Morbus Crohn-chronische Darmentzündung
Hallo,
ich bin 18 Jahre alt. Bei mir wurde in der letzten Woche die chronische Darmentzündung Morbus Crohn diagnostiziert. Ich war ziemlich geschockt, da ich eine Bekannte habe die enorme Schwierigkeiten damit hat und in ihrem normalen Alltag eingeschränkt wurde.
Ich habe jetzt schon einige Broschüren gelesen und nur herausgefunden ,dass man auf seine Ernährung achten muss und selbst herausfinden muss was man gut verträgt und was nicht. Ich wäre froh wenn mir einige von euch Erfahrungen schildern könnten. Ich wäre auch froh über einige Literaturtipps.
Danke für eure Antworten!
Puh, das ist natürlich wirklich ein Schock, das kann ich mir vorstellen.
Als erstes würde ich mir mal den Wikipedia-Artikel ansehen. Der scheint mir sehr ausführlich und von hoher Qualität zu sein. Auch wenn er teilweise schwer zu verstehen ist, kanns du ihn ruhig öfters lesen, eventuell klappts dann mit dem genauen Verstehen!
Ich wünsche dir viel Glück im Umgang und vielleicht auch bei der Bewältigung der Krankheit!
Ich habe auch eine chronische Erkrankung, die einen ebenfalls sehr einschränken kann, wenn man es zulässt. Im Zuge dieser Erkrankung habe ich auch schon öfters mit starken Darmentzündungen zu tun gehabt, allerdings entstanden diese durch die Medikamente, die ich nehmen muss. Ich kann also nachvollziehen, was du da gerade durchmachst, bzw. wie schwer so eine Diagnose einer chronischen Krankheit ist. Und dass dann auch noch der Darm, der den ganzen Organismus beeinflusst, betroffen ist, macht die Sache doppelt schwer.
Erstmal solltest du also die Krankheit akzeptieren. Ich habe damals, als ich die Diagnose bekam, erstmal mit Unglauben reagiert. Mit Wut, ich konnte nicht akzeptieren dass mir in jungen Jahren so etwas passiert. Dass ich so eine Krankheit haben könnte. Dass das doch nicht fair sei. Ich habe das nicht angenommen und lange gegen mich und meinen Körper gekämpft. Der Körper war mein Feind, der mich verraten hatte. Bis ich gemerkt habe, dass das die ganze Situation nur noch verschlimmert hat. Die Psyche spielt bei solchen Fällen immer eine große Rolle. Wenn du psychisch damit nicht umgehen kannst, dich selbst bekämpfst, dann sabotierst du dich selbst.
Such dir als erste also einen Arzt, mit dem du über alles reden kannst, der dir eine genaue Richtung vorgibt und dir Möglichkeiten aufzeigt, mit dem du aber auch über deine seelischen Probleme und Ängste sprechen kannst. Wenn dazu ein einzelner Arzt nicht reicht, gehe zusätzlich in psychologische Betreuung. Chronische Erkrankungen begleiten dich dein Leben lang. Damit muss man umzugehen lernen. Dabei um Hilfe zu bitten, ist keine Schande, es erleichtert einem den Umgang mit der Krankheit. Ich hatte damals nicht den Mut, zu einem Psychologen zu gehen, ich wollte nicht schwach wirken. Rückblickend hätte ich damals gerne um Hilfe gebeten, denn bis ich akzeptieren konnte, war es ein langer und schmerzhafter Weg. Den mit einem Verbündeten zu bestreiten wäre sicher einfacher gewesen.
Sobald du dich um deine Psyche gekümmert hast, solltest du um deinen Körper schauen. Die Behandlungsvorschläge der Ärzte sind nur so gut, wie dein Körperverständnis ist. Du musst auf deine Körpersignale hören, musst lernen, zu erkennen, was dein Körper dir sagen will. Das geht beim Essen los und hört bei Stressvermeidung auf.
Versuche in kleinen Schritten herauszufinden, welche Nahrungsmittel dein Darm trotz Entzündung verdauen kann, was nicht unweigerlich zu schweren Durchfällen und Krämpfen führt. Während meiner schlimmen Phasen der Darmentzündung half mir Babyheilnahrung zum Beispiel immer sehr gut. Das schont den Darm und baut langsam die Darmflora wieder auf. Diese Heilnahrung gibts in allen Apotheken in verschiedenen Geschmacksrichtungen.
Finde heraus, welche Situationen dich besonders stressen, welche Situationen dazu führen, dass du wieder einen schweren Entzündungsschub bekommst. Wie kannst du das vermeiden? Was hilft dir, zu entspannen? Was lenkt dich ab und woran hast du Freude? Versuche so viel Positives wie nur möglich in deinen Alltag einzubauen um zu erkennen, dass dein Körper trotz Einschränkungen dein bester Freund ist. Dass es Spaß macht du zu sein.
Finde heraus, was dir bei Krämpfen am besten hilft. Wärmflaschen haben mir zum Beispiel nie geholfen, hingegen bestimmte Kräutertees schon. Denk überhaupt daran, sehr viel Warmes zu trinken. Heiß darf es nicht sein, das würde Magen und Darm reizen, aber warm/ lauwarm tut gut. Das beruhigt. An Tagen, an denen es sehr schlimm ist, solltest du zusätzlich darauf achten, wenig Vollkornprodukte und Ballaststoffreiches zu essen. Das regt nämlich die Darmtätigkeit extrem an, was bei einer Entzündung unglaubliche Schmerzen verursacht. Vielleicht schafft bei dir auch ein wenig Bewegung Abhilfe. Vielen geht es dann trotz Krämpfen besser, sie entspannen sich.
Generell wird es jetzt eine Phase geben müssen, in der du dich bewusst mit dir auseinandersetzen musst. lerne dich richtig kennen und bringe in Erfahrung, was dir gut tut. Hast du diese schwierige Phase mal überwunden, dann kannst du dieses Wissen in deinen Alltag einbauen, und dann ist es kein so unüberwindbares Hinderniss mehr, ein normales Leben zu führen, wie es momentan vielleicht scheint. Klar, es wird immer Einschränkungen geben und dur wirst diese Krankheit dein ganzes Leben lang haben. Dennoch kannst du schlimme Phasen mit genügend Körpersinn und Selbstkenntnissen gut umschiffen bzw. damit umgehen.
Hallo,
mein Vater und meine Schwester haben ebenfalls diese Krankheit. Mein Vater hat sich damit natürlich schon arrangiert, da er mittlerweile schon ungefähr 30 Jahre daran erkrankt ist. Meine Schwester hatte damit allerdings zum Anfang sehr zu knabbern.
Ich weiß das mein Vater keine Weißmehlprodukte verträgt, doch ich denke dass das wahrscheinlich von Mensch zu Mensch unterschiedlich ist und du das selber herausfinden musst. Soweit ich das weiß wird diese Krankheit durch Stress ausgelöst und meine Schwester und mein Vater haben die Veranlagung sich zu überarbeiten und sind wahrscheinlich sogenannte Workaholics. Daher ist die Wahrscheinlichkeit das diese Krankheit bei mir ausbricht auch sehr gering.
Du solltest daher versuchen alles etwas ruhiger anzugehen und dir nicht unnötig Stress zu machen. Mein Vater hat einen Behindertenausweis durch diese Krankheit und hat zum Beispiel einen Schlüssel mit denen er Zugang zu allen öffentlichen Toiletten hat. Außerdem hat er eine Selbsthilfegruppe, wo sie sich austauschen und einmal im Monat treffen.
Mein Vater hat außerdem ganz viele Hefte von "BauchRedner", die einem dann Tipps zur Ernährung und anderen Sachen geben.
Danke für die große Hilfe - ich nehme Cortison und fühle mich dadurch total schlecht, ich gehe nicht mehr raus und bin ständig müde. Ich werde mir eure Tipps merken und versuchen mein Leben zu normalisieren. Ich denke wenn es mir seelisch gut geht wird mein Darm Besserung zeigen. Nur im Moment ist es einfach schwer zu akzeptieren!
Danke!
Anfangs habe ich mich auch zu Hause verkrochen. Nur dadurch wird es überhaupt nicht besser. Mir ist klar, dass es lange dauert, bis man so etwas wirklich verdaut und akzeptiert hat. Aber gerade in der Anfangsphase ist es wichtig, sich mit vertrauten Personen zu unterhalten und sein soziales Leben aufrecht zu erhalten. Sonst hat man immer mehr das Gefühl, isoliert und allein zu sein. Und diese Ängste und Beklemmungen schlagen natürlich gleich wieder auf den Darm. Was wiederum deine Laune sinken lässt. So kann es mitunter immer weiter gehen und du befindest dich in einem Teufelskreis, aus dem du so schnell nicht wieder herauskommst.
Versuche also lieber, aktiv im Leben zu sein. Mir hat anfangs Sport sehr geholfen. Ich habe schon vorher gerne Sport gemacht, aber als ich die Diagnose bekam habe ich das noch verstärkt. So konnte ich erleben, dass nach wie vor in den meisten Fällen ich die Kontrolle über meinen Körper habe. Zwar habe ich diese Krankheit, dennoch ist mein Körper aktiv, er schafft etwas, ich kann das kontrollieren. Das Gefühl, alles aus den Händen geben zu müssen und nur noch eine Spielpuppe zu sein, wurde dadurch viel weniger. Auch lies das Gefühl, meinem Körper ausgeliefert zu sein, nach. Irgendwie hat mir das Mut gemacht, nicht aufzugeben und an mir und der Krankheit zu arbeiten. Zudem hat es die Müdigkeit verdrängt. Denn auch ich musste Tabletten nehmen und war ständig schläfrig.
Tabletten müsste ich auch jetzt noch nehmen, nur vertrage ich sie nicht mehr. Dennoch habe ich momentan meine Psyche und meinen Körper so im Griff, dass es gerade nicht schlimmer ist, als zu den Zeiten, als ich noch Tabletten nehmen durfte. Es mögen wieder schlimmere Zeiten kommen, ich habe mich damit abgefunden. Das solltest du auch. Lerne die Sache zu akzeptieren und werde dir deines Körpers bewusst. gerade bei chronischen Krankheiten muss dieses Bewusstsein viel stärker ausgeprägt sein, als bei anderen. Denn nur so können wir einschätzen wann, wo und wieso uns wieder in Rückschlag ereilt. Und was wir dann dagegen tun können. Oder wie wir das im Vorfeld sogar verhindern können.
Ich leide zwar nicht unter Morbus Crohn, aber vor wenigen Jahren wurde bei mir eine andere chronische Krankheit festgestellt. Das war im ersten Moment auch ein ziemlicher Schock, aber dann habe ich mich begonnen zu informieren. Dazu habe mir Bücher aus der Bibliothek ausgeliehen, aber auch Foren im Internet besucht. Informativ kann auch die Site eines Vereins bzw. Selbsthilfevereins sein. Für Dich wäre es beispielsweise Deutsche Morbus Crohn / Colitis ulcerosa Vereinigung - DCCV - e.V. /.
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