Tschernobyl geeignetes Thema für Serie?
HBO wird demnächst eine neue Serie an den Start bringen mit dem Titel "Chernobyl", welche in fünf Teilen die Geschichte der damaligen Katastrophe aus dem Blickwinkel verschiedener Beteiligter erzählt. HBO wirbt selbst mit Authentizität und dem Erzählen unbekannter oder verschwiegener Fakten. Ob dem wirklich so ist, lasse ich jetzt mal dahingestellt, mir persönlich hat der Trailer schon gereicht, ich fand diese kurze Einstimmung unheimlich bedrückend und denke nicht, dass ich mir die Serie ansehen werde.
Ist die Katastrophe von Tschernobyl überhaupt etwas, was in einer fiktionalen Serie schon verarbeitet werden sollte? Soziologisch hörte ich mal, dass man ungefähr 40 Jahre und mehr braucht, um Entwicklungen mit Abstand betrachten zu können, vielleicht kann man das auch auf die Verarbeitung in künstlerischen Objekten als These heranziehen. Andererseits wurde wohl schon jeder Krieg und jede Katastrophe als Film oder Serie erzählerisch relativ zeitnah verarbeitet.
Sollte der Unfall von Tschernobyl einen Platz als Motiv einer Serie bekommen oder ist es dafür noch zu früh? Werdet oder würdet ihr so eine Serie bzw. speziell diese grundsätzlich anschauen?
Ich könnte mir vorstellen zumindest mal reinzuschauen, um eben abzuwägen, ob diese Serie etwas für mich wäre. Prinzipiell denke ich schon, dass das ein geeignetes Thema für eine Serie wäre und ich bin der Ansicht, dass man dieses Thema (und eben auch Fukushima) häufiger thematisieren sollte. Denn ansonsten vergessen und verdrängen die Menschen schnell, welche Gefahr so ein Atomreaktor sein kann und wenden sich umso langsamer von der Atomenergie ab. Daher muss die Stimmung in solchen Serien düster sein, sonst bewirkt man ja nichts. Das ist nun mal ein ernstes Thema und nicht Friede-Freude-Eierkuchen.
Ob ich die Serie jedoch durchsehen würde, hängt von anderen Faktoren ab. Ich bin sehr anspruchsvoll, was die Wahl der Darsteller und ihr harmonisches Miteinander geht. Wenn auch nur einzelne Schauspieler mich nicht von der Leistung her überzeugen, dann breche ich Serien einfach ab und schaue nicht weiter. Dabei spielt die Thematik der Serie keine Rolle, es kommt nur auf die Leistung der Schauspieler und ihr Zusammenspiel an.
Ich bin, was das Ausschlachten von Katastrophen aller Art zu Entertainmentzwecken angeht, mittlerweile recht abgestumpft. Der Untergang der Titanic wurde ja auch schon ein ein paarmal verfilmt, und da weiß auch jeder, wie die Geschichte ausgegangen ist.
Tschernobyl trifft vielleicht noch eher ein paar Nerven, weil noch nicht so viel Zeit vergangen ist, aber ich sehe auch keinen Sinn darin, hier willkürlich Grenzlinien zu ziehen, welche Katastrophen man medial aufbereiten darf und welche nicht. Wenn niemand mehr lebt, der sich daran erinnern kann? Wenn die Zahl der Todesopfer unter 500 blieb? Wenn keine westliche Nation beteiligt war, sondern nur irgendwelche Dritte-Welt-Länder, bei denen sowieso gefühlt jede Woche etwas Schlimmes passiert? Für mich ist ein Kriterium so zynisch wie das andere.
Ich finde Katastrophenfilme und -serien selber auch eher deprimierend, wobei Tschernobyl zumindest noch relativ interessanten Stoff hergeben würde, weil es sich eben um eine von vorne bis hinten menschengemachte Katastrophe handelte und von der ersten bis zur letzten Fehlentscheidung so ziemlich alles schiefgegangen ist, was schiefgehen konnte. Wie es zu diesen Entwicklungen kommen konnte und was die technischen, menschlichen, aber auch politischen Hintergründe waren, finde ich prinzipiell schon erheblich interessanter als die Verfilmung von noch einem Flugzeugabsturz oder Vulkanausbruch.
Ich fand die Serie tatsächlich recht gut, obwohl das eigentlich nicht so mein Genre ist. Also ich schaue mir dann eigentlich lieber direkt eine gute Dokumentation an als irgendwas "basierend auf realen Ereignissen", bei dem man dann nach doch schaut, was der Wikipedia Artikel dazu zu sagen hat. Allerdings ist Tschernobyl kein neues Thema für mich. Über die Jahre habe ich dazu öfters mal was gesehen und denke, dass ich schon recht gut Bescheid wusste vor der Serie.
Es gibt so viele Filme über irgendwelche Katastrophen, warum sollte gerade diese nicht verfilmt werden dürfen? Und das sind nicht nur historische Katastrophen wie der Untergang der Titanic. Vor Kurzem habe ich Werbung für "Deepwater Horizon - der Film" gesehen. Das war eine Bohrplattform, die vor zehn Jahren abgebrannt ist.
Und wer Lust auf richtig viele Todesopfer hat - wie wäre es mit "World Trade Center - der Film"? Ja, dieser Terroranschlag wurde tatsächlich in einen Spielfilm verwandelt. Ich glaube wenn man "Tschernobyl" grenzwertig findet ist das definitiv geschmacklos.
Ähnliche Themen
Weitere interessante Themen
- Kräuter auf Balkon - was ist sinnvoll und robust? 1162mal aufgerufen · 1 Antworten · Autor: Carmili · Letzter Beitrag von Verbena
Forum: Garten & Pflanzen
- Kräuter auf Balkon - was ist sinnvoll und robust?
- Luftwurzeln der Monstera: Tropfenbildung/Gestank 1637mal aufgerufen · 1 Antworten · Autor: Diamante · Letzter Beitrag von Verbena
Forum: Garten & Pflanzen
- Luftwurzeln der Monstera: Tropfenbildung/Gestank