Über Dinge nicht mehr reden, die zu Streit führen können?
Meine Bekannte hat sich als Ehrenamtliche beworben, da sie in einem Flüchtlingsheim in ihrer Nähe aushelfen möchte. Ihr Freund war dagegen, da es dort schon einen Vorfall gab, wo auch eine Ehrenamtliche verletzt worden ist.
Meine Bekannte streitet sich seitdem viel mit ihrem Freund und das Thema Flüchtlinge sorgt nun fast jedesmal für Streit zwischen den beiden. Nun vermeiden sie komplett. über das Thema zu reden. Sie schweigen es quasi tot. Auch wenn es wieder Neuigkeiten dazu im Fernsehen gibt, reden sie nicht darüber.
Eine ähnliche Situation kenne ich aber auch von einem anderen Paar aus meinem Bekanntenkreis. Die beiden reden nicht über das Thema Kinder, da sie sich da nicht einig werden und nur streiten.
Wie ist das bei euch in der Beziehung, meidet ihr auch Themen, bei denen es häufiger zu Streit kommt? Schweigt ihr diese dann auch gewissermaßen tot? Oder könnt ihr damit umgehen und versucht den Streit zu vermeiden oder auszutragen?
Solange es nur um einzelne Themen handelt finde ich das gar nicht mal so schlimm. Aber ich habe auch schon Fälle mitbekommen, wo dann wirklich eine ganze Bandbreite von Themen nicht mehr angeschnitten werden durfte, weil alles automatisch zu einem Streit ausgeartet wäre.
Mir ist ein Fall ganz konkret bekannt, da waren so viele Themen auf der schwarzen Liste, dass man im Endeffekt nur noch unbesorgt über das Wetter sprechen konnte, um es mal überspitzt auszudrücken. Da hat dann aber jede Form von Kontakt in meinen Augen keinen Sinn und man sollte sich anderweitig umschauen.
Was bringt es denn, wenn man immer nicht mehr über Themen redet, die einen eigentlich interessieren, aber wo man sich uneinig ist? Nichts, man verschiebt den Streit doch nur. Ich denke, dass man über solche Themen komplett sprechen muss und auch eine Lösung für wichtige Dinge wie das Kinderthema finden muss. Wenn man sich bei Flüchtlingsthemen uneinig ist, ist das eine Sache, aber bei Kindern sollte man sich schon festlegen.
Mein Freund und ich hatten auch einmal ein Thema, über das wir uns immer wieder gestritten hatten. Ich habe dann auch irgendwann versucht, das Thema gar nicht mehr anzusprechen, weil wir uns ohnehin nicht einig werden konnten. Allerdings hat das nicht viel gebracht. Wenn wir uns dann wegen etwas anderem gestritten hatten, kam das dann nur wieder hoch und ich konnte es auch nicht einfach vergessen, da mich das auch belastete.
Irgendwann haben wir uns dann noch einmal zusammengesetzt und haben auch beide von unserer Sturheit abgelassen, so dass wir uns auch einigen konnten. Wir haben einen Kompromiss gefunden, mit dem wir beide zufrieden sind und somit war das dann auch geklärt. Dass man so etwas macht, finde ich auch wirklich wichtig, da es nichts bringt, wenn man nur über etwas schweigt. Früher oder später wird das Thema ja ohnehin noch einmal aufkommen und dann kracht es so richtig. Besser ist es, wenn man direkt über Sachen redet.
Bei unwichtigen Kleinigkeiten finde ich es aber nicht so schlimm, wenn man nicht darüber redet, wenn man weiß, dass es zum Streit führen könnte. Man muss dem Partner beispielsweise auch nicht sagen, dass er seine Sachen wegräumen soll, wenn er ohnehin schon einen schlechten Tag hat und schlecht drauf ist. Da kann man auch mal darüber hinwegsehen, weil es ja wirklich in dem Moment nicht so wichtig ist. Von daher kommt es auch immer ganz auf die jeweilige Situation an, wie ich finde.
Zwischen meinem Mann und mir gibt es gar keine Themen die wir vermeiden müssten. Wir können über alles reden ohne zu streiten, selbst wenn wir unterschiedliche Meinungen haben. Und das macht, meiner Meinung nach, eine gute Beziehung aus. Wobei man im oben geschilderten Fall auch den Freund verstehen sollte. Er macht sich da wohl einfach nur Sorgen, dass seiner Partnerin etwas passieren kann.
Nur bringt es das Paar auch nicht weiter, wenn sie das Thema total vermeiden und sie dabei ihre Pläne einfach umsetzt. Immerhin scheint sie da auch gar nicht verstehen zu wollen, warum ihr Freund dagegen ist.
Zunächst einmal bin ich der Meinung, dass die Frau natürlich helfen soll, wenn sie das gerne möchte. Es ist doch toll, wenn sie das Bedürfnis hat, anderen Menschen, die weniger als wir haben, unter die Arme zu greifen. Ein Vorbild!
Aber wegen einer Uneinigkeit nicht mehr über ein Thema reden? Das ist sehr gefährlich für eine Beziehung. Auch schwierige Themen müssen angesprochen werden können, wie soll der Konflikt darüber denn sonst gelöst werden? Indem die beiden die problematischen Dinge in aller Heimlichkeit erledigen? Das kann es ja auch nicht sein, oder?
Was passiert denn, wenn ein Thema, über das eine solche Uneinigkeit herrscht, eines Tages auf den Tisch kommt und nicht mehr einfach beiseite gefegt werden kann? Folgt dann ohne viel Gerede die Trennung? Eine heikle Geschichte, wenn Kinder, ein gemeinsames Haus oder auch der Job auf dem Spiel stehen. Konflikte sollten so schnell wie möglich ausdiskutiert werden, bevor sie sich festfressen und die Beziehung vergiften.
Ich denke, dass es auf das Thema ankommt und wie sehr es einen von Beiden belastet nicht mehr darüber zu reden. Irgendwann platzt man da bestimmt doch und muss das einfach nochmal ansprechen, auch wenn man weiß, dass es wieder zu Streit führt oder führen kann. Ich weiß, dass es schon ziemlich belastend sein kann, wenn man etwas in sich hineinfrisst, um einen Streit zu verhindern. Das ist aber nicht immer gut und ich denke, dass man doch über alles reden können sollte.
Bei mir klappt es nur bis zu einem gewissen Grad, dass ich die Themen dann meide,bei denen ich weiß, dass Streit vorprogrammiert ist. Oftmals belastet es dann aber doch so, dass ich das nochmal anspreche.Ich finde es auch nicht gut, wenn man so etwas totschweigen muss.
Eine Beziehung, in der ich mit meinem Partner nicht über alles reden kann, ist für mich nicht erstrebenswert. Genauso wenig wie es eine Beziehung wäre, in der unterschiedliche Meinungen und Ansichten zwangsläufig oder sehr oft zu Streit führen.
Was bringt mir denn ein Partner, bei dem ich aufpassen muss, was ich sage? Das ist doch genauso unbefriedigend wie ein Partner, der einen anderen Standpunkt als seinen weder nachvollziehen, noch akzeptieren kann. Ich bin immer noch ein unabhängiger Mensch und treffe meine eigenen Entscheidungen und habe eigene Ansichten.
cooper75 hat geschrieben:Was bringt mir denn ein Partner, bei dem ich aufpassen muss, was ich sage? Das ist doch genauso unbefriedigend wie ein Partner, der einen anderen Standpunkt als seinen weder nachvollziehen, noch akzeptieren kann. Ich bin immer noch ein unabhängiger Mensch und treffe meine eigenen Entscheidungen und habe eigene Ansichten.
Das sehe ich auch so und egal um welches Thema es hier geht, ich finde nicht, dass man das eine unbedingt besprechen muss und sich einigen aber das andere dann totgeschwiegen werden darf. Warum sollte das Thema mit den Kindern wichtiger sein als die Flüchtlinge? Beides hat einen Einschnitt auf das Leben als Paar und auch auf die Beziehung, denn beides erfordert im Endeffekt die Akzeptanz des anderen und nicht nur eines.
Zwar kann man machen was man möchte und ist auch unabhängig und darf seine eigenen Entscheidungen treffen, aber wenn man meint rund um die Uhr nur für Flüchtlinge da sein zu müssen, alles seiner Freizeit hinein zu investieren damit ein Partner gänzlich auf der Strecke bleibt und seine Partnerin dann nie mehr zu Gesicht bekommt, ist doch auch nicht das wahre. Sprich auch da müsste eine Lösung dann gefunden werden womit beide Leben könnten, alleine von der Zeit her die man auch gemeinsam hat.
Ich finde es lächerlich, dass hier Ramones differenziert und meint, dass das Thema unbedingt besprochen werden muss und man sich da einigen muss, aber beim Rest dann meint "alles halb so schlimm". Wenn du dir so eine Beziehung vorstellst und deine so führst, dann ist da deine Sache würde aber auch in die Richtung wieder gehen, dass man nur einen Blöden gesucht hat der ein Kind zeugt damit man seinen eigenen Wunsch umsetzen konnte und den Rest dann nichts angeht was man macht und darüber nicht gesprochen werden sollte oder müsste.
Ich würde es nicht einsehen, dass ich mich bedeckt halten muss mit Themen nur weil einer sich auf den Schlips getreten fühlt und das direkt zu einem Streit führt, weil meine Entscheidung nicht akzeptiert und zumindest toleriert werden muss. Sie muss nicht geteilt werden, aber das mit der Akzeptanz eines anderen Standpunktes ist für mich etwas elementares in einer Beziehung, und das betrifft jedes Thema und nicht nur das Thema mit Kinderplanung und Familie.
So ganz pauschal lässt sich das wohl nicht beantworten. Einerseits scheint es sinnlos ein Thema immer wieder anzusprechen, von dem man bereits weiß, dass es nur zu Streit führt. Aber wenn es ein wichtiges Thema wie der Kinderwunsch ist, heißt das ja auch, dass einer der Partner zurückstecken muss, wenn keine Einigkeit erzielt wird. Dass man die Sache dann quasi hinnehmen und totschweigen muss, klingt nicht schön.
Ein befreundetes Pärchen hat sich beim Thema Putzen regelmäßig in die Wolle gekriegt, da sie beide unterschiedliche Vorstellungen davon hatten, wie man das am besten angeht. Über die Methoden gab es regelmäßig Zoff, aber wie soll man so ein Thema ignorieren, mit dem man ja alle paar Tage in Berührung kommt? Solange die Wohnung am Ende sauber ist, finde ich, muss es hier auch keinen Streit geben und ich würde das Thema trotzdem verfolgen, bis man mal auf einen gemeinsamen Nenner gekommen ist.
Bei einem anderen Paar war das Thema vegane Ernährung ein Problem. Sie ist Veganerin geworden, er nicht, wann immer er in der gemeinsamen Wohnung Fleisch oder Milch verzehrt hat, gab es miese Stimmung. Ebenso hatte er keine Lust beim Ausgehen nur noch vegetarische oder vegane Restaurants zu besuchen. Am Ende haben sie gemeinsame Mahlzeiten fast schon vermieden. Die Beziehung hielt aber auch nicht mehr lange.
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