Toxoplasma gondii - wie kann man Schwangere schützen?

vom 04.03.2015, 16:01 Uhr

In einem Bericht habe ich vor kurzem gelesen, dass der Parasit Toxoplasma gondii bei Schwangeren zu einer Fehlgeburt führen kann. Ich habe bereits in diesem Beitrag Toxoplasma gondii - Verhalten sich Katzenliebhaber anders? näher über die Herkunft und die Auswirkungen des Parasiten geschrieben. Bei einem erwachsenen Menschen sollte dieser Parasit keine ernsthafteren Auswirkungen auf seine Gesundheit haben, bei Schwangeren kann es aber zur Behinderung des Kindes führen oder zu einer Fehlgeburt.

Allerdings fragen normalerweise eher wenige Ärzte eine Schwangere, ob sie zu Hause eine Hauskatze hat und weisen auf die Risiken hin. Für Schwangere bedeutet dies in dieser Zeit offenbar, dass sie sich etwas von dem Tier distanzieren sollten und auch das Wegräumen vom Kot des Tieres sollte nicht von einer Schwangeren erledigt werden. Sind damit aber alle Risiken für eine Schwangere ausgeschlossen?

Kann der Parasit nicht auf etwa von Mensch zu Mensch übertragen werden, wenn die Katze sich gerade infiziert hat, der Mann hinter der Katze aufräumt und dann seine Frau ansteckt? Oder sind solche Gefahren unbegründet? Sollte man nicht generell eher auf dieses Risiko hinweisen, was offenbar nur wenige wissen und woran wahrscheinlich auch die wenigsten denken, wenn es zu einer Fehlgeburt gekommen ist?

» Crispin » Beiträge: 14916 » Talkpoints: -0,43 » Auszeichnung für 14000 Beiträge



Bisher hat mich in jeder Schwangerschaft die Frauenärztin routinemäßig nach meinen Haustieren befragt. Und ich hatte mehrere Ärzte, da ich wegen Umzügen wechseln musste. Ich halte es daher für ein Gerücht, dass man das zu selten gefragt wird. Meine Erfahrungen sind zwar nicht repräsentativ, aber mich wundert zumindest die Behauptung.

Oft wird auch beim Blutbild bei den Schwangeren nach Toxoplasmose - Antikörpern gesucht. Auch, oder vielleicht gerade weil das eine IGEL Leistung ist, wurde mir das jedes mal massiv werbend angeboten. Wenn bei dem Bluttest heraus kommt, dass man Antikörper hat, also schon mal mit dem Erreger in Kontakt gekommen ist, dann ist das Risiko für das Kind recht überschaubar. Ansonsten wird, wenn man sich für die IGEL Leistung entscheidet auch immer wieder untersucht, wenn man keine Antikörper im Blut hat. So merkt man auch, falls eine Infektion während der Schwangerschaft entstehen sollte.

Klar kann man sich an Katzen anstecken. Es macht aber auch einen Unterschied, ob die Katzen Freigänger oder reine Wohnungskatzen sind. Und ob sie rohes Fleisch (Barfen oder Mäuse) fressen oder ausschließlich Trockenfutter der Dosenfutter. Dementsprechend ist das Risiko von Katze zu Katze unterschiedlich hoch.

Schützen sollte man sich auch, indem man in der Schwangerschaft selbst kein rohes Fleisch isst. Also keine Salami, keinen Tartar, keine Mett-Brötchen, kein Steak, das nicht gut durch gebraten ist. Auch darüber kann man sich eine Toxoplasmose anstecken, wenn das Produkt verseucht ist. Das sollte man auch wissen.

Dass man das Katzenklo nicht selbst ausmisten sollte, ist wichtig, wenn man Schwanger ist. Ein fürsorglicher werdender Vater wird das auch selbstverständlich so lange übernehmen. Ob die Krankheit von Mensch zu Mensch übertragbar ist, weiß ich nicht. Da müsste ich auch erst nachlesen.

Überlegenswert finde ich auch, warum die Krankenkasse diese Untersuchung nicht für sinnvoll halten. Zu DDR Zeiten war die wohl noch Standard, habe ich mir sagen lassen. Wie es in der BRD vor ein paar Jahren noch war, weiß ich nicht. Vielleicht ist es auch nicht allzu häufig, dass sich Schwangere mit Toxoplasmose infizieren? Keine Ahnung. Ich weiß jedenfalls, dass ich seit frühester Kindheit mit Tieren auf Bauernhöfen und Katzen zu tun habe.

Seit mittlerweile weit über zehn Jahren halte ich selbst Katzen und habe bei der letzten Schwangerschaft noch keine Antikörper gegen Toxoplasmose gehabt, obwohl einige der Katzen, zu denen ich regelmäßig Kontakt habe und hatte Freigänger sind. Klar kann man da nie sicher gehen, denn eine statistische Häufung sagt für einen Einzelfall nur bedingt was aus. Aber Grund für Hysterie sehe ich hier auch nicht. Nur für bedachte Vorsicht.

Zu den Abgängen: Ich gehe mal davon aus, dass längst nicht jeder Abort durch Toxoplasmose bedingt sein wird. Genaue Zahlen sind mir hingegen nicht bekannt. Aber das wäre ja interessant, da mal nachzuhaken.

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» trüffelsucher » Beiträge: 12446 » Talkpoints: 3,92 » Auszeichnung für 12000 Beiträge


Bei allen drei Schwangerschaften haben mich alle drei Frauenärzte auf Toxoplasma gondii untersucht. Das war, obwohl es zumindest bei der letzten Schwangerschaft schon iGel-Angebote gab, immer von der Krankenkasse abgedeckt. Das galt sowohl für meine gesetzliche Krankenversicherung wie für die private. Das liegt vielleicht an meiner früher hohen Gefährdung für eine Infektion aus beruflichen Gründen.

Wobei man sagen muss, dass nur rund 1 % aller Katzen überhaupt mit dem Erreger infiziert ist. Generell ist das Risiko bei Jungtieren größer als bei älteren Katzen. Ich habe es, wie im anderen Thread erwähnt, trotz beruflich massig Kontakt mit Katzen und Katzenkot und einer Vorliebe für Rohwurst und rohen Schinken, nicht geschafft, mich zu infizieren.

Die Blutuntersuchung in der Schwangerschaft ist sehr aussagekräftig. Entweder man hatte, so wie ich, nie Kontakt zum Erreger. Wenn Kontakt bestanden hat, dann gibt das Laborergebnis Aufschluss darüber, ob eine akute Infektion besteht oder die Infektion vor längerer Zeit durchgemacht wurde. Maßgeblich sind die Werte für die IgG- und IgM-Antikörper.

Nur bei einer akuten Infektion besteht Gefahr für das Ungeborene. Aber selbst dann ist nicht sicher, dass der Erreger das Kind infiziert. Statistisch sieht es so aus: Etwa eine von 100 Schwangeren macht eine akute Infektion durch. Je weiter die Schwangerschaft fortschreitet, desto höher ist das Risiko einer Infektion im Mutterleib. Am Ende der Schwangerschaft liegt es bei etwa 80 %.

Wenn eine Infektion des Kindes nachgewiesen wird, dann kann man immer noch medikamentös eingreifen. Aborte sind selten. Allerdings kann es sein, dass sich so große Fehlbildungen zeigen, dass ein Schwangerschaftsabbruch sinnvoll erscheint.

Gut behandelt sind die Neugeborenen in der Regel völlig unauffällig. Allerdings kann man nie abschätzen, wie erfolgreich die Behandlung tatsächlich war. Es kann zu Folgeschäden in den nächsten Jahren kommen. Nett ist diese Erkrankung nicht.

Aber wie trüffelsucher sagt, Panik ist auch nicht angebracht. Wenn jemand anderes das Katzenklo reinigt, man auf Mett, Rohwurst und rohen Schinken verzichtet und in der Küche beim Umgang mit rohem Fleisch auf normale Hygiene achtet, dann kann man die Schwangerschaft sehr entspannt angehen.

» cooper75 » Beiträge: 13411 » Talkpoints: 515,76 » Auszeichnung für 13000 Beiträge



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