Tragen die USA eine Mitschuld an der Flüchtlingskrise?

vom 06.09.2015, 15:50 Uhr

Die Linke im Bundestag hat ein Positionspapier herausgegeben, wonach die USA zumindest eine Mitschuld an der aktuellen Flüchtlingskrise tragen und auch etwas zur Finanzierung beitragen sollen. Ganz unrecht haben sie meiner Ansicht damit nicht. Schließlich waren die Gründe für den Golfkrieg 2003 an den Haaren herbeigezogen und haben das Land in einen Bürgerkrieg gestürzt.

Sollen die USA sich an den Flüchtlingskosten beteiligen? Seht ihr auch eine gewisse Mitschuld seitens der USA vor allem wegen des Golfkriegs 2003?

» Juri1877 » Beiträge: » Talkpoints: Gesperrt »



Die USA sollen endlich mal Flüchtlinge aufnehmen, die haben unbegrenzt Platz und weigern sich und wir, das kleine Europa müssen alle aufnehmen. Daher tragen sie auch zum Chaos dazu bei. Mit den Kriegen kann ich nichts anfangen, daher würde ich mal dazu nichts sagen.

» Bascolo » Beiträge: 3586 » Talkpoints: 0,29 » Auszeichnung für 3000 Beiträge


Mitschuld ist gut, ich würde eher sagen, dass die USA (zusammen mit einigen Staaten der arabischen Liga) die Hauptschuld tragen. Schließlich mischen sie doch andauernd mit. Es wurde längst bekannt, dass die us-amerikanischen Geheimdienste die "Opposition" in Syrien mit Waffen versorgen.

Europa hingegen hat ja genau das Gegenteil beschlossen, nämlich nicht mit Waffenlieferungen einzugreifen. Obwohl wir uns kaum einmischen, tragen wir die Konsequenzen. Man hätte von Anfang an auf der Seite von al-Assad bleiben sollen. Der hat wenigstens immer alle islamischen Bestrebungen in seinem Land niedergeschlagen.

Und von dem Treiben der Amis im Irak und Afghanistan wollen wir gar nicht erst anfangen. Auch an den Armutsflüchtlingen aus afrikanischen Ländern haben die USA eine sehr große Mitschuld. Schließlich sorgten sie mit ihren Freihandelsabkommen dafür, dass Afrika auch schön arm bleibt und dazu noch in Abhängigkeit gerät.

Obwohl das alles bekannt ist, würde Europa nie den Mund aufmachen und die USA zu Zahlungen auffordern. Dafür würden die Amis uns auch nur auslachen. Man sieht ja an der NSA-Affäre ("unter Freunden abhören, das geht gar nicht"), wie kooperationsbereit die sind. Da haben die auch nach dem Auffliegen der Sache keine Anstalten gemacht, etwas an ihrer Politik zu ändern. Und hat Europa deswegen irgendwelche Sanktionen verhängt? Meines Wissens nach nicht.

» Cappuccino » Beiträge: » Talkpoints: Gesperrt »

Zuletzt geändert von Mod am 06.09.2015, 17:04, insgesamt 1-mal geändert. Zeige Beitragsversionen


Selbstverständlich tragen die USA eine Mitschuld an der derzeitigen Flüchtlingskrise, deren Ende noch in weiter Ferne liegt und alles andere als absehbar ist. Meiner Meinung nach trägt die Supermacht im Übrigen nicht nur eine Mitschuld, sondern eine Hauptschuld - da schließe ich mich den gängigen Meinungen durchaus an. Jeder scheint das ja zu wissen, nur lassen sich solche Kommentare von Seiten der regierenden Parteien selbstverständlich lange suchen.

Ebenso erkennen die USA ihre Schuld daran nicht an, denn dann müssten sie ja de facto zugeben, dass die Außenpolitik der letzten zwei Jahrzehnte so unübertroffen schlecht war, wie sie nun mal war. Eingestehen möchte sich in Washington oder im Weißen Haus niemand, wie sehr man versagt hat und die verschiedenen Gruppen, die im Hintergrund die Strippen ziehen, sorgen auch dafür, dass es dazu nicht kommen wird - sofern man einer der tonangebenden Politiker sein Gewissen entdecken sollte.

Dies trägt auch dazu bei, dass es der Regierung in den USA absolut unmöglich ist, der Bevölkerung eine eventuelle Aufnahme von Flüchtlingen schmackhaft zu machen. Man hat ja - so der herrschende Ton gegenüber und in der Öffentlichkeit - keine Fehler begangen. Warum sollte man sich also um ein solches Problem kümmern, dass den eigenen Staat nicht betrifft und allem Anschein nach nur ein europäisches Problem ist?

Für viele Amerikaner - obwohl zum Glück nicht alle - sind die Regionen im Nahen Osten noch immer absolut unbekanntes Land. Man interessiert sich nicht wirklich dafür, kennt die Kultur und die Menschen nicht und hegt auch eigentlich keinen Wunsch, an diesem Umstand etwas zu ändern. Man interessiert sich schlicht und ergreifend kaum für die Probleme der Flüchtlinge, zumal die amerikanische Inlandspresse auch logischerweise nicht so umfangreich über die Entwicklungen berichtet wie die europäische Presse.

Als weiterer Punkt hinzukommen dürfte noch die - von verschiedenen Stellen geschürte - Angst der Amerikaner, dass man sich mit den Flüchtlingen aus dem Nahen Osten erst wieder irgendwelche Attentäter oder Schläfer ins Land holt, die wieder zu terroristischen Attacken gegen die Bevölkerung greifen könnten.

Wie wahrscheinlich es ist, dass eine Zunahme von Islamisten, die mit den Flüchtlingen ins Land kommen würden, zu verzeichnen ist, weiß ich nicht. Wohl aber, dass die Amerikaner davor Angst haben und es auch nicht einfach ist, ihnen diese Angst zu nehmen. Dieser Schritt würde nämlich vorrangig von außerhalb der USA erfolgen, da die US-amerikanische Regierung - aus den bereits angegebenen Gründen - ja munter zum Thema schweigt.

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» TamiBami » Beiträge: 2166 » Talkpoints: 0,00 » Auszeichnung für 2000 Beiträge



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