Trachtenmode als Verkleidung bezeichnen passend?

Ich habe gelesen, dass sich Aldi Süd in einem Werbespot ziemlich blamiert haben soll. So soll die neue Trachtenmode angepriesen worden sein, die wegen dem anstehenden Oktoberfest wieder im Sortiment sein wird. Im Werbespot wurde die Trachtenmode allerdings als "Verkleidung" für das Oktoberfest bezeichnet und gerade aus Bayern kommt für diese Formulierung ziemliche Kritik an diesem Werbespot.

Wie seht ihr das? Ist Trachtenmode für euch eine Form der Verkleidung oder ist diese Bezeichnung in euren Augen eher eine Beleidigung und damit zu vermeiden? Könnt ihr verstehen, dass Aldi mit diesem Spot einen Shitstorm ausgelöst hat oder findet ihr es übertrieben, deswegen gekränkt und beleidigt zu sein?

Für mich persönlich sind Trachten definitiv eine Verkleidung, weil ich aus NRW komme. Deshalb wäre es für mich natürlich eher ein Kostüm, nur eben nicht zum Karneval, sondern als Verkleidung für ein Oktoberfest, das hier in irgendeinem Biergarten als künstliche Kulisse stattfindet. Das hat schließlich nichts mit Tradition oder Kultur zu tun, sondern ist reiner Kommerz.

Wenn dagegen jemand der in der entsprechenden Region lebt, dann ist eine Miesbacher oder Chiemgauer Tracht gleich etwas ganz anderes. Dann ist die Tracht keine Mode mehr, es ist gelebte Kultur und keine Verkleidung. Es kommt halt auf den Kontext an. Wenn ich Turnierkleidung für eine Prüfung oder Veranstaltung trage, dann ist das auch keine Verkleidung. Wenn ich mich dagegen in den Frack werfe, um das CHIO in Aachen als Zuschauer zu besuchen, dann ist es eine.

Für die meisten ist das Oktoberfest glaube ich schon eine Art Kostümparty. Die Einheimischen, die dort in Tracht hingehen, weil das ihre traditionelle Kleidung für ein besonderes Ereignis ist, sind in der Minderheit. Die meisten sind Touristen, die ihr Dirndl einmal im Jahr aus dem Schrank holen.

Eigentlich müsste man auch als Urbayer verstehen, dass sich die meisten Leute einfach nur verkleiden, weil das "dazu gehört". Und es werden auch zu Fasching genug Kostüme verkauft, die für gewisse Menschen normale Alltagskleidung sind. Irgendwie regt sich darüber aber kein Mönch, Polizist, Nonne oder Pirat auf.

Eigentlich halte ich diese Massenware, die momentan von jedem Discounter zum Schrottpreis verramscht wird, tatsächlich nur für eine Verkleidung. Ich habe da durchaus auch schon Beiträge gelesen, dass sich die echten Bayern über die Touristen abrollen, weil man ihnen das drei Meilen gegen den Wind ansieht. Da muss man wahrscheinlich zu einer echten Tracht abgrenzen.

Ich sehe das auch so, dass dieser Billigramsch der Discounter nichts anderes, als Verkleidungen sind. Die Klamotten sind ja wirklich lächerlich und offensichtlich echt billig. Die taugen maximal für ein Pseudo-Oktoberfest der 3. Kategorie. Ein preiswertes Besäufnis in einem Bierzelt wird man damit schon durchstehen.

Aber auf der wahren Wiesn wird man sich damit schwer blamieren und sicher nach kürzester Zeit des Anstarrens und Musterns nicht mehr wohlfühlen. Mein Standpunkt ist meistens "Sekt oder Selters". Entweder ich mache eine Sache richtig oder ich lasse sie lieber sein. Selbst würde ich normal gekleidet auf so ein Fest gehen.

Wäre ich aber in einer Gruppe, wo auf eine Teilnahme mit Trachtenmode Wert gelegt würde, würde ich mir so ein Teil entgeltlich leihen. Da gibt es ganz sicher einige Möglichkeiten. Trachten sind für mich traditionelle regionale Kleidung und ich finde sie sehr schön, da sie altes Kulturgut erhalten. Nie im Leben würde ich eine echte, wenn auch nur kopierte, Tracht als Verkleidung bezeichnen.

Ich kann die Kritik aus Bayern hier schon verstehen, weil die echte Trachtenmode für die Bayern eben keine Verkleidung, sondern eben Tracht ist. Somit ist dieser Werbeslogan von Aldi sicher nicht gerade glücklich gewählt worden. Natürlich hat die Trachtenmode vom Aldi mit der echten Trachtenmode nicht so viel zu tun und ist schon eine Art der Verkleidung, aber trotzdem hätte ich das in der Werbung nicht als eine solche benannt.