Religionslehrerin erklärt das Beten als eine Art Zauberei
Heute kam mein sieben Jahre alter Sohn, er ist mittlerweile in der Zweiten Klasse, aufgeregt aus der Schule. Er erzählte mir davon, daß sie wiedermal im Religionsunterricht gebetet hätten. Ich habe so meine Probleme mit der "göttlichen Weltanschauung". Aber ich lasse jeden seinen Glauben und akzeptiere natürlich auch, für welche Richtung sich mein Sohn entscheidet. Eigentlich war es immer für ihn klar, daß es einen Gott nicht geben kann. Er begründete diese These mit Logik. Aber seitdem er diese Lehrerin hat, hat sich seine Meinung gründlich geändert.
Als er mir also von den Gebeten berichtete, hörte ich ihm unbefangen zu. Erst nach seiner Aussage, er würde jetzt auch schon beten können, wurde ich hellhörig. Ich bat ihn, mir das näher zu Erklären, denn das Beten sei doch keine Fähigkeit. Dann erzählte er mir für was er so beten würde. Zum Beispiel, daß seine Klasse ruhiger werden sollte. Der Kleine war voll und ganz davon überzeugt, daß seine Gebete von Gott erhört worden war, da die Klasse bereits am nächsten Tag stiller gewesen wäre. Außerdem würde er dafür Beten, daß er keine Strafarbeiten bekommen würde. Jetzt wurde ich langsam wütend. Wie er darauf kommen würde, fragte ich ihn, allerdings immer noch mit besonnener Stimme. Naja, die Religionslehrerin hätte ihnen gesagt, daß wenn man schön an Gott glaubt und immer fleißig betet, würde alle Wünsche irgendwann erhört und erfüllt werden.
Ich fragte ihn, ob er nun daran glaube, daß er nur eifrig beten müsse und dann ginge alles in Erfüllung. Klar, meinte er, Gott liebt alle Menschen und ist immer bei mir. Er beschützt mich und macht, daß mir nichts schlimmes passiert. Jetzt fühlte ich mich in der Position eingreifen zu müssen. Vorsichtig erklärte ich meinem Kind, daß er an, was auch immer, glauben dürfe. Allerdings sei er für sein Leben verantwortlich und müßte sich, zum Beispiel gute Noten, selber erarbeiten. Auch, daß der Glaube ihn nicht davor beschützen würde vom nächsten Auto angefahren zu werden, wenn er nicht nach links und rechts schaut, mußte ich ihm unbedingt erklären.
Im großen und ganzen hatte die Lehrerin, das Beten als eine Art Magie vermittelt, welche früher oder später ausgeführt werden würde. Das empörte mich zu tiefst. Anstatt den Kindern beizubringen, daß man sich Dinge, wie Gesundheit oder Frohsinn, auch für andere Menschen, erhoffen oder meinetwegen erbitten solle, kommt sie auf so einen Hirnriss. Ich finde, daß sie den eigentlichen Hintergrund, wenn man schon beten will, total verfehlt hat.
Weiterhin finde ich es unverantwortlich Schulkindern zu sagen, daß sie nur schön beten sollen, damit ihnen diverse Dinge oder Annehmlichkeiten und ohne ihr Zutun in den Schoß fallen. Was soll denn aus den Kindern mit dieser Einstellung zum Leben werden? Und wenn Eins überfahren wird oder irgendetwas anderes schlimmes zustößt, sollen die Kinder dann glauben, daß dieses "Opfer" nicht fleißig genug gebetet hat?
Glücklicherweise konnte ich mein Kind gewisse Sachen besser näher bringen. Ich werde ihm natürlich niemals vorschreiben an was er zu glauben hat oder nicht. Auch das Beten, sofern es vernünftig angewendet wird, und nicht wie ein Zauberspruch angesehen wird, werde ich ihm nie verbieten. Aber die Religionslehrin hatte gut Arbeit geleistet. Selbst, wenn sie nicht alles so Wort für Wort erzählt hat, wie mein Kind es mir weitergegeben hat, so meine ich, daß sie keinen guten Dienst geleistet hat, wenn Kinder ihren Unterricht zu interpretieren.
Wie sieht der Religionsunterricht bei euren Kindern aus? Habt ihr auch schon ähnliches erlebt und wie seit ihr damit umgegangen?
Ich kann ja nachvollziehen, dass Du Dir Sorgen machst. Kinder verstehen den Spruch, dass man nie schneller fahren soll, als der Schutzengel fliegt in solchen Fällen eigentlich ganz gut. Bevor Du Dich aufregst, solltest Du mal andere Kinder aus der Klasse oder die Lehrerin befragen. Vieleicht hat Dein Kind als einziges Kind den Unterricht so falsch verstanden. Kinder sind nun mal Wesen, die an Magie gerne glauben. Sonst hätten Geschichten von Hexen und Zauberern bei Kindern keinen so hohen Beliebtheitsgrad.
Du als Mutter kannst Du bestimmen, welchen Weltanschauungsunterricht Dein Kind besucht. Warum hast Du ihn denn nicht bei Ethik angemeldet, wenn Du mit Religion nichts anfangen kannst? Ich würde sagen, dass es Dein Kind eher verwirrt, wenn Mama und Lehrerin so komplett unterschiedliche Meinungen haben. Ich habe als Kind übrigens auch darum gebetet, dass ich keine schlechten Noten schreibe. So lange der Kleine trotzdem noch so viel wie früher lernt und nur darauf baut, dass Gott ihn unterstützt, sehe ich da keine Tragödie. Früher oder später wird er schon sehen, dass Gott eben nicht alles regelt.
Lies ihm mal aus der Bibel das Gleichnis von den Talenten vor und er wird verstehen, was Du meinst. Dagegen kann auch die Lehrerin nichts sagen.
Da mein Kind noch nicht in die Schule geht und daher noch keinen Religionsunterricht hat, habe ich noch keine solche Situation erlebt. Allerdings kommt ein Freund meines Kindes aus einer sehr christlichen Familie und da kamen dann auch schon so Dinge, dass mein Kind dachte, Gott und auch Jesus seien sehr rachsüchtige Gestalten, die dem Menschen nur böses tun, wenn der nicht spurt, wie diese es wollen.
In einer solchen Situation hat dann eigentlich nur noch Schadensbegrenzung geholfen. Dazu ist ein erster Schritt, erst mal die Ist-Situation zu erkennen - das hast Du ja mit dem Gespräch schon getan. In einem zweiten Schritt solltest Du Dich dann darum bemühen den eventuellen Irrtum zu beheben. Beim Beten ist es nun mal einfach so, dass das kein Zaubertrick ist, um einen Wunschzettel erfüllt zu bekommen. Im Gegenteil: das Beten ist eigentlich "nur" eine Zwiesprache mit Gott. Natürlich kann man auch um etwas bitten. Wenn man aber Gott wie einen guten Freund betrachtet, dann erkennt man auch schnell die Grenzen dieser Bitten. Manche kann erfüllt werden, aber eben nicht jede.
Übrigens: falls die Lehrerin nochmal die Kinder derart verunsichert oder ihnen Informationen vermittelt, die die Kinder falsch verstehen, würde ich unbedingt das Gespräch mit der Lehrerin und gegebenenfalls auch mit der Schulleitung suchen. Das Ganze ausbügeln kannst Du dann gegebenenfalls mit Hilfe der Site www.e-wie-evangelisch.de - da gibt es Erklärungen in Schriftform und als kurze Videos.
Erstmal an Trüffelsucher: Nicht an jeder Schule gibt Ethik.
Aber zu dir Fabienne:
Als er mir also von den Gebeten berichtete, hörte ich ihm unbefangen zu. Erst nach seiner Aussage, er würde jetzt auch schon beten können, wurde ich hellhörig. Ich bat ihn, mir das näher zu Erklären, denn das Beten sei doch keine Fähigkeit. Dann erzählte er mir für was er so beten würde. Zum Beispiel, daß seine Klasse ruhiger werden sollte. Der Kleine war voll und ganz davon überzeugt, daß seine Gebete von Gott erhört worden war, da die Klasse bereits am nächsten Tag stiller gewesen wäre.
Er ist noch ein kleines Kind, und das er jetzt auch endlich beten kann, ist wohl einfach eine Vorstellung von ihm, wahrscheinlich hatte er irgendeine komische Vorstellung von "können und nicht-können". Das die Klasse am nächsten Tag stiller gewesen wäre, kann genauso gut Einbildung wie Zufall sein. Wenn er denkt, das seine Gebete erhört wurden, ist das doch kein Problem, denn das ist reine kindliche Vorstellung.
Außerdem würde er dafür Beten, daß er keine Strafarbeiten bekommen würde. Jetzt wurde ich langsam wütend. Wie er darauf kommen würde, fragte ich ihn, allerdings immer noch mit besonner Stimme. Naja, die Religionslehrerin hätte ihnen gesagt, daß wenn man schön an Gott glaubt und immer fleißig betet, würde alle Wünsche irgendwann erhört und erfüllt werden.
Wieso wurdest du wütend? Viele Menschen glauben an Gott, und haben verschiedene Vorstellungen von ihm. Jeder darf sich sein eigenes Bild von Gott machen. Die Religionslehrerin wird wahrscheinlich - wäre auch komisch wenn es anders wäre - sehr gläubig sein. Sie wird ihn wahrscheinlich nur Mut gemacht haben, das er, wenn er einmal Angst hat, oder traurig ist, einen "Ansprechpartner" hat, der ihm die Angst, oder die Trauer, ein bisschen nimmt. Das hört sich vielleicht doof an, aber wenn man in diesen jmd. braucht, kann man sich Gott nehmen, und zu ihm beten, das alles besser wird. Die Lehrerin hat das mit dem Wunsch erfüllen sicherlich anders gemeint, als es dein Sohn verstanden hat.
Ich fragte ihn, ob er nun daran glaube, daß er nur eifrig beten müsse und dann ginge alles in Erfüllung. Klar, meinte er, Gott liebt alle Menschen und ist immer bei mir. Er beschützt mich und macht, daß mir nichts schlimmes passiert. Jetzt fühlte ich mich in der Position eingreifen zu müssen. Vorsichtig erklärte ich meinem Kind, daß er an, was auch immer, glauben dürfe. Allerdings sei er für sein Leben verantwortlich und müßte sich, zum Beispiel gute Noten, selber erarbeiten. Auch, daß der Glaube ihn nicht davor beschützen würde vom nächsten Auto angefahren zu werden, wenn er nicht nach links und rechts schaut, mußte ich ihm unbedingt erklären.
Damit hast du natürlich auch recht, ich schätze, dein Sohn hat da einfach was falsch verstanden. Es ist wichtig das er so etwas weißt. Dein Sohn hat nunmal eine kindliche Vorstellung von ihm, was auch das:
Klar, meinte er, Gott liebt alle Menschen und ist immer bei mir. Er beschützt mich und macht, daß mir nichts schlimmes passiert.
erklären würde. Er hat mit seiner Aussage sicherlich nicht an sowas gedacht, sondern an irgendetwas anderes. Dazu muss ich noch sagen, das ich auch nicht wirklich sehr gläubig bin, aber ich finde, jeder darf und soll sich ein eigenes Bild vom Glauben machen.
Nicht das ihr denkt das ich ein alter, übertrieben gläubiger Priester bin.
Fabienne3 hat geschrieben: Ich habe so meine Probleme mit der "göttlichen Weltanschauung". Aber ich lasse jeden seinen Glauben und akzeptiere natürlich auch, für welche Richtung sich mein Sohn entscheidet.
Ich auch und ich sehe es genauso, dass ein Kind unabhängig von dem was die Eltern glauben, also egal ob religiös oder nicht, den Weg zum Glauben alleine finden sollte oder nicht.
Das setzt aber voraus, dass es hier nicht wesentlich oder maßgeblich (also direkt) in dieser Richtung beeinflusst wird und ihm hier irgendwelche Vorstellungen indoktriniert werden, egal ob atheistisch oder seitens der Religion. Genau hier scheitert der Ansatz, da die Lehrerin deines Sohnes ihren Job wohl falsch verstanden hat: Statt die Kinder hier über Religionen aufzuklären so dass diese sich eine eigene Meinung bilden können indoktriniert sie diese mit Wertvorstellungen - oder hat sie jemals zur Diskussionen gestellt, dass das alles auch nicht funktionieren kann?
Hier würde ich auf jeden Fall einschreiten so wie Du und mein Kind umfassend aufklären - ohne wertende Komponenten wie Religion Blödsinn ja / nein oder Gott gibt es nicht / gibt es - denn gerade Kinder sind extrem leicht zu beeinflussen. Würden da jetzt keine religiösen Praktiken angepriesen und indoktriniert werden sondern beispielsweise rassistische Ideologien würde man das ja das Kind auch nicht widerspruchsfrei schlucken lassen.
Wenn der Religionsunterricht so stattfindet, wie du es beschreibst, dann kommt mir der Gedanke, dass es ein katholischer Religionsunterricht ist. An diesem müssen eigentlich die Kinder nur teilnehmen, wenn die Eltern bewußt eine katholische Schule gewählt haben oder es eine städtische Schule ist und bei der Anmeldung gesagt wurde, welche Konfession das Kind hat.
Bei uns war es so, dass die Kinder mit Glauben (also getaufte Kinder) an dem katholischen oder evangelischen Religionsunterricht teilnehmen mussten, weil man ja, wenn man es genau nimmt, die Kinder auch nach dem Glauben erziehen will. So hat man es bei der Taufe ja versprochen. Die Kinder, die nicht getauft waren, islamischen Glauben hatten oder einen anderen Glauben, die wurden extra unterrichtet und da war es so, dass sie auch religiöse Themen hatten, diese aber nicht so eindringlich unterrichtet wurden.
Ansonsten muss ich mich Clownmaster anschliessen. Ich denke, dass dein Sohn sich für dieses Thema sehr interessiert hat und deswegen auch etwas überbewertet hat und mal ehrlich, wer hat noch nicht mal ein "Stoßgebet" gen Himmel geschickt, wenn es ihm schlecht ging? Da muss man nicht mal groß glauben.
Wenn der Junge in einer katholischen/evangelischen Schule ist, dann habt ihr ihn ja auch dort angemeldet und wenn ihr die Schule gewählt habt, dann muss euch klar sein, dass da auch die Religionslehrerin den katholischen/evangelischen Glauben vermittelt. Und wenn es eine städtische Schule ist und ihr den Jungen nicht habt taufen lassen, dann versucht einen Ersatzunterricht zu bekommen. Wäre aber bestimmt schade. Denn dein Sohn macht der Unterricht bestimmt Spaß. Sonst hätte er nicht so eifrig erzählt.
Diamante hat geschrieben:Wäre aber bestimmt schade. Denn dein Sohn macht der Unterricht bestimmt Spaß. Sonst hätte er nicht so eifrig erzählt.
Logisch macht es ihm Spaß, wenn er glaubt er könne Zaubern oder Magie oder einen anderen Quatsch, welches Kind würde das nicht gut finden. Nur sollte man auch mal überlegen, was hier meiner Meinung ja die Sorge zu sein scheint wie denn die Zukunft aussieht, wenn er meint dass er so etwas erreichen könnte und nicht etwa, in dem es selbst schaffen muss.
@Diamante
Bei uns in Baden-Württemberg gibt es keine freie Schulwahl. Du mußt dein Kind in dem Bezirk des Stadtkreises anmelden, indem man wohnt. Es sei denn du schickst dein Kind auf eine teure Privatschule und selbst die käme nicht in Frage, da es sich um eine Waldorfschule handelt. Die nächste Schule wäre erst wieder mit dem Zug zu erreichen, scheidet also auch aus.
Nein, hier wird kein Ethik angeboten und natürlich habe ich bei der Anmeldung erwähnt, daß mein Kind weder katholisch oder evangelisch ist, denn er wurde bisher nicht getauft. Mir wurde erklärt, daß es sich um einen allgemeinen Religionsunterricht handeln würde, in dem jede Thematik übergreifende behandelt wird.
Dem kann ich nur zustimmen. Leider! Denn mein Sohn hat mir weiterhin erzählt, daß die Lehrin einmal berichtet hat, daß Gott die Menschheit erschaffen hat und an einem anderen Tag kam sie mit der Evolutionstheorie. Wie ich darauf komme? Er sagte, daß ihm erklärt wurde, daß am Anfang kleine Lebewesen oder Bakterien im Wasser gelebt hätten, weiter seien sie noch nicht gekommen. Mehr kann man ein Kind wohl kaum durcheinanderbringen.
Glücklicherweise habe ich die Problematik erkannt und werde nun versuchen Aufklärungsarbeit zu leisten, ohne ihn zu stark in die ein oder andere Richtung zu beeinflussen. Aber wenn die Lehrerin mir noch mal mit irgendwelchem Zauberkram kommt, dann stehe ich bei der Dame auf der Matte. Sich hilfesuchend an irgendetwas/irgendjemand zu wenden, dagegen spricht natürlich nichts. Aber die Frau hat wohl den Sinn des Betens falsch erklärt, wenn sie meint, daß man auf die Erfüllung des Wunsches nur lange genug warten müsse. Das geht am eigentlich Sinn komplett vorbei.
Jeder Mensch sollte wissen, daß er für seinen Erfolg, sein Handeln und einen großen Teil seines Lebens selbst verantwortlich ist. Aber quasi nach dem Motto zu leben, ich benehme mich wie die Axt im Walde und muß nur gut genug beten, damit ich dafür nicht bestraft werde, daß kann wohl kaum der richtige Weg oder Einstellung sein.
Ganz bestimmt habe ich die Mißstände im Unterricht früh genug erkannt. Doch nicht jede Eltern, nehmen oder haben die Zeit, sich mit ihren Kindern über die Schule intensiv zu unterhalten. Nun spinne ich diesen Humbug mal auf ein oder mehrere Jahre hoch, na Bravo, kann ich da nur sagen. Nach dem Motto, der Glaube versetzt Berge, auch ohne daß ich meinen Allerwertesten bewege.
Ich weiß nicht, ob mein Kleiner das Lernen vernachlässigt hätte, denn ich konnte früh genug einschreiten. Aber ehrlich gesagt, habe ich auch keine Lust dieses Risiko einzugehen. Was sich bei den Kleinen so mal über längeren Zeitraum eingenistet hat, ist oft nicht mehr so schnell weg zu bekommen.
@Subbotnik
Du trifftst den Nagel auf den Kopf!
Ich möchte mich jetzt hier nicht für oder gegen diese Lehrerin aussprechen, aber ich muss sagen, dass ich es mir auch sehr schwer vorstelle, Religionslehrer in einer ersten oder zweiten Klasse zu sein. Religion ist etwas Spirituelles und das zu vermitteln, ohne dass die Kinder zu falschen oder übertriebenen Vorstellungen kommen, ist sicherlich sehr schwer. Kinder denken ganz einfach und ich kann mir kaum vorstellen, dass sie mit 7 Jahren schon in der Lage sind, Glaube und Magie auseinander zu halten. Beides können sie noch nicht richtig begreifen und werfen es daher einfach in einen Topf.
In Religion geht es nicht unbedingt um reine Wissensvermuttlung, das wäre dann ja sehr einfach, in Religion geht es auch ein bisschen um das Miteinander ins Gespräch kommen, ums Diskutieren, um das Verstehen des anderen und um das Entwickeln von eigenen Überzeugungen. Und da 7jährige Kinder Erwachsenen meistens noch voll und ganz vertrauen und alles wörtlich nehmen, kommt es zu solchen Missverständnissen wie bei Deinem Sohn. Ich kann mir nicht vorstellen, dass die Lehrerin das tatsächlich so gemeint hat, sie wird es wohl gut mit den Kindern gemeint haben.
Normalerweise sitzen ja auch nur Kinder im Religionsunterricht, die bereits durch ihre Eltern religiös aufgezogen worden sind und denen ist natürlich aus eigener, "langjähriger" Erfahrung meistens schon längst klar, dass beten nicht zaubern bedeutet und Gott kein Zauberer ist, kein Flaschengeist, der einem alle Wünsche erfüllt, wenn man sie ihm nur anvertraut. Für Kinder, die da neu hinzukommen, ist das alles sicher etwas schwerer zu verstehen. Kann mir vorstellen, dass solche Kinder Vertrauen auf Gott und Benutzen von Gott nicht differenzieren können.
So lieb das gedacht ist, aber man kann einem so kleinen Kind kaum die Freiheit lassen, ob es an Gott glauben will oder nicht, es braucht für alles noch die Eltern, die mit Rat und Tat zur Seite stehen und es ein bisschen in entsprechende Bahnen lenken, sonst kommt es eben zu Missverständnissen. Sicher, das klingt jetzt wieder, als wäre ich dafür, dass man einem Kind den Glauben oder den Nichtglauben vorschreiben soll, aber so ist das nicht gemeint. Kinder sollen viel selbst entscheiden dürfen, aber gerade der Glauben ist etwas so Schweres, bei dem ein Kind schon jemanden an seiner Seite braucht, der genau Bescheid weiß und entsprechende Bahnen erst einmal vorgibt, damit es nicht ausufert. Da Du selbst nicht an Gott glaubst, hat Dein Kind da niemanden oder? Na und da ists natürlich irgendwo verständlich, dass es das Gesprochene der Lehrerin so interpretiert wie es ihm gefällt. Er kennt es ja nicht anders, weil es ja neu ist.
Ich weiß ja auch nicht, wie der Religionsunterricht da abgelaufen ist, aber ich denke mir, dass die Lehrerin den Kindern ganz einfach vermitteln wollte, dass der Gott, an den sie und die Kinder und deren Familien glauben, ein guter Gott ist. Ein Gott, dem man alles anvertrauen kann, sogar die geheimsten Wünsche. Sicherlich wollte sie die Liebe Gottes vermitteln und die Kinder darin bestärken, dass sie Gott vertrauen und mit ihm im Gespräch bleiben, weil der Gott es gut meint. Dieser Gott wird nicht böse, wenn man ihm Wünsche anvertraut, die andere vielleicht verurteilt hätten. Ich denke nicht, dass sie gesagt oder gemeint hat, dass die Kinder absofort auf der faulen Haut liegen dürfen, ganz im Gegenteil. Sie wollte vielleicht nur sagen, dass egal wie es kommt, es geschieht immer so, dass es richtig ist - egal, wie blöd es im ersten Moment auch ist.
Ihr Anliegen war vielleicht, dass die Kinder sich ihrem Gott öffnen und Probleme und Sorgen irgendwo abladen können. (Nicht über alles kann man mit Mutti und Vati sprechen.) Und das ist ja gar nicht so ein verkehrter Gedanke, man kennt das ja, dass man sich manchmal freier fühlt, wenn man sich etwas von der Seele gesprochen hat und dann gelingen auch viele Dinge eher, als wenn man noch so eine Angst mit sich herumträgt. Das könnte ich mir vorstellen, dass sie es so gesagt und gemeint hat. Der Spruch "Glaube versetzt Berge" passt da gut. Korrekterweise müsste es natürlich "Glaube kann Berge versetzen" heißen. Vieles kann wirklich besser werden, wenn man es jemandem, zum Beispiel Gott, anvertraut - aber natürlich ist das nicht immer so.
Das aber den Kindern im Unterricht zu erklären, dass es da auch Ausnahmen gibt, ist schwierig. Man muss ja bedenken, dass auch noch eine ganze Menge gläubiger Eltern dahinterhängt und wenn deren Kinder dann völlig verunsichert nach Hause kommen und meinen: "Gott hilft mir ja doch nicht immer! Dann ist er ja doch nicht so toll, wie ihr mir immer erzählt habt.", dann sind die sicherlich auch nicht begeistert. Man muss als Lehrer eben irgendwo einen Mittelweg finden und das stelle ICH mir - ganz ehrlich - sauschwer vor, wenn man einserseits den Kindern keine falschen Bilder vermitteln, aber sie andererseits auch nicht verunsichern will.
Wenn Dir die Art und Weise des Religionsunterrichts nicht gefällt, kannst Du dein Kind als Elternteil vom Religionsunterricht abmelden. Hier findest Du Infos über die geltenden Gesetze. Auch in Baden-Württemberg kann man von der Schule verlangen, dass das eigene Kind keine Religionsunterricht besuchen muss.
Da das nächst Schulhalbjahr bald anfängt, solltest Du Dich beeilen, wenn Du für das nächste Halbjahr deinen Sohn nicht bei dieser Lehrerin an Religion teilnehmen lassen willst.
§ 100a des Badenwürttembergischen Schulgesetzes besagt, dass das Fach Ethik für Schüler eingerichtet wird, die den Religionsunterricht nicht besuchen. Vielleicht ist der Direktor nicht bereit, dass dein Sohn als einziger Ethik erhält, vielleicht gibt es ja an der Schule schon einige wenige andere Kinder, die auch lieber Ethik hätten. Vielleicht könnt ihr da ja eine Interessensgemeinschaft bilden. Laut Paragraph 96 Abs. 4 des Baden-Würtenbergischen Schulgesetzes muss für eine religiöse Minderheit von mindestens 8 Schülern ein Religionsunterricht in der Schule zur Verfügung gestellt werden. Wenn ich das richtig verstehe, reicht es also aus, wenn Du an der ganzen Schule 8 Kinder zusammensuchst, die lieber Ethik bekommen sollen.
Da offensichtlich alle Schüler an dieser Schule Religionsunterricht erhalten, wird die besagte Dame auch in diesem Schuljahr vermutlich nicht die einzige Lehrkraft sein. Vielleicht hat ja eine Parallelklasse zufällig zur selben Zeit Religionsunterricht im Stundenplan wie die Klasse deines Sohnes. Vielleicht kann dein Kind dann ja einfach für diese Zeit zu einer anderen Lehrkraft gehen. Es lohnt sich auf jeden Fall hier das Gespräch mit dem Schuldirektor zu suchen.
Noch was zu Subbotniks Bemerkung:
Das setzt aber voraus, dass es hier nicht wesentlich oder maßgeblich (also direkt) in dieser Richtung beeinflusst wird und ihm hier irgendwelche Vorstellungen indoktriniert werden, egal ob atheistisch oder seitens der Religion. Genau hier scheitert der Ansatz, da die Lehrerin deines Sohnes ihren Job wohl falsch verstanden hat: Statt die Kinder hier über Religionen aufzuklären so dass diese sich eine eigene Meinung bilden können indoktriniert sie diese mit Wertvorstellungen - oder hat sie jemals zur Diskussionen gestellt, dass das alles auch nicht funktionieren kann?
Religionsunterricht hat nicht das Ziel neutral über Religionen zu belehren. Das ist die Aufgabe von Ethikunterricht oder Lebenskunde/Ethik/Religion (LER) wie es in manchen Bundesländern genannt wird. Religionsunterricht ist konfessionsgebunden und vertritt die Grundsätze der jeweiligen Konfession. Da es zu den Grundfesten des christlichen Glaubens gehört, dass man durch das Beten mit Gott kommunizieren kann und Gott dem Betenden hilft, ist das durchaus normal, dass die Lehrerin das im Rahmen des Religionsunterrichts verbreitet. Würde das eine Mathelehrerin im Mathematikunterricht verbreiten, dann wäre das unzulässig, da in allen anderen Fächern das laizistische Prinzip des Staates bezüglich des Schulunterrichtes greift.
Laut Paragraph 99 Abs. 2. beaufsichtigt der Staat beim Religionsunterricht nur, dass der Religionsunterricht die Stundendauer einhält nicht den normalen Stundenplan sabotiert, das heißt, dass die Religionsstunde nur 45 und nicht 55 Minuten dauert und vom Lehrer, wie jeder andere Unterricht auch, nicht willkürlich verschoben wird. Ferner kontrolliert der Staat auch nur, dass der Religionsunterricht die Schulordnung einhält. Wenn es also in der Schulordnung verboten ist, Steine zu werfen, dann darf der Religionslehrer auf dem Schulgelände nicht die Schüler auffordern, den Sieg von David gegen Goliath mit der Steinschleuder nachzuspielen. Er darf aber wohl darüber reden.
Nach § 98 des badenwürtembergischen Schulgesetzes bestimmen die Religionsgemeinschaften den Inhalt des Lehrplanes für die Unterrichtsstunden im Fach Religion.
Wer sich für die näheren Details zu den Inhalten des Religionsunterrichts in B-W interessiert, findet Hier den Bildungsplan für die Grundschulen in B-W..
In diesem Bildungplan (das entspricht dem Lehrplan) gibt es konkrete Aussagen, was die Kinder im Religionsunterricht lernen sollen. So steht dort z.B. auf der Seite 27 Kerngedanken für den evangelischen Religionsunterricht in Klasse 2, wie z. B. dass Gott und Jesus den hilflosen Menschen helfen. Ganz oft in steht in diesem Bildungsplan auch drin, dass die Schüler mit dem Beten vertraut gemacht werden sollen, also dass man beim Beten mit Gott in Kontakt tritt und Gott dem Menschen hilft. Also hat die Lehrerin nun ihren Auftrag erfüllt, so inakzeptabel das sich für euch anhört.
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