Tut Deutschland zu wenig gegen Drogen?

vom 31.05.2015, 22:00 Uhr

In den USA gab es lange Zeit Probleme mit Drogen und irgendwann hat man auch dagegen etwas unternommen. Es gab dann lange Zeit Kampagnen und Informationsverstaltungen im Fernsehen und in Schulen die anderen Menschen gezeigt haben, wie das Leben eines Drogenabhängigen verläuft. Das wirkte auf die Menschen offenbar abschreckend genug und der Drogenkonsum ging zurück.

In Deutschland gibt es seit ein Jahren einen starken Anstieg an Drogenabhängigen und es wird bislang eher nichts dagegen unternommen. Allein in Frankfurt gibt es Bemühungen von der Polizei und er Stadt dagegen etwas zu unternehmen, wie beispielsweise Projekte, wo Drogensüchtige von Ärzten Drogen bekommen und dabei unterstützt werden, wieder clean zu werden. Das ist aber nicht immer erfolgreich, denn die Rückfallquote bei bestimmten Drogen liegt bei nahezu 90%.

Warum wird in Deutschland so wenig gegen die steigenden Zahlen der Drogenabhängigen getan? Sieht Deutschland nicht, dass wir allmählich ein Problem damit haben und es gerade in Städten wie Frankfurt schon ausartet.

» Crispin » Beiträge: 14916 » Talkpoints: -0,43 » Auszeichnung für 14000 Beiträge



Warum Deutschland nichts gegen Drogen unternimmt ist mir auch ein Rätsel. Ich meine, sie sind illegal, sodass man hier auch keine zusätzlichen Steuereinnahmen wie bei Zigaretten oder Alkohol bekommt. Hinzu kommt, dass viele Drogenabhängige so kaputt sind, dass sie nicht mal richtig arbeiten und in die Staatskasse einzahlen können.

Bei Zigaretten und Alkohol kann ich das ja noch verstehen, warum das eher gefördert als gehemmt wird. Mein Onkel ist viele Jahrzehnte Alkoholiker gewesen und hat immer gearbeitet und Geld in die Staatskasse in Form von Einkommenssteuer gezahlt. Wenn der alkoholbedingt frühzeitig versterben sollte, spart man sich einfach das Geld für seine Rente und investiert es woanders.

Bei tabakbedingten Todesfällen ist es genauso. Aber bei Drogen verstehe ich das nicht, weil der Staat hier absolut keine Vorteile in Form von Einnahmen hat. Vielleicht reicht es ihm aber auch schon, wenn die potentiellen Rentner sich schon vorher dezimieren.

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» Olly173 » Beiträge: 14700 » Talkpoints: -2,56 » Auszeichnung für 14000 Beiträge


Zunächst bin ich mir gar nicht sicher, ob es stimmt, dass die Zahl der Drogenkonsumenten tatsächlich steigt. Insbesondere wenn man nur die Zahlen der Schwerstabhängigen nimmt und "Modedrogen" außer Acht lässt. Allein die Zahl der Drogentoten ist doch seit Jahren eher konstant - was schon schlimm genug ist.

Ansonsten sehe ich es eben so, dass es keine Anti-Drogen-Lobby gibt. Wer hätte - außer den Angehörigen von Betroffenen - ein echtes Interesse an dem Thema? Kein Politiker wird damit jedenfalls an Popularität gewinnen, kein Unternehmen oder kein Verband Werbung damit machen können. So bleibt es eben Stückwerk und oft wird eben nur auf extreme Auswirkungen reagiert, so dass das Thema nicht überhandnimmt. Und wenn reagiert wird, dann im Sinne von Law&Order - indem z.B. offene Junkie Szenen bekämpft werden. Das hat aber keine Auswirkungen auf die eigentliche Drogenkriminalität.

Aktuell ist es besonders in Konservativen Kreisen so, dass die Konsumenten wie Dealer als Kriminelle gesehen werden und es wird hier auch dem Schwerstabhängigen keine Opferrolle zugestanden. Nur so ist es zu erklären, dass Substitutionsprogramme immer nur gegen Widerstände durchgesetzt werden, auch wenn diese bedeuten könnten, den Abhängigen wieder eine wenig Leben zu schenken.

» derpunkt » Beiträge: 9898 » Talkpoints: 88,55 » Auszeichnung für 9000 Beiträge



"Unsere" Regierung ist einfach nur doof und unfähig, denn, man mag es nicht glauben, aber sogar in der Schweiz war es ganz schlimm, es gab, so sah ich in einer Dokumentationssendung bei N-TV, in der Schweiz ein großes Drogenproblem, mit Gewalt, zwecks Beschaffungskriminalität, in Form von Überfällen, zum Teil sogar am helllichten Tag und dergleichen mehr! Die Schweizer Bürger mussten mit ansehen und sich den Anblick antun, wie sich sogar am helllichten Tag Junkies in einem Park die Nadel setzten und diese Dinger lagen überall herum, das wird dann jedem und vor allem Kindern zugemutet!

Schließlich, so berichtete man, hat die Schweiz etwas gemacht, was auch ich schon mehrfach als Idee hatte ohne es vorher im Fernsehen gesehen und ohne studiert zu haben und zwar wurden Drogenzentren gebaut/geschaffen: eine rund um die Uhr durch geschultes Personal besetzte Räumlichkeit, in der sich die Abhängigen frische Nadeln besorgen konnten, wie sich auch eine durch das Personal kontrollierte Menge an Drogen verabreichen konnten, auch bot man ihnen dort ein Dach über dem Kopf, was ihnen alles half, von dem Dreckmist weg zu kommen und die gebrauchten Nadeln wurden dort fachgerecht entsorgt! Die Abhängigen nutzten alle diese Anlaufstelle und der Park soll nun frei von Nadeln sein, auch die Kriminalität sei fast auf Null gesunken!

Nein, bei uns dagegen verbietet man ja lieber das Rauchen einer ganz normalen Zigarette, die das Bewusstsein/die Wahrnehmung nicht beeinflusst/verändert und Kanabis dagegen, will man für den Konsum freigeben und zwar für JEDERMANN und nicht nur für medizinische Zwecke! Wo ist da die Logik? Man verbietet in einer Kneipe beim Bier und der Cola das Rauchen einer ganz normalen Zigarette, aber in den Parks und auf den Kinderspielplätzen u.s.w., liegen die Nadeln herum und es wird nicht ausreichend etwas getan um nicht zu schreiben und zu sagen "gar nichts"! "Unsere" Regierung beschäftigt sich lieber mit anderen Themen, die oft nicht mal unser Land betreffen, sondern uns obendrein sogar noch Geld kosten, wie z.B. das leidige Thema "Griechenland", gegen das ich von Anfang an war, als andere mich deswegen noch ausschimpften und wieder mal hat sich gezeigt, dass ich richtig lag, mit meiner Antihaltung!

Statt denen das Geld in den After zu blasen, sollte man es lieber für Drogenprojekte im eigenen Land, wie man sie in der Schweiz hat und für das eigene Volk verwenden!

» Plauderkäfer » Beiträge: 74 » Talkpoints: 37,75 »



Was verstehst du denn überhaupt unter "etwas gegen Drogen tun"? Was fehlt hierzulande, was würdest du dir wünschen? Geht es nur darum, die Abhängigen nicht mehr sehen zu müssen, sie also aus dem Blickfeld der abstinenten Bürger verschwinden zu lassen, damit sie sich nicht mehr davon belästigt fühlen (wie es durch Polizei- und sonstige Aktionen erreicht wird) oder geht es um tatsächliche Hilfe und eine tatsächliche langfristige Veränderung der Anzahl und Situation Betroffener?

Was Statistiken betrifft, schließe ich mich "derpunkt" an. Die Frage ist doch immer, was und wie erhoben wurde und auch von wem bzw. in wessen Auftrag. Auch die Umstände und Auswertungs- und Darstellungsweise spielen eine Rolle, ebenso die Definitionen von "Droge", "Abhängigkeit" usw., die in unterschiedlichen Staaten eben auch unterschiedlich ausfallen. Allein die Legalisierung einer zuvor illegalen Droge (wie beispielsweise Cannabis) kann Statistiken erheblich verzerren. Nur mal angenommen, dass Deutschland Cannabis ab 2016 legalisiert - wie sähe dann wohl der Vergleich zwischen 2015 und 2016 statistisch hübsch aufbereitet aus? Wir hätten wesentlich weniger Konsumenten illegaler Drogen und das auch dann, wenn sich gar nichts verändert hätte (oder der Konsum von Cannabis sogar angestiegen wäre). Daher: Gesunde Skepsis bei der Interpretation von Studienergebnissen ist immer angebracht.

Ein paar deiner angeführten Punkte bezüglich Deutschland sind so auch nicht ganz richtig. Es ist nicht so, dass "allein in Frankfurt" Suchtpolitik betrieben wird. Bundesweit, in vielen Städten, gibt es Präventions- und Hilfsangebote, von niedrigschwelligen Angeboten bis zur Rehabilitationsbehandlung. Das, was du beispielsweise schilderst, ist eine Substitutionsbehandlung, und die beschränkt sich nicht auf Frankfurt.

Es gibt deutschlandweit:

  • Substitutionsbehandlungen und andere Programme, wie beispielsweise Methadonprogramme und Heroinprojekte
  • Drogenberatungsstellen/Suchtberatungen
  • Ambulanzen
  • Tageskliniken
  • Adaptionseinrichtungen
  • Stationäre Rehabilitationskliniken
  • Präventionsprojekte an Schulen und in Jugendzentren
  • Selbsthilfegruppen
  • Aufklärungsprojekte
  • Niedrigschwellige Anlaufstellen wie Cafés mit Spritzen- und Löffeltausch/-verkauf, günstigen Speisenangeboten und Ansprechpartnern/Beratern
  • Druckräume ("Fixerstuben")
  • (gesetzliche) Betreuung
  • Altenheime mit Suchtkonzept
  • CMA-Einrichtungen (Langzeiteinrichtungen für chronisch Mehrfachabhängige)
  • Aufsuchende Hilfen ("Streetworker")
  • Entgiftungsstationen
  • Betriebliche Suchtberatungen
  • Schulen für Drogenabhängige
Die therapeutischen Einrichtungen haben ganz unterschiedliche Konzepte, von "zero Tolerance"-Ansätzen über "Arbeit mit Rückfällen" bis hin zu "kontrolliertem Konsum". Ebenso gibt es Männer-, Frauen-, gemischtgeschlechtliche Einrichtungen und solche für Mütter/Eltern mit ihren Kindern. Auch für Kinder und jugendliche Abhängige gibt es spezielle Einrichtungen.

Das Problem ist: Man weiß nicht so genau, wie "erfolgreiche Prävention" funktioniert, ebenso wenig weiß man ganz genau, wie "erfolgreiche Behandlung" aussieht. Man probiert aus und bei dem einen klappt es gut, bei dem anderen nicht. Was man noch vor zehn Jahren für selbstverständlich und den Erfolgsfaktor schlechthin angenommen hatte (z.B. winzige therapeutische Gemeinschaften auf dem Lande unter der Käseglocke), wird heute verworfen und in ein paar Jahren werden wir vermutlich kopfschüttelnd über das schmunzeln, was heute noch als Non-plus-ultra gilt.

» *Malin* » Beiträge: 141 » Talkpoints: 7,82 » Auszeichnung für 100 Beiträge


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