Klein-Italien beim ZDF

Chefredakteur Nikolaus Brender hinausgeworfen. Der Verwaltungsrat des ZDF hat nicht den Vorschlag des Intendanten befolgt und damit muss Nikolaus Brender gehen.

Eine politische Einflussnahme der Union, besonders hervorgetan hat sich ja bereits seit Monaten Roland Koch, der bereits im Frühjahr klar davon sprach, dass Brenders Vertrag nicht verlängert werden wird.

Und die Gründe sind profan: Eitelkeiten und die - seiner Meinung nach - zu linke Berichterstattung. Nach zehn Jahren wird sein Vertrag nicht verlängert, damit hat die Politik über freien Journalismus beim ZDF gesiegt. Koch und auch Stoiber mussten viel einstecken, aber alles nicht grundlos. Ob es die bayerische "Amigos" waren, die Berichterstattung nach Stoibers Wahlniederlage oder die "brutalst mögliche Aufklärung" des Hessen in der Unions-Spendenaffäre, beide fühlten sich in einem schlechten Licht dargestellt. Jetzt die Quittung: die neun Unionsmitgleider setzten sich in der Abstimmung gegen die fünf Sozialdemokraten durch.

Brender ist einer der bedeutendsten Journalisten unseres Landes, der vom WDR über Auslandsredaktion Leitungen es bis zum Chef der ZDF Nachrichten geschafft hat. Seine Objektivität war es, die ihm den Respekt seiner Kollegen einbrachte und die Verachtung mancher Politiker.

Das Ganze könnte aber auch ein Nachspiel haben. Denn der Verwaltungsrat ist eigentlich gar nicht dafür zuständig, sondern mit Aufgaben der Finanzen betreut. Ein Eingriff die Arbeit des Intendanten ist eigentlich nicht vorgesehen. In einem offenen Brief haben bereits zwei Dutzend Rechtswissenschaftler auf dieses Vergehen aufmerksam gemacht.

Damit haben beim ZDF beinahe italienische Verhältnisse Einzug gehalten. Eine Überschreitung der eigenen Macht und die Absetzung kritischer Journalisten. Wenn Koch und Co das unter Demokratie, freier Berichterstattung und Meinungsäußerung verstehen, dann Gute Nacht den öffentlich-rechtlichen Nachrichtensendungen.

Aber eines dürfte auch klar sein: die Journalisten werden kämpfen. Roland Koch dürfte sich damit eine breite Front gegen sich aufgebaut haben und alle Chefredakteure wird er nicht absetzen können.

Irgendwie scheint es dennoch geklappt zu haben. Das ZDF erscheint sowieso wie das Sprachrohr der CDU oder CSU. Dies war schon immer so. Dafür sinken dann eben die Einschaltquoten. Inzwischen ist Roland Koch ebenso Geschichte und wein Ausflug in die Privatwirtschaft scheint auch nicht gerade von Erfolg gekrönt zu sein.