Trotz Inkompetenz Mitleid wegen Kündigung haben?

Eine Bekannte von mir hatte neulich ziemlich großen Ärger mit einem Möbelhaus. Die Monteure hatten Dinge zerkratzt, andere Teile waren noch gar nicht geliefert worden. Es tat sich in dieser Hinsicht aber nichts, da offenbar die zuständige Mitarbeiterin die Informationen nicht weitergab. Später erfuhr meine Bekannte dann aber, dass die Dame gefeuert worden war. Das Möbelhaus geht derzeit an einen anderen Besitzer über und dieser nimmt Personalkürzungen vor. Die Mitarbeiterin ist deswegen ziemlich wütend und durcheinander und hat daher vergessen, die Reklamation weiter zu geben.

Dennoch hat meine Bekannte kein bisschen Mitleid mit ihr und denkt viel mehr darüber nach, ob sie rechtliche Schritte gegen das Möbelhaus und die Mitarbeiterin einleiten soll. Ich finde das schon ein wenig übertrieben, denn eigentlich sollte man ja schon verstehen, dass jemandem Fehler unterlaufen können, der gerade entlassen worden ist. Könnt ihr die Reaktion meiner Bekannten verstehen? Würdet ihr ähnlich handeln?

Fehler sollten nicht passieren, passieren jedoch oft. Ich vergesse auch manchmal etwas, wenn mir ein Kunde etwas mitgeteilt hat. Ich habe es dann notiert, aber es ist dann wahnsinnig viel auf mich eingestürzt und es ist mir dann einfach durchgegangen. Das ist nur menschlich, es sollte nicht passieren, aber es passiert halt mal. Meistens gehe ich die Sache dann später an, es ist also nicht vergessen, aber es hat halt länger gedauert.

Wenn die Mitarbeiterin Telefondienst macht und an dem Tag viele Anrufe erhalten hat, dann braucht gegebenenfalls nur jemand reinzukommen und sie abzulenken und man vergisst ganz schnell, was eben am Telefon passiert ist. Was ich nicht verstehe, warum will deine Bekannte ausgerechnet gegen die Mitarbeiterin vorgehen, die an sich nichts für den verursachten Schaden an den Möbeln kann und die halt nur etwas vergessen hat?

Ich würde einige Tage nach meiner Beschwerde nachfragen, wie der Bearbeitungsstand ist und wenn die Kollegin es vergessen hat, dann würde ich sie noch einmal vortragen oder gar schriftlich verfassen. Da stellt sich deine Bekannte echt an und will einer Person, die am Wenigsten mit der Sache zu tun hat, die Schuld geben.

Es ist doof, dass die Mitarbeiterin vergessen hat, die Informationen weiterzugeben, aber die Mitarbeiterin hat den Schaden nicht verursacht und ich denke nicht, dass ein Gericht der Welt der Mitarbeiterin den Schaden auferlegen wird. Es wird ihr höchstens mitgeteilt, dass sie ihren Job gewissenhafter machen soll und das wird es dann gewesen sein. So war es mal bei einer Bekannten, die von jemanden vor Gericht gezerrt wurde, der ihr die Schuld für einen lapidaten Fehler gegeben hat.

Ich finde es auch übertrieben, dann direkt rechtliche Schritte gegen das Unternehmen und auch gegen diese eine Mitarbeiterin einzuleiten, die die Beschwerde nicht weiter geleitet hat. Sicher ist das ärgerlich, wenn man dann so da hinterher sein muss, damit auch alles in die Wege geleitet wird. Aber ich hätte schon Mitleid mit der Frau, wenn sie gekündigt wurde und dann verständlicherweise vielleicht auch mal bei der Arbeit mit den Gedanken woanders ist.

Also um ehrlich zu sein finde ich rechtliche Schritte total übertrieben. Es hätte doch ausgereicht, das Unternehmen, vielleicht sogar den neuen Chef darüber zu informieren. Möglicherweise wäre der Chef sogar entgegen gekommen und es hätte einen Rabatte oder ein kleines Geschenk als Besänftigung gegeben. Aber wenn man direkt mit dem Anwalt droht, besteht das Risiko, dass das Unternehmen sich angegriffen und bedroht fühlt, sodass man alles andere als zuvorkommend reagieren wird.