Türkei kündigt unverhohlen ethnische Säuberung in Syrien an
Die Türkei hat ja in den letzten Tagen vermehrt einen Einmarsch in Syrien angekündigt und spricht hierbei unverhohlen von einer angestrebten ethnischen Säuberung Nord-Syriens. Hintergrund dessen ist, dass die Türkei beabsichtigt, die noch etwa 3 Millionen syrischen Flüchtlinge dort anzusiedeln, aber hierbei sind die dort ansässigen Kurden ein Dorn im Auge und diese gilt es eben zu vertreiben.
Auch in den deutschen Nachrichten-Medien wurde von einer unkommentierten ethnischen Säuberung seitens der Türkei berichtet und das ließ mich schon ein wenig aufhorchen. Was ist das denn für ein Vokabular und Jargon? Was meint ihr denn dazu? Müsste man nicht gegen derartige Verlautbarungen intervenieren oder habe ich da etwas verpasst, was den Umgang mit Minderheiten und deren Sprachgebrauch anbelangt?
Bisher war von einer Vertreibung durch die Türkei auch keine Rede. Assad hat 3 Millionen Sunniten in die Türkei vertrieben und die sollen wieder zurück in ihre Heimat. Ansonsten würde man Assad für seine ethnischen Säuberungen auch noch belohnen. Der IS ist besiegt und so langsam sollten Flüchtlinge auch wieder heimwärts ziehen. Im Falle der Ukraine kümmern wir uns doch auch nicht darum, was dort geschieht.
Bereits im September hat die Türkei eine Invasion angekündigt, um einen "Friedenskorridor" zu schaffen. Bei den bisherigen zwei Invasionen wurde in den eroberten Bereichen die kurdische Selbstverwaltung beendet und die ansässige vornehmlich kurdische Bevölkerung vertrieben. Jetzt geht es um die größten kurdischen Städte. Natürlich ist das eine ethnische Säuberung.
Bisher hat man doch alle Konsequenzen für Erdogan blockiert. Wir hatten den Einmarsch nach Afrin und es gab Gebete in Moscheen auch hier in Deutschland. Vorher gab es schon Spionagevorwürfe gegen Imame. Dann war da noch der Fall Böhmermann oder der Ärger wegen der Armenierresolution.
Na ja, man tut sich eben schwer mit Sanktionen gegen Erdogan, weil er eben immer noch recht viele Flüchtlinge auf ihrem Weg nach Europa aufhält. Und so lange sich die EU auf keine Verteilung für die Flüchtlinge einigen kann, die schon da sind und womöglich noch kommen, dürfte wohl jeder Regierungschef Angst davor haben, dass er am Ende mit einer großen Zahl von Flüchtlingen alleine da steht.
Erdogan profitiert hier ganz einfach massiv von der Uneinigkeit der Europäer und besonders der EU. Dadurch scheint er eben doch irgendwie machen zu können, was er will. Bleibt zu hoffen, dass sich die Europäer irgendwie trotzdem zu einer Reaktion einigen können, die nicht zu sehr vom Pragmatismus geprägt ist, unter keinen Umständen zusätzlich Flüchtlinge aufnehmen zu müssen und dafür weiter humanitäre Grundfeste über den Haufen zu werfen.
In keiner türkischen Quelle ist von einer Ankündigung oder Absicht einer ethnischen Säuberung die Rede. Die Türkei nennt hier, um genauer zu sagen, zwei Absichten. Die Absichten, den Terrorkorridor im Norden Syriens aufzulösen und 1-2 Millionen Syrer wieder in ihre Heimat anzusiedeln. Man sollte hier wissen und nicht leugnen, dass der Norden Syriens überwiegend von Arabern bewohnt war. Die Destabilisierung des Irak und Syrien durch den Westen, wurde vom IS ausgenutzt. Der Westen wiederum hat den IS ausgenutzt, ihn vernichtet und dort im Gegenzug eine andere Terrororganisation platziert, die ihre Interessen vertritt.
Merkwürdigerweise spricht aber niemand davon, dass Teile von Syrien von einer illegalen Organisation besetzt werden. Die Türkei kämpft auch nicht gegen Kurden. In den westlichen Medien wird konsequent davon gesprochen, dass die Türkei Kurden bekämpfen würde. Diese Propaganda ist erschreckend. Es leben 300.000 kurdische Flüchtlinge in der Türkei, die vom IS, der PKK und YPG geflüchtet sind. Welches europäische Land hat 300k Kurden aufgenommen? Tatsächlich bekämpft die Türkei die Terrororganisation YPG, die eine Splittergruppe der Terrororganisation PKK ist.
Dies steht auch im Verfassungsschutzbericht der BRD. Auch die Amerikaner geben mehrmals offen zu, dass sie mit dieser Gruppen koalieren und sie unterstützen. Als die Koalition die IS bekämpft hat, hat sie ja auch nicht Muslime bekämpft, sondern die Terrororganisation IS. Die Terrororganisation PKK hat für viele unschuldige kurdische und türkische Opfer in der Türkei gesorgt (ca. 40k Todesopfer). Dazu fühlen sich auch die christliche Minderheit in Irak und Syrien von der Terrororganisation PKK und YPG unterdrückt. Die Terrororganisationen YPG und PKK sind links leninistisch-marxistische Organisationen und verabscheuen jede Auslebung von Religionen und anderen Minderheiten.
Einige Videos diesbezüglich kann ich aufgrund der verstörenden Bilder nicht teilen. Es gibt aber reichlich Statements von christlichen Gemeinden aus der Region. Die PKK und YPG repräsentieren nicht die Kurden. Wie die IS nicht die Muslime repräsentiert. Die PKK und YPG sind eine Gefahr für Kurden, die nicht ihre Meinung und Weltsicht vertreten. Die PKK entführt kurdische und christliche Kinder und zwingen sie zum Krieg. Momentan demonstrieren dutzende kurdische Mütter in Diyarbakir, damit die PKK ihre Kinder wieder frei lässt. Die PKK richtet Kurden hin, die sie nicht unterstützen. Wenn die Europäer sich wirklich für Kurden interessieren würden, hätte sie sich um die von der PKK unterdrückten Kurden gekümmert und eingesetzt.
Ich hoffe, ich konnte euch aufklären. Für Fragen und eine anregende Diskussion bin ich offen. Zu den oben erwähnten Punkten habe ich reichlich Quellen, die beweisen, dass die PKK und YPG und der Westen sich nicht um die realen Probleme der Kurden interessieren und sie nur missbrauchen. Wenn ihr die Quellen sehen möchtet, könnt ihr mich gerne privat anschreiben. Als Schlusssatz: Jede Lüge hat seinen Empfänger und niemand ist blinder, als derjenige, der die Wahrheit nicht sehen will.
Machen wir uns doch nichts vor, der Flüchtlings-Deal mit dem türkischen Präsidenten hat wem ein Ass im Ärmel beschafft? Nicht der deutschen Regierung, die politisch Angst hatte, noch mehr AFD-Wähler vorzufinden, nicht den rechten Freunden in Polen, Frankreich & Co, sondern fein dem Türken. Denn wenn ihm etwas nicht passt, droht er damit eine nicht unerhebliche Menge von 3,6 Millionen Menschen nicht mehr aufzuhalten und für die EU, die sich eben nicht einig darüber ist, wo sie hin sollen, wann sie wieder gehen sollen usw. ist das nicht tragbar.
Damit hat der Türke solch ein hohes Ass im Ärmel, welches man eigentlich schon als Royal Flush bezeichnen kann. Denn was passiert denn jetzt, seit er in Syrien einmarschiert ist? Frau Merkel ruft ihn an, laut Medien und bittet ihn, die Offensive zu stoppen. Der lacht sich ins Fäustchen, weil ihre Wünsche mit der Realität nichts zu tun haben. Sanktionen spielen ihm auch nur in die Karten und den Erdogan Befürwortern, damit der mächtige Erdogan weiterhin der „stets verspottete“ und „missverstandene“ bleibt, der ja nur Gutes möchte.
Die eine Seite behauptet, er greift die Kurden im Allgemeinen an. Er behauptet, er greife nur eine Terrorgruppierung an. Andere sagen, die Kurden haben die ganze Zeit die IS-Kämpfer bekämpft und das teilweise mit den USA und dann das jetzt? Schon Hunderte ISIS-Kämpfer sind ausgebrochen und ein ranghoher General der USA sagt, es warten noch einige, sodass die ISIS laut seiner Ansicht weder besiegt ist und dazu sich schnell durch das jetzige dortige Treiben mobilisieren kann, wenn weitere ausbrechen. Ein Schelm, wer manchmal auch irgendwie denkt, dass Trump alles irgendwie mit Berechnung machte. Denn er wusste auch genau, dass Erdogan loslegen wird. Das war kein Geheimnis und man musste nicht Albert Einstein sein, um das zu wissen.
Ob Erdogan seine Chancen auf den EU-Beitritt damit weiter in die Ferne rückt, ist ihm doch auch noch dazu egal. Da war nie wirklich die Ernsthaftigkeit hinter. Er hat dann noch das Flüchtlings-Ass im Ärmel und ist doch jetzt schon in fast allen Belangen immer mal wieder der Sieger. Hier wird auch wieder gar nichts passieren, außer böse Worte, Drohungen, vielleicht Sanktionen und mehr nicht.
Nuance87 hat geschrieben:Die PKK und YPG sind eine Gefahr für Kurden, die nicht ihre Meinung und Weltsicht vertreten.
Und was unterscheidet die PKK und die YPG damit von Erdogan oder eben auch andersherum? Er macht doch auch nichts anderes und inhaftiert seine politischen Gegner und tausende Türken, die nicht seine Sichtweise vertreten. So viel Recht du vielleicht mit deiner Sichtweise auf diese beiden Organisationen haben magst, so sehr verklärst oder vernachlässigt du in meinen Augen die türkische Seite.
Egal wie man nun zu Syrien oder der Türkei oder den Kurden steht. Als erstes muss man ja schon ganz klar feststellen, dass die Türkei die Souveränität eines anderen Landes verletzt und in Syrien einmarschiert. Nun mag der ein oder andere sicherlich gleich einwerfen, dass das die Anti-IS Koalition ja auch gemacht hat. Aber da muss man zumindest schon sagen, dass es dort zumindest eine breitere Koalition gab, die zumindest offiziell das Ziel verkündete, eine Terrororganisation aus Ländern zu vertreiben, die sich selber nicht gegen sie wehren konnte.
Und da darf man sicherlich die Frage stellen mit welchem Recht die Türkei jetzt auf syrischem Boden die YPG, die PKK oder wie man auch immer die Organisationen nennen will, bekämpft, wenn der syrische Staat aktuell scheinbar keine großen Probleme damit hat, dass diese in syrischem Staatsgebiet eine gewisse Autonomieregion aufgebaut haben.
Grundsätzlich ist es ja doch eigentlich so, dass man seine Grenze auf seinem eigenen Staatsgebiet schützt und nicht erst einmal 50 Kilometer in andere Länder einfällt um dort Sicherheitszonen zu errichten.
Von 2014 bis heute hat der IS hunderte Attentate weltweit begangen. Auch in der Türkei gab es Anschläge. So starben am 01. Januar 2017 39 Personen beim Anschlag auf eine Disco in Istanbul. Ich frage mich, warum die Türkei damals nicht nach Syrien einmarschiert ist?
Klehmchen hat geschrieben:Und was unterscheidet die PKK und die YPG damit von Erdogan oder eben auch andersherum? Er macht doch auch nichts anderes und inhaftiert seine politischen Gegner und tausende Türken, die nicht seine Sichtweise vertreten. So viel Recht du vielleicht mit deiner Sichtweise auf diese beiden Organisationen haben magst, so sehr verklärst oder vernachlässigt du in meinen Augen die türkische Seite.
Auch wenn ein Militärputsch weltweit eine Straftat ist, ist die türkische Innenpolitik dennoch nicht das Gelbe vom Ei. Darüber gibt keine zwei Meinungen. Aber willst du jetzt wirklich einen offiziellen Staat mit den Terrororganisationen PKK und YPG vergleichen? Und was hat die türkische Innenpolitik mit der Terrorbekämpfung zu tun? Die PKK gibt es seit Mitte 1980. Für die Innenpolitik kannst du gerne einen neuen Thread öffnen.
Die Souveränität des Nahen Ostens wird seit einem Jahrhundert, vor allem vom Westen verletzt. Nicht nur der Nahe Osten. Auch Teile Asiens und Afrikas waren Opfer westlichen Imperialismus. Ein relativ frisches Beispiel: Vor paar Jahren hat Frankreich Libyens Souveränität verletzt und das Land angegriffen. Gab es hierzu Proteste oder Sanktionen?
Die Türkei hat vor 8 Jahren eine Sicherheitszone vorgeschlagen. Niemand wollte dieser Idee Gehör schenken. In die Sicherheitszone hätte man mehrere Millionen Flüchtlinge umsiedeln können. Europa will keine Flüchtlinge, Europa will keine Sicherheitszone. Wie soll das Problem denn gelöst werden? Vor allem wenn Europa momentan seinen Humanismus sanktioniert hat.
Wo steht denn, dass der syrische Staat keine Probleme mit der YPG und SDF hat. Sie stehen sich feindlich gegenüber, auch wenn sie aus Zweifel der Lage manchmal zusammenhandeln. Wenn Esad die Möglichkeiten hätte, würde er sie bekämpfen. YPG und PKK hat das Chaos in dem Gebiet ausgenutzt, Land eingenommen und den syrischen Staat dadurch verraten. Und wieso will jeder ein gespaltenes Syrien haben?
Ein ähnliches Beispiel findet man gerade in Katalonien. Sie möchten auch eine Autonomieregion haben. Aber werden von der Politik politisch (wie in der Türkei) verfolgt und von der Polizei gewaltsam bekämpft. Ist das europäisch? Wird es dazu Sanktionen geben?
Mich würde interessieren, woher du die 50km hast. Davon ist nirgends die Rede. Grundsätzlich ist es wirklich so, dass man nur das Recht hat, seine Grenze vor Gefahren zu beschützen. Aber in bestimmten Fällen ist es erlaubt, seine Grenzen auch außerhalb derer zu schützen. In dem Fall, gab und gibt es in den letzten Jahren viele Angriffe aus der Region (Irak und Syrien) in Richtung Türkei, in denen viele unschuldige Menschen ums Leben gekommen sind. Wenn die YPG und PKK für 40.000 Opfer verantwortlich ist, wie viele Gründe braucht es eigentlich noch, um sie zu bekämpfen? Und die Türkei ist das einzige NATO-Land, dass den IS bekämpft hat. Der IS wurde hier aus Al-Bab vertrieben. Dort leben nun viele Syrer in Frieden. Ist das kein gutes Beispiel?
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