Verbot des Baus von Minaretts in der Schweiz
Heute wurde in der Schweiz über das Verbot des Baus von Minaretts in der Schweiz abgestimmt. Die Volksinitiative wurde mit 58% angenommen. Nur 3.5 Kantone haben die Initiative abgelehnt.
Was haltet ihr davon, den Bau der islamischen Türme verboten wurde, obwohl es gegen die Menschenrechte verstösst? Ich selbst schäme mich für die Schweiz. Denn es kann nicht sein, dass Schweizer die Religionsfreiheit missachtet.
Ich finde das auch reichlich übertrieben, alleine, dass überhaupt eine Abstimmung über so ein Thema abgehalten wurde, spricht Bände. Allerdings ist es meines Wissens auch so ein Problem mit dem Bau von Kirchen in der Türkei beispielsweise, also die wahre Religionsfreiheit gilt dort meines Wissens nach auch nicht.
Dennoch finde ich es einfach kleinkariert und beschämend, dass offensichtlich so viele darin eine Bedrohung sehen. Immerhin sind wohl nicht gleich X dieser Türme vorgesehen, immerhin sind Muslime auch in der Schweiz eine Minorität. Diese Angst vor "Überfremdung" scheint aber bei vielen halt sehr präsent zu sein, was das nun wieder gezeigt hat.
Man muss sich im klaren sein, dass es bei dieser Volksinitiative aus dem rechten politischen Spektrum nicht um Minarette ging. Bei dieser Volksinitiative wurde mit diffusen Ängsten der Bevölkerung gespielt, das hat, wie man gesehen hat, wunderbar funktioniert.
Die Stimmung in der Schweiz ist zur Zeit ziemlich angespannt. Die letzten Monate, eigentlich die letzten beiden Jahre, waren nicht leicht. Viele Probleme "kamen von aussen", aus dem Ausland wurde in diversen Themenkreisen grosser Druck aufgesetzt, ich erwähne an dieser Stelle zum Beispiel Deutschland mit Steinbrück und seiner unsäglichen Aussage zu den Indianern und der Kavallerie, oder zeitnaher die Geiselnahme zweier Schweizer durch Muammar al-Gaddafi, diesen Irren der versucht die Schweiz zu erpressen.
Da die Schweiz die direkte Demokratie hat, ist es ihr möglich direkt mit Volksinitiativen über beliebige Themen aufs Tapet zu bringen. Auch wenn, wie in diesem Fall, die Regierung dagegen ist, und es gegen internationales Recht verstösst, kann das Volk seinen momentanen Launen hemmungslos nachgeben.
Das Schweizervolk ist zur Zeit verunsichert und fühlt sich weitgehend allein gelassen und von den ehemaligen Freunden verraten und verkauft. Dabei möchte ich an dieser Stelle nicht diskutieren ob dies zurecht so wahrgenommen wird oder nicht, denn das tut hier nichts zur Sache.
Dieses Verbot von Minaretten in der Schweiz ist ein Ausdruck der Angst, ein Zeichen, dass viele Schweizer denken, dass die Integration vieler Muslime zu wünschen übrig lässt. Eigentlich ist es gegen den islamischen Fundamentalismus gerichtet, auch wenn es völlig am Ziel vorbeischiesst und sicher kontraproduktiv wirken wird. Kurzfristig wird es zu teilweise massiven Einbruch an politischem Ansehen im Ausland führen. Und das ist auch richtig so. Ob es zu finanziellen Einbussen kommen wird, das muss dich Schweiz auf sich zukommen lassen, persönlich glaube ich nicht daran, da die Erfahrung zeigt, dass auch den Scheichs das eigene Business näher ist als das Minarett des Glaubensbruders in der Schweiz.
Ich bitte an dieser Stelle nicht zu hart zu urteilen. Es sind keine guten Zeiten, und wer Angst hat reagiert nicht immer rational. Die Schweizer kommen früher oder später wieder zu sinnen. Dieser Entscheid wird, so hoffe ich, keinen Bestand haben.
Das ist ja nicht die erste Volksabstimmung, bei der es den Abstimmenden wahrscheinlich nicht wirklich um das Thema geht über das sie abstimmen sollen.
Ich erinnere da nur mal an die Abstimmungen über den EU Vertrag, die es ja in mehreren Mitgliedsländern gab. Die wenigsten Leute die abgestimmt haben, haben den Vertrag überhaupt gelesen, wussten also im Prinzip überhaupt nicht über was sie genau abstimmen sollen. Und viele, die mit "Nein" gestimmt haben, haben das aus der Motivation heraus getan, dass sie mit ihrer eigenen Regierung unzufrieden sind oder mit politischen Entwicklungen, die sie auf die EU geschoben haben, ohne das näher begründen zu können.
Da man in Deutschland ja nur auf kommunaler Ebene Volksabstimmungen hat möchte ich mir hier eigentlich kein Urteil erlauben, denn wer weiß wie ich handeln würde, wenn ich wirklich unzufrieden wäre mir einer Regierung oder einer Situation im Land und dann aufgerufen wäre abzustimmen. Ich hoffe ich würde rational abstimmen, aber vielleicht würde ich der Regierung auch einen Denkzettel verpassen wollen, wer weiß?
Nebenbei bemerkt finde ich, dass Argumente alá "in der Türkei dürfen auch keine Kirchen gebaut werden" absolut am Thema vorbei gehen. Denn es geht hier nicht um die Abstimmung über Gesetze in der Türkei sondern um ein Gesetz in der Schweiz und soweit ich weiß, steht die Gesetzgebung in der Schweiz in keinerlei Zusammenhang mit der Gesetzgebung in der Türkei.
Cloudy24 hat geschrieben:Nebenbei bemerkt finde ich, dass Argumente alá "in der Türkei dürfen auch keine Kirchen gebaut werden" absolut am Thema vorbei gehen.
Was sowieso totaler Blödsinn ist, denn in der Türkei werden Kirchen gebaut - hier immer von einem Verbot zu faseln ist lächerlich. Nur weil da oft die Finanzierung wackelig ist und deswegen manche Anträge abgelehnt werden, das ist hier auch nicht anders! Und: die Türkei ist so dreist, den Bau von Kirchen finanziell nicht zu unterstützen was hierzulande immer gleich als "dagegen sein" ausgelegt wird. Aha, seit wann zahlt der deutsche Steuerzahler denn den Bau von Minaretten / Moscheen? Wir sind uns ja sogar zu fein, von unseren feigen Vorvätern niedergebrannte Synagogen aufzubauen oder den Aufbau zu bezahlen.
So zur Schweiz direkt: Irgendwie ist das Verbot ziemlich hirnrissig und laut verschiedenen Quellen im Grunde obsolet, da es sich gegen die Verfassung richtet und gegen die Religionsfreiheit - ich hoffe zumindest, dass dem so ist und das Verbot allein aus diesem Grund scheitern wird.
Ich verstehe auch nicht immer das TamTam was hier um Minarette gemacht wird - andere Religionsgemeinschaften bauen sich auch ihre Gotteshäuser an allen Ecken auf und es stört keinen. Was soll da auch schon so schlimm dran sein? Mir als Atheist ist es im Grunde egal, denn ob man nur eine Kirche baut die mich mit ihrem nervigen Gebimmel zu verschiedenen Tageszeiten belästigt oder ein Minarett das Schatten wirft - letztendlich ist es für mich das gleiche, beides belästigt mich und im Sinne der Religionsfreiheit ist es das eben auch.
Und hier kann man auch schlecht mit den Gläubigen usw. argumentieren, welche Kirche ist denn heute noch zur Messe voll von Gläubigen? Und es gibt immer weniger gläubige Christen (und immer mehr Kirchenschließungen und Gemeindezusammenlegungen), wozu dann deren Glaubensmonumente die Aussicht verschandeln lassen? Die Muslime haben nun einmal das "Glück", dass ihre Glaubensgemeinschaft nicht schrumpft sondern Platz zum Praktizieren braucht.
Auch was die Integration angeht ist das sinnfrei: Gerade wenn ich anderen die Möglichkeit gebe, ihrer Religion öffentlich in meinem Land nachzugehen gebe ich ihnen die Möglichkeit sich da zu integrieren. Und was sollen Muslime sonst machen? In die Kirche gehen? Gehen Christen auch in eine Moschee oder beten in Synagogen oder Tempeln anderer Religionen? Wär mir persönlich neu...
Von mir aus kann man aber den Bau auch ruhig verbieten - aber dann bitte wieder allumfassend, also Kirchen und den ganzen Kokolores gleich mit dicht machen damit dort ebenfalls keine Fanatiker (bzw. nicht noch mehr!) gezüchtet werden und vielleicht zu etwas nützlichem umwidmen. Ich wär sogar noch so tolerant, dass man die zur Not erhalten kann, solang man die Kirchtürme niederreist oder zumindest die Glocken einschmilzt. Dann könnten sich auch die Muslime nicht beschweren .
Subbotnik hat geschrieben:So zur Schweiz direkt: Irgendwie ist das Verbot ziemlich hirnrissig und laut verschiedenen Quellen im Grunde obsolet, da es sich gegen die Verfassung richtet und gegen die Religionsfreiheit - ich hoffe zumindest, dass dem so ist und das Verbot allein aus diesem Grund scheitern wird.
Dem gehen sie wohl etwas aus dem Weg, indem nur Minarette, nicht aber Moscheen verboten werden sollen. Quasi eine Kirche ohne Kirchtum, beten gehen kann man aber immer noch in dem Gotteshaus. Was dann aber auch wieder die ganze Iniative ad absurdum führt.
Insgesamt ist es eh recht hirnrissig, da wohl in der Schweiz nur gut 40 - 50.000 Muslime ihre Religion auch streng ausleben, als selbst in der Schweiz eine Minderheit ist. Und das man mit Verboten keine Integration schafft, ist ja nun hinlänglich oft bewiesen worden.
Schade, dass über solche Themen das Volk abstimmen darf. Es ist doch gerade bei emotionalen Themen viel zu leicht zu beeinflussen. Da bin ich doch froh, dass dies bei uns in Deutschland nicht so leicht geht.
Als Österreicher bewundere ich unsere Nachbarn aufrichtig für ihren Mut sich gegen große Meinungslobbyisten zu stellen! Mal ehrlich, wer von euch wäre von einer Minarette vor seiner Haustüre begeistert? Noch sind die Europäischen Minarette einfach nur ungewohnte Gebäude einer anderen Religion und akzeptabel.
Wenn in einigen Jahren jedoch ein streng gläubiger Muslime auf die Idee kommt einen Lautsprecher auf dem Turm zu montieren? Die Nachbarn werden wohl Sturm laufen und die Menschensrechtskommission wiederum die Rechtmäßigkeit des Vorhabens feststellen; die Minaretten sind schließlich sowieso schon vorhanden!
Wird die Abstimmung aus diesem Blickwinkel betrachtet, so ergibt sich eine bestimmte Logik aus der ganzen aber es schimmert auch die Angst vor Veränderung und "Überrumpelung" durch andere Kulturen durch. Eine solche Abstimmung wäre in der EU von vornherein schon nicht möglich und jeder laute Gedanke dazu wird als rechtsradikal und Ausländerfeindlich eingestuft.
Fazit: Was die Abstimmung im Endeffekt bringt ist noch nicht abzuschätzen, spiegelt jedoch den Patriotismus wieder.
Deluxe_Man hat geschrieben:Mal ehrlich, wer von euch wäre von einer Minarette vor seiner Haustüre begeistert? Noch sind die Europäischen Minarette einfach nur ungewohnte Gebäude einer anderen Religion und akzeptabel.
Ich wäre davon genauso begeistert, wie von einer Synagoge, einem Kloster oder einem Dom. Was berechtigt denn Christen dazu in Staaten, die offiziell Staat und Religion trennen, ihre Kirchglocken läuten zu lassen und ihre Gottesdienste am Wochenende im Fernsehen zu übertragen, was den Moslem nicht auch dazu berechtigen sollte, seinen Glauben auszuleben?
Wenn es im Nachhinein so ausartet, dass Bürger durch den Lärm gestört werden würden, ist das ein Fall für den Lärmschutz, deswegen aber per se einer einzelnen Religionsgemeinschaft die Ausübung ihres Glaubens abzuerkennen zeugt für mich nur wieder von Intoleranz. Wir können von den Moslems nichts fordern, was wir nicht selber tun.
Wenn ich immer schon höre, "ja was wäre denn, wenn ich in der Türkei eine Kirche bauen will". Sind wir denn im Kindergarten angekommen oder wie? Auf der einen Seite loben wir uns selber für unsere Demokratie, für die Freiheit und Liberalität, aber auf der anderen Seiten wollen wir genau unsere Lebensweise zum Goldstandard über alle anderen erheben. Tolle Doppelmoral.
Wenn schon, dann sollte man jeder Religion die Ausübung ihres Glaubens und den Bau von Gebäuden inlusive Nutzung bestehender verbieten oder gar keiner.
Deluxe_Man hat geschrieben:Mal ehrlich, wer von euch wäre von einer Minarette vor seiner Haustüre begeistert?
Sehe es wie Klehmchen (und habe es ja auch schon gesagt): Wo ist das Problem bei einem Minarett? Ist halt nur ein anderes religiöses Gebäude - mich würde ein Minarett / eine Moschee genauso stören wie eine Kirche oder anderer Kokolores. Schließlich ist Religion eigentlich Privatsache, wer beten will soll das zuhause machen und nicht die mehrheitlich nicht zum jeweiligen Glauben gehörende Öffentlichkeit damit belästigen (gilt auch für Christen). Aber wenn ich der einen Gruppe das toleriere gilt das auch für andere - oder man diskriminiert diese eben.
Deluxe_Man hat geschrieben:Wenn in einigen Jahren jedoch ein streng gläubiger Muslime auf die Idee kommt einen Lautsprecher auf dem Turm zu montieren? Die Nachbarn werden wohl Sturm laufen und die Menschensrechtskommission wiederum die Rechtmäßigkeit des Vorhabens feststellen; die Minaretten sind schließlich sowieso schon vorhanden!
Völliger Blödsinn, wir reden hier immernoch in Deutschland / von Deutschland geprägten Räumen, hier läuft gar nichts ohne Erlaubnis und mal eben so dran montieren ist nicht! Das hat die Polizei schneller wieder ab als der Muezzin gucken kann.
Bei uns kann man sogar die Kirche verklagen, Glockengeläut einzustellen oder zu dämpfen, was denkst Du da, was den Muezzin erwartet!
Deluxe_Man hat geschrieben: Eine solche Abstimmung wäre in der EU von vornherein schon nicht möglich und jeder laute Gedanke dazu wird als rechtsradikal und Ausländerfeindlich eingestuft.
Genauso Unsinn, klar ist sowas in der EU möglich - die Frage ist nur, wie weit man kommt, garantiert nicht bis zur Verfassung, weil spätestens die mit mehr Hirn im Parlament als der Pöbel hier dem ganzen einen Riegel vorschieben würden.
Und klar wird Xenophobie als rechtsradikal eingestuft, was denn auch sonst? Etwas anderes ist es nicht, vielleicht noch Dummheit (was fast das Gleiche ist, da Rechte allgemein keinen hohen Bildungsstand aufweisen), und wenn ich jemanden auf die Fresse hau zählt das auch als Gewalt und nicht etwa als andere Form der Begrüßung.
Deluxe_Man hat geschrieben:Mal ehrlich, wer von euch wäre von einer Minarette vor seiner Haustüre begeistert?
Vor meiner Haustür befindet sich ein Weinberg, das wäre schon ein sehr kurioser Anblick.
Aber "mal ehrlich", du hast doch sicher auch schon davon gehört, dass Gebäude genehmigt werden müssen bevor sie gebaut werden, dass es Nutzungspläne gibt und so weiter. Die Tatsache, dass man in Deutschland Hochhäuser bauen darf bedeutet zum Beispiel noch lange nicht, dass man ein solches in ein Wohngebiet bauen darf für das laut Bebauungsplan Einfamilienhäuser vorgesehen sind.
Die Moscheen, die ich bis jetzt in Deutschland gesehen habe befinden sich fast alle in Gewerbegebieten und nicht vor der Haustür von irgendwelchen Leuten.
Und was die von dir befürchteten Lautsprecher an Türmen betrifft - auch dafür gibt es Gesetze bezüglich Lärmschutz und ähnlichem. Aber schlimmer als Kirchenglocken kann das eh nicht sein. Ich habe mal schräg gegenüber von einer Kirche gewohnt und ich konnte mich im Sommer am Wochenende zwischen stickigem Schlafzimmer und nicht ausschlafen können entscheiden. Denn es war bei dem Lärm, den diese Kirche jedes Wochenende produziert hat selbst mit Ohrstöpseln unmöglich weiter zu schlafen.
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