Trainiert ihr gezielt eure Kreativität und Fantasie?
Ein gutes Gedächtnis bringt einem sowohl beruflich als auch privat sehr viel, zumindest habe ich den Eindruck, dass mir dank meines guten Gedächtnisses vieles leichter fällt. Aus diesem Grund mache ich auch gerne mal in meiner Freizeit Gedächtnisübungen.
Zum ganzheitlichen Gedächtnistraining gehören auch Übungen zur Kreativität und Fantasie. Den Satz "Ich bin nun mal kein kreativer Mensch" lassen Gedächtnistrainer wohl nicht gelten, denn laut ihnen ist Fantasie und Kreativität trainierbar wie ein Muskel. Wenn man voller Fantasie und Kreativität steckt sollte man zum Beispiel Fragen nach dem "Traumhaus" oder "Was würdest du als erstes zaubern wenn du es könntest" ohne große Überlegung beantworten können.
Zunächst einmal sollte man offen für das Thema sein, denn wenn man nicht daran glaubt dann baut man sich eine innere Blockade die man nicht so leicht lösen kann. Außerdem soll man einfach mal ein bisschen mehr tagträumen und sich von Perfektionismus lösen. Wenn man dann bereit ist seine Fantasie zu trainieren, dann kann man sich unter anderem an folgenden Übungen "bedienen":
- Man kann aus einem beliebigen Zeitungsfoto eine eigene Geschichte schreiben, sollte aber vorher den Zeitungsartikel dazu nicht lesen um seine Fantasie frei zu entfalten.
- Man gibt einen Tinten- oder Farbklecks auf ein Blatt Papier und faltet es dann zusammen. Nach dem wieder öffnen des Papiers überlegt man dann was es darstellen könnte.
- Haustiere vermitteln: Man stellt sich vor, man würde ein Tierheim betreiben. Für die Vermittlung bräuchten die Tiere Namen und einen Steckbrief, diese denkt man sich aus.
- Man kauft sich No-name-Produkte im Supermarkt und überlegt zu Hause dann einen passenden Werbeslogan.
- Man überlegt sich einen neuen Text zu einer bekannten Liedmelodie.
- Man lässt von jemandem anderen willkürlich Striche auf ein Blatt Papier malen und versucht dann aus diesen Strichen ein sinnvolles Bild zu malen.
Meiner Fantasie geht es glänzend, danke der Nachfrage. Und ich halte sowieso nicht viel davon, alle möglichen und unmöglichen Charaktereigenschaften und Fähigkeiten mit Gewalt "trainieren" zu müssen, weil mir schon wieder aus irgendeiner Ecke vermittelt wurde, ich sei defizitär, aber noch zu retten. Ich bin weder renovierungsbedürftig (knapp) noch dem Selbstoptimierungswahn verfallen, der mir einredet, wenn ich nur immer brav alles trainiere von den Bauchmuskeln bis zum Humor, und dabei gerne bitte noch Geld für Hilfe von außen ausgeben möge, bin ich irgendwann fehlerlos und glücklich.
Ich war schon immer ein relativ kreativer Mensch und denke mir bis heute gerne Dinge aus, von irgendwelchen Storys und Szenarien bis hin zu fiktionalen Streitgesprächen unter der Dusche. Ich lese viel und bin auch halbwegs fingerfertig. Meine Hobbys, schwerpunktmäßig Schreiben und Basteln im weitesten Sinne, sorgen ebenso dafür, dass ich geistig beweglich bleibe.
Aber was wäre, wenn es zufällig nicht meiner Natur entspricht, mir Sachen auszudenken und meine Hobbys und Vorlieben eher technischer oder sportlicher Natur wären als ausgerechnet kreativ? Auch nicht jeder Job erfordert es, Strichmännchen zu malen oder Liedtexte umzudichten. Wieso sollte ich in diesem Fall krampfhaft an etwas herumbessern, was mir von Natur aus nicht sonderlich liegt. Die Welt braucht alle möglichen Talente und Fähigkeiten und "Kreativität" ist zwar schick, aber nicht das Maß aller Dinge.
Meiner Kreativität geht es bestens, das ist mein Job, aber ich frage mich gerade wozu man irgendwelche willkürlich zusammen gestellten Listen mit Dingen abarbeiten soll. Kreativität trainieren schön und gut, aber für was?
Ich habe zum Beispiel mal den Tipp gelesen, dass man sich täglich zu einer bestimmten Zeit an den Computer setzen und dann einfach drauf los schreiben soll. Ich glaube schon, dass das funktionieren kann. Nur habe ich überhaupt kein Interesse daran irgendwie schriftstellerisch tätig zu werden. Ich habe nie davon geträumt irgendwann mal ein Buch zu schreiben. Warum sollte ich das also ausprobieren?
Außerdem ist mir der Kreativitätsbegriff viel zu beschränkt. Es geht auch hier wieder nur um Dinge, die im weitesten Sinne künstlerisch oder geisteswissenschaftlich sind. Aber man braucht doch auch in den Naturwissenschaften total viel Kreativität und ich meine damit nicht nur Erfindungen. Auf so etwas wie die Relativitätstheorie kommt ein unkreativer Mensch garantiert nicht.
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