Traditionelles Weihnachtsessen der Deutschen merkwürdig?
Vorurteile hin oder her,meist wird nun einmal am Heilig Abend erst einmal etwas "einfacheres" wie Kartoffelsalat und Würstchen. Wir hatten am Heilig Abend lediglich Rahmspinat, Rührei und Salzkartoffeln. Ja und? Dafür gab es dann am Folgetag, also den ersten Weihnachtsfeiertag etwas wesentlich Aufwendigeres, nämlich Wild, Rouladen, selbst geknetetes Rotkohl und so weiter. So kenne ich es auch aus anderen Familien.
Letztendlich hat jeder seine eigene Tradition, aber ich kenne diese Kartoffelsalat-Geschichte zu Weihnachten schon mehrfach aus diesem Forum und immer wieder sind es die gleichen, die sich darüber beschweren, wundern, es erstaunlich finden.
Nun gibt es zig verschiedene Varianten zum Kartoffelsalat und somit auch etwas für die Feiertage möglich, dennoch wird vermutlich die Nase gerümpft werden, wenn es so etwas an Weihnachten gibt. Und mal ehrlich, wer von der jüngeren Generation nimmt noch selbstständig Gans, Ente oder Truthahn aus und setzt sich dann 10 Stunden vor dem Backofen, um den Braten stets zu begießen?Oder wer knetet das Rotkohl schon stundenlang noch selbst?
Jedem das Seine, und wenn etwas belächelt wird, dann sollte sich überlegt werden, ob man nicht selbst auch etwas schrullig wirkt, wenn gewisse Traditionen gepaart mit Vorurteilen unreflektiert weitergegeben werden.
Ich denke auch, dass man da nicht alle über einen Kamm scheren kann. Ich kenne es von meiner Familie so, dass für Heilig Abend immer von meiner Mutter aufwendig gekocht wurde. Das hat sie die ganzen Jahre über auch so beibehalten. In der Familie meines Partners ist es jedoch so, dass es an Heilig Abend meistens Salat, Frikadellen, Würstchen und auch Schnitzel gibt. Die Speisen macht meine Schwiegermutter dann auch selbst und kauft sie nicht etwa fertig ein.
Ich würde einfach sagen, dass man am heiligen Abend essen soll, was einem eben schmeckt. Kartoffelsalat und Nudelsalat und Frikadellen machen auch Arbeit, wenn man sie nicht fertig kauft. Mir erschließt sich da auch nicht, wie man dann darauf kommt, dass jemand nicht kochen kann, wenn es dann Salate gibt. Diese sollten schließlich auch schmecken.
Bei uns würde es an Heilig Abend nie im Leben Kartoffelsalat und Würstchen geben, das würde meine Mutter gar nicht übers Herz bringen uns soetwas an Heilig Abend zu servieren. Sie möchte an Heilig Abend, das etwas nicht alltägliches auf den Tisch kommt, das muß nicht super aufwendig sein, aber auch nichts für jeden Tag. Genauso ist es auch in meiner gesamten Verwandtschaft, es gibt bei niemanden Kartoffelsalat mit Würstchen. Ehrlich gesagt fällt mir im Moment auch nur eine Person ein, wo es das früher gab, das war eine damalige Klassenkameradin, bei allen anderen gibt es was anderes.
Für uns ist es an Heilig Abend wichtig, das wir gemütlich zusammen sitzen können, das Essen genießen und Zeit miteinander verbringen bei Tisch. Gerade seitdem wir Kinder nicht mehr so jung sind, das wir zappelig beim Essen saßen, weil wir die Bescherung nicht abwarten konnten, gibt es fast immer Raclette oder Fondue, was ich toll finde, denn das gibt es eben nicht jeden Tag und man kann es gut genießen und auch die Vorbereitungen sind nicht zu aufwendig und die werden auch unter allen aufgeteilt. So sind alle glücklich, niemand steht zu lange in der Küche und dennoch gibt es nichts für jeden Tag.
An den übrigen Feiertagen gibt es dann aufwändiges Essen inkl. Suppe als Vorspeise und Nachspeise. Braten wird selber gemacht, Beilagen ebenso. Dies Jahr gab es mal wieder Mamas selbstgemachte Semmelknödel aus ihrem selbstgebackenem Brot, yummi. Seit einigen Jahren helfen wir da aber auch tatkräftig mit, so das nicht die gesamte Arbeit an einer Person hängen bleibt. Manchmal verquatschen wir dann neben der Arbeit in der Küche schon den halben Tag, während das Essen zubereitet wird und ehrlich gesagt find ich das toll so.
Das "merkwürdige" Essen am Weihnachtsabend geht auf die katholische Tradition zurück, nach der die Vorweihnachtszeit als Fastenzeit galt, was auch den 24. Dezember noch mit einschloss. Deshalb gab es dann an dem Tag noch ein einfaches Gericht und groß aufgetischt wurde erst am nächsten Tag.
Gehalten hat sich das wahrscheinlich einfach deshalb, weil viele Leute am 24. Dezember noch ziemlich viel zu erledigen haben und ein einfaches Essen einfach praktisch ist und weil "die Deutschen" schließlich nicht nur einen sondern zwei Weihnachtstage zu überstehen haben, die in der Regel mit sehr aufwendigem Essen gekrönt sind. Das ist bei deiner polnischen Sippschaft wohl nicht angekommen.
Es ist übrigens in vielen Ländern normal, dass erst am 25. Dezember Geschenke verteilt und richtig Weihnachten gefeiert wird und da wird für den 24. Dezember auch nicht wochenlang ein Menü vorbereitet sondern etwas ganz normales gegessen.
Es ist ganz einfach erklärt warum es zu diesem einfachen Gericht gekommen ist. Der Klassische Weihnachtsabend, sprich heilige Abend sieht so aus, dass die Messe besucht wird. Da ist keine Zeit sich hinzustellen und noch aufwendig zu kochen, daher wird etwas gemacht was sich gut vorbereiten lässt und hinterher wenig Aufwand macht. Kartoffelsalat lässt sich super vorbereiten und braucht auch die Stehzeit damit er schmeckt und Würstchen sind schnell gemacht wenn man von der Messe wieder nach Hause kommt.
Tage vorher hinstellen und anfangen mit kochen ist nicht drinnen, denn die Tage davor sind noch ganz normale Arbeitstage und wenn Menschen arbeiten auf ihrer Arbeitsstelle, dann können sie nicht Zuhause sitzen und kochen. Mag in Polen gehen wenn Mutti die ganze Zeit Zuhause sitzt, aber hier schon lange nicht mehr der Fall.
Was daran schlimm und merkwürdig sein soll ist mir schleierhaft. Polen ist eines der gläubigen Länder schlechthin, wie man dort die Zeit haben kann sich Tage vorher hinzustellen und zu kochen und lieber die Messe sausen zu lassen müsste dann ebenfalls merkwürdig sein. Ich finde das ganze einfach unglücklich gewählt von der Formulierung her, denn auch die Polen haben "merkwürdiges" Essen in meinen Augen und auch nicht mehr als der "deutsche" Kartoffelsalat.
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