Überbeweglichkeit - nur Segen oder auch Fluch?

vom 04.01.2018, 23:33 Uhr

Eine Freundin von mir ist von Natur aus überbeweglich. Ohne besondere Anstrengung oder Training könnte sie theoretisch im Zirkus als Schlangenmensch auftreten, womit sie auch schon mal geliebäugelt hat.

Von ihren Ärzten hat sie die Diagnose des Hypermobilitäts-Syndroms bekommen, soll also heißen, dass ihre Gelenke überbeweglich sind. Sie selbst hat es bisher als einen Segen empfunden, da sie früher beim Kunstturnen nie besonders viel Übung brauchte, um die Bewegungen zu beherrschen.

Hat eine Überbeweglichkeit nur gute Seiten oder kann es auch sein, dass es im Alter eventuell negative Folgen dieses Syndroms geben kann? Kennt ihr jemanden, der betroffen ist oder seid ihr vielleicht sogar selbst betroffen und könnt von Erfahrungen berichten?

» Aguti » Beiträge: 3109 » Talkpoints: 27,91 » Auszeichnung für 3000 Beiträge



Ich habe selbst so ein Hypermobiltätssyndrom, es wird auch primäre Gelenk-Hypermobilität genannt und als eine Vorstufe zum Marfan- und ähnlich gelagerten Syndromen eingeordnet. Bei mir beschränkt sich die extreme Beweglichkeit nur auf Extremitäten, Hände und Füße. Damit reicht es nicht zur Schlangenfrau, aber zur balinesischen Tempeltänzerin. In hinduistischen Religionen wird diese körperliche Ausnahmeerscheinung übrigens als Gottesgabe angesehen und die Kinder von den Eltern schon früh in entsprechende Einrichtungen gebracht, damit sie entsprechend ausgebildet werden.

Wenn man das als Kind nicht will und sich vor Trennung vor den Eltern fürchtet, würde ich das schon als eine Art von Fluch ansehen, aber das ist ja zum Glück in unserem Lebensraum kein Thema. Abgesehen davon kann es diverse gesundheitliche Nachteile geben, denn ein gestörtes Bindegewebe, und nichts anderes ist die PGH, kann diverse physische Störungen nach sich ziehen, denn Bindegewebe ist überall und kann mannigfaltig betroffen sein.

So können solche Frauen zu Unfruchtbarkeit und Fehlgeburten neigen, man kann einen spontanen Pneumo-Thorax bekommen, das heißt, es bildet sich Luft im Raum zwischen den Lungen, was lebensgefährlich ist. Auch die Gefäße können betroffen sein, das heißt, man kann von einer Blutergussneigung bis zum lebensgefährlichen Aorten-Aneurysma alle möglichen Schäden im Gefäßsystem erleiden. Das sind jetzt nur die gröbsten Sachen, die mir von meinen Infobögen spontan einfallen.

Orthopädisch ist es auch eine sehr ungeschickte Wahl, einen Sport auszuüben, in welchem die Überbeweglichkeit einem erstmal zunutze ist. Viele Überbewegliche fühlen sich spontan zum Ballett oder zur Gymnastik hingezogen, mir ging es da nicht anders. Vom ärztlichen Standpunkt ist davon aber dringend abzuraten, denn man verschlimmert seine Grundproblematik damit massiv und schlittert geradewegs auf die Arthrose und sonstigen Zerstörungen von Bändern und Sehen hinzu.

Noch einen Nachteil hat man auf der muskulären Ebene, man hat nämlich kaum welche und kann diese auch so gut wie gar nicht aufbauen. Einen Tennisschläger beim Aufprall halten zu können, ist absolut nicht drin. Manche Betroffene haben auch eine extreme Ausprägung der Arachnodaktylie, der Spinnenfingrigkeit. Das ist nicht immer nur schön, wenn es extrem ist. Ich habe selbst zum Glück nur eine minimale Variante davon, die noch gut aussieht, aber Ringe kaufen ist außerhalb der Kinderabteilung oder als Sonderanfertigung nicht drin.

» Verbena » Beiträge: 4941 » Talkpoints: 1,60 » Auszeichnung für 4000 Beiträge


Ich kenne eine ältere Frau, sie auch recht beweglich ist. Allerdings nicht so extrem wie bei einem Schlangenmenschen und eine Krankheit scheint sie auch nicht zu haben. Aber sie ist wohl bisher fit und macht auch einiges an Sport.

Aber ich denke, dass man es mit der Überbeweglichkeit nicht übertreiben sollte. Das könnte sicherlich im Alter dann einige Nachteile haben. Dazu wird der behandelnde Arzt sicherlich auch etwas sagen kann. Diesen würde ich dazu mal befragen, ob man eben auf bestimmte Dinge achten sollte, damit man die Gelenke nicht überstrapaziert.

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» Nelchen » Beiträge: 32238 » Talkpoints: -0,25 » Auszeichnung für 32000 Beiträge



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