zu tun? Sind Süßigkeiten für schlanke Menschen gesünder? Mir hat jedenfalls keiner was reinzureden wie ich mich ernähre und wie nicht. Und das Süßigkeiten ungesund sind und bei größerem Verzehr zu Übergewicht führen weiß doch wohl jeder. Das muss einem niemand extra erklären.
Sternenbande hat geschrieben:Was hat das mit Übergewicht zu tun? Sind Süßigkeiten für schlanke Menschen gesünder? Mir hat jedenfalls keiner was reinzureden wie ich mich ernähre und wie nicht. Und das Süßigkeiten ungesund sind und bei größerem Verzehr zu Übergewicht führen weiß doch wohl jeder. Das muss einem niemand extra erklären.
Das kannst du aber nicht vergleichen. Sicherlich wird keiner meckern, wenn du dir eine Flasche Wein oder Sekt in den Einkaufswagen packst. Aber wenn sich beispielsweise dein Kind oder die Freundin deines Sohnes mit Alkohol fast ins eigene Grab trinkt und schon Beschwerden wie Leberzirrhose hat, dann macht man den Mund auf.
Ähnlich wird es mit den Süßigkeiten oder ungesunden Lebensmitteln sein. Wenn jemand seine Ernährung halbwegs im Griff hat und weder stark über- noch untergewichtig ist, der wird bei Süßigkeiten wohl keinen gut gemeinten Ratschlag hören. Einfach weil es nicht notwendig ist. Aber Übergewicht ist bei den meisten Menschen einfach die Ursache von einer zu hohen Kalorienzufuhr und nicht von irgendwelchen Stoffwechselkrankheiten.
Es kommt doch darauf an, was man für ein Verhältnis man hat und wie man mit seinem Problem umgeht. Wenn du mit mir zu meinen Raucherzeiten einkaufen gegangen wärst und mir dann an der Kasse die Sprüche auf den Zigaretten vorgelesen hättest, die ich mir gerade kaufen wollte, hätte ich dir recht gegeben.
Ich hätte nicht empört getan oder dich als "frech" oder was auch immer bezeichnet. Mir war zu jeder Zeit klar, dass mein Verhalten nicht gesund ist, dass ich wahrscheinlich abhängig bin und, dass ich etwas ändern muss wenn ich eine normale Lebenserwartung haben möchte. Das Rauchen war mein Problem, mein eigenes Fehlverhalten. Warum wäre dann derjenige, der mich darauf hinweist, der Böse? Weil der sich Sorgen um mich macht?
Und Übergewicht ist nicht weniger gesundheitsschädlich als Rauchen. Das ist nur inzwischen weiter verbreitet und gesellschaftlich mehr akzeptiert und wird gerne mal niedlich umschrieben. Ändert an den Tatsachen aber nichts, dass eine Dicke sich mit dem Griff zu den Süßigkeiten keinen Gefallen tut.
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