Merkels grausame Adventszeit

Advent, Advent, ein Lichtlein brennt. Erst eins, dann zwei, dann drei, dann vier, dann steht das Christkind vor der Tür. Im Falle unserer Bundesregierung klingt es etwas anders: Advent, Advent, ein Minster brennt, erst einer, dann zwei, dann drei, dann vier, dann steht der Guido vor der Tür. Minster eins ist bereits abgebrannt, Ex-Verteidigungsminster Jung kann Weihnachten in Ruhe zu Hause verbringen.

Minister Guttenberg hat gerade noch die Kerze auf voller Flamme, was seinen Aktionismus in den letzten Tagen erklärt, direkt aus dem TV-Studio nach Kunduz. Sein Licht dürfte bestehen bleiben, da er durchaus kompetent genug erscheint den Spagat zwischen Bundeswehr, Regierung, Opposition und Bevölkerung zu bewältigen.

Die dritte Kerze hat Umweltminister Röttgen selbst angezündet: er möchte, anders als viele in der Union, tatsächlich mehr für den Umweltschutz erreichen. Egal ob aus eigener Profilierung oder aus Überzeugung. Kanzlerin Merkel muss beim Klimagipfel aufpassen, dass nicht gleich der ganze Baum abbrennt, ohne Erfolge darf sie nicht zurückkommen. Personalie vier ist schon zum Flächenbrand verkommen: Frau Steinbach und die inzwischen leidige Frage, ob sie im Verwaltungsrat der Vertriebenenstiftung ihren Platz einnimmt oder nicht. Tut sie dies, dann steht sicherlich noch vor Weihnachten Guido Westerwelle vor der Tür.

Das dürften in diesem Jahr noch drei schwere Wochen für Angela Merkel werden, "durchmerkeln" geht nun nicht mehr. Es wird Zeit zu handeln und Entscheidungen zu präsentieren, diese dann auch zu vertreten und umzusetzen. "Basta" hat vielen nicht gefallen, aber es hat in schwierigen Situationen oft geholfen. Und auch im neuen Jahr dürfte wenig Zeit für Erholung sein: "Herdprämie" oder auch Betreuungsgeld genannt, Gesundheitsreform, steigende Zahl der Arbeitslosen, Kunduz und die enorme Staatsneuverschuldung.

Das dürften in diesem Jahr noch drei schwere Wochen für Angela Merkel werden, "durchmerkeln" geht nun nicht mehr. Es wird Zeit zu handeln und Entscheidungen zu präsentieren, diese dann auch zu vertreten und umzusetzen.

Warum sollte das denn nicht klappen, ging doch schon vier Jahre lang gut. Und der Übervater hat es sogar 16 Jahre geschafft, die größten Probleme einfach auszusitzen. Insofern erwarte ich weder im restlichen Jahr noch 2010 irgendwelche großartigen Aktionen oder Entscheidungen oder dass mal zu irgendeinem Thema Flagge gezeigt wird.

Und was Guttenberg anbelangt: Mein erster Gedanke zur Kundus-Reise war auch, dass er es dort wohl momentan als friedlicher empfindet als hier. Er hat, denke ich, einen gewissen Charisma-Bonus, gerade auch in vielen Teilen der Bevölkerung, so dass er wahrscheinlich sich auch noch irgendwie aus der ganzen Situation rauswieseln wird.