Die Bildzeitung mit Bildungspotenzial?

Hi alle zusammen,

ich denke mal, dass jeder die Bildzeitung kennt. Erstaunlichwerweise liest fast jeder diese Zeitung. Egal ob Arzt, Manager oder einfacher Bauarbeiter. Dabei ist es doch allgemein bekannt, dass sie nicht gerade für ihr seriöses Erscheinungsbild spricht und auch der Inhalt stimmt oftmals nicht mit den Fakten überein. Man kennt ja auch den bösen Spruch: "Bild sprach zuerst mit der Leiche", was nur heissen kann, das vieles hinzugedichtet oder einfach schlicht und einfach erfunden wird.

Dabei kann man ganz klar sagen, dass die Bild nicht bildet! Wenn ich schon die Titelseite sehe, wo sich nackte Frauen räkeln ist die Sache klar. Warum lesen dann nur so viele Menschen diese Zeitung? Eine Erklärung würden die "Bilder" selbst liefern und der kurze Text, sodass man sich nicht erst tief in das Thema einlesen braucht.

Diese neue Werbung übrigens unterstreicht sogar noch diese Meinung, dass die Bild sehr exotisch in der Zeitungsbranche erscheint, denn viel Schauspieler und Promis sagen offen ihre Meinung, nur verstehe ich nicht, warum sich die Bildzeitung auch noch extra diese Meinung vertreten lässt. Die Bildzeitung bleibt ist für mich eine Zeitung, die nicht informiert, sondern auf kuriose Art und Weise "unterhält", wie billige Talkshows!

Du hast recht, ich sehe das genau so wie Du. Die Bildzeitung gehört sicher nicht zu denen, die wirklich guten Journalismus bietet, dennoch wird sie von einem recht großen Durchschnitt der Bevölkerung gelesen.

Ich glaube auch nicht, das sie zu den besten Tageszeitungen in Richtung besonders guten Journalismus gehören möchte. Die Bildzeitung möchte über Schlagzeilen kurz und knapp informieren, dies mit einer Art von großen Aufmachungen und Schlagzeilen, die manchmal aus einer Mücke einen Elefanten machen und dies gelingt der Bildzeitung auch.

Auch ich lese sie gerne, sobald ich ein Exemplar von ihr bekomme. Man überfliegt meist die Schlagzeilen und liest das, was einem interessant vorkommt. Ich brauche dafür meist nur 5 bis 10 Minuten. Der Sportteil ist sicher derjenige Teil an der Bildzeitung, der einem guten Journalismus am ehesten gerecht wird.

Ich lese ja gar keine Zeitung und informiere mich über neue Nachrichten via TV und Internet, aber dass die BILD sehr beliebt ist, ist mir auch schon aufgefallen. Das wird aber auch daran liegen, dass man sie wirklich überall bekommt. Wir waren mal im Urlaub (im nicht-deutschsprachigen Ausland) in einem wirklich winzigen Dorf. Es gab dort einen kleinen Laden, der auch Zeitungen und Zeitschriften hatte. Das einzige deutsche Blatt dort war die BILD-Zeitung. Und die Toursiten aus Deutschland kauften sie. Entweder, weil halt nichts anderes zur Verfügung stand oder weil der Ladeninhaber gemerkt hatte, dass die deutschen Touristen im Urlaub "ihre" Zeitung lesen wollen. Jedenfalls hatte er einen ansehnlichen Stapel morgens früh auf Lager und ging man am späten Nachmittag hin, dann waren nur noch wenige Exemplare übrig.

Warum sie so beliebt ist, weiß ich nicht, aber offensichtlich ist sie es und wenn es so viele gibt, die sie gerne lesen, warum denn nicht. ich traue intelligenten Menschen grundsätzlich zu, dass sie nicht alles glauben, was sie lesen, aber sich vielleicht auch einfach mal amüsieren und berieseln lassen wollen. Wenn ich einen stressigen Tag hatte, dann nehme ich mir ja auch einen Liebesroman mit ins Bett und ganz sicher nicht einen Klassiker wie "Krieg und Frieden".

Die Bild ist so verfasst, dass jeder sie auch mit geringerem Wortschatz verstehen kann. Sie kann also besonders von Leuten mit größerem Leseverständnis sehr schnell konsumiert werden. Lange Zeit zum Zeitunglesen hat ein gestresster Manager ganz sicher nicht. Aber vielleicht will er sich in einer kurzen Pause berieseln lassen und dabei auch noch informieren. Denn ob nun reißerisch formuliert oder nicht, so wird die BILD ja dennoch über aktuelle Tagesgeschehnisse berichten. Der Manager weiß nach der Lektüre also, wo es gestern ein Erdbeben gab, wo ein Flugzeugabsturz war und wer sich demnächst scheiden lässt. Er musste sein Gehirn nicht anstrengen, denn das braucht er für andere Dinge, ist aber informiert und auch noch für den Smalltalk gerüstet. So jedenfalls würde das für mich absolut Sinn machen.

Ich habe eigentlich nichts gegen die Bildzeitung und wenn ein Kollege sich mal ein Exemplar gekauft hat blättere ich sie auch durch. Das ganze dauert allerdings nie mehr als fünf Minuten und ich fühle mich dadurch auch nicht schlauer. Ein Bildungspotenzial kann ich auch nur schwer erkennen, und wenn, dann nur das Leute die sonst überhaupt keine Tagespresse lesen würden wenigstens etwas vom Geschehen mitbekommen.

Ich bin allerdings oft amüsiert wie sich die Protagonisten dort zum Affen machen oder wie Tatsachen verdreht werden. Ich habe hin und wieder als Behördenmitarbeiter beruflich mit den Redakteuren zu tun und bin immer wieder überrascht wie trotz gründlicher Erklärungen meinerseits letztendlich etwas total anderes entsteht. Dementis haben keinen Zweck, also lässt man sie auch gewähren wenn es nicht gar zu arg ist. Allerdings muss ich der Zeitung positiv zugute halten dass sie die Probleme der kleinen Leute aufgreift. Sicherlich nicht uneigennützig aber immerhin tut sie was.

Wenn Akademiker die Bild lesen, dann wahrscheinlich fast immer, um sich zu amüsieren. Irgendwie kann man über manche schräge Formulierung doch gut lachen. Man darf eben nur nicht so tief sinken, und alles für bare Münze nehmen. Wenn man mit einer gesunden Portion Menschenverstand an dieses Blättchen heran geht, dann kann es auch nicht schaden.

Zeitung würde ich das übrigens nicht nennen. Klatschblättchen finde ich eher passend. Diejenigen, die kaum lesen können und eher zu den bildungsfernen Schichten gehören, können mit der Bild zumindest einen Teil der Realität erfassen. Vielleicht ist es besser, wenn jemand die Bild liest, als wenn er gar keine Nachrichten liest und total im zeitlosen Raum lebt. Andererseits, wenn man die Nachrichtensendungen auf den privaten Fernsehsendern betrachtet, das Niveau dort ist auch kaum anders, als in der Bild. Nur, da erwartet man eben nicht mehr, weil es nicht gedruckt ist.

Politiker wie Schröder hatten ja erkannt, dass man via Bild leicht große Menschenmengen anspricht und sich dieses Medium gekonnt zu Nutze gemacht. Da kann man von halten, was man will.

Die jenigen, die nicht zu den Intellektuellen gehören, wurden wahrscheinlich schon seit Menschengedenken an der Nase herumgeführt. So ist die Bild also nur das im zeitgenössischen Kleid, was man früher anders gelöst hat.

Naja, ich finde es ein ziemlich schwaches Argument einfach mal plakativ zu behaupten 'Wenn ich die nackten Frauen schon sehe, ist die Sache klar' - Was ist dann klar? Dass es sich dabei um ein Pornomagazin handelt? Finde ich jedenfalls nicht. Ich finde eher, du müsstest mal deutlicher werden und anständige Argument für oder gegen die BILDZeitung finden und nicht einfach nur behaupten, sie sei schlecht und als einzige Begründung dafür dann zu nennen, dass da nackte Brüste drin zu sehen sind.

Es geht doch eigentlich um den Inhalt, oder? Wenn du schon meckerst, dann gehe doch auch wenigstens auf den ein. Ich finde übrigens nicht, dass Leute jeder Schicht die Bildzeitung lesen - Ich habe noch nie jemanden, den ich jetzt der geistigen Oberschicht zuordnen würde, mit der BILDZeitung in der Hand gesehen. Du? Das hat ja mit dem Beruf wenig zu tun. Es gibt auch Ärzte, die nicht gerade intelligent sind.

Gerade in der Bahn habe ich schon viele Leute mit der Bild in der Hand erwischt, denen man das eigentlich nicht zutrauen würde. Lehrer und andere gebildete Personen. Der Grund dafür lag daran, dass da einfach jemand eine ausgelesene Bild in der Bahn liegen gelassen hat, die der nächste Reisende dann zum Zeitvertreib gelesen hat.

In einem Apothekerhaushalt habe ich auch schon mal die Bild rumliegen sehen. Das waren die Eltern von einer Schulfreundin von mir. Das heißt aber noch lange nicht, dass diese Leute diese Publikation immer beziehen, z.B. durch ein Abo.

Außerdem gibt es ja auch Leute aus der Bildungselite, die sich wenig bis kaum mit Politik und Sozialwissenschaft auskennen. Es ist ja nicht jeder Akademiker automatisch ein Universalgelehrter.