Über große Familie anderer überrascht sein?
Meine Freundin erzählt sehr häufig von ihrem Onkel, ohne jedoch irgendwelche Namen zu nennen. So heißt es dann oft, dass sie ihren Onkel getroffen hätte oder mit ihrem Onkel telefoniert hätte und dergleichen. Ich habe mir nie etwas dabei gedacht und habe fälschlicherweise angenommen, dass es sich immer um denselben Onkel handeln würde.
Dann stellte sich aber zufällig im Gespräch heraus, dass die Familie wohl wirklich sehr groß ist. So hat sie zum Beispiel väterlicherseits 3 Onkel und mütterlicherseits 5 Onkel. Mir war gar nicht klar, dass sie immer einen anderen Onkel gemeint hat, zumal sie immer von "Onkel" sprach und nicht von "Onkel Hans" oder "Onkel Herbert".
Hat sich bei euch auch schon einmal heraus gestellt, dass eine Familie offensichtlich viel größer war als ihr aus Erzählungen geglaubt habt? Spezifiziert ihr eigentlich immer in Erzählungen, ob ihr Onkel X oder Tante Y meint oder ist euch das so ziemlich egal?
Ich kenne eigentlich nur Leute, die dann auch einen Namen dazu nennen. Gerade, wenn man dies nicht macht muss die Person ja davon ausgehen, dass man immer nur die eine Person meinen würde und damit kann man dann eben auch falsch liegen, was dann aber die Schuld der Person ist, die den Namen nicht genannt hat. Ein Kumpel von mir hat recht viele Stiefgeschwister und hatte immer von denen geredet ohne zu erklären, wer das ist und so dachten wir auch, dass er nur eine Schwester hat. So etwas entsteht leicht.
Ich würde auch annehmen, dass es sich immer um ein und die selbe Person handelt, wenn immer nur von einem Onkel oder einer Tante die Rede ist. Ansonsten würde man ja auch normal eher einen Namen dazu sagen. Daher kann ich schon nachvollziehen, dass dies durchaus zu einem Irrtum führen kann.
Aber ich denke, dass man nicht unbedingt überrascht sein muss, dass es eben noch andere Onkel und Tanten gibt. Ich wäre dann eher überrascht, dass eben nicht immer ein und die selbe Person gemeint war.
Wenn ich mit anderen darüber rede, was mein Onkel gesagt hat, dann muss ich sagen, dass ich auch keine Namen sage. Ich sage dann in der Regel dass ein Onkel von mir etwas gesagt hat, so dass dann klar ist, dass ich nicht nur einen habe. Aber trotzdem kann es schon sein, dass Bekannte es nicht unbedingt wissen, wie groß meine Familie ist.
Mein Papa hat bzw. hatte auch 4 Geschwister, meine Mama 1 Bruder und mein Schwiegerpapa hat auch 5 Geschwister. Und dann gibt es ja auch noch die beiden Geschwister von uns selbst.
Das heißt meine Tochter hat sehr viele Onkel (Großonkel) mit denen wir in Kontakt stehen und von denen sie erzählen kann. Aus diesem Grund haben die Leute bei uns alle als Zusatz den Namen.Tante Lena, Onkel Hans usw. . Unsere Geschwister, also die beiden Onkel meiner Tochter, werden sogar nur mit Vornamen "betitelt".
In meinem Freundeskreis ist das so auch üblich. Wenn jemand nur vom Onkel sprechen würde, dann würde ich auch davon ausgehen, dass die Person nur noch einen einzigen Onkel oder höchstens zwei hat.
Ich würde je nach Zusammenhang nicht davon ausgehen, dass immer dieselbe Person gemeint ist. Ich sage auch oft nur Bruder, obwohl ich mehrere davon habe. Gestern habe ich zum Beispiel erzählt, dass mein Bruder am Marathon in Hamburg teilgenommen hat. Ich erwähne nicht seinen Namen, weil ich die Leute nicht so gut kannte. Ein anderer Bruder ist Arzt. Von ihm habe ich auch nur von mein Bruder gesprochen. Meistens sage ich aber, einer meiner Brüder oder eine meiner Großnichten oder Großneffen.
Auch wenn ich von meiner Schwägerin rede, rede ich immer nur von meiner Schwägerin und erkläre nicht genau, von welchem Bruder das nun die Frau ist. Ich habe mir noch nie Gedanken darüber gemacht, ob jemand das für eine einzige Person hält. Es kommt aber auch darauf an, wie gut die Leute meine Verwandtschaftsverhältnisse kennen. Wenn sie jemand gut kennt, dann sage ich: Meine Schwägerin, die Frau von meinem ältesten Bruder, oder Meine Großnichte, die Tochter meiner Nichte sowieso.
Ich finde es bei irgendwelchen Anekdoten, über die man so plaudert, immer eher nervig, wenn ich zuerst erfahren muss, welcher Onkel von den fünfen nun in Kroatien war oder dass die jüngere Tochter der Kleincousine (was ist das überhaupt?) väterlicherseits nach dem Abi Biologie studieren möchte, und nicht die Mittlere. Die studiert Lehramt. Das ganze Drumherum der Verwandtschaftsverhältnisse interessiert mich herzlich wenig.
Generell hat es für mich eigentlich nie Bedeutung, wie viele Tanten, Onkel, Cousins und weiß der Teufel was alles an Verwandten jemand hat. Kennenlernen werde ich die meisten davon sowieso nie, und narrative Relevanz hat es - wie gesagt - auch nur extrem selten, wie die Blutlinien verlaufen, wenn es eigentlich um Themen wie Segelfliegen oder vegetarische Rezepte geht. Menschen haben eben Familie, manche sehr wenig (wie ich) und manche pflegen emsigen Kontakt auch noch zu den PartnerInnen ihrer Cousins Zweiten Grades, von denen ich nicht mal weiß, ob ich sie jemals hatte.
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