Erstes Kind ist krank/behindert - zweites bekommen?

vom 04.12.2009, 17:42 Uhr

Ich denke, dass du die ganze Sache ziemlich überdramatisierst und auch leider alles in einen Topf wirfst. So pauschal kann man diese Frage doch gar nicht beantworten. Grundsätzlich ist eine Erkrankung wie Diabetes zwar mit einigen Einschränkungen verbunden, aber mittlerweile ist sie, bei guter ärztlicher Betreuung, so gut in den Griff zu bekommen, dass die meisten Betroffenen gut damit leben können. Dass der Junge das Mittagessen im Kindergarten nicht essen darf, kann ich nachvollziehen. Er selbst ist noch zu klein, um seine Krankheit selbst zu bewältigen und die Kindergärtner besitzen ja auch nicht unbedingt die nötigen Kenntnisse. Wenn der Junge älter wird, wird er sicher, wenn er gut eingestellt ist und vernünftige Schulungen erhält, auch eigenverantwortlich für sich sorgen können, ohne dass jemand ihm helfen muss. Die Mutter geht im Moment zwar keiner Vollzeitbeschäftigung nach, aber das ist ja kein Dauerzustand. Wenn der kleine seinen Zuckerspiegel selbst kontrollieren und sich notfalls selbst spritzen kann, ist eine solche Aufsicht auch nicht mehr notwendig. Ein Diabetiker ist kein Schwerstpflegefall, vor allem nicht wenn er gut eingestellt ist.

Dazu kommt, dass man nicht immer eine Prognose darüber treffen kann, ob ein weiteres Kind auch mit einer bestimmten Krankheit auf die Welt kommt, wenn das ältere Geschwisterkind bereits erkrankt ist. Viele Krankheiten und auch Behinderungen kann man im Vorfeld nicht absehen und ein krankes Kind bedeutet nicht automatisch, dass die folgenden Kinder auch alle unter derselben Krankheit leiden werden. Hierzu sollte man sich im Vorfeld am besten mit einem Arzt auseinandersetzen, der die Wahrscheinlichkeit für eine bestimmte Erkrankung des Kindes feststellen kann, zum Beispiel durch genetische Untersuchungen oder durch Informationen über andere Erkrankte in der Familie.

Ich finde, es hängt vor allem von der Krankheit des ersten Kindes ab und der Wahrscheinlichkeit, mit der ein weiteres Kind ebenso unter dieser Krankheit leiden würde. Diabetes wäre für mich kein Hinderungsgrund, da die Betroffenen eben fast normal leben können. Wenn ein Kind hingegen schwer geistig behindert ist und rund um die Uhr auf Hilfe angewiesen ist und es auch keine Aussicht darauf gibt, dass das Kind jemals eine gewisse Selbstständigkeit erreicht, würde ich auch gegen ein weiteres Kind argumentieren, selbst wenn die Wahrscheinlichkeit nicht sehr hoch ist, dass das neue Kind ebenfalls mit so einer Krankheit oder Behinderung auf die Welt kommt. Wenn man ein schwer pflegebedürftiges Kind pflegen muss, hat man wahrscheinlich einfach nicht die Zeit, um dem kleinen Geschwisterchen gerecht zu werden, da man sich ja schon täglich stundenlang für das andere, kranke Kind aufopfert. Ich denke, dass man in solchen Fällen kein weiteres Kind bekommen sollte, wenn nicht sichergestellt ist, dass beide Kinder die Aufmerksamkeit bekommen, die sie brauchen.

Grundsätzlich sollte man immer sich selbst fragen und ergründen, wie belastbar man ist und wieviel man einem Kind zumuten kann - sowohl dem ersten als auch dem eventuellen zweiten Kind.

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» Cologneboy2009 » Beiträge: 14210 » Talkpoints: -1,06 » Auszeichnung für 14000 Beiträge



Hallo,

ich kann das natürlich nicht 100%ig beantworten, da ich persönlich nicht in der Lage bin, aber ich glaube, es kommt evtl. darauf an, wie die Krankheit/Behinderung zustande gekommen ist.

In meiner Verwandtschaft gibt es ein behindertes Kind (mittlerweile erwachsen), welches damals 4 Wochen über dem EGT war (was angeblich nicht unüblich war) und etwas vom "giftigen Fruchtwasser" getrunken hatte, ohne, dass es wer gemerkt hat. Wenn die Ärzte damals anders gehandelt hätten, wäre das Mädchen/die Frau heute gesund.

Meine Verwandten haben sich daraufhin dazu entschlossen, kein weiteres Kind mehr zu bekommen, weil die Angst einfach zu groß war, dass noch einmal etwas passiert. Alle Anderen in der Familie haben sie damals aber dazu ermutigt, denn dann wäre die Situation für die ganze Familie trotzdem vielleicht harmonischer geworden.

Jetzt widmen sich die Eltern der Frau nur ihr und sind aber immer total traurig, wenn andere Kinder aus der Familie Dinge tun, die ihr Kind nie erleben wird. zB bei meiner Hochzeit - oder als wir einmal ein musikalisches Stück für meine Oma aufgeführt haben. Sie kommen einfach total schwer damit zurecht, dass sie das nie erleben werden.

Ich glaube deshalb, dass ihr Leben ganz anders verlaufen wäre, wenn sie sich noch drübergetraut hätten, ein zweites Kind zu bekommen. Das zweite Kind hätte bestimmt ganz schnell damit leben gelernt, dass es eine behinderte Schwester hat und auch für das behinderte Mädchen selbst wäre es glaub ich schöner gewesen, wenn sie ein Geschwisterchen gehabt hätte.

Ich freue mich jeden Tag aufs Neue, dass wir das Glück haben, ein gesundes Mädchen bekommen zu haben - aber wie gesagt - wenn es nicht so wäre, würde ich mir glaub ich schon "trauen", noch ein Kind zu bekommen - außer, wenn einem die Ärzte prophezeien, dass es aus irgendeinem Grund bei jedem Kind so sein könnte, das wir bekommen.

LG Enni

» Enni83 » Beiträge: 165 » Talkpoints: 2,64 » Auszeichnung für 100 Beiträge


Spontan würde ich jetzt sagen, dass ich das auf keinen Fall riskieren würde. Aber wenn man in der Situation selbst ist, dann sagt einem das Herz etwas anderes. Zum ersten hat man das kranke oder behinderte Kind auch lieb und es muß ja beim zweiten nicht auch so sein.

Ich kenne ein Paar die haben einen Jungen der das Down-Syndrom hat und haben dannach noch ein gesundes Mädchen bekommen. Ich würde das Problem wohl auch mit dem Frauenarzt besprechen und man sollte wissen in wie weit sich z.B. Krankheiten weiter vererben.

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» MoneFö » Beiträge: 2938 » Talkpoints: -3,73 » Auszeichnung für 2000 Beiträge



Ich habe mir genau die gleiche Frage auch schon mal gestellt, weil ich auch so einen Fall in meinem Umfeld habe. Das erste Kind, ein mittlerweile dreijähriges Mädchen, hat Trisomie 21. Die Behinderung äußert sich bei ihr zwar in einer relativ milden Form, aber sie ist trotzdem im Alltag sehr stark beeinträchtigt. Die Familie hat noch eine zweite Tochter, sie ist etwa anderthalb.

Für mich stellt sich gar nicht so die Frage, ob ich eventuell kein zweites Kind bekommen wollen würde, wenn das erste behindert ist, weil das zweite vielleicht die gleiche Behinderung oder Krankheit haben könnte. Es lässt sich ja recht gut einschränken, welche Erkrankungen vererbt sind. Viel mehr würde ich mir Gedanken machen, wie weitere Kinder von der Behinderung des ersten Kindes betroffen sein werden. Ich frage mich bei den beiden Mädchen immer, wie das jüngere Kind damit umgeht, dass die Schwester von den meisten Menschen einfach viel mehr Aufmerksamkeit bekommt, weil sie das eben braucht. Und momentan sind die beiden ja noch sehr klein - wie wird das erst, wenn sie in der Schule sind und das behinderte Kind noch viel mehr spezielle Förderung braucht? Die Familie kann ja nicht mal überall wohnen, weil das behinderte Kind nicht überall die nötige Pflege bekommen kann. Sowas würde mir viel mehr Sorgen bereiten als die Möglichkeit, dass das zweite Kind eventuell auch krank sein könnte.

» channale » Beiträge: 1371 » Talkpoints: 37,37 » Auszeichnung für 1000 Beiträge



Es kommt doch auf die Art der Behinderung an. Sollte es sich um eine Erbkrankheit handeln und die Chance, dass das zweite Kind diese auch bekommt, wäre hoch, dann würde ich für meinen Teil davon absehen, ein zweites Kind zu bekommen, da ich das bei dem Vorwissen dann unverantwortlich finde.

Sollte die Behinderung aber nicht erheblich bedingt sein und einfach "aus heiterem Himmel" gekommen sein bzw. die Gründe hierfür nicht klar sein oder zumindest Gründe vorliegen, die speziell an dieser einen Schwangerschaft lagen (ein Unfall der Schwangeren z.B.), dann sehe ich keinen Grund, kein zweites Kind zu bekommen, da die Chancen, dass das Kind nicht behindert bzw. krank zur Welt kommt dann ja genauso hoch bzw. niedrig sind wie bei jeder normal verlaufenden Schwangerschaft.

Natürlich ist es so, dass das behinderte Geschwisterkind oft mehr Aufmerksamkeit braucht. Aber das zweite Kind wird ja quasi in diese Situation hineingeboren. Und ich kann zumindest aus meinem Umfeld behaupten, dass das von dem Geschwisterkind im Regelfall als normal bzw. gegeben angesehen wird und diese Kinder sich oft auch noch als Erwachsene liebevoll um ihre behinderten Geschwister kümmern bzw. diese überhaupt oft reifer sind als andere in ihrem Alter, was ja nicht immer nur als negativ gesehen werden muss.

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» netti78 » Beiträge: 3238 » Talkpoints: 18,35 » Auszeichnung für 3000 Beiträge


Ich würde vom jetzigen Standpunkt aus sagen das ich es bei einigen Behinderungen machen würde. Ganz abgesehen davon das Diabetes nun wirklich überhaupt kein Problem darstellt, genauso wenig wie Asthma.

Krankheiten wären für mich jetzt generell kein Hinderungsgrund, bei Behinderungen wäre das schon was anderes, erstens weil diese teilweise genetisch bedingt sind, wäre das ausgeschlossen, so das nur mit einem riesen großen Zufall noch ein behindertes Kind kommen würde, wäre es für mich eine Frage der Behinderungsstärke.

Wenn ich ein Kind wirklich rund um die Uhr und intensiv betreuen müsste, würde ich auf ein zweites Kind verzichten. Was hat denn das zweite Kind dann noch von mir? Nichts und zudem müsste es immer Rücksicht auf das ältere Kind nehmen, ich denke das ist für ein kleines Kind zuviel verlangt.

Anderes wäre es mit einer leichten Behinderung, wie halt z.B. Trisomie, da gibt es auch eher "milde" Formen. Bei einem Kind mit einer langsamen Entwicklung ist ein kleineres Geschwister manchmal sogar richtig von Vorteil.

Eine Freundin hat auch eine Tochter mit Trisomie und zwei Jahre nach ihr hat sie noch eine gesunde Tochter bekommen, die beiden profitieren schon voneinander, sie haben in etwa den gleichen Entwicklungsstand, wobei die kleine sogar schon besser sprechen kann als die Große, aber sie lieben sich abgöttisch und es ist einfach nur schön die zwei zu sehen.

Ja doch bei so einer Art Behinderung könnte ich mir auch vorstellen noch ein zweites zu bekommen.

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» aries24 » Beiträge: 1748 » Talkpoints: 9,84 » Auszeichnung für 1000 Beiträge


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