Tutoren die das Fach seit dem Studium nicht mehr hatten?

Vor kurzem hatte ich in meinem Tutorium für Theoretische Chemie eine Vertretung, da unser eigentlicher Tutor verreist war. Ich kannte den Tutor der ihn vertrat, denn ich hatte schon einmal ein Praktikum für Organische Chemie mit ihm gehabt. Und meines Wissens nach war dies eigentlich auch das Gebiet, auf das er sich spezialisiert hatte. Während des Tutoriums betonte er dann auch belustigt, dass er Theoretisch Chemie seit seinem Bachelor Studium nicht mehr gemacht hätte und damals hatte er noch nicht mal eine Klausur geschrieben.

Dementsprechend war es auch nicht möglich ihm irgendwelche Fragen zu stellen, da er kaum etwas von beantworten konnte, sofern es nicht in der Musterlösung erwähnt war, die er vom Professor bekommen hatte. Normalerweise habe ich bei Vertretungen immer einen Tutor gehabt, der sich mit der Materie auskennt und das Fach normalerweise auch unterrichtet. Daher war es mir neu jemanden zu bekommen, der sich so gar nicht auskannte.

An sich hätte man die Musterlösung dann auch an die Studenten raus geben können oder einfach einen Studenten vorne hinstellen können, der die Musterlösung anschreibt. Und wahrscheinlich hätte dieser Student dann noch mehr von dem Fach gewusst, als jemand der es vor vier Jahren gemacht hat und sich seitdem nicht mehr damit befasst hat. Könnt ihr nachvollziehen warum man an einer Uni einen Tutor als Vertretung schickt, der sich mit dem Fach gar nicht auskennt? Ist das bei euch auch schon mal passiert? Erscheint es euch nicht aus sinnlos, jemandem eine Musterlösung in die Hand zu drücken, der sonst auch nichts kann, außer diese vorzustellen?

In meinem Studiengang ist es üblich, dass die verschiedensten Übungen beziehungsweise Tutorien fast ausschließlich von Studenten gehalten werden. In den meisten Fällen ist es dabei so, dass Studenten, die in einer Prüfung besonders gut abgeschnitten haben das Angebot per E-Mail erhalten haben im darauffolgenden Semester als Tutor zu arbeiten. Das heißt, dass also unsere Tutoren den Stoff zum einen eben erst vor kurzem selbst gelernt haben und noch dazu auch noch ziemlich gut darin waren.

Wenn es einmal keine Studenten sind, dann werden zumeist wissenschaftliche Mitarbeiter herangezogen, die in genau diesem Fachbereich tätig sind, also sich auch (eigentlich) damit auskennen sollten. Dementsprechend ist es mir noch nicht untergekommen, dass ich einen Tutor hatte, der nicht auf die meisten Fragen eingehen konnte. Wenn ein Tutor dann einmal krank ist, so soll man einfach in dieser Woche eine andere Übung von einem anderen Tutor besuchen. Das ist so dann überhaupt kein Problem.