Verschlossene Menschen - Weiter bohren oder bleiben lassen?

Der Bruder einer meiner Freundinnen ist seit vielen Jahren extrem verschlossen. Wenn ich ihn hin und wieder mal sehe, wenn ich bei ihr zu Besuch bin, dann sagt er meistens nur Hallo und das wars dann. Er selbst würde nie fragen, wie es mir so geht und was ich so mache, sondern das frage immer nur ich. Woraufhin er aber nur antwortet 'Gut' oder 'Alles klar'. Er hat noch nie auch nur einen einzigen Satz mehr gesagt. Meine Freundin meinte auch, dass er mit ihr kaum spricht und sie immer alles erkämpfen und ewig bohren muss bis er ihr mal etwas erzählt und er selbst fragt sie auch nie wie es ihr geht oder würde beispielsweise mal zu ihr in die Küche kommen, während sie gerade am Essen ist. Er ist immer in seinem Zimmer oder bei der Arbeit. Das Schlimmste war, dass wir vor drei Wochen auf einer Familienfeier waren (sie ist gleichzeitig meine Großcousine) und ich da 6 Stunden lang ihm gegenüber saß und er keinen einzigen vollständigen Satz gesagt hat.

Er reagierte praktisch nur, wenn ich Fragen stellte, die er mit einem Satz beantworten konnte. Dabei ist es schon 23 Jahre alt und berufstätig, also keinesfalls in der Pubertät oder sonst einer Phase, die vielleicht für Jungs normal ist. Ich bin echt am Überlegen wie man mit solchen Menschen verfahren soll. Mir war es nach einer Weile echt zu doof ihn immer etwas zu fragen, weil ich wusste, ich erhalte eine knappe Antwort und keinerlei Gegenfrage, sodass eh niemals ein Gespräch zustande gekommen wäre. Kennt ihr derartige Menschen, die so verschlossen sind? Wie geht man mit diesen Leuten um?

Ja, ich bin manchmal selbst verschlossen gegenüber manchen Leuten. Ich bin lieber für mich und in meinem Haus mit meiner Familie. Ich öffne mich auch manchen Leuten die ich gerne mag. Aber nicht jedem möchte man sich anvertrauen. Ich würde nicht bohren. Wenn derjenige reden will, dann wird er das von alleine machen. Versuche das Vertrauen zu gewinnen und mehr kann man nicht machen denke ich. Kommt Zeit, kommt Rat.

Aber er spricht doch mit seiner eigenen Schwester auch kaum. Das kann doch nicht normal sein, oder? Oder ist das bei dir dann auch so? Es geht ja jetzt nicht unbedingt um seine Gespräche mit mir, aber am selben Tisch hat ja auch seine Schwester gesessen und ich habe die beiden noch nie erlebt, dass sie mal ein wirkliches Gespräch hatten. Es antwortet immer nur sehr knapp und selbst fragt er aber nie etwas nach.

Ich weiss nicht, vielleicht irritiert mich das auch nur, weil ich das eben nicht so gewohnt bin. Schon aus Höflichkeit frage ich Bekannte hin und wieder wie es ihnen geht und was sie gerade so machen. Vor allem, wenn es meine Geschwister sind.

Naja, nein mit seiner Familie sollte man schon sprechen. Aber mein Bruder ist so ein Exemplar. Der redet eigentlich nie was. Er kommt und schweigt sich aus. Wenn er überhaupt mal kommt. Reden kann er nur mit mir wenn er was braucht. Leider gibt es solche verschlossenen Menschen. Glaub man kann das nicht unbedingt ändern. Vielleicht hilft eine Therapie weiter? Aber das bringr auch nru was wenn es denjenigen auch selbst stört.

Ehrlich gesagt sehe ich das so: Wenn Du nicht zwanghaft etwas mit ihm zu tun haben musst, außer das er der Bruder einer Deiner Freundinnen ist, so würde ich ihn einfach in Ruhe lassen. Vielleicht hat er einfach kein Interesse, von seiner Schwester, oder auch deren Freundinnen ständig genervt zu werden (das mein ich nicht persönlich).

Es soll solche Menschen geben und ich denke, wenn sie nicht reden möchten, so werden sie dies auch nicht tun und dann sollte man es einfach dabei belassen. Ich verstehe sehr gut was Du meinst, dass es Dich stört und vorallem auch zur Höflichkeit gehört, hin und wieder mal nachzufragen, wie es dem anderen geht, aber manch ein Mensch hat's eben einfach nicht so mit reden.

MoneFö, dass Du das Thema Therapie ansprichst, find ich dann doch sehr heftig. Vielleicht liegt es manchmal auch einfach nur an den Gesprächspartnern, wenn man nichts zu sagen hat? Klar ist das der eigenen Familie gegenüber schon etwas heftig, aber nur weil er mit keinen der Freundinnen seiner Schwester wirklich sprechen möchte, ist doch noch lange keine Therapie notwendig. Mein Freund und seine Schwester unterhalten sich auch nur über das notwendigste und mit den Freundinnen seiner Schwester will er rein garnichts zu tun haben, redet also auch eher selten mit ihnen - außer eben es lässt sich nicht vermeiden. Freunden gegenüber ist er dann aber schon gleich ganz anders.

Ich muss sagen ich rede auch noch nicht lange mit meinem Bruder über richtig wichtige Dinge. Da gab es lange Zeit auch nur banale Sachen und viel geredet haben wir auch nicht gerade. Mit den Freunden von meinem Bruder rede ich eigentlich auch nicht. Denen erzähle ich weder, wie es mir geht noch, was ich gerade so mache.

Denke, dass manche Menschen echt lieber für sich sind bzw. nur mit ausgewählten Leuten sprechen. Muss ja nicht jeder wissen, was für Probleme man gerade so hat. Geht ja auch im Prinzip niemanden was an. Und eine Geburtstagsfeier ist wohl auch nicht der passende Rahmen für "tiefgreifende" Gespräche. Irgendjemanden wird er schon haben, mit dem er über alles reden kann.

Naja, ich sehe darin aber ein sehr unnormales Verhalten, das offenbar sein tägliches Leben stark eingeschränkt. Jemand, der sich nicht einmal zwanglos mit seiner Schwester unterhalten kann (von Fremden mal völlig abgesehen), der kann so ganz normal doch nicht sein. Und das mein ich auch nicht böse, sondern sehe das einfach realistisch. Jemand, der seine Schwester in zwei Jahren kein einziges Mal gefragt hat, was sie gerade so macht und wo sie so arbeitet und wie der Urlaub war (nachdem sie 4 Wochen weg war!), der kann in deinen Augen also durchaus ganz normal ticken und einfach etwas lustlos sein? Ich muss zugeben, dass ich das ganz anders sehe.

Mag ja sein, dass er seinen Freunden gegenüber ganz anders ist, das kann ich nicht beurteilen, aber ich fand es schon sehr heftig zu merken, dass er völlig desinteressiert ist und gar nicht bei der Sache und ich weiss ja aus Erzählungen von ihr, dass er manchmal wochenlang kein Wort mit ihr sprechen würde, wenn sie nicht den Anfang machen würde. Da von einer Therapie zu sprechen finde ich SO falsch nun auch nicht. Nicht, dass ich ihn in einen Topf stecken möchte, aber ich finde keinesfalls, dass das normal ist.

Nun ja, ich muss zugeben, wenn man seine eigene Schwester in 2 Jahren kein einziges Mal fragt, wie es ihr geht, oder was sie macht, oder wie der Urlaub war, dann ist das schon nicht normal. Ich meinte einfach nur, dass sich die wenigsten Geschwister (meiner Erfahrung nach) einfach über mehr als das nötigste unterhalten, was ich persönlich völlig in Ordnung finde. Nur weil man verwandt ist, heißt das schließlich nicht, dass man sich super verstehen muss.

Vielleicht ist es einfach eine ausgesprochene Schüchternheit unter der er leidet, vielleicht hat er einfach Angst, das falsche zu sagen. Ich weiß es nicht, aber ich gebe zu, unter diesem Hintergrund sehe ich das ebenfalls so, dass es nicht normal ist. Ich hatte mir das nur nicht so schlimm vorgestellt, wie Du das geschildert hattest. Vielleicht sieht er das ganze auch als nicht so schlimm an, wie alle anderen?

Achso, ok. Dann habe ich dich missverstanden. Ich rede eigentlich mit meinem Bruder auch nur das Nötigste, aber wenn er mal weg war und wieder da ist, unterhalten wir uns auch mal über den Urlaub oder ich frage ihn wie sein neuer Arbeitsplatz ihm so gefällt. Bei meiner Freundin unvorstellbar. Ich glaube, es weiss noch nicht einmal was sie studiert, weil er nie gefragt hat.

Hm, Schüchternheit könnte natürlich auch so ein Thema sein. Allerdings arbeitet er ja und ich weiss wirklich nicht wie er so den Job überhaupt bekommen konnte, wenn er derart unkommunikativ ist. Ich kann mir kaum vorstellen wie er so einen Arbeitstag überhaupt meistert. Kundenkontakt hat er keinen, also wird er wohl dort auch kaum sprechen. Naja, schwieriges Thema. Ich dachte, vielleicht gibt es Möglichkeiten ihn irgendwie aus der Reserve zu locken, weil er mir schon etwas leid tut.

Lasse ihn doch. Vielleicht mag er einfach nicht mit dir reden und seine Schwester sagt, dass er auch zu ihr so ist, dann kannst du es glauben oder nicht. Vielleicht will sie dich einfach nur beruhigen, dass du dir keine Gedanken machst. Vielleicht ist er aber auch ein Mensch, der lieber mit den Leuten redet, die er auch wirklich mag. Es kann ja auch sein, dass er seine Schwester nicht sonderlich mag.

Ich habe auch mit meiner Schwester nicht viel geredet, als wir noch zu Hause gewohnt haben. Warum auch. Ich mochte einfach nicht groß mit ihr Small Talk halten und wenn er es nicht mag, dann lasse ihn in Ruhe. Ich würde dann auch nicht mehr fragen, wie es ihm geht. Denn das wird ihm dann vielleicht auch zu viel sein. Ich frage auch nur die Leute, wie es ihnen geht, die mit sympatisch sind und für die ich mich auch interessiere und mich auch interessiert, wie es ihnen geht.

Schon mal überlegt, dass er vielleicht mit dir nicht groß reden mag? Vielleicht mag er seine Schwester nciht und deshalb auch ihre Freunde nicht. Aber wenn er nicht reden will, dann soll man ihn auch lassen und nicht weiter bohren. Es ist doch ganz alleine seine Sache, mit wem er redet. Ich rede auch nciht mit allen Leuten und wenn mich jemand fragt, wie es mir geht, den ich nicht sonderlich mag, dann sage ich auch nur "gut" und gehe. Dann kann es mir auch mies gehen, aber das geht denjenigen dann einfach nichts an und ich will nicht, dass derjenige weiß, wie es mir geht.

Ich kann dir nur raten, ihn in Ruhe zu lassen. Nichts kann mehr nerven,, als jemand, der einen aus der Reserve locken will. Besonders, wenn man einfach mit demjenigen nichts zu tun haben will.