Übergewicht soll ansteckend sein

vom 24.10.2020, 09:57 Uhr

Ich habe auch lange Zeit viel zu viel gewogen und war damit natürlich nicht glücklich. Ich wurde lange Zeit auch gemobbt, aber als ich endlich verstanden habe, warum ich so dick war und warum ich soviel gegessen habe, konnte ich dagegen ankämpfen und habe erfolgreich abgenommen. Ich glaube also, dass Übergewicht oft mit Erlebnissen zu tun hat, die man nicht verarbeitet hat oder man einfach nicht mit negativen Gefühlen umgehen kann.

Nun habe ich gestern einen Artikel gelesen, indem die These aufgestellt wurde, dass Übergewicht ansteckend sein soll. Ich bin nicht so gefestigt in der Kunde der Biologie, aber es wurde von einem Mikrobiom gesprochen, dass sich verändert wenn man krank wird. Wenn man nun übergewichtig hat, hat man wohl Aktivitäten auf diesem Mikrobiom festgestellt und schlussfolgert nun, das Übergewicht ansteckend sei. Klar, ich bin kein Biologe und ich will auch nicht sagen, dass ich Recht habe, aber nur weil eine Kongruenz festgestellt worden ist, heißt es ja nicht, dass es die gleichen Mechanismen sind.

Der Hunger wird eventuell mehr geweckt, wenn man mit Menschen zu tun hat, die viel essen. Oder wenn deine Eltern schon übergewichtig sind, wirst du es wahrscheinlich auch, aber nicht weil Übergewicht ansteckend ist, sondern weil dir schlechtes Essen serviert wird und du wahrscheinlich kein Sport machst. Ich bin nicht überzeugt davon, dass Übergewicht ansteckend ist. Was sagt ihr dazu? Habt ihr eventuell Erfahrungswerte, die gegen meine Einwände sprechen? Oder seht ihr das wie ich?

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» turkeyboii » Beiträge: 601 » Talkpoints: 3,94 » Auszeichnung für 500 Beiträge



Diese Beurteilung, dass Übergewicht oft mit negativen Gefühlen usw. zu tun hat, finde ich zu kurz gedacht. Das ist so ein einfaches Schwarz-Weiß-Denken, dass der Mensch von Natur aus rank und schlank wäre und nur wenn etwas dramatisch schief geht oder man viel zu viel ist (und natürlich als Faulpelz auch keinen Sport macht), dann wird man übergewichtig. So ist es doch aber nicht und ich dachte eigentlich, dass heutzutage keiner mehr an diesen einfachen Erklärungsmustern hängen würde.

Ja, man nimmt zu, wenn man mehr Kalorien zu sich nimmt, als man verbraucht. Aber genauso wie es Menschen gibt, die von Natur aus sehr hager sind und wahrscheinlich einen sehr schnellen Stoffwechsel haben, gibt es auch Menschen, die das Gegenteil für sich gepachtet haben und die für ein schlankes Aussehen so viel machen müssten, dass es die sinnvoll leistbaren Möglichkeiten übersteigt. Man will ja auch noch eine gewisse Lebensqualität haben. Ebenso gibt es Menschen, die machen durchaus viel Sport, aber sind eben dennoch, weil dieses Maß an Sport noch nicht reicht, nicht schlank.

Es würde unserer Gesellschaft besser gehen, wenn man Menschen einfach so sein lässt, wie sie sind und nicht so tut, als gäbe es da das Ideal des Schlankseins und alles was davon abweicht wäre schlecht oder falsch oder ungesund oder alle, die zu viel wiegen, müssten sich "natürlich" unwohl fühlen. Bei mir hat es irgendwann endgültig Klick gemacht, als ich Stars wie Rhianna oder Christiana Aguilera oder auch Adele gesehen habe, die alle wunderschöne Frauen sind, auch wenn sie nicht (mehr) schlank sind.

Oder denken wir an die Fitness-Bloggerin Sophia Thiel, die immer damit warb, das sie früher übergewichtig war und dann durch Sport einen durchtrainierten Körper bekam. Irgendwann hat man mitbekommen, dass sie wieder zugenommen hat und das war ihr offenbar so peinlich, dass sie nicht mehr in den Medien auftreten wollte, dabei sieht die total süß aus. Das zeigt doch auch, dass so ein übelst disziplinierter Lebenswandel für Menschen nicht umsetzbar ist - noch nicht einmal für diese Fitness-Bloggerin, deren körperlicher Zustand ihr Vermarktungsinstrument war.

Diskussionen darüber, ob nun Übergewicht ansteckend ist, finde ich sowas von gestern. Propagieren wir doch lieber ein positives Körperbild, anstatt mit Begriffen wie "ansteckend" so zu tun, als sei Übergewicht eine Krankheit. Ja, es mag etwas mit dem Mikrobiom im Darm zu tun haben, wie gut Nahrung verwertet wird und es hat sicher auch was mit Vererbung zu tun, ob man eher schnell oder langsam zunimmt, aber warum akzeptieren wir uns nicht einfach so, wie wir sind?

» Zitronengras » Beiträge: » Talkpoints: Gesperrt »


Also das Übergewicht wirklich ansteckend sein soll, kann ich mir nicht vorstellen, allerdings kann ich schon bestätigen, dass man wenn man in einer Beziehung ist und beide gerne essen, dass man dann auch eher zunimmt. Ich erlebe das auch gerade, dass wir beide keinen Sport machen und gerne essen, und wir auch beide zunehmen.

Früher hatte ich immer Männer, die relativ schlank und sportlich war und mit denen habe ich wesentlich weniger zugenommen. Ob man das jetzt trotzdem schon ansteckend nennen sollte, bezweifle ich, würde uns eher als faul bezeichnen.

» laraluca » Beiträge: 1068 » Talkpoints: 9,76 » Auszeichnung für 1000 Beiträge



Google spuckt dazu einige Tierversuche aus, in denen Mikroben aus dem Darm von einem Tier auf das andere übertragen werden. Das hat mit natürlichen Infektionswegen also sehr wenig zu tun und ich würde deshalb nicht von "ansteckend" sprechen. Wenn überhaupt könnte ich mir eine Übertragung in Einzelfällen beim Sex vorstellen, aber auch diese Möglichkeit gehen die Forscher gar nicht ein, weil es eben nur um Tiermodelle geht.

Es werden ja immer mehr Faktoren entdeckt, die das Gewicht mitbestimmen, aber ich denke, dass Essen immer der wesentliche Faktor bleiben wird. Wobei ich damit die Verfügbarkeit, die Qualität und die Zusammensetzung von Nahrung meine und nicht "die sind einfach nur faul und essen zu viel".

Wenn früher zum Beispiel jemand arm war, dann war er unterernährt. In unserer Gesellschaft sind die "Armen" aber dicker als die Menschen mit mehr Geld. Weil die fetten, süßen, hoch verarbeiteten Lebensmittel teilweise günstiger und fast immer leichter zu bekommen und zuzubereiten sind.

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» Cloudy24 » Beiträge: 27476 » Talkpoints: 0,60 » Auszeichnung für 27000 Beiträge



Ja, Übergewicht kann in manchen Fällen medizinisch verursacht ansteckend sein, dann nämlich, wenn jemand eine Stuhltransplantation von einem übergewichtigen Spender bekommt. Seit man das weiß, dürfen nur noch Spenden von normalgewichtigen Spendern zu diesem Eingriff verwendet werden. Ziemlich interessantes Ergebnis, zumal man sich ja oft wirklich wundert, warum man nicht abnimmt oder umgekehrt essen kann, was man will, ohne zuzunehmen. Die Verarbeitung im Darm scheint viel wichtiger als vieles andere zu sein, das hätte ich früher auch nicht gedacht.

Dass man sich jetzt aber wie mit einem durch die Gegend schwirrenden Erreger einfach mal so mit Fettleibigkeit anstecken kann, glaube ich auch nicht. Um das eigene Mikrobiom nachhaltig zu verändern, bedarf es vermutlich mehr als der normalen Kontakte, von daher spielt das im Leben des durchschnittlichen Menschen keine Rolle. So eine Stuhltransplantation ist ja ein sehr massiver Eingriff in die entsprechende Darmflora, die mit der versehentliche Aufnahme körperfremder Keime in keiner Weise vergleichbar sein kann.

» Verbena » Beiträge: 4938 » Talkpoints: 0,60 » Auszeichnung für 4000 Beiträge


Ich glaube kaum, dass Übergewicht „ansteckend“ ist. Es ist ja maßgeblich nun einmal so, dass man zu viel isst oder zu falsch. Möglicherweise auch beides und das in Kombination mit wenig Bewegung macht eben Übergewicht aus. Die Biologie mag dafür sicherlich hier und dort eine andere Erklärung haben, aber die werde ich mal von einer Biologin nachvollziehen lassen, da ich eine studierte und in den USA ansässige Biologin kenne. Sie wird das sicherlich besser verstehen und erklären können als ich. Ich frag da mal nach!

Doch aus reinem Verständnis für mich denke ich, dass die Identifikatoren weiterhin die Nahrungszunahme und mangelnde Bewegung sein werden. Sicherlich gibt es bestimmt auch hier sowie dort etwas mit Mikroben-Geschichten, aber das Übergewicht aller Menschen damit auf Dauer zu erklären, wäre wohl Quatsch. Das geht sicherlich nicht so leicht und bedarf dann auch noch mehr Fakten. So richtig kann ich daher an das Prinzip der Ansteckung nicht glauben.

Natürliche Infektionswege wurden bei bisherigen Tests auch nicht ermöglicht, sondern nur all jene, die das „Anstecken“ von einem Tier zu einem anderen Tier ermöglicht haben. Das kann man als Biologe auch kaum als Grundlage für die These: “Übergewicht ist ansteckend“ verwenden. Das ist mir dann auch zu einfach gemacht und zu kurz gedacht. Da muss hier und dort sicherlich noch viel mehr getestet werden.

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» Kätzchen14 » Beiträge: 6121 » Talkpoints: 1,40 » Auszeichnung für 6000 Beiträge


Ich verstehe deine Zweifel bezüglich der These, dass Übergewicht ansteckend sein soll. Es gibt viele Faktoren, die dazu führen können, dass man übergewichtig wird, und es ist nicht nur auf ein Mikrobiom zurückzuführen.

Ich denke, dass es oft mit unserem Umfeld und unseren Gewohnheiten zu tun hat. Wenn wir mit Menschen zusammenleben oder arbeiten, die ungesund essen und wenig Sport treiben, ist es viel schwieriger, gesund zu bleiben oder abzunehmen. Es ist einfach, in diese Gewohnheiten hineinzufallen und schwieriger, sie zu durchbrechen.

Natürlich spielt das Mikrobiom eine Rolle, aber es ist nur ein Teil der Gleichung. Wenn man krank wird, kann sich das Mikrobiom verändern, aber das bedeutet nicht automatisch, dass man dadurch übergewichtig wird oder dass es ansteckend ist.

Ich denke, dass es wichtig ist, die individuellen Gründe für Übergewicht zu untersuchen und zu verstehen. Es kann viele Gründe geben, warum jemand übergewichtig ist, und es gibt auch viele Möglichkeiten, dagegen anzukämpfen. Wir müssen uns bewusst sein, dass es nicht nur auf das Mikrobiom oder andere biologische Faktoren zurückzuführen ist.

Es ist auch wichtig, gesunde Gewohnheiten zu fördern und zu unterstützen. Wenn wir uns gegenseitig ermutigen, gesund zu essen und mehr zu bewegen, kann das einen großen Unterschied machen. Wir sollten uns nicht auf eine einzige Ursache für Übergewicht konzentrieren, sondern auf eine ganzheitliche Herangehensweise, die alle Faktoren berücksichtigt.

» Aguti » Beiträge: 3109 » Talkpoints: 27,91 » Auszeichnung für 3000 Beiträge



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