Übertakten von Hardware gefahrlos möglich?

vom 23.11.2009, 19:26 Uhr

Ich wollte gerne mal wissen, ob es möglich ist relativ gefahrlos gewisse Hardwarekomponenten, wie zum Beispiel die Grafikkarte oder den Prozessor leicht zu übertakten. Leider weiß ich nicht, ob die Hersteller dieser Produkte ihre Hardware immer bis kurz vor dem Limit takten, in dem der Hardwarekomponent instabil wird. Sofern dies nicht getan wird und die Hersteller weit unter der kritischen Taktung bleiben, ist ja noch ein gewisser "Spielraum" noch oben offen.

Desweitern wollte ich wissen, ob man einen kritischen Taktungsbereich wieder in einen stabilen bringen kann, wenn man einen größeren, besseren Lüfter einbaut, der besser kühlt. Durch das höher Takten entsteht ja wärme und letztendlich gehen die Hardwarekomponenten an der großen Hitzeentwicklung kaputt, sofern ich mich nicht irre. Also müsste es doch möglich sein durch besser Kühlung eine höhere Taktung zu erzielen, ohne das irgendein Schaden entsteht oder?

» MandaloreX » Beiträge: 617 » Talkpoints: 0,03 » Auszeichnung für 500 Beiträge



Ich weiß zwar nicht viel über das Übertakten, aber im Grunde genommen stimmt die Aussage mit der Kühlung schon einmal. Natürlich wird die Hardware wärmer als normal aber das halten die meisten Grafikkarten und Prozessoren noch ganz gut aus. Voraussetzung dafür sollte eigentlich kein mitgelieferter Kühler bei Prozessoren sein. Das sind nicht mit unter die besten Kühlmöglichkeiten. Wasserkühlung bringt beim Übertakten sehr viel, da das Wasser durch einen Wärmeaustauscher geleitet wird.

Zur ersten Frage mit dem Spielraum: Normalerweise werden die Prozessoren nicht kurz vor dem Limit getaktet, da eben die Möglichkeit des "Hitzetodes" besteht. Mit normalen und zusätzlichen Lüfter lässt sich auch schon etwas heraus holen. Daneben lässt sich mit anderen Kühlmöglichkeiten noch mehr Leistung aufbauen. So zum Beispiel mit Trockeneis oder mit flüssigem Stickstoff. Diese Techniken werden aber nur von proffessionellen Übertaktungsteams bei Wettbewerben genutzt und ist nicht für den Normalgebrauch gedacht, da man sich spezielle Kühlkörper besorgen muss um die Hardware vor Feuchtigkeit zu schützen.

PS: Im Internet werden oft auch von Herstellern oder von selbstprogrammierern Übertaktungstools angeboten. Ich muss mich allerdings hiermit offiziell von den dabei möglicherweise auftretenden Gefahren distanzieren. Ich übernehme keinerlei Haftung bei Schäden!

» kohlenjurie211 » Beiträge: 75 » Talkpoints: 23,74 »


Also eine verbesserte Kühlung hat nur eine eingeschränkte Wirkung. Man kann sicherlich ein kleines bisschen mehr herausholen, aber es ist kein Allheilmittel, da man ja schließlich das Abwärmeverhalten des Chips nicht beeinflussen kann. Andererseits hilft der beste Kühlkörper gar nichts, wenn er nicht wieder 100%ig richtig montiert wird. Da muss man schon sehr sorgfältig arbeiten. Besser ist es hier, die Umgebungstemperatur durch gute Gehäusebelüftung zu senken.

Natürlich werden die Chips weit weg vom Limit betrieben, da Chiptoleranzen beachtet werden müssen. So kann es durchaus möglich sein, noch einiges aus seinem System herauszuholen. Jedoch sind alle externen Komponenten auch eher auf den Normalbetrieb ausgelegt. So kann es schon sein, dass der Speicher mit dem höheren Takt Probleme bekommt. Gut, bei Grafikkarten kann man den Speichertakt möglicherweise getrennt vom Chiptakt einstellen.Trotzdem kann Übertakten immer zu Instabilitäten führen, wenn der Chip an der unteren Toleranzgrenze sitzt.

Der andere Faktor, wieso Chips nicht am Limit betrieben werden, ist die Lebensdauer. Unabhängig von der Wärmeproblematik des Chips bedeutet ein höherer Takt immer eine geringere Lebensdauer, da intern höhere Ströme fließen. Außerdem werden die internen Netzteile für die Kernspannungen möglicherweise überlastet bzw. außerhalb ihrer Spezifikation betrieben. Kaputt gehen diese Schaltungen natürlich nicht so schnell, da sie durch alle möglichen Schutzmechanismen abgesichert sind, aber auch hier kann es auf die Lebensdauer gehen. Inwieweit diese Lebensdauerverkürzung spürbar wird, kann man so einfach natürlich nicht beantworten.

Kurz gesagt: Vorsichtige Übertaktung um wenige Prozentpunkte ist sicherlich relativ problemlos möglich. Wenn man das ganze nur zum Spielen betreibt und sich über Lebensdauer und Stabilität des Systems keine Gedanken machen will, kann man das ganze natürlich etwas weiter treiben.

» Weasel_ » Beiträge: » Talkpoints: Gesperrt »



Beim Übertakten wird eine höhere Spannung durch die Chips gejagt, insbesondere ist das gut zu erklären bei der Kernspannung eines Prozessors. Je höher die Taktfrequenz, desto größer die Stromschwankung im Prozessor, dadurch bricht die Spannung ein. Normalerweise sorgen dann Elektrolytkondensatoren für die Stabilität der Spannung. Solid-Caps, die wesentlich größeren Belastungen standhalten, als die normelen mit flüssgem Puffer.

Die Gefahren sind offensichtlich: Jeder Elektrolytkondensator stößt an seine Grenzen, Elektromigration ist bei modernen Motherboards relevant und sprengt einem die Kupferleitungen und eben die genannte Überhitzungsgefahr durch die höhere Verlustleistung, die quadratisch mit der Spannung zunimmt. Viele Prozessoren haben inzwischen Schutzmechanismen gegen Überhitzung implementiert, allen voran das Throttling. Dabei wird ein Takt weggelassen, wenn die Komponente zu heiß wird, was einen paradoxen Effekt des Übertaktens zur Folge haben kann.

Daneben kann noch viel mehr in die Hose gehen, weshalb ich die dringendst abrate, einen Computer aus Spaß zu übertakten. Wenn du den Computer nur ein bisschen Übertakten möchtest, so wie du es anscheinend vorhast, dann wirst du in der Regel keinen Performance Zuwachs spüren können. Die paar Hertz kannst du dir auch schenken, der einzige Effekt ist die höhere Gefahr von Instabilität.

Es gibt ja genug Leute, die durch solche Spielereien mächtig angeben wollen. „Schau mal, ich bin der Beste, denn ich habe meinen Computer getuned, ich habe so viel Ahnung, meine 20 deplatzierten Lüfter machen zwar einen Riesenlärm, aber das macht mein Auto ja auch“.:lol: Bitte, so was ist einfach lächerlich. Nebenbei gemerkt erlischt auch der Garantieanspruch auf die Komponenten, an denen man rumpfuscht.

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» Schweinebraten John » Beiträge: 181 » Talkpoints: 0,25 » Auszeichnung für 100 Beiträge



Ich persönlich füge noch einmal meinen Standpunkt und Wissenstand zum Übertakten hinzu da manche hier ein wenig Halbwissen auf die Welt losgelassen haben.

Erst einmal zum "Wie übertakte ich?": Hier gibt es prinzipiell zwei Möglichkeiten:
- Die harte über das BIOS (wenn du deinen Computer hochfährst sollte etwas in Richtung "Press (Taste) to enter BIOS" stehen, das dann einfach befolgen), wobei hier der Laie schnell von den vielen fremdartigen Begriffen überfordert werden kann und den Überblick verliert.
- Dann wäre da noch die "leichte" über Software. Nachteil: Häufig zicken solche Programme mächtig rum, auch wenn sie eigentlich einfacher zu bedienen sein sollten. Gewisse Regeln muss man meistens auch beim Übertakten über Software beachten.

Die "Regeln" sind eigentlich folgende:

1. Auf die Temperaturen achten. Kommt eine CPU dauerhaft auf wesentlich mehr als 60°C ist das nicht sehr förderlich für die Lebensdauer.

2. Zum stabilen Übertakten der CPU über FSB muss der RAM Teiler angepasst werden, da sonst der Arbeitsspeicher auch übertaktet werden würde, was die wenigsten Speicher lange mitmachen. Hat man also zum Beispiel einen Speicher mit effektiven 800 MHz und eine CPU mit FSB 333, will deren FSB nun aber auf 400 anheben, würde das bedeuten dass der Speicher bei gleichbleibendem Teiler nachher auf 960 MHz läuft, was unter Garantie zu Problemen von Systeminstabilität bis hin zu Startverweigerung führt. Im letzteren Fall ist ein BIOS Reset notwendig, wie dieser durchgeführt wird steht im Handbuch zum Mainboard. Man müsste den Teiler also von 5:6 (333 MHz auf 400 MHz) auf 1:1 (400 MHz auf 400 MHz) ändern. Gegebenenfalls gibt das Mainboard auch den Teiler von FSB zu effektivem Takt an, da musst du einfach selbst nachrechnen.

3. Keine gewaltigen Schritte gehen, stattdessen immer nur um ein paar MHz erhöhen und dann testen ob das System stabil läuft. Hierzu kann man sich zum Beispiel "Prime95" im Falle des Übertaktens der CPU runterladen, dieses Programm heizt der CPU ordentlich ein und überprüft auf Stabilität. Sollte das System instabil werden obwohl nur die CPU übertaktet wurde kann es helfen die Kernspannung zu erhöhen, allerdings nur um ein gewisses Maß und hierbei auch stets die Temperaturen im Auge behalten.

4. PCIe und PCI Takt fixen, da diese bei manchen Boards beim Übertakten des FSB gleich mit übertaktet werden, was ziemlich schnell zu Beschädigungen an den Steckkarten führt.

Zum Übertakten der Grafikkarte gibt es zum Beispiel "RivaTuner" oder "ATiTool" und zum Testen der Stabilität beispielsweise "FurMark", diese sind recht einfach zu bedienen. Hier natürlich auch in kleinen Schritten vorgehen, dann immer wieder auf Stabilität achten, zu hohe Taktraten äußern sich in Bildfehlern in FurMark. "Schachbrettmuster" deuten auf einen zu hohen Shadertakt hin, Dreiecke auf einen zu hohen GPU-Takt und "falsche" Pixel, Pixelzeilen/-spalten und derartiges auf einen zu hohen Grafikspeichertakt. Die GPU darf übrigens gut und gerne 90° heiß werden, das macht noch lange nichts.

Die Stabilitätstest können anfangs erst einmal nur flüchtig durchgeführt werden, hat man aber seine "Wunschtaktrate" gefunden sollte man FurMark wenigstens 30 Minuten und Prime95 mehrere Stunden laufen lassen, um sicher zu gehen, dass das System auch wirklich stabil ist.

An sich kann man meistens noch ein wenig Leistung auch mit den Standardkühlern rausholen, bei Grafikkarte, CPU oder RAM ist es auch ziemlich sicher dass beim Übertakten keine Garantie draufgeht, da es nicht nachgewiesen werden kann. Ausnahme wäre das Verändern des Grafikkarten-BIOS oder das Flashen des "RAM-BIOS" (man verzeihe mir dass mir der richtige Begriff gerade nicht einfällt), da das "physisch" vorgenommen wird und somit nachgewiesen kann sobald die Karte beim Hersteller landet.

Man beachte dass das nur ein flüchtiger Einblick in die Welt des Übertaktens war, in zu hohe Steigerungen sollte man sich nach dieser Anleitung nicht wagen, denn da kommen dann noch weitere Probleme auf einen zu.

» AP Nova » Beiträge: 336 » Talkpoints: 19,85 » Auszeichnung für 100 Beiträge


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