Trotz guter Beschäftigung Praktikum langweilig finden?

vom 11.08.2016, 06:52 Uhr

Ich habe mir vorhin die Antworten zu diesem Beitrag durchgelesen und irgendwie teile ich die Ansichten dort nicht. Dort wirkt es so auf mich, als ob ein Praktikum nur dann langweilig sein könnte, wenn ein Praktikant eben nicht genug Aufgaben bekommen hat und im Prinzip nur rumsitzt und nichts zu tun hat und sich keiner mit einem beschäftigt.

Ich sehe das aber anders und bin der Ansicht, dass man sich bei einem Praktikum auch dann langweilen kann, wenn man gut zu tun hat, sich die Mitarbeiter mit einem beschäftigen und einem viel erklärt und gezeigt wird. Gerade, wenn man eher ein Mensch ist, der anders gestrickt ist und sich bei bestimmten Aufgaben geistig unterfordert fühlt zum Beispiel.

Ich hatte zum Beispiel während meiner Studienzeit so ein Praktikum. Ich bin zwar immer zu den Mitarbeitern hin, habe viel gefragt, man hat mich viel mitgenommen, mir viel erklärt und gezeigt, aber im Großen und Ganzen fand ich das Praktikum dennoch total langweilig, weil mich das geistig total unterfordert hat, obwohl ich eben viel gelernt habe und das Praktikum abwechslungsreich war.

Ich denke, das ist auch eine Charakterfrage. Habt ihr schon einmal trotz guter Beschäftigung ein Praktikum als langweilig empfunden? Wie verhaltet ihr euch in so einer Situation? Würdet ihr das vor den Mitarbeitern ansprechen?

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» Täubchen » Beiträge: 33305 » Talkpoints: -1,02 » Auszeichnung für 33000 Beiträge



Ich finde vor allem Praktika langweilig, wo man nur beobachten darf. Diese gibt es zum Beispiel im Lehramtsstudium. Da bekommt man dann Schüler zugeteilt und soll aus deren Verhalten Schlüsse ziehen und seine Einschätzung begründen. Oft ist das aber völliger Blödsinn, weil man gar nicht weiß, warum genau dieser Schüler sich so verhält und weil man die Kinder kaum kennt und daher auch nicht mal weiß, ob man einen typischen oder einen eher guten oder einen eher schlechten Tag hat. So ist das Beobachten dann irgendwie eine reine Fingerübung, die man genauso gut mit Lehrvideos erledigen könnte.

Man ist dann zwar beschäftigt und führt Protokoll, trotzdem fragen sich dann viele Studenten in der Phase, wie man so wirklich weiter kommen will. Weil andere Schüler hat man ja jahrelang selbst als Schüler beobachtet, wenn auch nicht zielgerichtet.

Und das schönste ist dann, wenn das von Dozenten ausgewertet wird, die den Schüler nie vorher gesehen haben, nicht einschätzten könne, ob die Beobachtung zutreffend oder völlig daneben ist und man dafür dann eine Zensur bekommt.

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» trüffelsucher » Beiträge: 12446 » Talkpoints: 3,92 » Auszeichnung für 12000 Beiträge


Es kommt ja auch auf die Art der Beschäftigung drauf an. Ich hatte ebenfalls solche Stellen, bei denen ich wochenlang nur Briefe falten durfte und in Umschläge verpacken und anschließend eine Marke drauf. Noch heute kann ich einen Brief in die Hand nehmen und sagen, welches Gewicht der hat und welche Marke drauf muss. Ausgelastet war ich damit schon, denn jeden Tag sind an die 10.000 Briefe und Verträge verschickt worden die eingetütelt werden mussten. Das das keine Arbeit ist die geistig fordert sollte klar sein und eigentlich war das ein Marketing Praktikum.

Wenn man nicht damit beschäftigt war, dann durfte man anderen Mitarbeitern zusehen oder auch zuhören wenn sie mit einem Kunden sprechen und verhandeln. Wirklich etwas anderes aktiv machen war nicht drinnen oder hin und wieder einmal eine Liste auf den aktuellen Stand zu bringen wie z.B. die Telefonnummern. Da ruft man alles an und fragt ob diese noch richtig ist, erreicht man niemanden recherchiert man im Internet die Nummer und den Ansprechpartner. Richtige Herausforderung!

Natürlich fand ich es dort langweilig und ich war froh, dass das halbe Jahr mit seinen Blöcken endlich vorbei war. Denn insgesamt habe ich dort 3 Monate meines Lebens als kostenlose Arbeitskraft für mindere Aufgaben verschimmelt. Obwohl der Bereich Marketing durchaus größer ist und auch in diesem Unternehmen mehr gemacht wird, als eben nur die oben beschrieben Aufgaben. Gesehen habe ich davon fast gar nichts, da ich nur die Aufgaben von ungelernten Kräften hatte.

Ansprechen war zwar machbar und habe ich auch gemacht aber ich bekam immer nur die selben Antworten. Dass diese Aufgaben auch gemacht werden müssen und man mich nicht an eine Marketingstudie setzen kann alleine, damit die Fachkraft die Briefe fertig macht. Quasi haben diese nur Praktikanten beschäftigt damit sie einen Depp vom Dienst haben.

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» Sorae » Beiträge: 19435 » Talkpoints: 1,29 » Auszeichnung für 19000 Beiträge



Selbst wenn ein Praktikum wirklich sinnvoll ist, man tatsächlich etwas lernt und das Ganze auch richtig sinnvoll ist, kann es extrem langweilig sein. Niemand wird behaupten, dass es Spaß macht, 8 Stunden lang Organpakete von Schlachttieren am Fließband zu beurteilen und die Lebensmitteltauglichkeit zu bescheinigen.

Es ist auch nicht viel interessanter, auf einem Pferdemarkt alle angebotenen Tiere auf ansteckende Krankheiten zu untersuchen und die Zähne zusammenzubeißen und wirklich kranke oder verletzte Tiere durchzuwinken, weil die nicht ansteckend und noch transportfähig sind.

» cooper75 » Beiträge: 13411 » Talkpoints: 515,76 » Auszeichnung für 13000 Beiträge



Es gibt viele Gründe, weshalb man ein Praktikum als langweilig empfinden kann. Ich denke, dass das auch dann möglich ist, wenn man im Prinzip gut beschäftigt ist. Allerdings kann es ja trotzdem sein, dass man die Aufgaben an sich alles andere als spannend findet. Nur weil man Aufgaben bekommt, heißt das ja noch lange nicht, dass diese einem auch Spaß machen müssen. Wenn die Aufgaben entsprechend öde sind, dann ist das auch nicht wesentlich spannender, als wenn man irgendwo nur zuschauen darf.

Wenn man beispielsweise den ganzen Tag nur Kaffee kochen und Dokumente schreddern muss, dann ist das ja wirklich stinklangweilig. So etwas fände ich auch alles andere als schön. Außerdem kommt es ja auch immer darauf an, wie die Atmosphäre sonst so im Betrieb ist. Wenn alle Mitarbeiter ruhig sind und kaum reden, kann das ja auch schnell langweilig werden. Wenn die Stimmung hingegen gut und locker ist, dann macht einem die Arbeit auch mehr Spaß.

Ich finde es da auch immer wichtig, sich mit den Mitarbeitern gut zu verstehen, damit man auch mal jemanden zum Reden hat. Die Zeit vergeht dann auch schneller und die Arbeit ist allgemein auch angenehmer, wenn man sich unterhalten kann. Wenn niemand redet und alle still für sich sind, ist das auch eher langweilig, wie ich finde.

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» Prinzessin_90 » Beiträge: 35273 » Talkpoints: -0,01 » Auszeichnung für 35000 Beiträge


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