Überbevölkerung durch Fehldiagnosen in Schach halten?
In einem anderen Beitrag erzählte ich ja schon von einer damals hochschwangeren Bekannten, der man mitteilte, dass das Baby keine Herztöne hätte und tot sei und dass es besser und günstiger wäre, wenn man direkt eine Abtreibung machen lässt. Hinterher stellte sich heraus, dass das Kind am Leben war und dass die Eltern ihr eigenes Kind hätten töten lassen, wenn sie dem ersten Arzt geglaubt und der Abtreibung zugestimmt hätten.
Ihr Ehemann ist der Ansicht, dass das schon System hätte. Er ist vom Typ Verschwörungstheoretiker - wie manche behaupten - und er ist der Ansicht, dass die Überbevölkerung so tatsächlich in Schach gehalten werden soll, in dem Ärzte Fehldiagnosen verbreiten würden und auf Grundlage dessen zu Abtreibungen von (gesunden) Kindern raten würden. Sonst könnte man nämlich nicht erklären, warum so viele Kinder - wenn man sich gegen die Abtreibung entscheidet - gesund zur Welt kommen würden. Ärzte würden bestimmt einer Agenda folgen und wären dazu verpflichtet so zu agieren.
Ich finde das ja ziemlich absurd was er da behauptet, zumal ich auch Wahrscheinlichkeitsrechnung in der Schule hatte und es eben Dinge gibt (wie die Tests auf Trisomie 21), die auch mal falsch positiv ausfallen können. Deswegen aber gleich systematische Vorgehensweise zu unterstellen finde ich krass. Wie seht ihr das? Könnt ihr euch vorstellen, dass die Überbevölkerung durch Fehldiagnosen tatsächlich reduziert werden soll? Oder hat der Herr zu tief ins Glas geschaut?
Ich denke, dass der Mann aufgrund der Situation einfach ein bisschen überreagiert hat. Die Ärzte gehen durchaus auf Probleme von Schwangeren ein, können dank der Technik auch einige Erkrankungen des Kindes feststellen und dementsprechend kann die Frau dann entscheiden. Ich denke aber nicht, dass Ärzte Fehldiagnosen machen damit man Kinder umbringt. Mein Arzt hat mir immer das Ultraschallbild gezeigt mir erklärt, was was ist und wie es aussehen soll, eine Fehlbildung hätte man so eben auch erklärt bekommen, wenn eine vorhanden gewesen wäre. Nicht alle Ärzte sind schlecht, nur weil ein paar das Bild versauen.
Ich habe dir in diesem Thread ja schon was über die "Abtreibung" bei hochschwangeren Frauen geschrieben Wie leicht kann man Herztöne eines Fötus überhören?. Was sollte denn eine Fehldiagnose in Schach gehalten werden? Heutzutage ist es so, dass sogar Babys unter 500 Gramm versucht werden zu retten, wenn sie auf die Welt kommen und wenn man mit solchen Diagnosen die Überbevölkerung in Schach halten wollte, dann würde man sofort sagen, dass das Kind nicht zu retten ist.
Es werden Operationen im Mutterleib gemacht, damit ein Kind gerettet wird und ein lebenswertes Leben hat, wenn es auf die Welt kommt. Es werden alle Hebel in Bewegung gesetzt, damit ein Kind nicht stirbt, wenn es auf die Welt kommt und es ist völliger Quatsch, wenn man da von spricht, dass man fehldiagnostiziert, damit Kinder sterben.
Es kommt natürlich leider immer wieder zu fatalen Fehldiagnosen und Kunstfehlern, an denen Leute sterben, aber ich würde daraus nun wirklich keine Verschwörungstheorien ableiten, denen zufolge Menschen im Allgemeinen oder bestimmte Bevölkerungsgruppen quasi knapp gehalten werden. Zumindest nicht in der westlichen Welt. In Indien oder China sieht es natürlich ganz anders aus. Da reicht oft schon das Geschlecht eines Fötus, um sein Ende zu besiegeln, aber in diesen Fällen wird natürlich auch nicht lange mit Fehldiagnosen und pseudo-besorgtem Getue herum gemacht, sondern einfach abgetrieben. Alles andere wäre auch viel zu teuer.
Man kann sich genauso gut auch die nackten Zahlen anschauen: Pro Tag kommen ca 200 000 Menschen auf die Welt. Da müssten global gesehen sehr viele Ärzte sehr viele Fehldiagnosen veranstalten, um auch nur eine Delle in diese Zahl zu machen. Und gerade in Ländern wie Deutschland, wo regelmäßig die sinkende Bevölkerungszahl, oder von besonders bornierten Kreaturen die "Überfremdung" beklagt wird, wäre es doppelt und dreifach sinnlos, die Bevölkerung ausdünnen zu wollen. Stünde da eine "Agenda" dahinter, würde man wohl einfach Hormone ins Trinkwasser kippen, die die Fruchtbarkeit mindern oder was auch immer.
Außerdem würde ich schätzen, dass vorgeburtliche Diagnostik sowie die Anwesenheit eines Arztes vielleicht bei 20 Prozent der Geburten überhaupt eine Rolle spielt, während die Mehrheit auf dem Lehmboden einer Wellblechhütte ohne medizinische Hilfe stattfindet, und entsprechend viele Mütter und Kinder sterben auch ohne Verschwörungstheorien während oder kurz nach der Geburt. Man sollte nicht immer von unserer privilegierten Lage auf den Rest der Welt schließen.
Ich nehme daher wohlwollend an, dass der Vater einfach einen Sündenbock sucht oder sonst irgendwie versucht, einen Sinn hinter der Tatsache zu sehen, dass sein Kind beinahe einer Fehleinschätzung zum Opfer gefallen wäre. So etwas kann einem schon in die Knochen fahren, wenn man am eigenen Leib erfährt, dass auch Ärzte nicht allwissend sind und beinahe eine Katastrophe passiert wäre.
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