Allein erziehende Väter
Ich würde mal gerne eure Meinung zu allein erziehenden Vätern hören. Vielleicht mag die Frage komisch klingen, denn welchen Grund sollte es geben, der besagt, dass Männer ein Kind nicht genauso gut erziehen könne wie eine Mutter? Ich stelle die Frage nach eurer Meinung aber, da es nach wie vor weniger allein erziehende Väter als Mütter gibt.
Woran liegt das? Lässt sich dieses Phänomen damit begründen, dass es einfach schon immer (also seitdem es Scheidungen überhaupt gibt) so war? Oder liegt es daran, dass die Männer schon in der Ehe die Hauptverdiener waren und es dementsprechend auf der Hand liegt, dass der Mann auch nach der Scheidung weiter Vollzeit arbeitet und die Mutter zu Hause bei den Kindern bleibt (insofern sie noch sehr jung sind)? Habt ihr allein erziehende Väter im Bekannten- oder Verwandtenkreis?
Ich denke, dass trotz des wachsenden Anteils von allein erziehenden Vätern diese immer noch als „Exoten“ angesehen werden. Eine männliche Person aus meinem Bekanntenkreis hat sich noch während der Trennung mit seiner mittlerweile ehemaligen Freundin und Mutter seines Kindes darüber verständigt, dass das gemeinsame fünf Jahre alte Kind bei ihm bleibt. Dies liegt nun drei Monate zurück und noch immer muss er sich „rechfertigen“ und muss immer wieder Fragen wie „Warum ist xy denn nicht bei yz geblieben?“ beantworten. Er macht dies bereitwillig und legt die Gründe dar, ist aber immer mehr genervt von den immer wiederkehrenden Fragen.
Ich möchte übrigens mit diesem Thema niemandem zu Nahe treten, es gibt sicherlich sowohl Vor- und Nachteile bei jeder Lösung. Ich möchte auch nicht dafür plädieren, dass mehr Kinder bei ihren Vätern aufwachsen sollten! Mich interessiert einfach nur, warum dies so ist und wie ihr solche Fälle erlebt habt – gerade weil ich jetzt zum ersten Mal mit dem Thema persönlich konfrontiert werde.
Ich kenne 2 alleinerziehende Väter in meinem Bekanntenkreis. Einer arbeitet Vollzeit und das Kind ist in der Zeit im Hort (früher in einem Ganztagskindergarten). Die Mutter hat Besuchsrecht alle 14 Tage und da ist das Kind dann über das Wochenende. Dann kenne ich noch einen alleinerziehenden Vater von 3 Mädchen, die alle 3 in der Pupertät zu ihrem Vater gezogen sind. Sie wollen den Kontakt mit ihrer Mutter nicht groß haben und sehen sie nur sporadisch.
So ungewöhnlich finde ich es heutzutage nicht, wenn eine Mutter sich beruflich selbstverwirklichen will oder mehr Freizeit im Kopf hat und dadurch die Kinder lieber dem Vater überlässt.
Dass es aber noch weniger ist, dass Väter die Kinder haben liegt wahrscheinlich auch daran, dass man von jeher geglaubt hat und glaubt, dass die Bindung zur Mutter durch die 9 monatige Schwangerschaft einfach größer ist. Was ich selber aus Erfahrung wohl auch weitergeben kann. Ich hätte mir nicht vorstellen können meine Kinder dem Vater zu überlassen, als ich mich von ihm trennte.
Ich denke auch, dass allein erziehende Väter immer noch einen gewissen Exoten-Status haben, wobei ich persönlich das überhaupt nicht verstehen kann. Es gibt in meinen Augen absolut keinen Unterschied, ob die Kinder nach einer Scheidung bei dem Vater oder bei der Mutter aufwachsen. Wichtig ist nur, dass der entsprechende Elternteil liebevoll mit dem Kind umgeht, ein respektvoller Umgang möglich ist und dass die wirtschaftliche Situation stimmt. Diese Faktoren sind nicht vom Geschlecht abhängig, so dass grundsätzlich Vater und Mutter gleichermaßen geeignet sind.
Ich finde es unmöglich, dass sich offenbar Väter noch rechtfertigen müssen, wenn sie nach der Scheidung das Kind zu sich nehmen. Ich frage mich, aus welchen Gründen manche Leute immer noch der Meinung sind, dass ein Kind zur Mutter gehört und nicht zum Vater. Früher war es vielleicht so, dass das Kind eher der Mutter zugesprochen wurde, da die Erziehung der Kinder als Aufgabe der Frau angesehen wurde, während es Aufgabe des Mannes war, arbeiten zu gehen und das Geld nach hause zu bringen. Zum Glück sind viele Familien heute weiter, so dass beide Partner Vollzeit arbeiten gehen und das Projekt "Kind und Karriere" verwirklichen.
Ich denke nicht, dass Kinder eher zur Mutter gegeben werden, weil der Vater ja Vollzeit arbeitet. Ich erwarte auch von Müttern, dass diese arbeiten gehen und ihre Karriere vorantreiben. Ich kann nachvollziehen, dass es sinnvoll ist, einen Säugling in den ersten Monaten stärker zu betreuen als ein Schulkind. Allerdings sollte es dennoch möglich sein, wenigstens 40 Stunden pro Woche zu arbeiten. Ich finde es sehr ungünstig, wenn Kinder bei ihrer Mutter aufwachsen, wenn diese nicht arbeiten geht. So lernen die Kinder diese wichtige Seite des Lebens überhaupt nicht kennen und in vielen Familien ist die finanzielle Situation aufgrund dieses Faktors sehr angespannt.
Ich kenne einen einzigen Vater, der seine beiden Kinder nach der Trennung zu sich genommen hat. Er geht natürlich Vollzeit arbeiten, meistens zwischen 50 und 60 Stunden pro Woche, sehr häufig auch am Wochenende. Dafür verdient er vernünftig und kann eine Betreuung für die Kinder bezahlen, die für die Kleinen sorgt, wenn er gerade nicht da ist. Die Mutter hingegen arbeitet nur gelegentlich halbtags und hat auch gar kein Interesse an Arbeit, obwohl das Geld immer knapp ist.
Es hat auch was damit zu tun, das inzwischen die Meinung "Ein Kind gehört zur Mutter" Usus ist und das Männerbild oftmals auch in eine merkwürdige Richtung gedrängt wird. Männer und Kinder werden inzwischen oft leicht misstrauisch betrachtet und wir haben es uns als gesellschaft inzwischen angewöhnt die erziehung kleiner Kinder mit mütterlicher - weiblicher Erziehung gleich zu setzen. Glaubt ihr nicht?
Dann überlegt mal:
- Wieviele männliche Kindergärtner kennt ihr?
- Wieviele männliche Lehrer unterrichten an euch bekannten Grundschulen?
- Haben eure Kinder wenigstens einen männlichen Babysitter?
Es ist nicht so das Väter das mit der Erziehung nicht so gerne machen oder etwa nicht auf die Reihe bekommen würden, sie erhalten nur oftmals kaum die Gelegenheit dazu. Tendenziell neigen auch zB Gerichte dazu eher das Sorgerecht der Mutter zu übertragen, selbst wenn die Familienlage schon arg bedenklich ist. Im weitläufigen Bekanntenkres weiß ich von einem alleinerziehenden Vater, der inzwischen auf penetrante Nachfragen aufgegeen hat halbwegs höflich zu bleiben und ziemlich deutlich sagt "Es sind meine Kinder und ich liebe sie. Ihre Mutter hat seit einigen Jahren ein schweres Alkoholproblem und gefährdet sich und andere mit ihrem Verhalten.
Therapien bricht sich ab und die Wohnung in der sie haust ist gruselig. Soll ich meine Kinder dieser Lage ausliefern, nur weil sie zufällig biologisch an ihrer Entstehung beteiligt war?" Ist zwar ein Extremfall, aber er zeigt, das selbst dann noch Leute fragen "Ja, aber gehören Kinder nicht doch eher zur Mutter? Da gibt es doch Hilfen für so was ..." Und dann versucht mal nicht mit dem Kopf die Tischplatte zu zerschlagen.
Nun ja. Es ist ja nun mal so, dass in den meisten Familien die Mutter signifikant mehr mit den Kindern zu tun hat, solange sie noch klein sind. Es gibt so viele Väter von Kindergartenkindern, die ihre Kinder natürlich lieben, aber schon komplett überfordert sind, wenn die Mutter mal übers Wochenende wegfährt. Die Väter haben noch nie ein Pausenbrot zubereitet, sie wissen nicht, wo die Zopfgummis für die Tochter liegen und überhaupt kennen sie den Trick, wie man den Sohn zum Zähneputzen kriegt, nicht. Sie spielen zwar so oft wie möglich mit den Kindern, aber wenn es darum geht, den Alltag zu meistern, wissen sie wenig.
Das ist zwar schade und hat natürlich seine streitbaren Gründe, aber es ist eben in vielen Fällen so. Da ist es doch ganz natürlich, dass ein kleines Kind bei der Trennung in so einer Situation eher bei der Mutter bleibt als beim Vater, weil es bis dahin ja eben auch meistens so war.
Mir ist natürlich klar, dass das nicht immer so ist und dass es viele Gegenbeispiele gibt. Trotzdem ist es aber in sehr, sehr vielen Familien eben genauso und deshalb finde ich es auch nicht merkwürdig, dass es mehr alleinerziehende Mütter als Väter gibt.
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