Über kranke Kollegen wird gelästert

vom 02.12.2017, 22:51 Uhr

Ich glaube, dass es jeder kennt und ich hoffe mal, dass es nicht nur in meinem Berufszweig des Gesundheits- und Krankenpflegers, den ich erlerne, Gang und Gebe ist, dass über kranke Kollegen gelästert wird. Kaum ist der Anruf da und jemand meldet sich krank, geht es los. Grade dann, wenn sowieso schon viele Leute krank sind, wird geredet, wie unerhört es ist, dass die Person sich krank meldet - sie würde das doch mit Absicht machen, simulieren und es wäre ja klar gewesen, dass die sich mal wieder krank meldet. Selbst wenn man 40 Grad Fieber hat, soll man laut manchen Menschen trotzdem zur Arbeit kommen. Solange man noch laufen kann, hat man auf Arbeit zu erscheinen.

Ich finde ein solches Verhalten unerhört. Ich finde, dass es nicht sein kann, dass man so über Kollegen herzieht - wer krank ist, ist krank. Ganz einfach. Auch, wenn es ärgerlich ist, da man in den meisten Fällen die Arbeit von denjenigen mit erledigen muss, wenn sie sich kurz vor Dienstbeginn krank melden, aber es ist nicht zu ändern.Wenn jemand mit Grippe oder einer schweren Erkältung arbeiten kommt, dann bringt es ja auch nichts, wenn er alle ansteckt - grade im Krankenhaus. Dann soll man lieber gleich zu Hause bleiben, bevor es noch schlimmer wird und man am Ende selbst als Patient im Krankenhaus liegt, weil man den Keim verschleppt hat.

Wie ist das bei euch? Wird bei euch auch so viel gelästert? Sagt ihr dann auch was, wenn es eurer Meinung nach zu weit geht?

» Hufeisen » Beiträge: 6056 » Talkpoints: 0,00 » Auszeichnung für 6000 Beiträge



Bei uns wird nur über einen Kollegen gelästert, wenn dieser eben krank ist. Das hängt aber damit zusammen, dass wir mittlerweile glauben, dass seine Krankheit nur vorgeschoben und eine Ausrede für Faulheit ist. Denn komisch ist es schon, dass er ausgerechnet an den Wochentagen fehlt, wo bei uns traditionell sehr viel zu tun ist und an den Tagen, wo kaum etwas zu tun ist, ist er immer da. Seine Krankmeldungen häufen sich mittlerweile und er ist jede zweite Woche nicht da, was sehr auffällig ist.

Das in Kombination mit einigen anderen Details führt zu der Annahme, dass er eigentlich keine Lust mehr auf diesen Job hat und einfach nur noch weg möchte. Ich habe selbst mit ihm gesprochen und weiß daher, dass sein Vertrag bald ausläuft und er danach ins Ausland gehen möchte für ein Jahr. Auch macht er keine Anstalten, sich ins Team zu integrieren, er kümmert sich nicht darum, dass seine Voraussetzungen erfüllt werden, dass er bestimmte Aufgaben machen kann (zum Beispiel der Zugriff zu einer Datenbank) und hat auch während seiner Anwesenheitszeiten Ausreden, warum er dieses oder jenes nicht machen kann.

Wenn jemand anderes krank ist, juckt das niemanden die Bohne. Das wird dann so angenommen und fertig. So ist meine Chefin in den letzten 4-5 Wochen etwa 2-3 Mal krank gewesen. Aber wenn man Kinder im Kindergartenalter hat, ist das normal, dass man ständig einen Infekt bekommt und angesteckt wird. Das ist bei meinem Kollegen aber nicht der Fall, der ist kinderlos und lebt alleine und wie gesagt, die Summe seiner Äußerungen und Handlungen machts eben, sodass er bei uns nicht sonderlich beliebt ist.

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» Täubchen » Beiträge: 33305 » Talkpoints: -1,02 » Auszeichnung für 33000 Beiträge


Bei uns im Betrieb gab es auch schon eine Kollegin, über die gelästert wurde, wenn sie krank war. Sie schminkte sich dann auch immer extra blass und sah mehr aus wie ein Vampir, wenn sie dann bei uns ankam. Dann ging sie kurze Zeit später zum Arzt und ließ sich erst einmal krankschreiben. Das kam ziemlich immer im gleichen Abstand vor, so dass wir das einfach auch nicht immer glauben konnten, dass sie tatsächlich immer krank war.

Ich muss zugeben, dass wir dann auch schon mal gelästert haben, wenn sie mal wieder so blass geschminkt bei uns ankam, weil wir dann schon wussten, was passiert. Aber ansonsten ist es bei mir im Betrieb nicht so, dass dann gelästert wird, wenn jemand krank ist. Da wird gar nicht viel zu gesagt, wenn eine Krankmeldung kommt. Es wird geschaut, dass der Dienstplan vielleicht umgestellt wird und das war es.

Ich finde es auch unmöglich, dann zu lästern und von den Kollegen oder eben Angestellten zu erwarten, dass sie auch mit dem Kopf unter dem Arm noch bei der Arbeit erscheinen. Das ist doch den Kollegen gegenüber wegen der Ansteckungsgefahr auch nicht fair. Das würde ich dann auch sagen, wenn ich es mitbekäme, dass jemand über einen kranken Kollegen lästert.

» Barbara Ann » Beiträge: 28945 » Talkpoints: 58,57 » Auszeichnung für 28000 Beiträge



Ich kenne es eigentlich gar nicht, dass über anderer Leute Krankheitgeschichte im Job "gelästert" wird. Das mag allerdings auch damit zusammenhängen, dass ich im Job dafür bekannt bin, Gerüchte und Getuschel aller Art schnell und gründlich abzuwürgen. Nach Jahren der konsequenten Konditionierung zeigen sich erste Anfangserfolge: Offensichtlich hat sich herumgesprochen, dass mit Frau Gerbera nicht gut über Dritte lästern ist.

Ich empfinde es einfach als unkollegial und als schlechten Stil, zumal da an meinem Arbeitsplatz auch ein relativ hoher Arbeitsethos herrscht und vor der Seuchenzeit auch Leute mit dem Kopf unter dem Arm angewankt sind, damit ja nichts liegenbleibt. Wir haben also gar keinen allzu offensichtlichen Fall von "Freitagsgrippe". Und außerdem weiß man ja gar nicht, was die KollegInnen so mit sich herumschleppen.

Ich würde es beispielsweise als geradezu bösartig ansehen, jemandem Schwangerschaftsbeschwerden aller Art abzusprechen, weil frau selber anno 1975 ja bis zum Geburtstermin beschwerdefrei war und danach auch sofort wieder topfit. Oder wenn tatsächlich jemand mit erstaunlicher Regelmäßigkeit fehlt - woher will ich wissen, dass die Person nicht zur Chemo muss oder sonst eine langwierige Behandlung mit regelmäßigen Terminen über sich ergehen lässt? Da halte ich lieber den Rand.

» Gerbera » Beiträge: 11332 » Talkpoints: 52,90 » Auszeichnung für 11000 Beiträge



Es gibt wahrscheinlich in jeder Abteilung Menschen, die ständig irgendwie krank sind. Entweder sind sie psychisch angeschlagen oder ständig erkältet oder sonstwas. Bei uns wird auch mal gelästert, aber nur weil es störend ist, wenn mal wieder eine bestimmte Person weggefallen ist und der Arbeitsaufwand an uns hängen bleibt. Jedoch sprechen wir niemanden das Kranksein ab. Wir ärgern uns nur mal darüber, wenn Person X mal wieder an einem Montag fehlt, an einem Dienstag da ist und Mittwochs für den Rest der Woche ausfällt.

Manchmal machen wir uns auch ein wenig über gewisse Dinge lustig, wie zum Beispiel wenn ein Kollege sich aus Tollpatschigkeit am Bürostuhl den Zeh gebrochen hat und dann mal sechs Wochen ausfällt. Es kann passieren, es ist auch schon passiert und Heilungsprobleme können auch immer mal auftreten. Aber unser Geläster ist jetzt nicht so schlimm, dass wir jemandem das Kranksein komplett absprechen, sondern es sind eher Kleinigkeiten, die uns etwas ärgern. Trotzdem kann jeder von uns mal erkranken und muss sich bei uns Kollegen auch nicht direkt erklären.

» Wibbeldribbel » Beiträge: 12585 » Talkpoints: 9,82 » Auszeichnung für 12000 Beiträge


Ich kann absolut nachvollziehen, wie du dich fühlst. Auch in meinem Berufsumfeld gibt es immer wieder Menschen, die über kranke Kollegen lästern und sich darüber aufregen, dass sie kurzfristig ausfallen. Ich denke, dass es eine sehr egoistische Einstellung ist, wenn man meint, dass man selbst trotz Krankheit zur Arbeit gehen sollte, nur um den eigenen Kollegen nicht zur Last zu fallen. Das ist in meinen Augen absolut falsch und kann im schlimmsten Fall sogar dazu führen, dass sich die Krankheit verschlimmert oder andere Kollegen angesteckt werden.

Ich denke, dass man auch hier eine gewisse Empathie und Solidarität zeigen sollte. Wenn ein Kollege krank ist, dann ist das eben so und man sollte sich freuen, dass die Person vernünftig genug ist, um sich auszukurieren und nicht noch mehr Schaden anzurichten. Natürlich kann es ärgerlich sein, wenn man dadurch zusätzliche Arbeit bekommt, aber das gehört nun mal zum Arbeitsleben dazu. Stattdessen sollte man sich auf seine eigenen Aufgaben konzentrieren und versuchen, das Beste daraus zu machen.

Wenn ich selbst mitbekomme, dass über einen kranken Kollegen hergezogen wird, dann spreche ich das auch an. Ich denke, dass es wichtig ist, eine gewisse Sensibilität und Mitgefühl zu zeigen und nicht einfach nur egoistisch zu handeln. Wenn man selbst einmal in die Situation gerät, krank zu sein, dann würde man sich sicher auch über Verständnis und Unterstützung von den Kollegen freuen.

Insgesamt denke ich, dass es wichtig ist, eine gewisse Empathie und Solidarität unter den Kollegen zu zeigen. Kranksein ist keine Schande und man sollte nicht deswegen stigmatisiert werden oder sich sogar schlecht fühlen müssen, wenn man sich krankmeldet. Im Gegenteil, man sollte sich freuen, dass die betroffene Person die Vernunft hat, sich auszukurieren und damit anderen Schaden zu ersparen.

» Aguti » Beiträge: 3109 » Talkpoints: 27,91 » Auszeichnung für 3000 Beiträge


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