Die Fehler nur bei sich selber suchen
Dieser Thread hier Freund eifersüchtig wegen Kontakt zum Ex Freund erinnerte mich daran, dass es durchaus eine Zeit gab, wo ich mir immer und jedesmal die Schuld gegeben habe, wenn in meiner Beziehung irgendwas schief gelaufen ist. Mein erster Mann war ein notorischer Fremdgänger, der auch keinen Halt davor machte seine Liebschaften mit nach Hause zu bringen und sie als "Freunde" in die Familie zu integrieren, bis ich dann dahinter kam, dass es eine Affäre meines mannes war. Ich gab mir die Ehezeit immer die volle Schuld dafür. Obwohl er ja auch hätte mit mir reden können.
Mein zweiter Mann hat mich geschlagen und gedemütigt und auch da gab ich mir jedesmal die Schuld. Ich dachte mir, wie viele Opfer von häuslicher Gewalt, dass ich es wohl verdient habe und dass es einfach so sein muss. Erst eine Psychotherapie hat mir geholfen zu sehen, dass ich nicht alles Schuld bin und dass ich lernen muss auch anderen die Schuld zuzuweisen. Noch heute fällt mir schwer, wenn es Konflikte gibt, dass ich mir nicht die Schuld dafür gebe. Und da meine ich nicht unbedingt die partnerschaftliche Situation. Auch im normalen Privat oder auch Berufsleben kommt es vor, dass ich mir immer wieder die Schuld gebe, wenn etwas quer läuft.
Kennt ihr sowas? Wie kommt man aus dem Dilemma raus und schafft man es auch ihne weitere Psychotherapie daraus zu kommen und auch mal zu sehen, dass auch andere Mist bauen und nicht immer nur einer selber? Komischerweise sehe ich, wenn es nicht um mich geht auch immer ziemlich klar. Ich sehe, wenn es meiner Freundin schlecht geht und wenn sie Konflikte hat auch klar, wer sich da eher die Schuld geben könnte. Nur bei mir selber denke ich immer, dass ich für alles verantwortlich bin. Kommt es vielleicht auch daher, dass ich immer versuche, dass ich es jedem Recht mache?
Hallo Diamante!
Ich verstehe dich ganz gut, denn mir geht es meistens ähnlich. Wenn etwas mal schief läuft, meine ich auch gleich, dass ich daran schuld bin und suche die Fehler gleich bei mir. Früher habe ich das noch extremer gemacht und mir auch die Schuld für Dinge gegeben, für die ich wirklich nichts konnte.
Allerdings kann ich mir auch nicht erklären, woher es kommt, dass ich mir oft die Schuld an Dingen gebe. Manchmal male ich mir auch aus, dass wieder jemand etwas falsches von mir denken könnte, weil ich etwas bestimmtes gesagt oder getan habe. Nur leider ist es auch schon vorgekommen, dass mir etwas unterstellt wurde, obwohl ich absoult nichts damit zu tun hatte. Ich denke, dass es für einige eben leichter ist, die Schuld bei sich zu suchen, als zum anderen zu gehen und ihm zu sagen, dass die Schuld bei ihm liegt.
Wenn ich mir in einem Streifall oder wobei auch immer, nicht sicher bin, ob ich Schuld habe, dann frage ich eine Freundin um Rat. Sie sagt mir dann auch ehrlich, was sie davon hält. Ich denke auch, dass das die einzige Möglichkeit ist, um zu lernen, wann man wirklich einen Fehler gemacht hat und man selbst eben sieht, dass man nicht immer und an allem Schuld sein kann.
Was soll ich sagen, meine Beziehung ist nicht gerade die rosigste. Trotzdem weiß ich es ganz genau, wer die Schuld daran hat. Meiner macht wortwörtlich die Beziehung mit seinen blöden Kommentaren, kaputt. Dauernd möchte er das ich Schuldgefühle habe, und das ich "bekennen" soll, das ich doch an allem Schuld bin. Und wie ach so dumm ich doch nicht wäre, wobei er um keinen Deut besser ist.
Natürlich versuche ich es auch allen Recht zu machen, und immer denke ich erst an die anderen, und erst ganz zum Schluss an mich. Die einzige Schuld die ich mir selber gebe, ist die, das ich mich damals als es sehr krachte nicht getrennt habe, als ich die Chance hatte.
Das liegt daran, dass wir Frauen zu solchen Dingen neigen. Wir geben uns gerne die Schuld weil wir Frauen ja perfekt sein wollen. Auch ein schlechtes Selbstwertgefühl kann vieles kaputt machen. Dann fühlt man sich ja schon minderwertiger wie andere, obwohl nicht mal jemand was gegen einen gesagt hat.
Viele neigen aber auch zum Gegenteil, also sie suchen dann die Fehler bei anderen und niemals bei sich. Manche wollen einfach perfekt sein und meinen noch sie sind es auch. Aber was Du durchgemacht hast, dass ist ja schrecklich. Keiner ist an irgendwas schuld und egal was ist, man muß sich nicht schlagen lassen. Ich suche die Fehler immer bei uns beiden wenn in der Partnerschaft was sein sollte oder ist.
Dein Beispiel erinnert mich an meinen Ex-Freund, der auch ein ausgeprägtes Talent dafür hatte, mit seine Zweitfreundin als gute Freundin vorzustellen. Aber danach habe ich die Schuld dennoch nicht bei mir gesucht. Ich habe mich zwar gefragt, woran das lag und womit ich das verdient habe (ob es vielleicht einen Grund gab, weshalb er fand, dass mir das recht geschieht), aber ich war mir im Prinzip sehr sicher, dass ich nicht die Schuld an der Situation trage. Allerhöchstens deshalb, weil ich so doof war und das nicht gemerkt habe.
Aber das kann sicherlich auch an deinem Gegenüber liegen. Gerade solche notorischen Lügner können es ja auch immer ganz fabelhaft, die Schuld auch Andere abzuschieben und wenn sie sich den passenden Partner dazu gesucht haben, dann fruchtet das auch. Das sind eben die, die immer super Ausreden für alles finden und für alles eine Erklärung haben und wenn es am Ende nur heißt 'Du warst ja nie für mich da'. Man muss da einfach sehr hart mit dem Anderen sein und sich bewusst sein, ob man tatsächlich etwas hätte an der Situation ändern können oder ob man einfach von Anfang an daran gehindert wurde und am Ende EH der Sündenbock sein sollte - Egal wie es endet.
Ich finde es wirklich gut, dass du erkannt hast, dass bei dir etwas nicht richtig läuft und du dich für eine Psychotherapie entschieden hast. Ich denke nämlich auch, dass man solche Verhaltensmuster nur sehr schwer alleine in den Griff bekommt, in vielen Fällen auch gar nicht. So ein Verhalten entsteht ja nicht über Nacht, sondern hat in der Regel eine mehr oder weniger ausgeprägte Vorgeschichte.
Ich finde es faszinierend, dass gerade die Leute, die sehr oft die Schuld zuerst bei sich selbst suchen und sich auch schuldig fühlen, die Lebenssituationen anderer Menschen ganz klar und nüchtern beurteilen können. Wenn sie dann selbst in einer entsprechenden Situation stecken, fällt es ihnen hingegen sehr schwer, sich angemessen zu verhalten und das alte Verhalten, nämlich die Schuld bei sich zu sehen, kommt sofort wieder auf.
Wie solches Verhalten entsteht, kann ich nur vermuten. Ich bin kein Psychologe und habe mich bisher nicht mit diesem Themengebiet der Psychologie auseinandergesetzt. Allerdings kann ich mir auch gut vorstellen, dass so ein Verhalten sehr früh entsteht, oft schon in der Kindheit. Die Leute, die später einmal unter den Druck geraten, immer für alles die Verantwortung zu tragen und meistens schuld an bestimmten Situationen zu sein, werden vielleicht von ihren Eltern, Mitschülern oder anderen Menschen in diese Position gedrängt und dazu angehalten, es immer jedem recht zu machen. Ich denke schon, dass solche Ambitionen sich festigen können und letztendlich darin münden, dass jemand sich pauschal immer für alles verantwortlich fühlt und die Schuld für alles, was misslingt, zuerst bei sich sucht.
Sich daraus zu befreien, ist sicher sehr schwer. Ich denke nicht, dass man rational an so eine Sache herangehen kann. Natürlich kann man selbst auch versuchen, die einzelnen Situationen, in denen man ein solches Verhalten zeigt, zu hinterfragen und die Situation im Nachhinein versuchen, neu zu beurteilen. Allerdings denke ich nicht, dass das komlett ohne therapeutische Hilfe machbar ist. Die meisten Menschen werden eine gewisse Hilfestellung benötigen, zumindest wenn das Verhalten wirklich tief verwurzelt ist.
Unbedingt sollte jemand, der so tickt, versuchen, jede Situation zuerst sachlich zu analysieren. Wenn sich eine Situation bietet, in der derjenige wieder davon ausgeht, dass er schuldig ist, hilft es vielleicht, ein bisschen Abstand zu dem Vorfall zu gewinnen, räumlich und auch zeitlich, und die Situation ganz gezielt im Kopf durchzugehen. Dabei sollte man sich fragen, welche Anteile die jeweils beteiligten Personen hatten und wo die Fehler lagen. Vielleicht ist es dadurch möglich, auch die Fehler der anderen Menschen zu erkennen und einzusehen, dass man selbst nicht für alles die Verantwortung trägt.
Jemand, der sich alleine aus so einer Situation befreien will, muss fähig sein, zu reflektieren und Situationen möglichst objektiv zu bewerten. Genau darin liegt aber wiederum eine der größten Schwächen der betroffenen Leute, weshalb ich davon ausgehe, dass ein Therapeut meistens der beste Ansprechpartner ist.
Also erstmal muss ich dazu sagen das es mir leid tut sowas zu hören. Das mit deinem ersten Mann meine ich. Das ist ja schrecklich und dann noch so hinter deinem Rücken die fremdgeher Frauen mit in die Familie zu bringen als Freundinnen oder Bekannte finde ich echt mies von ihm.
Ich muss aber dazu sagen das es in deinem Fall eher seine Schuld war. Wie du schon richtig geschrieben hast, er hätte auch einfach mit dir über deine Wünsche oder so reden können. dann wäre es vielleicht nicht so weit gekommen. Aber er scheint nicht viel Interesse an eurer damaligen Beziehung gehabt zu haben.
Ich fühle mich nach einem Streit mit meinem Freund zum Beispiel auch immer schuldig auch wenn ich es nicht bin. Aber bei anderen Sachen die mich nicht so interessieren ist mir das dann auch egal. Ich bin da nicht so. Sollen sich andere doch auch mal schuldig fühlen. Ich kann dir nur raten dir nicht immer alles so zu herzen zu nehmen.
Aber einen Rat wie man das hin bekommt hab ich nicht. Ich denke einer ist so und der andere ist nicht so. Aber wenn man mal aufstellt was man wirklich falsch hätte machen können ob in einer Beziehung oder bei was anderem, dann merkt man schnell das man nicht immer für alles alleine verantwortlich ist.
Haha, das ist ja lustig, bei mir ist das genau andersrum. Ich bin so überaus dickköpfig, arrogant und menschenfeindlich, dass ich die Schuld immer sofort bei anderen suche, und niemals bei mir selbst! Ein Beispiel: Als es zwischen einer meiner ehemaligen Freundinnen und mir gerade den Bach runterging, habe ich sogar eine Geschichte erfunden, die mein Handeln einigermaßen logisch machte und somit ihr die Schuld damit gab, dass sie die Gründe für mein Handeln nicht verstanden hat. Erst Monate später konnte ich mir eingestehen, dass in Wirklichkeit ich zu geschätzten neunzig Prozent die Schuldige war. Davor hatte ich das einfach verdrängt, ich wollte es nicht hören, habe jedem, den es interessiert hat, meine erfundene Geschichte erzählt und sie letztendlich sogar fast schon selbst geglaubt. Gebracht hat mir das übrigens gar nichts, ich habe schon seit Jahren nicht mehr mit dieser ehemaligen Freundin von mir gesprochen. Aber immerhin bin ich seit dieser dämlichen Pleite von Grund auf ehrlich.
Ich habe mit der Liebe meines Lebens Schluss gemacht - und zwar per SMS - weil ich mich nicht für fähig gehalten habe sie vollkommen glücklich zu machen und als Partner einer so tollen Person bestehen zu können. Und um sie nicht irgendwie die Schuld bei sich suchen lassen zu können und mir keine Chance zu geben rückfällig zu werden (und damit das selbe Schicksal herbeizuführen) habe ich mich so richtig schön als Arschloch dastehen lassen. Heute könnte ich mir dafür die Kugel geben.
Also meine Theorie für die Ursache des "Schuld bei sich selbst suchen" -Syndroms ist mangelnde Selbstüberzeugung bzw. kein Vertrauen in sich selbst. Und dementsprechend ist Therapie meiner Meinung nach oberflächliche Umpolung; wie wenn ihr jetzt auf einmal aus einer Krise heraus den Koran lest und 100%ig davon überzeugt seid, ohne Zweifel zu hegen - Hier ist es eine Prophezeiung statt der Aussage eines Experten. Man muss nur einmal einen solchen Fehler durchleben und nach gründlicher Reflektion die Schuld eindeutig der eigenen (falschen!) Überzeugung zuteilen. Ich glaube jeder, der das hier liest, kann nachvollziehen, dass so etwas nie wieder in irgendeiner Form bei mir vorkommen wird.
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