Typisch Deutsch oder EU-Wahnsinn - das neue Kuchengesetz
Ab dem 13.12.14 gilt das neue Kuchengesetz. Es müssen immer bei lose verkauften Artikeln, die selbst hergestellt sind dann eine Kennzeichnung aller Inhaltsstoffe angegeben werden.
Das soll auch insbesondere für die Weihnachtsmärkte gelten oder auch bei Kuchenbuffets in Kindergärten oder bei irgendwelchen Veranstaltungen, wo Kuchen und Kekse verkauft werden. Wie das genau gemacht werden soll, ist mir ein Rätsel. Denn oft werden diese Kuchen ja gespendet und da ist man schon froh, wenn man Kuchen gespendet bekommt.
Für Allergiker soll dieses Gesetz besonders gut sein, was ich in einer Hinsicht auch gut finde. Aber irgendwie wundere ich mich mittlerweile schon, dass die Menschen immer älter werden auch ohne derartige Gesetze. Wie findet ihr das neue Kuchengesetz? Findet ihr es typisch Deutsch oder denkt ihr, dass es wirklich Zeit wurde, dass so ein Gesetz erlassen wird? Mich würde es nicht wundern, wenn Kuchengesetz zum Unwort des Jahres 2014 wird.
Hast du den verlinkten Artikel eigentlich gelesen oder nur die Überschrift? Da steht im ersten Absatz klar und deutlich "Lebensmittelinformationsverordnung der EU". Wenn dieses Gesetz also überhaupt typisch für irgendwas ist dann nicht für Deutschland sondern für den Regulierungswahn der Europäischen Union.
Dieser Regulierungswahn geht mir aber tatsächlich total auf die Nerven und ich frage mich auch hier mal wieder, ob der gesunde Menschenverstand damit weg reguliert werden soll. Wenn ich eine Allergie gegen Inhaltsstoffe von Kuchen habe dann weiß ich doch ziemlich gut, in welchen Arten von Kuchen man die findet und brauche dazu keine Liste mit Inhaltsstoffen.
Ich habe eine Allergie gegen einige rote Farbstoffe, die in Deutschland zwar längst nicht mehr so häufig eingesetzt werden wie in den USA oder auch England, aber ich kaufe deshalb dann einfach keinen Kuchen, der so aussieht als wären Teile davon eingefärbt. In dem Fall wäre eine Kennzeichnung eh sinnlos, wenn da dann einfach "rote Lebensmittelfarbe" ohne die entsprechenden E-Nummern stehen würde. Dann wäre ich genauso schlau wie vorher.
Für Allergiker ist es ja gut, wenn sie wissen, was in dem Kuchen drin ist. So verzichten sie nicht unnötigerweise bzw. gehen nicht das Risiko einer allergischen Reaktion ein, wenn sie den Kuchen doch probieren. Soweit ist das Gesetz also durchaus sinnvoll und für Bäckereien ist es sicher keine zu große Zumutung, zu jedem Produkt eine Zutatenliste zur Verfügung zu stellen. Soviel ich weiß, machen manche das ohnehin schon freiwillig.
Nun kommt aber der Punkt, den ich für übertrieben halte. Kindergartenveranstaltungen? Die Kuchen dafür werden meistens von Eltern gebacken und die werden sich freuen, wenn sie nun eine genaue Liste der Zutaten erstellen müssen, zumal sie das noch nicht einmal genau wissen, da sie die einzelnen Zutaten nicht selbst herstellen und sich nur auf das verlassen können, was der jeweilige Hersteller draufgeschrieben hat. Wer ist dann schuld, wenn irgendein Allergiker doch eine kleine Nussspur abbekommt und allergisch reagiert? Ich denke, da wird die Bereitschaft der Eltern, für solche Veranstaltungen Kuchen zu backen, deutlich abnehmen.
Auf Weihnachtsmärkten dürfte es auch ein wenig schwierig sein, da dort verkaufte Artikel auch teilweise von Privatleuten gebacken werden. Ich persönlich fände das Gesetz sinnvoll, wenn es nur für Unternehmen gelten würde, die ihre Kuchen eben zu gewerblichen Zwecken herstellen.
Ich bin gegen verdammt viele Dinge allergisch und finde die Kennzeichnungspflicht gut. Zumindest dann, wenn es so umgesetzt wird, wie NRW das plant. In NRW sollen diese Vorgaben nur gelten, wenn jemand regelmäßig Kuchen oder Kekse verkauft. Veranstaltungen wie Pfarrfeste, Kindergarten- und Vereinsveranstaltungen wären damit auch weiterhin nicht betroffen. Da bliebe alles beim Alten.
Wenn die anderen Bundesländer die Vorlage ebenso maßvoll umsetzen, dann wäre es eine große Erleichterung für viele Menschen. Und all die kleinen Veranstaltungen mit selbstgemachtem Kuchen und frischen Waffeln dürfen so bleiben, wie sie immer waren und wie wir sie kennen und lieben.
In meiner Zeitung ist heute ein Artikel, der sich auf dieses Gesetz bezieht. Das Ganze ist eine Ente, die von der Bild Zeitung in die Welt gesetzt wurde und die dann von einigen anderen Medien aufgegriffen wurde ohne, dass sie selber einfach mal einen Blick in das Gesetz geworfen haben.
Im Gesetz steht klar, dass sich diese Verordnung auf Unternehmen bezieht und nicht auf Privatpersonen. Die Bundesländer müssen sich da überhaupt keine Gedanken über eigene Ausnahmeregelungen machen.
Wobei wir aber wieder beim "typisch Deutsch" wären, denn die Panikmache der Bild Zeitung ist schon sehr typisch und es ist auch sehr typisch, dass man erst mal alles mögliche annimmt ohne sich direkt an der Quelle zu informieren.
Diese neue Verordnung hilft vielleicht Allergikern, obwohl diese auch genau wissen, welche hergestellten Lebensmittel sie nicht essen dürfen. Was in Kuchen und Gebäck kommt ist bekannt und kein Geheimnis einer Hausfrau. Aber da die EU auch Entwarnung gegeben hat für Privatpersonen, die gelegentlich etwas für einen Basar oder dergleichen herstellen, betrifft es nur die Lebensmittelunternehmen.
Aber mich nervt auch langsam das Vorgehen der EU. Mehrmals im Jahr werden irgendwelche neuen Verordnungen erlassen. Es scheint, als wenn die Zahl der EU-Politiker zu hoch wäre und viele sich Arbeit durch manchen Unsinn beschaffen müssen.
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