Witold Gombrowicz - Die Besessenen

vom 17.11.2009, 02:08 Uhr

Vielleicht kennt das Buch ja doch einer von euch! Für die Uni musste ich vor nicht allzu langer Zeit ein Buch lesen. Aber diesmal, im Gegensatz zu den anderen Malen, fand ich es überhaupt nicht schlimm.

„Die Besessenen“ ist ein Buch vom polnischen Autoren Witold Gombrowicz. Die meisten werden den Namen wahrscheinlich noch nie gehört haben. Hatte ich bis zu dem Zeitpunkt, an dem ich das Buch in einer Buchhandlung meiner Wahl bestellen musste, auch nicht. Doch wie ich schnell gemerkt habe, habe ich durch meine Unkenntnis einiges verpasst.

Das Buch wurde 1939 geschrieben, beziehungsweise veröffentlicht. Es spiegelt, neben der sich hoch schaukelnden und erschreckenden Handlung, auch die Theorie des Autors bezüglich „Formen“ sehr gut wieder. Die Theorie Gombrowiczs bezüglich der Form lässt sich eigentlich sehr einfach kurz fassen: er war gegen die Form. Gegen jegliche „Form der Form“, da diese, seiner Meinung nach, das Individuum zu einem Einheitsmenschen werden ließ. Und seiner Auffassung nach war der Mensch erst Mensch, wenn er Individuum war.

Jegliche Form, sei es gedankliche, politische, soziale, aber auch literarische war ihm zuwider. Dem entsprechen ist auch der Aufbau des Romans angeglichen. Denn um die Abscheu einer Form gegenüber und ihre Nutzlosigkeit demonstrieren zu können, muss man diese erst einmal bis ins kleinste Detail darstellen.

Das tut Gombrowicz auch in diesem Roman. Er handelt von einem jungen Mädchen und einem Tennis Lehrer, ihrer seltsamen Zuneigung zueinander und gleichzeitig Abneigung. Dem Schauerroman entsprechen findet diese erste Begegnung in der Nähe eines alten Schlosses statt, das von einem verrückten Herrscher bewohnt wird, der von seinem Financier an der kurzen Leine gehalten wird. Dieser Financier ist der Verlobte des jungen Mädchens, was natürlich irgendeine Form der Beziehung zu dem Tennis Lehrer nicht vereinfacht.

Gleichzeitig gibt es noch einen Spuk auf dem Schloss, den alle versuchen aufzuklären. Die Geschichte kursiert, dass der Spuk in der alten Küche des Schlosses mit dem Tod des Hausherrn zusammen hängt. Doch wie lässt sich dann das schwebende, Ekel erregende Handtuch in diesem Raum erklären? Warum üben das Pärchen des Tennislehrers und des jungen Mädchens solch eine Wirkung auf die Außenwelt aus?

Ich will natürlich an dieser Stelle das Ende nicht verraten, doch ich kann nur eines sagen: Gombrowicz ist seinem Motto der Form-Zerstörung treu geblieben. Das Ende ist eines, das man nicht erwartet. Die Erklärung was damals mit dem Sohn passierte und auch die des schwebenden Handtuchs fasziniert.

» KatieMcGee » Beiträge: 261 » Talkpoints: 9,99 » Auszeichnung für 100 Beiträge



Mich würde es nun sehr interessieren, was du studierst, beziehungsweise, in welchem Seminar du dieses Buch lesen musstest. Das Buch hört sich für mich aber wirklich interessant an. Diese Anti-Haltung gegenüber jeglichen Formen kennt man ja auch schon von Thomas Bernhard sehr gut. Mich würde es interessieren, wie Witold Gomrowicz diese Methode in seinem Buch angewandt hat und was dabei herausgekommen ist.

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» Prinzessin_90 » Beiträge: 35273 » Talkpoints: -0,01 » Auszeichnung für 35000 Beiträge


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