Strafe für Schulschwänzerin angebracht?
Nun muss ein 16jähriges Mädchen aus Halle ins Gefängnis, da sie vier Jahre lang die Schule geschwänzt hat. Da sie trotz Ermahnungen und zahlreicher Ordnungsstrafen nicht reagiert hat, wurde nun dieses Urteil gefällt. Sie bekommt nun bis Weihnachten Jugendarrest.
Ich muss sagen, dass ein Gefängnisaufenthalt bis Weihnachten nun wirklich keine lange Zeitspanne ist, wenn man bedenkt dass sie vier Jahre lang die Schule nicht besucht hat. Ein härteres Durchgreifen wäre auf jeden Fall sinnvoller gewesen - für sie und auch für den Staat, denn das verhindert, dass solche Vorfälle öfter vorkommen.
Was sagt ihr zu diesem Urteil? Ist die Strafe gerecht oder fällt sie zu milde aus? Ich freue mich auf eure Antworten.
Zuerst mal würde mich interessieren, warum genau du denkst, dass solche Fälle verhindert werden können indem man Jugendliche länger ins Gefängnis steckt. Ich denke nämlich, dass in einem Fall wie diesem, wo zahlreiche Strafen und Strafandrohungen nicht zum Erfolg geführt haben auch die Androhung eines längeren Gefängnisaufenthaltes keine abschreckende Wirkung hätte.
Ich finde diese Maßnahme problematisch, denn wenn jemand seit seinem zwölften Lebensjahr nicht mehr in die Schule geht stellt sich mir erst mal die Frage nach den Eltern. Es ist doch deren Pflicht dafür zu sorgen, dass ihr Kind die Schule besucht. Und wo waren die Lehrer, die sich mit den Eltern zusammengesetzt haben um herauszufinden was das Kind für Probleme in der Schule hat, die zu einer totalen Verweigerung führen? Und dann gibt es ja auch noch das Jugendamt und entsprechende Maßnahmen für Schulschwänzer, auch stationärer Art, wenn es gar nicht anders geht.
Irgendwie habe ich hier jedenfalls den Eindruck, dass ein Mädchen für das Versagen von Erwachsenen bestraft wird und auf diese Weise ja auch kriminalisiert wird und vielleicht in Kreise eingeführt wird mit denen sie sonst nichts zu tun gehabt hätte.
Ich finde diese Strafe fast schon zu hart! Für das vier Jahre lang Schule schwänzen, wird sie für ihr ganzes Leben schon gestraft sein, vorallem wenn es um eine Jobsuche geht. Wenn dann noch "Gefängnisaufenthalt" in der Bewerbung/Akte steht, kann ich mir nicht vorstellen, dass das Mädchen jemals was finden wird. Und durch die Strafe, welche sie bekommt, wird sowas auch in Zukunft durch andere Menschen nicht verhindert.
Ich find das völlig gerechtfertigt. Immerhin hat sie sich 4 Jahre vor der Schule gedrückt und da verdient sie es auch, mal eine Zeit lang im Knast zu verbringen - vielleicht schreckt sie das ja davor ab, noch weiter solche Dummheiten zu machen. Knasterfahrungen können bisweilen doch schon sehr lehrreich sein.
Und Chino, mag sein, dass es im Lebenslauf erwähnt wird - aber denkst Du das macht noch einen Unterschied? Ich könnte mir vorstellen, dass 4 Jahre Leerlauf sich auch nicht gerade denkbar günstig auf die Einstellungschancen bei einem Betrieb eignen, da kommt's auf ein paar Tage/Wochen Zwangsknast wegen Schule schwänzen dann auch nicht mehr an. Das wäre was anderes, wenn sie wegen anderen Dingen eingesessen hätte - aber die 4 Jahre schwänzen kann sie nicht aus ihrem Lebenslauf löschen und da kann sie genauso den Gefängnisaufenthalt damit begründen.
Ich finde die Strafe irgendwie wenig angemessen. Wesentlich effektiver wäre es vermutlich, wenn man sie irgendwo unterbringt und dafür sorgt, dass sie auch in die Schule geht und diese erst wieder zum Schulschluss verlässt. Das ist natürlich kostenintensiv - aber sicherlich auch abschreckend für andere Kinder.
Steckt man das Kind ins Gefängnis kann genauso gut eine Trotzreaktion einsetzen und dann erreicht man genau das, was man nicht erreichen will - nämlich dass sie erst recht nicht mehr in die Schule geht.
Ich finde es schon traurig, dass sie nicht begreift, dass sie für sich selbst lernt und für sonst niemanden. Vielleicht wäre auch eine Art Therapie angebrachter.
@Punklady1989: Und warum hat sie es verdient, in den Knast zu kommen? Hat sie andere Menschen damit geschadet? Eigentlich nur sich selbst und das ist, wie ich schon geschrieben hab, Strafe genug.
winny2311: hat vollkommen recht damit, dass ihr eher geholfen werden soll, denn Knast bringt in diesem Fall nichts! Oder glaubst du, sie kommt nach den paar Tagen aus dem Gefängnis als ein komplett neuer Mensch, der die Schule nachholen wird, etc.?
Nein, Chino, ich glaube nicht, dass sie das zu einem besseren Menschen macht, aber einfach ein paar Tage Knasterfahrunge sind meiner Ansicht auch nicht falsch. Sie schaden nicht und tun nicht weh, aber man lernt (vielleicht) daraus. Vielleicht ist das einfach als Abschreckungsmethode gut, bzw, vielleicht denkt man sich, schonmal eventueller Kriminalität vorzubeugen, die durch die Hoffnungslosigkeit entstehen kann, da sie durch den Leerlauf und den fehlenden Abschluß womöglich keine guten Berufsaussichten haben wird (reine Spekulation, das ist nicht meine Meinung!). Damit will ich nicht sagen, dass jeder, der keine guten Voraussetzungen hat, zwangsläufig kriminell wird, aber die Tendenz ist doch durchaus da - vorallem aus langeweile und gerade in diesem Alter. Natürlich lässt sich niemand davon abhalten kriminell zu werden, wenn er dies anstrebt, man sieht's ja an Menschen, die jahrelang im Knast waren und immernoch nichts "draus gelernt haben". Aber ein Versuch ist es doch Wert?
Vielleicht erzeugt diese "Maßnahme" auch das genau das Gegenteil und sie geht noch weniger in die Schule bzw. hat noch weniger Motivation etwas zu lernen, aber ich finde, dass kann man doch durchaus mal austesten. Besonders "sporadischen" Schulschwänzern könnte dieses Mädchen durchaus als abschreckendes Beispiel dargestellt werden - und vielleicht hilft das wenigstens anderen.
Winny, ich finde Deine Idee dieses Mädchen eventuell zu therapieren, oder zur Schule zu zwingen - ist ein edler Gedanke. Aber was bringt das? Wer nicht will, will eben nicht und daran kann man nicht's ändern. Ich bleibe dann doch bei meiner Theorie, dass der Knast einfach eine Art "letzte" Methode sein soll, die man als letzten Ausweg benutzt, wenn dem Kind garnicht mehr zu helfen ist.
Normalerweise besucht man im Knast auch eine Schule, wenn man noch keinen Schulabschluss hat.
Ich finde, dass diese Maßnahme ziemlich spät einsetzt. Ich meine, 4 Jahre sind eine sehr lange Zeit. Aber man kann aus dem Startposting ja nicht ableiten, dass das mit dem Knast die erste und einzige Maßnahme war. Vielleicht war das Mädchen ja schon im Heim und wurde sonstwie erfolglos zum Schulbesuch gezwungen.
Natürlich hat das Mädchen in aller erster Linie sich selbst bestraft. Und den Schulstoff von 4 Jahren holt man nicht so nebenbei nach. Kein halbwegs vernünftiger Chef wird so einen Bewerber einstellen. Zumal man bei so einer "Schulkarriere" auch erwarten kann, dass das Mädchen vermutlich weder lesen noch rechnen kann. Die Arbeitshaltung und Anstrengungsbereitschaft, die man bei so einem Bewerber erwarten kann, geht gegen Null.
Das blöde ist nur, dass sich so jemand nicht nur selbst bestraft hat. Wenn solchen Leuten, die absolut leistungsunwillig sind, dann noch sozialleistungen gezahlt werden müssen, dann ist dadurch auch die Gemeinschaft gestraft. Ich kenne tausend Gründe für Arbeitslosigkeit, wo man sagen kann, dass es im Leben dieser Person einfach mal unglücklich gelaufen ist, derjenige aber nicht sonderlich viel hätte besser machen können. Wenn man aber sein Leben derartig böswillig gegen den Baum fährt, kann man sich nur wundern und fragen, ob so jemand die Unterstützung verdient hat. Ich gehe in diesem Fall einfach mal davon aus, dass dieses Mädchen gesund und leistungsfähig ist und auch nicht geistig behindert.
Sorry, aber ich verstehe diese Wohlstandshaltung einfach nicht. In jedem Entwicklungsland bemühen sich die Leute mehr um Bildung, als solche Jugendliche. In den ärmsten Ländern sind die Leute bereit, Geld für ihre Schulbildung zu zahlen. Ich schimpfe auch nicht auf alle Jugendlichen. Da möchte ich auf keinen Fall falsch verstanden werden. Ich schimpfe nur über diejenigen Jugendlichen, die sich so verhalten, wie die in dem beschriebenen Fall. Und das Problem liegt ja keinesfalls nur bei den Jugendlichen. Bei einer 16-Jährigen hätten normalerweise die Eltern durchgreifen müssen. Aber aus Praktika an den Schulen kenne ich mehrere Beispiele von Eltern, die ihren Kindern einfach so den Besuch vom Gymnasium verbieten, obwohl die Noten stimmen. Die Begründung lautet dann einfach, dass die Eltern ja auch nicht auf dem Gymnasium waren und das Kind das dann auch nicht dürfen kann. Da fragt man sich genauso nach der Begründung, wie bei dem Verhalten der Eltern dieser Schülerin. Solche Eltern haben einfach mal in Bildungsangelegenheiten komplett versagt.
Ich denke, dass die Strafe weder zu hart noch zu mild ist, sondern völlig in die falsche Richtung geht. Was soll ein 16-jähriges Mädchen, Schulschwänzerin, denn daraus für Schlüsse ziehen wenn sie für 4 Jahre ausgelassenen Schulbesuch für nicht mal einen Monat ins Gefängnis kommt? Dass sie im Endeffekt bei dem Ganzen fast nur gewonnen hat?
Vielmehr wäre hier die Unterbringung in einer Erziehungsanstalt, über einen längeren Zeitraum natürlich, angebracht. Denn dort hätte sie erlernen können, welches Verhalten richtig ist, gerade in Bezug auf Schule. Das wäre Aufgabe der Erzieher/innen gewesen, jetzt ist es Aufgabe der Gefängniswärter, die sich ihrer aber nicht annehmen werden.
Dass der Zeitraum der verhängten Strafe viel zu kurz ist, wird dadurch deutlich, dass das Mädchen, welches über keinen Schulabschluss verfügt, nicht mal eine Ausbildung machen kann, da ihr die Grundlage fehlt.
In einem Erziehungsheim, hätte sie die Pflicht gehabt die Schulbank zu drücken und mit Sicherheit schnell gemerkt wie falsch ihr Verhalten war.
Summa sumarum: Die falsche Strafe
Ehrlich gesagt finde ich es nicht angebracht darüber zu urteilen ob die Strafe nun angemessen ist oder nicht, wenn man nicht den bisherigen Werdegang dieser speziellen Geschichte kennt. Denn eines ist doch klar: wenn bisher immer nur Ordnungsstrafen als härtestes Mittel der Wahl verhängt wurden, dann frage ich mich ob denn bisher immer nur an den Symptomen herum gedoktort wurde oder ob wirklich jemand mal hinter die Kulissen geschaut hat?
Wie sieht es denn mit den Eltern aus? Haben die überhaupt etwas bemerkt? Haben die sich darum bemüht etwas an der Situation zu ändern? In dem sie vielleicht auch andere Instanzen um Hilfe gebeten haben. Und wenn ja, wie haben diese Instanzen reagiert? Wenn von Seiten der Eltern kein Interesse für die Schullaufbahn des Kindes gezeigt wurde, wie hat die Schulleitung reagiert? Hier gelten die gleichen Fragen wie die an die Eltern gestellten. Nur durch die Beantwortung solcher Fragen kann man überhaupt abschätzen, ob das Urteil bzw. die Strafe gerechtfertigt ist oder eben doch nicht.
Übrigens ist es durchaus verständlich manchmal darauf hinweisen zu wollen, dass wir in unserem Wohlstand einige Dinge (u. a. auch Bildung) einfach zu gering schätzen. Aber ich denke auch, dass diese Vergleiche hinken. Sicher bekommt man hier die Bildung quasi hinterher geworfen, in anderen Ländern muss man dafür kämpfen und auch zahlen. Trotzdem gibt es hier wieder andere Probleme, die sich eben auch auf solche Errungenschaften niederschlagen.
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