Kind dreisprachig erziehen?
Ich habe eine Freundin, die ist Spanierin und ihr Freund kommt aus England, diese beiden haben jetzt ein Kind bekommen und möchten das gerne dreisprachig (Deutsch, Englisch, Spanisch) erziehen. Bei vielen Kinder geht es teilweise noch nicht einmal zweisprachig, denn diese sprechen dann einen Mix aus den beiden Sprachen.
Ich denke, dass wird mit großer Wahrscheinlichkeiten passieren. Ich denke nicht, dass sich ein Kind in dem Alter merken kann, dass es einmal "Hallo", "Hola" und "Hello" gibt. Ich glaube auch nicht, dass das Kind dann noch versteht, was jetzt welche Sprache ist. Es ist natürlich gut, wenn das Kind 3 Sprachen kann, bevor es in die Schule geht, aber ich denke, dass das nicht so einfach ist. Vor allem könnte es passieren, dass das Kind dann nicht richtig Deutsch sprechen kann und das sehr lange.
Was sind für euch die Vorteile und Nachteile? Und könnte es vielleicht doch klappen? Oder kennt ihr sogar so jemanden? Normalerweise bekommt man in der 6. Klasse (also im Alter von 11-13) eine dritte Sprache und ich denke, dass ist auch gut so, wie steht ihr dazu?
Fakt ist natürlich, dass Kinder eine Sprache umso leichter erlernen, je jünger sie sind. Dennoch würde ich persönlich auch nicht gleich drei Sprachen gleichzeitig an das Kind herantragen. Wie wäre es, wenn deine Freundin erst nur deutsch mit dem Kind spricht, der Parnter erst nur englisch und im Alter von etwa drei Jahren kommt dann eben noch spanisch dazu.
Das würde ich in jedem Fall aber generell von der sprachlichen Entwicklung des Kindes abhängig machen. Ich würde einfach warten, bis das Kind gut englisch (für mich einfach eine wichtigere Sprache als spanisch- alleine wegen der Schule) und deutsch sprechen kann und dann eben die dritte Sprache "einführen".
Ich habe in meiner Kleinkinderkrippe ein Mädchen, das beinahe zwei Jahre alt ist und gleich viersparchig (!) erzogen wird. Die Mutter des Mädchens kommt aus Österreich, war aber lange Zeit in Kanada und spricht mit dem Mädchen deutsch und englisch. Der Vater kommt aus Serbien und spricht daher nur serbisch mit der Tochter und die Großmutter kommt aus Arabien und spricht nur arabisch mit der Kleinen. Nun ist es aber so, dass die Kleine mit knapp zwei Jahren fast noch gar nicht spricht! Sie kann gerade mal ja, hallo, bye bye und den Namen eines Mädchens aus der Gruppe.
Ich denke also, dass Kinder mit drei oder mehr Sprachen gleichzeitig eindeutig überfordert sind und dass man erst einmal mit zwei Sprachen beginnen sollte. Erst, wenn diese beiden Sprachen beherrscht werden, sollte man eine weiter einführen. Ganz besonders wichtig ist übrigens, dass jedes Elternteil wirklich nur eine Sprache spricht. Denn nur so kann vermieden werden, dass das Kind die Sprachen miteinander vermischt!!
Ich habe auch wie Nipfi den Eindruck, dass selbst zweisprachige Kinder sehr spät mit dem Sprechen anfangen. Mir selbst wurde von manchen immer aufgedrängt, mein Mann solle doch Englisch mit meinem Sohn sprechen und ich Deutsch, aber da mein Mann sehr gut Deutsch spricht, war es von Anfang an so, dass er weitgehend dann doch Deutsch gesprochen hat, auch aus Bequemlichkeit.
Eine Bekannte hat einen Sohn, beide Eltern sind Russen. Daheim spricht sie fast nur Russisch mit dem Sohn, in der Krippe wurde natürlich Deutsch gesprochen. Deren und mein Sohn sind gleich alt, aber sprachlich war es so, dass mein Sohn mit 2 Jahren schon fließend sprechen konnte, während ihr Sohn nur wenige Worte sprach, einige deutsche und einige russische. Mittlerweile sind beide 3,5 Jahre alt und man merkt aber immer noch deutlich den Unterschied. Der Junge spricht nur selten in ganzen Sätzen und ist sprachlich einfach auf einer anderen Ebene als mein Sohn. Das soll aber nicht bedeuten, dass er kein aufgewecktes Kind ist, ich denke einfach, dass das an der Zweisprachigkeit liegt.
Ich muss sagen, dass ich einfach wollte, dass mein Sohn rasch spricht, und deshalb auch nicht so viel Wert auf die Zweisprachigkeit gelegt habe. Mein Mann war dazu auch zu bequem, und so spricht mein Sohn nun mal abgesehen von ein paar Wörtern, Ausdrücken wie "gimme five" oder Zahlen bis 5 kein Englisch. Mag sein, dass das von uns Eltern egoistisch war, aber ich finde, dass das kein Muss ist. Und ich denke, dass ein Kind mit Drei- oder gar Viersprachigkeit doch überfordert sein muss, weil es ständig umdenken muss. Ich kann mir das jedenfalls nur schwer vorstellen, wie das von Statten gehen soll.
Das hängt doch auch wirklich sehr vom Kind ab wie sich so etwas entwickelt. Die Durchschnittskinder versagen bei so einem Versuch natürlich kläglich und es wird wohl eher dazu führen, dass sie keiner der drei Sprachen überhaupt ansatzweise ordentlich sprechen, sondern vermutlich eher Deutsch so mittelmäßig, weil sie hier ja aufwachsen, Spanisch und Englisch aber eher brockenhaft und alles in allem verlieren sie sicherlich die Lust daran. Ich selbst würde meinem Kind so etwas nicht unbedingt zumuten.
Die Kinder, die so etwas gönnen und die nötige Intelligent dafür haben, denen kann man so etwas noch immer etwas später aufhalsen. Erst einmal muss man doch abwarten wie gut oder weniger gut die Begabungen des Kindes ausgeprägt sind. Wenn ich merke, dass das Kind gerne und viel liest, dann könnte ich darauf achten, dass wir zu Hause auch mal Englisch sprechen und wenn ich dann in der Grundschule merke, dass es damit noch unfordert ist, dann kann ich noch immer die dritte Fremdsprache sprechen und lehren. Aber Kinder so zu erziehen, geht doch so oder so in 95 % aller Fälle total schief. Ich möchte lieber ein Kind haben, dass einwandfrei die Deutsche Sprahce beherrscht als eines, das drei Sprachen so mittelmäßig kann.
Ich würde von Dreisprachigkeit abraten, da die Gefahr besteht, dass das Kind mit den Sprachen durcheinander kommt. Ich bin selber mit zwei Sprachen aufgewachsen, habe polnisch als erstes gelernt und danach erst deutsch, also ziemlich spät. Es hängt vom Intellekt des Kindes ab, in welche Richtung sich das entwickelt. Manche können trotz einer anderen ersten Sprache perfekt deutsch, andere sprechen deutsch mit Akzent und andere wiederum werden deutsch nie perfekt beherrschen.
Besonders wenn die Sprachen so verschieden sind, also englisch, spanisch, und deutsch. Die Aussprachen sind ganz anders, man sehe sich nur die Unterschiede beim "R" an. Im Deutschen kommt es aus der Kehle, in Spanien wird es gerollt und das englische "R" ist auch eine Sache für sich, das wird das Kind bestimmt überfordern. Oder beim Satzaufbau. Mein kleiner Bruder wurde auch zweisprachig erzogen und es kommt vor, dass er deutsch mit polnischem Satzbau spricht, was sich natürlich falsch anhört.
Dreisprachigkeit würde ich einem Kind nicht zumuten und würde nur englisch oder spanisch nehmen, nicht beides auf einmal.
Also ich sehe daran nichts falsches, wenn ein Kind mit mehreren Sprachen aufwächst. Jedes Kind ist anders und kann deswegen nicht über einen Kamm geschert werden. Die Tochter meiner besten Freundin ist 3 Jahre alt und spricht Deutsch, Russisch und Englisch. Ich merke bei ihr keine Defizite in der Sprachentwicklung und auch bringt sie die Sprachen nicht durcheinander. Wenn man die Möglichkeit hat, dass man selbst eine Fremdsprache beherscht, dann finde ich es richtig, wenn sie an das Kind weiter gegeben werden.
Irgendwie gehen hier alle davon aus, dass Kinder Sprachen genauso lernen wie Erwachsene. Sie werden total unterschätzt. Da wird dann vermutet, dass sie ständig umdenken müssen oder dass sie irgendwas durcheinander bringen. Aber das ist falsch.
Kinder fangen doch schon an, Sprachen zu lernen, wenn sie noch im Mutterleib sind und nehmen sobald sie auf der Welt sind alles auf was sie zu hören kriegen. Sie merken sich fast alles und lernen Grammatik, Wörter und alles was zu einer Sprache gehört, durch Nachmachen. Sie probieren aus und merken schnell, was falsch und was richtig ist. Auch die Sprachmelodie prägen sie sich besser ein. Leider nimmt diese Fähigkeit irgendwann ab (ich glaube mit etwa 3 Jahren). Dann hat das Kind seine Mutterspache schon "festgelegt" und muss alle anderen Sprachen mühsam dazulernen, Grammatik pauken etc. Deshalb ist es doch völliger Quatsch und kontraproduktiv, andere Sprachen erst später einzuführen! Die Kinder sind nicht als Babys mit mehreren Sprachen überfordert, sondern erst wenn ihre besondere Fähigkeit zum Sprechenlernen nachgelassen hat.
Wenn beide Elternteile ganz natürlich in ihren Muttersprachen mit ihrem Kind reden, dann wird es auch alle Sprachen lernen. Es kann länger dauern, bis es zu Sprechen anfängt, aber dafür hat es später einen riesigen Vorteil. Man muss halt viel mit dem Kind lesen und sprechen, dann lernt es das schon. Natürlich hat es auch mit Intelligenz zu tun, wie gut das Kind die Sprachen dann tatsächlich beherrscht, aber ich denke, ein dummes zweisprachiges Kind wäre auch schlecht in Deutsch, wenn es keine weiteren Sprache gelernt hätte. Außerdem hängt es ja immer von den Eltern ab. Wenn die ihre Kinder vor die Glotze setzen, anstatt ihnen vorzulesen, werden sie nichts lernen.
Es kann ja sein, dass die Kinder dann mit ihren Eltern einen Mix aus mehreren Sprachen sprechen, denn diese verstehen ja auch, was sie sagen. Aber im Kindergarten merken die Kinder doch schnell, dass man sie nur versteht, wenn sie deutsch sprechen.
Eine Freundin von mir ist in Griechenland geboren und hat die ersten Jahre in Griechenland verbracht. So hat sie schonmal Griechisch gelernt. Ihre Eltern sind taubstumm und so hat sie gleichzeitig auch die Taubstummensprache gelernt. Im Kindergartenalter ist sie dann nach Österreich gekommen, wo dann natürlich auch noch Deutsch dazu kam. Zu dieser Zeit war sie also eigentlich auch mit drei Sprachen konfrontiert: Mit der Tante sprach sie griechisch, mit den Eltern die Taubstummensprache (ist ja auch eine Sprache) und im Kindergarten sprach sie Deutsch.
Das hat eigentlich laut ihren Aussagen ganz gut geklappt. Aber es ist doch noch ein Unterschied zu deiner Situation. Zum einen weil nicht alle drei Sprachen genau zur gleichen Zeit erlernt wurden, und auch wenn die Taubstummensprache zu den Sprachen zählen, sehe ich doch einen Unterschied, da sie ja durch Körperzeichen erfolgt und nicht mit Worten. So kann es nicht so leicht zu einem wirr-warr kommen.
Wenn ich die Möglichkeit dazu hätte, würde ich meinen Sohn sehr gerne zweisprachig aufwachsen lassen. Auch wenn ich sehr gut französisch kann, mache ich das jedoch nicht, da ich es nur dann für wirklich sinnvoll halte, wenn es sich um einen native speaker handelt. Mehr als zweisprachig würde ich jedoch nicht machen. Ich denke, das sollte wirklich ausreichen.
Dass Kinder, die zweisprachig aufwachsen zwischen den Sprachen hin- und herswitchen ist durchaus normal. Im ersten Moment erscheint es so, als ob sie ein sprachliches Defizit hätten, aber das haben sie in der Regel eigentlich sehr rasch aufgeholt. Eine dritte Sprache würde ich jedoch erst frühestens im Volksschulalter einführen.
Mein Partner und ich haben zwar momentan noch keine Kinder, aber planen auch, unsere Kinder später dreisprachig zu erziehen. Mein Freund kommt aus Südafrika, wird also mit den Kindern Englisch sprechen, ich werde ihnen Deutsch beibringen und leben tun wir in Israel, sodass sie im Kindergarten und später in der Schule und natürlich auch mit ihren Freunden Hebräisch sprechen werden. Wir möchten einfach nicht darauf verzichten, weil wir eben möchten, dass unsere Kinder sich mit allen Großeltern unterhalten können.
Ich denke, es kommt immer darauf an, wie natürlich das ganze abläuft. Wenn man künstlich eine Sprache spricht, die man eigentlich selber gar nicht richtig beherrscht oder zumindest normalerweise nicht sprechen würde, wird das Kind sie wahrscheinlich auch nicht richtig aufnehmen, weil es eben kein Gefühl dafür bekommt, wie die Sprache natürlicherweise klingt. Aber wenn es wirklich so abläuft, dass ein Elternteil, wenn es mit dem Kind alleine ist, eine Sprache spricht, es dann eine gemeinsame zweite Sprache gibt und das Kind außerdem eine dritte Sprache außerhalb des Hauses lernt, wird das Kind damit normalerweise keine Probleme haben.
Es ist meiner Meinung nach auch wichtig, nicht zu viel zu erwarten. Ein Kind, das gerade erst anfängt zu sprechen, wird in so einem Fall die verschiedenen Sprachen oft mischen. Das ist aber normal und heißt nicht, dass es nicht alle drei Sprachen perfekt versteht. Ich kenne es von vielen Kindern so, dass sie die zweite oder die dritte Sprache erst als Jugendliche anfangen selbst zu sprechen, und damit muss man dann eben rechnen. Man sollte keinen Druck auf das Kind ausüben, aber eben immer darauf achten, dass man selbst nur in einer der Sprachen spricht. Wie gesagt, man muss eben damit rechnen, dass einem das Kind eventuell auch immer nur in einer anderen Sprache antwortet, aber das ist ja nicht schlimm. Wichtig ist doch nur, dass das Kind in einer Situation, in der es eine der anderen Sprachen dann wirklich zur Kommunikation braucht, diese dann doch beherrscht. Und das wird in den allermeisten Fällen eben wirklich erreicht.
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