Trotz Besserung von Krankheit unpassendes Antibiotikum?

Eine Bekannte hatte mal wieder eine Blasenentzündung und war auch deswegen beim Hausarzt und hat dort das Antibiotikum bekommen, was man speziell bei einem Urologen getestet wurde und bei ihren Bakterien wirken sollte.Zwei Wochen nach der letzten Einnahme hatte sie dann aber wieder Beschwerden und sollte nochmal zum Urologen. Da der letzte Test vor 2 Jahren gemacht wurde, auf welches Medikament denn die Bakterien am besten ansprechen bzw. abgetötet werden, wurde nochmal ein neuer Test gemacht.

Leider war dann ein Wochenende dazwischen und meine Bekannte hat so starke Beschwerden bekommen, dass sie ein Antibiotikum im Bereitschaftsdienst bekommen hat. Ihre Beschwerden wurden damit auch besser. Allerdings kam nun bei dem Laborergebnis beim Urologen heraus, dass das verschriebene Medikament vom Bereitschaftsdienst nicht gegen die Bakterien meiner Bekannten wirksam sei und sie nun nochmal eins bekommen soll, was eben speziell auf die Bakterien wirkt.

Meine Bekannte ist nun verunsichert, da sie ja deutlich weniger Beschwerden hat, als eben vor der Einnahme des angeblich nicht passenden Antibiotikums. Ist es dann so, dass ein nicht gegen diese Art von Bakterien wirksames Antibiotikum nur für eine kurze Zeit Besserung bringt? Soweit ich weiß, ist das Antibiotikum ja auch noch eine Zeit lang nach der letzten Einnahme im Körper wirksam. Kann das damit zu tun haben? Werden die Beschwerden sicher wieder schlimmer, wenn meine Freundin nun kein spezielles auf ihre Bakterien getestetes Medikament nimmt? Wie muss man sich das alles vorstellen?

Warum muss denn überhaupt das Antibiotikum etwas mit der Besserung zu tun haben? Schließlich zeigen Studien, dass eine symptomatische Behandlung einer unkomplizierten, auch wiederkehrenden Blasenentzündung ebenso gute Ergebnisse bringt wie Antibiotika. Wie hätten die Menschen vor rund 100 Jahren und früher die Erkrankung überstanden?

In zwei Drittel der Fälle sind Antibiotika bei Blasenentzündung unnötig. Sie helfen nur schneller und sind daher angenehm. In Großbritannien gibt es beispielsweise vom GP ein Rezept mit dem Hinweis, es nur einzulösen, wenn die Beschwerden deutlich schlimmer werden oder sich nach vier bis fünf Tagen gar nicht bessern.

Bei meiner Bekannten kommen die Entzündungen mindestens ein bis zweimal im Jahr vor. Sie gehen nicht von alleine weg, deswegen ist meine Bekannte auch zu einem Urologen gegangen, der dann genau nachsieht ob sie die Beschwerden durch Bakterien hat und ein Antibiotikum braucht.Aber es nimmt trotzdem kein Ende und sie bekommt immer wieder Entzündungen.

Ja und? Wenn die Bekannte nicht unter einer allgemeinen Abwehrschwäche leidet oder das Immunsystem dämpfende Mittel nimmt, keinen Harnstau durch Verengungen in der Harnröhre hat oder bei ihr Harn von der Blase in die Harnleiter zurück fließt, dann hat sie eine zwar nervige und wiederkehrende, aber eben unkomplizierte Blasenentzündung. Aber das wird der Urologe sicher durch eine Blasenspiegelung, eine Röntgenuntersuchungen mit Kontrastmittel, Ultraschall und einer Messung der Blasenentleerung alles abgeklärt haben. Mehrere Blasenentzündungen pro Jahr sind bei jungen Frauen weit verbreitet und für die Betroffenen quälend, aber medizinisch meist kein großes Problem.

Die unkomplizierte Blasenentzündung heilt in zwei Drittel der Fälle auch so aus. Deshalb ist eine Besserung auch dann zu erwarten, wenn das Antibiotikum gar nicht wirkt. Wer steht denn heute noch eine Blasenentzündung so durch? Wer lebt denn bis zwei Wochen mit Schmerzen, Fieber und Schüttelfrost? Das ist Deutschland nicht normal. In anderen Ländern behandelt man erheblich weniger schnell mit Antibiotika und kontrolliert nur, dass die Entzündung nicht ins Nierenbecken aufsteigt. Es dauert länger und es ist unangenehm, aber am Ende sind die Frauen auch wieder gesund.