Tragekinder - wie viele Tragen und Tücher sind sinnvoll?

Auf Arbeit hatte jeder seine eigene Manduca, zum Teil haben wir dann noch einen Kinderwagen benutzt, als die Kinder noch nicht laufen konnten. Wie man das nun privat macht - davon habe ich keine Ahnung.

Eine Freundin von mir ist vor kurzer Zeit erst Mutter geworden und möchte ihr Kind gerne tragen, beziehungsweise macht dies auch schon. Sie hat mir dann erzählt, dass sie mittlerweile 3 Tragen daheim hat und 2 Tücher. Schließlich müssen die Tücher und Tragen auch mal gewaschen werden und je eine Trage und ein Tuch ist für ihren Freund. Das eine Tuch muss wohl "männlicher" wirken und die Tragen müsste man ja jedes Mal umstellen, wenn man die zusammen nutzen muss.

Nun sind die Tragen und Tücher sehr teuer und ich habe mich gefragt, ob es wirklich von Nöten ist, dass man sich derart viel anschafft? Reicht nicht am Ende doch eine Trage und ein Tuch? Vielleicht ist es ja sogar so, dass Mama mit dem Tuch tragen kann und Papa mit der Trage oder anders herum? Und die Tücher muss man ja sowieso binden. Das man vielleicht eines zum Wechseln hat, wenn eines in der Wäsche ist, dass sehe ich ja noch ein.

Wie handhabt ihr das? Wie viele Tücher und / oder Tragen habt ihr? Habt ihr dann vielleicht reduziert oder euch noch mehr angeschafft, weil ihr gemerkt habt, dass es zu wenig ist?

Ich habe mir damals beim ersten Kind ein Tragetuch in Blautönen und einen Kinderwagen angeschafft. Die ersten Monate über war das erste Kind im Kinderwagen total unglücklich, so dass ich sehr froh war, das Tragetuch zu haben. Wenn das Kind mal Milch ins Tuch gespuckt hat oder die Windel ausgelaufen war, wurde es halt gewaschen und war innerhalb von Stunden wieder einsatzfähig, wenn man es in der Wohnung zum Trocknen aufgehängt hat. Notfalls habe ich halt den Rest schnell trocken gebügelt, wenn es schnell gehen musste. Da ich damals als Studentin wenig Geld hatte, musste es halt so reichen und es ging halt auch so. Und unter anderem deshalb ist meine Wahl damals für das Tuch und gegen eine Trage gefallen, denn die braucht sicher länger, bis sie nach einer Wäsche trocknet, als ein Tuch.

Wenn man als Mama damit leben kann, kann man das Tragetuch ja gleich in einem männlichen oder geschlechtsneutralen Design anschaffen, dann braucht man nicht wegen dem Aussehen und väterlicher Befindlichkeiten weitere.

Später als das Kind größer war, war ich um den Kinderwagen dann doch froh. Je schwerer das Kind wird, desto beschwerlicher wird es, wenn man mit Kind im Tragetuch oder in der Trage einkaufen geht und vorne das Kind und hinten im Rucksack die Einkäufe sind. Wenn man nicht gerade einen Hackenporsche nutzen will, findet der Rücken das meist nicht so lustig. Auch auf langen Spaziergängen hat ein Kinderwagen bei älteren Kindern durchaus auch Vorzüge.

Wenn man allerdings in einer sehr unwegsamen Gegend wohnt, oder in einer sehr bergigen oder hügeligen Gegend, dann kann man sich den Wagen auch getrost sparen. Manchmal ist auch ein Fahrradanhänger mit Babyschale die bessere Wahl.

Mein Tragetuch war damals von Didymos und hat meine vier Kinder und unzählige Wäschen sehr gut vertragen. Von daher kann man Tragetücher auch gut gebraucht weiter verkaufen, wenn man nur ein bis zwei Kinder hatte, die dann irgendwann aus dem Tragealter heraus gewachsen sind.

Ich persönlich bin mit Tragen nie so richtig warm geworden. Alle, die ich mir im Bekanntenkreis geliehen habe um mal zu sehen, ob das was für mich ist, waren meiner Meinung nach nicht bequemer als ein gutes Tuch, das mit Übung gebunden ist. Aber das ist sicher Geschmackssache, manche fühlen sich mit dem Binden von den Tüchern ja sehr unwohl. Von daher, ich persönlich würde mir gar keine Tragen kaufen, sondern eher, wenn es die Finanzen zulassen höchstens zwei Tragetücher, damit das Wechseln nicht so viel Arbeit macht, falls ein Tuch mal dreckig ist.

Wir haben eine Trage und ein Tuch. Das Tuch habe ich am Anfang genommen, wo er noch kleiner war. Mittlerweile nehmen sowohl mein Mann als auch ich lieber die Trage. Wobei wir wirklich mit dem einen hingekommen sind. Man kann es doch schnell wieder sauber machen, auch wenn das Kind mal gespuckt hat. Das ist doch alles recht schnell wieder trocken.

Unsere Trage ist in der Farbe Braun, das Tuch war Rosa. Das Tuch war aber auch speziell meiner Größe angepasst, wobei sich mein Mann sicherlich auch nichts daraus gemacht hätte Rosa tragen zu müssen und meinen Sohn stört es auch nicht in welcher Farbe er nun getragen wird.

Einen Kinderwagen hatten wir gar nicht und brauchen den auch nicht. Wir denken aktuell wegen der Großeltern unseres Kindes über einen Buggy nach, aber selbst den würde man eigentlich nicht brauchen. Immerhin ist man das Tragen ja gewöhnt, wenn man ein Kind jeden Tag trägt und schwer erscheint mir mein Kind so auch nicht.

Nicht alle Tücher muss man binden, es gibt dabei auch Modelle die bereits vorher gebunden sind und vernäht und man das Kind nur noch einsetzt. Aber auch die haben natürlich ihren Preis und wie bei allem anderen auch, gibt es dort ebenfalls Schrott und gute Produkte. Für gute Produkte muss man ein wenig tiefer in die Tasche greifen. Denn eine Babytrage für 40 Euro die nicht einmal die Anhockspreizstellung geben kann, ist das Geld einfach zu schade da man darin nur seinem Kind schadet.

Ich kann der jungen Mutter eigentlich nur empfehlen sich an eine Trageberatung zu wenden. Dort kann man verschiedene Tragen und Tücher ausprobieren mitsamt dem Kind und sich dann immer noch für eine Entscheiden. Denn nicht jeder findet eine Manduca auch wirklich toll, andere schwören auf die Baby Björn und Fräulein Hübsch. Tücher ist genau das gleiche, auch damit kommt nicht jeder zurecht zudem diese auch in unterschiedlichen Längen und Stärken vorhanden sind.

Ich habe hier eine Manduca liegen, diese wurde so gut wie nie verwendet da mein Sohn keine Lust auf tragen und nähe hatte. Im Kinderwagen hat er sich wohler gefühlt und zum Einsatz kam diese nur unter viel Geschrei von ihm, wenn es nicht anders ging. So saß er darin, als es auf Behördengänge ging, da nicht alles Barrierefrei hier ist in den Ämtern, wie auch auf den Weihnachtsmarkt und auf den Rummel. Hin und wieder auch mal zum Katze füttern zur Schwiegermutter, mehr aber auch nicht. Eine Anschaffung hat sich definitiv nicht gelohnt, denn wenn man diese von Anfang an verwenden möchte, braucht man noch weitere Teile die extra kosten und somit landet man für das neuste Modell am Ende auch auf seinen 150 Euro.

Daher war das auch nie ein Problem mit waschen und danach trocknen, aber diese war auch nach 4 Stunden immer trocken auf der Leine und im Trockner sogar noch schneller. Auch das hat die Manduca überlebt. Die Tücher werden auch nicht tagelang trocknen, da sie auch dünn sind und wenn man sie schneller braucht, dann greift man halt einmal zu einem Fön und hilft gerade nach. Daher finde ich nicht, dass man mehr als 1-2 Tücher oder 1 Tuch und 1 Trage braucht. Wenn das Kind größer wird und die Tücher nicht mehr passen, dann braucht man halt mehr wegen der neuen Größe aber die alten kann man dann ebenfalls Verkaufen.

Wegen der Männlichkeit, es gibt genug neutrale Farben die auch nicht "unmännlich" aussehen. Tragen einstellen hat man mit der Zeit raus und kennt auch seine Einstellung, dass das ein Griff von wenigen Sekunden ist. Auch das Einsitzen in die Trage vom Kind ist am Anfang immer etwas schwierig, irgendwann geht das von ganz alleine. Alles nur eine Sache der Gewohnheit.

Auf Tragen hätte ich übrigens auch gar keine Lust gehabt, denn das empfinde ich ebenfalls als Problematisch bei einfachen Dingen. Im Supermarkt fängt es schon an, wenn man etwas von unten aus dem Regal holen will. Bücken ist nicht drinnen, ansonsten rutscht das Kind eventuell heraus. Somit darf man auf dem Boden kriechen und knien und wenn das Kind größer und schwerer wird, dann wird das alles noch komplizierter da auch die Beine irgendwo gelassen werden müssen wenn sie weiter aus der Trage hängen.

Ich hab meinen Kinderwagen gehabt und den Kinderanhänger und würde das auch jederzeit wieder bevorzugen. Babyschalen im Kinderanhänger sind die meisten erst ab 8 Wochen geeignet, aber es gibt entsprechende Babywannen zu kaufen die man oben einclipsen kann die aber ebenfalls nicht gerade billig sind und auch nicht lange reichen von der Größe her. Thule hat dazu ein System, welches man sich auf der Seite anschauen kann. Gerade durch den Thule Anhänger bin ich ohnehin flexibel, kann damit Wandern gehen in unebenen Gelände, Joggen, als Buggy benutzen und sogar Ski darunter anbringen zum Skifahren. Dafür war der Spaß auch deutlich teurer als ein Tuch oder eine Trage kostet.

Neben einer Trageberatung kann man sich auch an Hebammen oder Kinderärzte vor Ort wenden. Denn nicht überall gibt es spezielle Trageberatungen. Und manche Hebammen haben sogar mehrere Tragehilfe da, so dass man sie auch ausprobieren kann. Ich kenne auch Leute, die auf den Glückskäfer Tragesack schwören. Es ist eben Geschmackssache und es gibt da so viel Auswahl auf dem Markt mittlerweile, dass es teils schon unübersichtlich geworden ist.

Wichtig ist in der Tat diese Spreiz-Anhock-Haltung, die Sorae genannt hat. Wenn beim Baby die Beine beim Tragen einfach herab baumeln oder der Rücken nicht richtig gerundet sondern gestreckt ist, kann Tragen sogar schädlich sein. Von daher, wenn man sich selbst da noch nicht auskennt, sollte man sich informieren, welche Tragehilfen da aus orthopädischer Sicht überhaupt geeignet sind. Denn längst nicht alle Produkte auf dem Markt sind gleich gut.

Bei den bereits vorgebundenen Tüchern gibt es auch solche und solche. Das was ich bisher probiert habe, hat sich leider beim Tragen dauernd gelockert. Dann sitzt das Kind nicht mehr sicher und körpernah am Erwachsenen, was unter Umständen blöd ausgehen kann. Aber wahrscheinlich gibt es auch da mittlerweile andere Produkte, die diese negative Eigenschaft nicht haben. Und letztlich kann auch ein schlampig gebundener Knoten beim Tragetuch aufgehen, oder eine schlecht geschlossene oder instabile Schnalle an einer Trage. Man muss halt sehen.

Im Übrigen ist es nicht immer das Kind, das nicht getragen werden will. Babys merken sehr schnell, wer sich mit dem Tragen wohl fühlt und wer nicht, selbst wenn einem das als Erwachsener selbst nicht so vollständig bewusst ist, wenn man da Ängste oder Vorbehalte hat. Manchmal ist es sogar so, dass sich ein Baby bei Elternteil A gerne tragen lässt, bei Elternteil B aber gestresst reagiert. Man muss es einfach ausprobieren. Und wie gesagt, zur Not lässt sich ein Fehlkauf von einer Tragehilfe meist gut wieder gebraucht verkaufen.