Tumor einen Namen geben um gegen ihn zu kämpfen

vom 18.12.2016, 22:41 Uhr

Eine Bekannte von mir hat einen Tumor im Bauch. Er ist bösartig, kann aber nicht operiert werden, weil er durch seine Größe wohl innere Organe schädigen könnte, wenn man jetzt operiert. Und so muss sie erst Bestrahlung und Chemotherapie bekommen, ehe sie operiert werden kann und die Chemotherapie muss auch sichtlich anschlagen, sonst hätte eine Operation keinen Sinn,

Sie ist in therapeutischer Behandlung, weil sie auch mit allem seelisch nicht gut fertig wird und der Therapeut hat nun meiner Bekannten geraten, dass sie dem Tumor einen Namen geben soll. Denn dann kann man wohl mental besser gegen den Tumor ankämpfen. Sie hat ihren Tumor "Egon" genannt und kämpft nun gegen etwas, was sie bezeichnen kann und das soll wohl besser sein, als wenn sie "nur" gegen Krebs ankämpft.

Stimmt es, dass man besser gegen etwas ankämpfen kann, was man bezeichnen kann? Habt ihr davon auch schon gehört oder ist das Unsinn, was der Therapeut gesagt hat. Warum kann man, wenn das stimmt eher gegen etwas ankämpfen, was man mit Namen bezeichnet?

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» Diamante » Beiträge: 41749 » Talkpoints: -4,74 » Auszeichnung für 41000 Beiträge



Krebs ist schon deutlich undefinierter als einen Namen zu haben. Wenn man einen Namen dazu hat, kann man sich auch ein Gesicht vorstellen, dem man etwas entgegensetzen kann, es anschreien kann oder einfach nur drauf einschlagen kann. Im Kopf erzeugt man so ein ganz anderes Bild als bei einer Diagnose. Ich finde den Ratschlag an sich wirklich gut und denke, dass das gut funktionieren kann.

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» Ramones » Beiträge: 47746 » Talkpoints: 6,02 » Auszeichnung für 47000 Beiträge


Ich denke, diese Strategie könnte funktionieren. Denn Krebs klingt erst einmal diffus, man weiß nicht genau wo er liegt und was ihn ausmacht. Wenn man ihn benennt, wird es konkreter und möglicherweise hilft es auch, dass man weniger Angst hat. Oft hat man ja Angst vor dem Unbekannten, Fremden und man weiß nicht, was auf einen zukommen wird.

Wenn man seine Ängste auf ein konkretes Ziel lenken kann - in diesem Fall ein "getaufter" Tumor - könnte sich das möglicherweise positiv auf die Motivation im Kampf gegen den Krebs auswirken. Allerdings verfüge ich hier nur über theoretisches Wissen und wurde in meinem Leben noch nie direkt mit Krebs konfrontiert. Vielleicht würde ich als Betroffene da anders drüber denken.

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» Täubchen » Beiträge: 33305 » Talkpoints: -1,02 » Auszeichnung für 33000 Beiträge



Als Unsinn würde ich das nie und nimmer bezeichnen. Es gibt sicherlich etliche Patienten, bei denen das überhaupt gar nicht funktioniert und die der Idee von Anfang an total ablehnend gegenüberstehen. Ich könnte mir vorstellen, dass es Menschen so geht, die vielleicht über medizinisches Wissen verfügen und für die bei dem Begriff "Krebs" etwas konkretere Bilder im Kopf entstehen.

Wenn man komplett ohne Vorwissen das Wort "Krebs" hört, denkt man doch nur an irgendeine Masse. "Krebs in der Schilddrüse" ist dann eine Masse in .. äh einem Gebilde aus .. äh.. Zellen. Da ist Egon schon viel konkreter. Und durch den menschlichen Namen kann man ihm auch menschliche Eigenheiten zuordnen. Egon ist ein Arschloch, aber ein ganz erbärmliches, kleines Würstchen, das ich in die Tonne hauen werde.

Genauso wie man seine Katze vermenschlichen kann, wenn man sie benennt wie andere ihre Kinder. Oder wie Kinder ihren Kuscheltieren Namen geben und dann spielen, dass sie Hunger haben oder sich verletzt haben. Es ist Vermenschlichung und wahrscheinlich die Übertragung der eigenen Gefühle auf das jeweilige Wesen, Ding oder die Krankheit. Ich habe Angst, aber Egon hat noch mehr Angst. Es geht nämlich auch für Egon ums Überleben. Er oder ich. Also ich merke schon: bei mir würde das bestens funktionieren. :D

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» Bienenkönigin » Beiträge: 9448 » Talkpoints: 19,93 » Auszeichnung für 9000 Beiträge



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