Träume nicht mehr erfüllen können, weil man Familie hat?

Der Traum meiner Bekannten ist es schon seit Jahren, einmal auf das Coachella-Festival zu gehen. Früher hatte es nie geklappt, da dieser Traum natürlich sehr kostenintensiv ist. Das Coachella-Festival ist an sich schon extrem teuer und liegt außerdem in Kalifornien. Nun hätte sie das entsprechende Geld, hat nun aber einen Mann und einen Sohn.

Sie meinte, dass sie sich den Traum nun auch nicht mehr erfüllen könnte. Ohne ihre Familie so lange zu verreisen, käme für sie nicht in Frage, ihr Partner hingegen würde allerdings kein Interesse an einem solchen Festival haben. Meine Bekannte meinte, dass sie es fast schon etwas bereuen würde, das früher nicht gemacht zu haben, auch wenn es nicht ging. Könnt ihr euch irgendwelche Träume aufgrund eurer Familie nicht erfüllen? Ich denke, dass es immer einen Weg gibt, auch bei meiner Bekannten. Dass es bei ihr zu spät ist, sehe ich gar nicht so.

Also in meinen Augen ist das eine ziemlich lahme Ausrede. Wenn sie wirklich gewollt hätte, würde sie am Festival teilnehmen und hätte kein Problem damit. Das lässt sich doch auch kombinieren, mal ehrlich. Was spricht dagegen, als Familie dorthin zu fliegen und den Aufenthalt zu verlängern und vor Ort Urlaub zu machen? Das Festival dauert laut Wikipedia nur drei Tage.

Wenn sie es geschickt anstellt, dann kann sie Abends bei ihrer Familie sein, hat drei Tage Spaß und danach noch eine Woche gemeinsam Urlaub. Der Partner kann solange mit dem Kind die Gegend erkunden und selbst Spaß haben. Ich kann nicht glauben, dass jemand solche dämlichen Ausreden erfindet, um seinen Traum doch nicht zu erfüllen und die Familie vorschiebt. So groß kann der Wunsch nach Teilnahme ja nicht sein.

Ich kann nur in der Theorie sprechen - zwar kann ich auch nicht alle meine Träume erfüllen, aber bei mir liegt es am Geld, nicht an der Familie. Aber ich denke durchaus, dass man auf einiges verzichten muss, wenn man Kinder hat, und das kann man sich natürlich schönreden, muss man aber nicht.

Rein objektiv gesehen sind Kinder nach wie vor ein Armutsrisiko, und es gibt genügend Gründe alleinerziehend dazustehen, ohne Papa oder Großeltern, denen frau das Balg aufs Auge drücken kann, um durch Patagonien zu trampen. Auch das Argument, dass Kinder schließlich portabel seien, zählt bei mir nicht wirklich. Nicht jeder "Traum" kommt einer einwöchigen Pauschalreise gleich und emotional ist es auch nicht dasselbe, wenn man auf die Bedürfnisse des Nachwuchses Rücksicht nehmen muss.

Die wenigsten Träume beinhalten je nach Alter Still- und Wickelpausen, brüllende Tobsuchtsanfälle aus Übermüdung, hektisches Arrangieren von Betreuung oder durchwachte Nächte wegen kindlicher Magenverstimmung. Und bis die Kleinen alt genug sind, dass Mama und Papa die Träume wieder herauskramen können, macht vielleicht die Gesundheit nicht mehr mit oder man ist dem Ganzen still und heimlich entwachsen.

Mir würde nun nichts einfallen, was ich mir gewünscht habe und nun Dank meiner Familie nicht umsetzen kann. Gerade ein Festivalbesuch kann man doch auch mit einer Freundin oder einem Kumpel machen und dann mal eine Woche von der Familie getrennt sein, das ist doch kein Weltuntergang und eine willkommene Abwechslung im Alltag. Ich würde mich davon nicht abhalten lassen, wenn man noch andere Menschen hat, die auch auf das Kind aufpassen können. Für manche Sachen braucht man eben jemanden, der dann die Kinder betreut, aber deswegen sollte man seine Träume doch nicht aufgeben.

Ich finde, dass sowas eine Ausrede ist, wenn man der Meinung ist, die Familie ist jetzt der Grund, wieso die Träume nicht zu erfüllen sind. Es sind ja immerhin auch meine Träume und wenn ich sie erfüllen möchte, tue ich das und dabei nehme ich wenig Rücksicht darauf, ob ich in einer Partnerschaft bin oder eine Familie habe. Manchmal ziehen diese aber auch mit und dann hat man auch etwas Gesellschaft.

Ich finde es also wirklich doof, wenn jemand behauptet, ich kann jetzt keine Weltreise mehr machen, weil ich jetzt einen Freund oder eine Freundin habe. Ich kann jetzt nicht mehr Bungee und Fallschirm springen, weil ich Kinder habe usw. Ich finde das ist einfach totaler Quatsch. Ich kann weiterhin alles tun, was ich vorher auch getan habe. Vielleicht sogar mit einer Person dazu oder mehreren Personen.

Derweil erfülle ich mir weiterhin all meine Träume, ob mein Freund da jetzt hintersteht oder nicht. Ich mache das und das weiß er auch. Ich habe immer gesagt, was meine Ziele und Träume sind, und immer auch gesagt, entweder ziehst du mit oder nicht. Ich werde aber nicht auf meine Dinge verzichten, nur weil ich jetzt zum Beispiel in einer Partnerschaft bin. Das bin ich nicht und das wurde von mir auch nicht erwartet.

Ich denke also, dass es sicherlich bei manchen sein kann, dass man Kompromisse eingehen muss oder sollte, wenn man es möchte, aber eine Familie ist kein Grund, seine Wünsche nicht zu erfüllen. Das sehe ich wirklich nicht so.

Ich frage mich bei solchen Geschichten auch immer, ob die Menschen diese Träume wirklich so sehr verfolgt haben, wie sie immer sagen. Sicher ist immer irgendetwas, das man als Ausrede nutzen kann und wenn man nicht genug Geld hat, dann ist das für mich schon ein Grund, sich den Traum in dem Moment nicht zu erfüllen, denn einen Kredit würde ich dann auch nicht aufnehmen, da ich den Traum dann auch nicht wirklich genießen könnte.

Aber dass sie nun eine Familie hat, das würde ich nicht unbedingt als Grund sehen, den Traum nicht in Erfüllung gehen zu lassen. Sicher ist es auch nicht leicht, dann alles zu regeln und wenn der Mann den Traum nicht teilt, dann kann er doch vielleicht in der Zeit auch zu Hause beim Kind bleiben. Wenn das so ein großer Traum ist, dann würde ich auch sagen, dass man schon einen Weg finden wird, sich den auch zu erfüllen.